4.1.4 Unwirksamkeit des öffentlichen Verkehrnetzes
Das 1996 ausgearbeitete Vorhaben für das öffentliche
Straßenverkehrnetz wurde in 2002 ohne Änderung der Buslinienstruktur
wieder aufgenommen. Mit den sechs geplanten Buslinien (Abb.13) sollten die
meisten Stadtteile« erreicht werden.
Abbildung 13: Vorhaben der Stadtbuslinien Quelle: nach
CUC(c), 1996, bearbeitet.
Die Verkehrsaufkommen wurden 2002 aktualisiert. Für die
gesamten Verkehrsflüsse wurden in 1996 auf diesen sechs vorprogrammierten
Linien etwa 30.000 Fahrgäste pro Tag berechnet.
In 2002 sollten diese etwa 59.000 Fahrgäste pro Tag
betragen; fast eine Verdoppelung des Standes von 1996. Um die Rentabilität
dieses Vorhabens zu prüfen, wurden unterschiedliche Varianten analysiert.
Eine dieser Varianten ist wie folgt in Tabelle 5 dargestellt.
Tabelle 5: Merkmale einer Variante der
Buslinienrentabilität
Linie Nr.-
|
Länge (km)
|
Fahrtzeit (Minute)
|
Rotationzeiten (Minute)
|
Anzahl der Rotation pro Bus
|
Anzahl der
vorgesehenen Busse
|
Anzahl der
Verkehrsteilneh mer pro Tag
|
1
|
9,6
|
38,4
|
92,16
|
10
|
10
|
7000
|
2
|
7,6
|
30,4
|
72,96
|
13
|
8
|
7280
|
3
|
9,3
|
37,2
|
89,28
|
11
|
9
|
6930
|
4
|
7,3
|
29,2
|
70,08
|
13
|
8
|
7280
|
5
|
10,3
|
41,2
|
98,88
|
10
|
10
|
7000
|
6
|
7,8
|
31,2
|
74,88
|
13
|
8
|
7280
|
Quelle : aus Direction de l'urbanisme (2002:49).
Die im Verkehrsplan von 1996 als aufzubauend bezeichneten
Straßen wurden bereits neu gebaut, um öffentliche Fahrzeuge mit
geringerem Risiko bewegen zu können.
Die Bewirtschaftung der Linien ist problematisch. Keine
Busgesellschaft bewirtschaftete diese Linien seit 1996 bis jetzt. Auf den
Linien befinden sich keine errichteten Haltestellen. Vor 1996 hatten nicht nur
die privaten Busbetreiber, sondern auch staatliche Busgesellschaften enorme
Misserfolge. Die unlautere Konkurrenz der Zemidjan gegenüber den
Autotaxifahrern ist noch vorhanden. Die Tatsachen kombiniert könnte ein
Risiko hervorrufen, in innerstädtische Busgesellschaften ohne die Garantie
der öffentlichen Hand zu investieren. Die Bewirtschaftung der
öffentlichen Verkehrsnetze könnte daher wegen der Unsicherheit der
Betreiber nicht realisiert werden. Diese Situation führt zu der Frage, wie
das öffentliche Verkehrsnetz bewirtschaftet werden kann.
4.1.5 Permanente Suche nach öffentlichen
Autohöfen und Stellplätzen
In der Stadt fehlen Stellplätze für die
unterschiedlichen Verkehrsmittel. Einzelne Personen sichern kurzfristig am Tag
die Nutzung der individuellen Verkehrsmittel durch die Bereitstellung
nichterrichteter Stellplätze. Wenn man beispielsweise in eine Kirche oder
eine Bank geht, kann man bei einer verantwortlichen Person auf dem Stellplatz
auf eigene Kosten sein Verkehrsmittel parken.
Was das öffentliche Verkehrsmittel betrifft, werden
Stellplätze permanent gesucht. Die Suche nach Stellplätzen ist nicht
nur für den Einstieg oder Ausstieg der beförderten Personen
angezeigt, sondern auch für andere Nutzungen wie Toiletten, Erholungsorte
der Fahrgäste etc, die nicht in Cotonou leben. Darüber hinaus sind
die Stellplätze weitere Einkünftequellen für die lokale
Verwaltung. In diesem Kontext ist ein ausreichendes Vorhandensein von
Stellplätzen für die öffentlichen Verkehrmittel notwendig. Die
Zemidjan sind dieser Teil des öffentlichen Verkehrs, der stundenlang auf
der Straße tätig ist. Sie brauchen momentan keine Haltestelle
für ihre Kunden. Für sie selbst gibt es nur spontane
Zemidjan-Höfe«. Zur Erholung halten die Zemidjan einfach
unter Bäumen oder irgendwo anders an, wo sie frische Luft atmen oder
schlafen können (Abb.14).
Abbildung 14: Zemidjan-Pause unter Bäumen.
Quelle : Felddaten: 2010
Auf die Frage, warum sie auf den Verkehrsmitteln schlafen,
antworten einige, um Zeit zu gewinnen, da ihre Wohnungen sehr weit entfernt von
der Innenstadt oder den Aktivitätszonen sind. Gegenüber dieser
Situation stellt sich die Frage, wie solche Bedürfnisse der Zemidjan
besser befriedigt werden können.
Die Autotaxifahrer hatten vor 1970 freiwillig Autohöfe in
Cotonou geschaffen. 1970 entstand ihre Organisation unter dem Namen CONATRAOD,
die die Kundenverteilung, Abgabenerhebung bei den Fahrern und die Aufteilung
der erhobenen Abgaben selbst steuerte. Ein Missbrauch der Einkünfte
führte zur Entstehung einer neuen Organisation SYNACODA (Nationale
Gewerkschaft für Fahrer von Dahomey) am 21. Juli 1972. Von 1976 bis 1990
war SYNACODA unter dem Namen UNACOB (Nationale Union von Fahrer in Benin) die
einzige Organisation, die den Sektor von Autohöfen selbst steuerte. Im
Laufe der Zeit wurden einige formelle Autohöfe (Tab.6) für die
Autotaxis eingerichtet.
Tabelle 6: Formelle Taxihöfe und Stellplätze in
Cotonou
Name
|
Fläche(m2)
|
Kapazität pro Auto
|
Baustand
|
Erreichbarkeit
|
Agonlin-Autohof
|
600
|
15
|
Unbebaut
|
schlecht
|
Kouhounou- Autohof
|
700
|
20
|
Unbebaut
|
gut
|
Jonquet- Autohof
|
1500
|
80
|
Gepflastert
|
gut
|
Zou-Nord- Autohof
|
2000
|
15
|
Unbebaut
|
gut
|
Ganhi-Str.866- Park
|
3600
|
115
|
Gepflastert
|
gut
|
Triangle- Park
|
4500
|
30
|
Gepflastert
|
gut
|
Stadium René Pleven
|
5400
|
112
|
Gepflastert
|
gut
|
Todomé- Park
|
5827
|
42
|
Gepflastert
|
schlecht
|
Dantokpa-Autohof
|
9000
|
250
|
Gepflastert und
Asphaltiert
|
gut
|
Flughafen-Park
|
10000
|
217
|
Gepflastert
|
gut
|
Stadium-Amitié
|
80300
|
2500
|
Beton
|
gut
|
Quelle : nach Mairie de Cotonou 2008
Die Stellplätze wurden durch vertragliche Prinzipen wie
Mitsteuerungsprinzip« und Konzessionsprinzip«
gesteuert. Die Steuerung der Autohöfe ist kritisch. Ein Indikator
dafür ist die schwache Erhebung von Gebühren (Tab.7) auf die
formellen Autohöfe. Tabelle 7 zeigt die geringeren
Erhebungsprozentsätze in Bezug auf die Haushaltsvoranschläge.
Tabelle 7 : Abgaben und Gebühren-Einkommen auf
öffentlichen Autohöfen
Jahr
|
Haushaltsvoranschlag in Euro
|
Haushalterhebung in Euro
|
Erhebungsprozentsatz
|
1998
|
4961946,99
|
111609,11
|
2,24
|
1999
|
6772619,86
|
120359,78
|
1,77
|
2000
|
7235126,15
|
144462,23
|
1,99
|
2004
|
91470,386
|
57883,98
|
63,28
|
2005
|
343013,94
|
83613,84
|
24,37
|
2006
|
335391,41
|
60456,66
|
18,02
|
Mittelwert
|
3289928,12
|
96397,60
|
18,61
|
Quelle: nach Tanmakpi A. Jaurès Snov(unbekanntes Jahr),
bearbeitet
Mindestens 80 % der Abgaben und Gebühren wurden
jährlich zwischen 1998 und 2006 bei den Autohöfen nicht erhoben oder
hintergezogen. Falls die Gebühren erhoben und nicht an die lokale
Verwaltung übertragen wurden, wurden sie hintergezogen. Das bedeutet, der
Anteil der erhobenen Gebühren wurde wegen Korruption und wegen der
unregelmäßigen Strafen gegen Steuerhinterzieher« und
Nichtzahler in Benin (vgl. Akohou G. Sagbo R., 2005:19) hintergezogen. Falls
die Gebühren tatsächlich nicht erhoben wurden, hängt dies an der
schwachen Beziehung zwischen den Akteuren, wie die Analyse der Organisation
gezeigt hat. Daher ist der Hauptgrund der niedrigen Gebührenerhebung
entweder der Mangel an der Durchführung der vorhandenen
Strafmaßnahmen und der Korruption oder die schwache Beziehung zwischen
den Akteuren. Daraus stellt sich die Frage, wie die Gebühren auf
Stellplätzen effizient erhoben werden können.
Die Autotaxifahrer suchen gegenwärtig nach
Stellplätzen wie die Zemidjan. Neben den formellen entstehen informelle
Autohöfe. Die formellen Autohöfe sind zu dicht. Der
Motorisierungsgrad nimmt zu. Die Autofahrer suchen irgendwo anders beim Bedarf
zu parken. Daraus ergibt sich die Frage, wie die zunehmende Nachfrage nach
Auto-Parkstellen befriedigt werden kann.
Die LKW-Höfe sind heutzutage kaum noch in der Stadt
Cotonou zu finden. Bis 1996 hatten die LKW-Fahrer ihre Wagen nach eigenen
Wünschen irgendwo geparkt, weil der Güterverkehr bis in die 1990er
Jahre von Cotonou aus zumeist auf Schienen erfolgte und keine Stellplätze
für die LKWs reserviert wurden. Folglich sind die Straßen in ihrer
Leistungsfähigkeit durch parkende LKWs eingeschränkt, wobei diese
Warteschlangen auf verschiedenen Strecken regelmäßig bilden.
Zur Lösung dieser Situation haben die Akteure (lokale
Verwaltung und der Nationalrat der beninischen LKWUnternehmen (CNCB))
unterschiedliche Standorte (in Godomey und Pahou...) ausgesucht und mit
LKW-Stellplätzen ausgestattet. Diese Stellplätze befinden sich in der
Umgebung von Cotonou, aber sie sind gering besetzt. Die LKWFahrer finden die
Standorte sehr weit vom Hafen und die Straßenverbindungen sind schlecht.
Der wichtigste Grund der geringeren Nutzung dieser Stellplätze ist die
Bindung der LKW-Fahrer an diese Standorte.
Da die bereitgestellten Stellplätze wegen der schlechten
Anbindung nicht benutzt werden, halten die LKW-Fahrer nach dem Ausgang aus der
Hafenzone irgendwo an, um auf genehmigte LKWs-Fahrtzeiten zu warten. Bei der
Suche nach Haltestellen zeigt die Polizei oft eine ablehnende Haltung, indem
sie nicht selten z.B. Wegfahrkrallen« an die LKWReifen montiert.
Daraus kann geschlossen werden, dass die Nichtreservierung der
LKW-Stellplätze und die schlechte Anbindung der Straßen
gegenwärtig zu einen permanenten Suche nach Stellplätzen führen.
Daher stellt sich die Frage, wie die Nachfrage nach Parkplätzen dauerhaft
gelöst werden kann.
|