3.2.3. Dritter Schritt: Fehlererklärung
Die Fehler, die die Lernenden begehen, können als Fehler
ihres momentanen Lernentwicklungsstandes betrachtet werden. Bei Satz 2 Das Pony
kommte angerannt« handelt es sich um einen Fehler von der Person, die
entweder noch nicht wusste, dass das Verb kommen« nicht
regelmäßig ist, oder die richtige Formbildung vergessen hatte. Dabei
können wir von den Flüchtigkeitsfehlern (z.B: letzter Buchstabe
vergessen), der Orthografie oder Fehlstart sprechen. Aber diese Fehler im
Mündlichen sind nicht so wichtig, weil sie meist einmalig von den
Lernenden oft selbst sofort erkannt und verbessert worden sind. In dieser Tat
sprechen wir von unsystematischen Performanzfehlern, im Englischen
mistake«, im Deutschen noch von der Fehlerleistung oder dem Irrtum.
Außer den unsystematischen Performanzfehlern haben wir systematische
Kompetenzfehler (auch error«, Fehler oder Ignoranz genannt). Systematische
Kompetenzfehler scheinen jedoch, wenn die Lernenden noch nicht oder mehr
wissen, wie sie es richtig machen sollen. Also gibt es mehrere Ursachen des
Fehlers. Um diese Ursache des Fehlers zu dechiffrieren, können wir neben
dem linguistischen Wissen auch psychologische, soziologische und didaktische
Vermutungen als Ursache des Fehlers erwähnen. So durch den Satz 1 (Es tut
mir leid, dass ich zu spät komme. Ich habe den Bus vermisst.) können
wir sagen, dass die Person das englische Wort miss« auf das Deutsche
überträgt und mit der deutschen
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Morphologie ausgeübt hat. Das heißt die Person kann
ein Englischer sein und somit das Resultat des Phänomens der ,,falschen
Freunde«. Hufeisen und Neuner (1999) zeigen auch dieses Problem des
Fehlers durch den Satz 3( zurück in Deutschland, habe ich studiert). Hier
bestimmen sie, dass es sich um eine französische Studentin, die den Satz 3
produziert hat, und dass sie auch im England studierte. Diese Studentin nach
eigenen Aussagen denkt, dass die Strukturen im Französischen und im
Englischen ähnlich mit Deutschen sind. Also bemerken wir, dass der Fehler
dieser Studentin von Interferenzen verursacht wird. So ist es wichtig
natürlich, die Sprachen der Lernenden zu erkennen, das bedeutet die
Sprachen, die die Lernenden können (Mutter- und andere Fremdsprachen) auch
kennen. In dieser Tat können auch die Erkenntnisse der kontrastiven
Linguistik (ggf. Kapitel 2) hier helfen.
In dieser Analyse der Fehlerursachen können wir sagen,
dass es sich um intersprachliche/zwischensprachliche Fehler handelt. Das
heißt die Fehler, die aus einer Vermischung von zwei oder mehreren
Sprachen kommen. (Fehlererklärung der Sätzen 1, 2 & 4) . Im Satz
2 (Das Pony kommte angerannt) ist die Ursache dieses Fehlers wegen der
Verwendung der Regel der Fremdsprache (regelmäßige
Präteritumsbildung) auch auf starken Verben intrasprachlich. Diese Art der
Fehler wird nur von Fremdsprachenlernenden produziert oder kleinen Kindern, die
noch ihre Muttersprache lernen. Dieses Phänomen nennt man
Übergeneralisierung. Als andere Sorte intralingualer Fehler haben wir die
Überdifferenzierung. Man spricht von der Überdifferenzierung, ,,wenn
jemand z.B die Auslautverhärtung nicht beachtet und Rad und Rat
unterschiedlich ausspricht, nämlich Rad fälschlicherweise stimmhaft
und Rat stimmlos.« (Hufeisen und Neuner, 1999, S. 71). Nach diesem Zitat
können wir sagen, dass die Aussprache eines Lautes von einer Sprache zu
einer anderen abhängt. Der Laut scheint als ähnlich, aber man
schreibt unter der Berücksichtigung von seiner Sprache.
Satz 6 (Bist du Frau Müller?) erklärt vielleicht die
Übertragung aus einer Sprache, in der es keine Unterscheidung zwischen
,,du« und ,,Sie« gibt. Das heißt, es gibt keine Unterscheidung
zwischen der einfachen Form und der Höflichkeitsform. Beispiel mit
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Englischem ,,you«(du) und ,,you« (ihr/Sie) oder die
Person kennt noch nicht Höflichkeitsform im Deutschen.
Henn (1977 zitiert nach M. Imider) hat in Rahmen der
kontrastiven Linguistik eine
Fehlertypologie vorgestellt, nämlich die
Kontrastnivellierung, die Kontrastverschiebung und die
Kontrastübertreibung.
? Kontrastnivellierung ist die Tatsache, dass einzelne
Merkmale und/oder Regeln von einer Sprache (=L1) auf zweite Sprache (=L2)
übertragen werden. Henn (1977) unterscheidet zwei Typen der
Kontrastnivellierung:
? False Friends: ,,er vermisst den Bus« (= he misses the
bus). Man glaubt manchmal, dass die Wörter, die sich in beiden Sprachen
ähnlich anhören oder ähnlich geschrieben werden, haben die
gleiche Bedeutung. Es ist möglich, dass manchmal das stimmt oder nicht.
? Divergenz: ,,sie kennt, was zu tun ist« (=He knows what
to do). Hier steht eine englische Form ,,know« und zwei Formen im
Deutschen ,,wissen« und ,,kennen« gegenüber und es ist schwierig
für die
Fremdsprachenlernenden, besonders die
englischen Fremdsprachenlernenden zu wissen, wann sie welche der beiden
Formen benutzen müssen. Als Gegenteil zur Divergenz haben wir
,,Konvergenz«: Hier hat der Deutschlernende keine Schwierigkeit, um die
Wörter ,,kennen« und ,,wissen« in der englischen Form
,,know« zu lernen.
? Kontrastverschiebung: Hier geht es um keine L1-L2
Übertragung, sondern eine falsche Regel innerhalb der L2
(intrasprachlich): ,,er kommte« (=er kam), ,,er kennte« (=er kannte).
Hier wurde immer die regelmäßige Präteritumsbildung auf ein
starkes Verb angewendet.
? Kontrastübertreibung: Eine unpassende L2-Regel wird
angewendet, wo kein Kontrast zwischen der L1 und der L2 vorhanden ist, nach
Henn (1977). Diese Meinung von Henn bedeutet, dass eine Regel in der L2 in der
L1 zulässig sein kann.
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Nicht alle intrasprachlichen Fehler können mit der
Fehlertypologie von Henn (1977) abgedeckt werden, aber ein großer Teil.
Also wie können wir die Fehler klar und leicht verbessern und bewerten?
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