2.2.1.2. Interferenzfehler
Interferenzfehler bezeichnen jene Fehler, die durch den
Einfluss der Muttersprache auf die ZS vorkommen. Sie erscheinen meistens im
Entwicklungsstand des Sprachkönnens beim Fremdsprachenerwerb, bei dem die
Beherrschung der neuen Sprache noch nicht erreicht ist (Interimssprache).
Bernstein (1975, S. 19) schließt, nachdem er wissenschaftliche
Untersuchungen gemacht hatte, dass 85% der Gesamtfehler sich auf die
Interferenz der Muttersprache zurückzuführen lassen. Die
häufigsten Interferenzfehler kann man im Bereich der Grammatik, der
Aussprache und des Wortschatzes beobachten. Also im Fall Kameruns z.B,
während der deutsche DaF-Lehrer sich schwierig orientiert, was der Lerner
ausdrücken wollte und die umschreibende Erklärung verlangt, dekodiert
der kamerunische Deutschlehrer auf Grund seiner Kenntnis der Sprachstrukturen
im Französischen bzw. im Englischen schnell die Bedeutung der inkorrekten
Aussage des Lerners.
2.2.2. Ursachen für die Entstehung von
Interferenzfehlern
Für die Entstehung von Interferenzen spielen nicht nur
außersprachliche, sondern auch strukturelle Faktoren eine große
Rolle.
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2.2.2.1. Strukturelle Faktoren
Das Erscheinen von Interferenzen begünstigt sprachliche
Voraussetzungen. Die Hervorhebung dieser linguistischen Voraussetzungen scheint
also auf Grund der Zielsetzung unserer Arbeit in Bezug auf die
nachträgliche Interferenzanalyse sinnvoll zu sein. Deswegen wird nun der
Frage nach der Relevanz struktureller Anordnungen für das Zustandekommen
von Interferenzerscheinungen nachgegangen. Weinreich (1976) bringt die folgende
These zum Ausdruck:
Je größer die Unterschiedlichkeit der Systeme ist,
das heißt je zahlreicher die sich gegenseitig ausschließenden
Formen und Strukturschemata in jedem sind, umso größer ist das
Lernproblem und umso zahlreicher sind die potentiellen Ansatzpunkte für
Interferenzen. (S. 16)
Diese ausgedrückte These besagt, dass das Auftreten von
Interferenzen direkt proportional von der Verschiedenheit zweier Sprachsysteme
abhängt. Auch Juhàsz (1970, S. 15) kommt zum Ausdruck, indem er
behauptet, dass ähnliche Sprachen zwar anfänglich leichter zu lernen
seien, dass ihre vollständige Beherrschung durch diese Ähnlichkeit
dennoch erheblich erschwert werde.
Laut Wode (1993, S. 99) müssen die beteiligten
linguistischen Strukturen einander hinreichend ähnlich sein«, damit
der Transferprozess überhaupt verlaufen kann. Ob dieser Prozess zu
Interferenz oder zum positiven Transfer führt, hängt vornehmlich von
der Beschaffenheit der beteiligten mutter- bzw. fremdsprachlichen Strukturen
ab. Wenn die Strukturelemente beider Sprachen, die in den Transferprozess
involviert werden, ähnlich sind, führt es zum positiven Transfer und
somit zu einer Lernerleichterung. Unterschiede zwischen beiden Sprachen lassen
hingegen Interferenzen und damit Lernschwierigkeiten entstehen (Vgl. Vogel,
1990, S. 212). Czochralski (1971, S. 21) nennt ein weiteres kulturelles
Phänomen, das sowohl intralinguale als auch interlinguale Interferenzen
verursachen kann: Die eine, die Ausgangssprache, hat eine Kategorie oder
Struktur in der Systemstelle, wo die andere Sprache eine Leerstelle
aufweist«. Diesbezüglich unterscheidet Uhlisch (1992, S. 43) zwischen
dem Vorhandensein einer Nullstelle in der Fremdsprache einerseits und in der AS
andererseits, da die Leerstelle zum Auslöser für den Transfer und
somit die
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Interferenzerscheinungen sein kann. Auch die Mangel einer
Kategorie in der Muttersprache, die man dennoch in der ZS zum Ausdruck bringt,
kommt auch mit Interferenzrisiko vor. Für diese Nullstelle müssen
sich die Lernenden eine neue Kategorie der Fremdsprache aneignen. Uhlisch weist
darauf hin, dass es zum interlingualen Transfer führt, wenn es zur
Nicht-Realisierung der betreffenden Kategorie in der Fremdsprache kommt. Dies
ist jedoch für die Phase der Anfänger, bei der im späteren
Lernverlauf intralinguale Interferenzen beherrschen.
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