2.1.5.4. Kontrastive Pragmatik
Die Pragmatik ist der Teilbereich der Linguistik, die das
Phänomen der Sprachverwendung in der Rede und Kommunikation untersucht.
Ihr Ziel ist es, die Interaktion zwischen linguistischen und
extralinguistischen Kenntnisse zu beschreiben. Sie untersucht die
Voraussetzungen für die Realisierung kommunikativer Akte bzw. Sprechakte.
Also beschäftigt sich die kontrastive Pragmatik mit der Intention (Was
will die sprechende Person aussagen und erreichen?) und mit der Konstellation
der Gesprächsbeteiligten (Hufeisen und Neuner, 1999, S. 32). Kontrastive
Pragmatik zeigt, wie die Menschen unterschiedliche Sprachorten sich verhalten.
Wie man in welcher Umgebung grüßt, verabschiedet oder noch einen
Wunsch ausdrückt. Beispielsweise, mit dem Sprachhandeln
,,verabschieden«.
Im Bereich des Schriftlichen können wir mehr
Ausdrücke im Deutschen, Französischen und Englischen haben. Im
Deutschen ist die gebräuchlichste Verabschiedungsformel ,,Auf
Wiedersehen« oder nur ,,Wiedersehen«. Diese Form ist gleichzeitig
formell und informell, weil man sie mit bekannten und unbekannten Personen
benutzen kann. Tm Englischen haben wir ,,good bye« und im
Französischen ,,au revoir«. Man bemerkt, diese Verabschiedungsformeln
sind im Deutschen, Französischen und Englischen formell und informell. Bei
Handykonversation sagt man ,,Auf Wiederhören«; bei Nachricht oder
Mail sagt man ,,Auf Wiederlesen«. Nach dieser Form haben wir weitere
Verabschiedungsformeln, die die jüngeren Leute am meisten verwenden. Zum
Beispiel: Tschüss/Ade, Bis bald, Bis Morgen, Tschau, Leb wohl, Lass es dir
gut gehen usw. Hier werden wir einen Vergleich zwischen Deutsch
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und Englisch machen, d.h. eine hierarchische Beziehung
zwischen den Verabschiedenden zu zeigen und eine Notation darzustellen. Durch
ein Beispiel von (Hufeisen und Neuner, 1999 S. 33-34)
- Ist die Situation, in der ...« benutzt wird, formell? Ja =
+, nein = - (also informell)
- Ist eine Person älter? Ja = +, nein = - (also
jünger)
- Sind die Sprechenden gleich alt? Ja = +, Nein = - (also
unterschiedlich alt)
- Besteht zwischen den Sprechenden ein hierarchisches
Gefälle? Ja = +, Nein = - - Ist die Formel modern? Ja = + , Nein = - (also
eher veraltet)
Deutsch Formell Älter Gleich alt hierarchisch modern
Auf Wiedersehen +/- +/- +/- +
Tschüss/Ade - - + +
Mach's gut - +/- +/- +
Bis bald - +/- +/- +
Lass es dir gut gehen - + + -
Tschau - - + + +
Leb wohl - + + + -
Beispiel im Englischen
Englisch Formell Älter Gleich alt hierarchisch Modern
Good-bye +/- + + +
Bye-bye - +
Bye +/-
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See you - +
Cheers - + +
Cherio - +
Take care - +
2.1.5.5. Kontrastive Lexik
Unter dem Wort Lexik versteht man Wortschatz einer Sprache.
Synonyme dafür sind Lexikon, Wortschatz, Vokabular. Hier wird eine kurze
Beschreibung von Internationalismen, semantischer Divergenz und Konvergenz,
Nominationsverfahren, falschen Freunden ins Licht gebracht.
1 - Internationalismen: Es sind Wörter,
die in mehreren Sprachen mit gleichen oder zumindest sehr ähnlichen
Bedeutungen und Herkunft vorhanden sind. Das Wort wird dabei in verschiedenen
Sprachen gleich geschrieben und verstanden. Beispiele dafür sind:
Deutsch Englisch Französisch
Funktion Function Fonction
Nation Nation Nation
Organisation Organization Organisation
Korruption corruption corruption
Man versteht die Bedeutung dieser Wörter, deren Ursprung
aus Lateinischen kommt, in drei verschiedenen Sprachen ohne Bemühung.
2 - Semantische Divergenz und Konvergenz:
Hier brauchen wir zuerst das Wort Äquivalenz« zu bestimmen.
Äquivalenz ist Gleichwertigkeit, d.h. die Übereinstimmung der
Bedeutung sprachlicher Zeichen bzw. Zeichenkombination zweier oder mehreren
Sprachen. Sie ist jeweilige Entsprechungen einer Lexik in einer anderen
Sprache. Hausmann unterscheidet zwischen Divergenz und Konvergenz als
unterschiedliche Äquivalenzbeziehungen.
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- Divergenz: Sachverhalt, dass ein ausgangssprachliches Wort
zwei oder mehreren Äquivalenzen in der ZS entspricht.
- Konvergenz: Umgekehrter Fall - Situation, dass ein
zielsprachliches Wort zwei oder mehreren Äquivalenzen in der AS
entspricht.
Schließlich sind zwei Äquivalenztypen nämlich
die Eins-zu-viele Entsprechung oder die Diversifikation und die Viele-zu-eins
Entsprechung auch Neutralisation genannt, zu unterscheiden. Hier haben wir
fünf Entsprechungstypen:
-Die Eins-zu-eins-Entsprechung: AS-Ausdruck ? ZS-Ausdruck
Z.B: dt. Wasser ? frz. eau
ZS dt. Der Gast
-Die Eins-zu-viele-Entsprechung: AS-Ausdruck ZS dt. Der
Ausländer
frz. L'étranger ZS dt. Der Fremde
AS dt. Korruption
-Die Viele-zu-eins-Entsprechung: AS dt. Verderbtheit ZS frz.
corruption
AS dt. Bestechung
-Die Eins-zu-Null-Entsprechung: AS-Ausdruck ? ZS-Fehlstelle
dt. Staatsanwaltschaft ? engl.?
-Die Eins-zu-Teil-Entsprechung: AS-Ausdruck ? ZS-Ausdruck
dt. Stimmung ? frz. Ambiance dt. Geist ? engl. mind
3 - Nominationsverfahren: Es fällt in
dem Bereich der Wortbildung bzw. der Lexikologie. Sie ist eine Sprachhandlung
des Benennens. Der Sprecher macht einen von ihm gemeinten Sachverhalt durch
eine Benennung für die Kommunikation
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verfügbar. Er muss bei dieser Benennung den Wandel ihrer
umgebenden Welt in Betracht ziehen.
4 - Falsche Freunde: Die sogenannten Faux
amis« sind die Wörter, die zu zwei verschiedenen Sprachen
gehören, und die eine große Gemeinsamkeit in der Form haben, aber in
der Bedeutung sind unterschiedlich. Man differenziert zwischen interlingualen
und intralingualen falschen Freunden. Interlinguale falsche Freunde sind Paare
von Wörtern oder Ausdrücken aus zwei Sprachen, die orthographisch
oder phonetisch ähnlich sind, jedoch unterschiedliche Bedeutungen haben.
Intralinguale falsche Freunde oder Paronyme bezeichnen diachronische und
synchronische falsche Freunde.
Einige Beispiele aus Englischen findet man in dem
Folgenden.
Englischer Wortschatz Falsche Bedeutung (dt.) Richtige
Bedeutung (dt.)
also also auch
become bekommen werden
cream creme Sahne
genial genial freundlich
principally prinzipiell hauptsächlich
sensible sensibel vernünftig
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