1.5.2.1. Textsortenkonventionen
Textsortenkonventionen der ZS können sich von denen der
AS mehr oder minder stark differenzieren. Jedoch ist der Übersetzer gut
bereit, Kritik zu machen:
So, wie fast jeder Ausgangstext, ganz allgemein gesagt, in
irgendeinem Punkt ,, Defekte« aufweist (seien es sachliche oder logische,
seien es grammatische oder lexikalische), die der Übersetzer sozusagen
stillschweigend korrigiert, kommt es auch häufig vor, dass gegen die
Textsortenkonventionen schon im Ausgangstext verstoßen wird. (Kautz,
2002, S. 123)
Wichtig zu unterstreichen ist also, dass ein erfahrener
Übersetzer häufig größer als die Textsortenkonventionen
des Ausgangstextverfassers ist. Das heißt, der Übersetzer muss nicht
nur die Textsortenkonventionen der AS passiv erkennen, sondern auch diese der
ZS aktiv beherrschen. Die Rolle der Textsortenkonventionen ist natürlich
bei schrecklich konventionalisierten wichtiger als bei weniger stark
konventionalisierten Textsorten.
1.5.2.2. Formale Konventionen
Als formale Probleme, die bei der Übersetzung eine Rolle
spielen können, und die in verschiedenen Sprachen unterschiedlich
gelöst werden, unterscheiden wir elf formale Konventionen und zwar:
? Die Behandlung und/ oder Kennzeichnung von direkter bzw.
indirekter Rede. ? Die Behandlung von Zitaten,
? Die Behandlung von bibliographischen Angaben,
? Die Interpunktion, hier die Regeln, wenn überhaupt
vorhanden, unterscheiden sich von Sprache zu Sprache.
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Die Gliederung und andere suprasegmentale Merkmale des Textes
· Die Behandlung von Namen bei der Übersetzung
· Die Transkription12 bzw.
Transliteration13 von Namen
· Die Behandlung von Anredeformen
· Die Behandlung von Maßeinheiten
· Das Zitieren von Buchtitel oder Titeln von
Bühnenstücken
· Höflichkeitskonventionen.
1.5.3. Sprachenpaarspezifische
Übersetzungsprobleme
Das Resultat der strukturellen Unterschiede zwischen den
Systemen der Ausgangs-und der Zielsprache kommt aus den
sprachenpaarspezifischen Übersetzungsproblemen. ,,Sie äußern
sich im unterschiedlichen häufigen Auftreten bestimmter lexikalischer und
grammatischer sowie allgemeinstilistischer Phänomene in (bestimmten Texten
der) beiden Sprachen.« Kautz (2002, S. 124)
1.5.3.1. Lexik
Als lexikalische Probleme der Übersetzung gehören die
Folgenden:
· Probleme, die in Beziehung mit der relativen
Häufigkeit von Wortarten stehen.
· Interlinguale faux Amis, das heißt,
Scheinentsprechungen im Wortschatz, eine häufige
Interferenzerscheinung.
· Die Behandlung von Substandardismen,
Regiolekt14-, Dialekt15-, Soziolekt16-, und
Idiolekt-Wörtern.
· Die Übersetzung von Realien- Bezeichnungen und
fehlenden Wörtern.
12 Wiedergabe der Aussprache von lexikalischen
Einheiten oder Texten bzw. tatsächlich vorliegender lautsprachlicher
Äußerungen spezieller phonetischer Lautschrift.
13 Umsetzen eines Textes aus einer Schriftart in
eine andere, z.B. von japanischen (silbischen) Schriftzeichen in eine
lateinische (alphabetische) Buchstabenfolge.
14 Auch Regionalsprache oder regionale Umgangssprache
genannt.
15 Lokale oder regionale Sprachvarietät.
16 Als Soziolekt oder Gruppensprache werden in der
Soziolinguistik diejenigen Varietäten bezeichnet, die durch eine bestimmte
Gruppe hervorgebracht sind bzw. allgemein auf gesellschaftlichen Faktoren
beruhen.
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