I.1. Personalmarketing
I.1.1. Begriffserläuterung
Der Begriff des Personalmarketings stammt aus dem Ende der
sechziger Jahre, und ist aufgrund einer quantitativen Verknappung von
Arbeitskräften entstanden1. Dieser Arbeitskraftmangel war zu
dieser Zeit des Wiederaufbaus Deutschland so problematisch, dass die
Personalwerbung nicht ausreichend war, um potenzielle Mitarbeiter
anzuziehen2. So kam die Idee, die Marketinggrundgedanken dem
Personalmarketing anzupassen, deshalb erschien zum ersten Mal der Begriff des
Personalmarketings, und hatte als einziges Ziel, zu rekrutieren. Diese
Rekrutierungsfunktion stellt den Begriff des Personalmarketing im engeren Sinne
dar, und platziert das Personalmarketing auf der operativen Ebene. Man
bezeichnet das Personalmarketing im engeren Sinne als die Erschließung
des externen Arbeitsmarkts durch Auf- und Ausbau eines positiven Image auf
Beschaffungsrelevanten Arbeitsmarktsegmenten«.3 Im Laufe der
Jahre hat sich dieses Konzept weiterentwickelt, da die technologische
Entwicklung und die Internationalisierung einen hohen Bedarf an qualifizierten
Mitarbeitern und somit einen qualitativen Arbeitskraftmangel verursacht hat,
und da neue Ansätze die Wirkung der Motivation auf die Leistungs- und
Unternehmensergebnisse gezeigt haben. So entstand der Begriff des
Personalmarketings als eine «bewusste und zielgerichtete Anwendung
personalpolitischer Instrumente zur Akquisition von zukünftigen und
Motivation von gegenwärtigen Mitarbeitern»4. Deshalb
vertritt Strutz die Meinung, dass alle Mitarbeiter, die eine
Personalverantwortung tragen oder alle Mitarbeiter, die das Unternehmen nach
außen repräsentieren, Akteure des Personalmarketings sind, und nicht
mehr nur die Personalabteilung.5 Schon ab diesem Zeitpunkt wurden
die Ziele des Personalmarketings nicht mehr nur auf das Recruiting
beschränkt sondern nahmen eine strategische Ausrichtung an.
Da die Entwicklung der Unternehmensbedürfnisse eine
große Nachfrage an Fach- und Führungskräften bei vielen
Unternehmen in den letzten Jahren verursacht hat, wurde im Personalmarketing
der Kunde in den Mittelpunkt gestellt. So entsprach das Personalmarketing
demnach der «Aufgabe des Personalmanagements, die sich an dem Unterneh
1 Vgl. Hauenstein, Tamara: Zielgruppenorientiertes
Hochschulmarketing : Ein Instrument für die Baubranche ?, (VDM Verlag Dr.
Müller) Saarbrücken 2008, S.12
2 Vgl. Schmidt, Simone: Hochschulmarketing :
Grundlagen, Konzepte, Perspektiven, (VDM Verlag Dr. Müller)
Saarbrücken 2007, S. 15
3 Drumm, Hans-Jürgen: Personalwirtschaft, 5.
Auflage, (Springer) Berlin 2005, S.350.
4 Scholz, Christian : Personalmanagement, 5.Auflage,
(Verlag Vahlen) München 2000, S. 417
5 Vgl. Scholz, Christian : Personalmanagement,
5.Auflage, (Verlag Vahlen) München 2000, S.421
menserfolg orientiert und alle personalbezogenen Aktivitäten
des Unternehmens unter der Perspektive der Kundenorientierung
betrachtet»6.
I.1.2. Produktmarketing versus
Personalmarketing
Um eine erfolgreiche Personalmarketingstrategie zu entwickeln,
muss man das Personalmarketing vom Produktmarketing abgrenzen. In der Literatur
werden diese zwei Begriffe auf verschiedener Ebene unterschieden. Scholz
identifiziert vier grundlegende Unterschiede, und zwar der Gegenstand, die
Adressaten, die angewandte Methoden und die Aktionen. Erstmals kann ein
Unterschied zwischen den jeweiligen Gegenstände bemerkt werden: beim
Produktmarketing ist der Gegenstand das Produkt, während es sich beim
Personalmarketing um den Arbeitsplatz handelt. Den zweiten Unterschied stellen
die Adressaten dar, die den Neu- und Altkunden beim Produktmarketing und den
zukünftigen und gegenwärtigen Mitarbeitern beim Personalmarketing
entsprechen. Dann werden auch die verschiedenen Methoden differenziert. Scholz
unterscheidet hier die Absatzmarktforschung von der Arbeitsmarktforschung, die
Imagekampagnen von den Personalimageanzeigen, den Produktmarketing-Mix vom
Personalmarketing-Mix, und die After Sales Services von den
Mitarbeitergesprächen. Als Maßnahmen stehen statt der
produktbezogenen Positionierung und den Markstrategien die Positionierung auf
dem Arbeitsmarkt und die Personalimagestrategien im Vordergrund.7
Neben diesen Merkmalen werden in der Literatur weitere Aspekte betrachtet, wie
das Entscheidungsrisiko, die Art der Entscheidungsfindung und die
Qualitätsprüfung bei den zwei Konzepten. So ist das Risiko bei der
Kaufentscheidung sehr niedrig, da ein Produkt viele Garantien und ein
Rückgaberecht einschließt. Ganz im Gegenteil ist das Risiko bei
einer Arbeitsplatzwahl viel höher, weil die Garantien hier sehr begrenzt
sind und das Rückgaberecht (die Eigenkündigung) stark beschränkt
ist8. Dann stellt die Art der Entscheidungsfindung andere
Unterschiede dar. Während die Entscheidung für ein Produkt eine
kurzfristige Wirkung hat, und eher emotional ist, ist die Entscheidung für
einen Arbeitgeber eher rational, und wirkt langfristig. Im Produktmarketing ist
auch die Qualität eines Produktes einfacher nachprüfbar, da die
Qualität durch Qualitätskontrollen und Testurteile geprüft wird,
während die eines Arbeitsplatzes sehr stark von Personen wie einem
Vorgesetzten abhängig ist.9
6 DGFP e.V: Erfolgsorientiertes Personalmarketing in
der Praxis, 1.Auflage, Bielefeld 2006, S.27
7 Vgl. Scholz, Christian: Personalmanagement,
5.Auflage, (Verlag Vahlen) München 2000, S.417
8 Vgl. Beck, Christoph: Personalmarketing 2.0, vom
Employer Branding zum Recruiting, (Luchterhand) Köln 2008, S.15
9 Vgl. Beck, Christoph : Personalmarketing 2.0, vom
Employer Branding zum Recruiting, (Luchterhand) Köln 2008, S.15
I.1.3. Die Herausforderungen des
Personalmarketings
Das Personalmarketing zählt heute drei
Hauptherausforderungen, und zwar ein Akquisitionsproblem, ein
Profilierungsproblem und ein Motivationsproblem10.
Da das erste Ziel des Personalmarketings das Recruiting ist,
stehen die Unternehmen vor einem Akquisitionsproblem, das auf
Grund einer hohen Nachfrage an Fach- und Führungskräfte entstanden
ist, dadurch sind die Märkte heute stark umkämpft.
Aufgrund dieses Akquisitionsproblems hat sich ein starker
Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt entwickelt, deshalb ist es viel schwieriger
für ein Unternehmen, sich von den anderen abzugrenzen. Da gleichzeitig
identische materielle Vorteile angeboten werden, entsteht das
Profilierungsproblem. Dieses kann nur vermieden werden, wenn
die Unternehmen sich durch immaterielle Eigenschaften
unterscheiden11, wie zum Beispiel ein gutes Arbeitgeberbild. Nachdem
das Unternehmen die geeigneten Bewerber gefunden und eingestellt hat, muss
dennoch darauf geachtet werden, dass diese Mitarbeiter eine gute Leistung
erbringen. Deswegen spielt auch hier das Personalmarketing eine sehr wichtige
Rolle, weil dies auch zum Ziel hat, die Mitarbeiter langfristig an das
Unternehmen zu bin-den. Dadurch entsteht ein
Motivationsproblem. Das Unternehmen muss herausfinden, was
einen Mitarbeiter motivieren kann, und zudem mehr als in anderen Unternehmen.
Da hier die selbe Bemerkung gemacht werden kann, und zwar dass viele
Unternehmen die selben Vorteilen anzubieten scheinen, wie im Bereich des
Entgelts oder der Arbeitszeit, muss überlegt werden, wodurch man sich von
anderen Unternehmen abgrenzen kann. Dies bringt uns zu den drei
Hauptkomponenten des Personalmarketings, die zu einer Lösung dieser drei
Probleme führen sollen.
10 Vgl. Scholz, Christian: Personalmanagement, 5.
Auflage, (Verlag Vahlen) München 2000, S. 417
11 Vgl. Schmidt, Simone: Hochschulmarketing,
Grundlagen, Konzepten, Perspektiven, (VDM Verlag Dr. Müller)
Saarbrücken 2007, S.17
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