Die Perspektiven einer neuen französischen Afrikapolitik im frankophonen Afrika südlich der Sahara( Télécharger le fichier original )par El-Houssein Aw Freie Universität Berlin - Master in Political Science 2005 |
französischen Kolonialföderationen in Afrika (AOF)92(*) und (AEF)93(*)On donne l'indépendance, à condition de respecter les accords de coopération conclus antérieurement; il y a deux systèmes qui entrent en vigueur en même temps: l'indépendance et la coopération: l'un ne va pas sans l'autre.«94(*) C'est un fait: la décolonisation est notre intérêt; pourquoi resterions-nous accrochés à des dominations coûteuses, sanglantes et sans issue, alors que notre pays est à renouveler de fond en comble? (...) Notre aide et notre secours, pourquoi les donnerions-nous si cela n'en valait pas la peine? Si ce que nous apportons ne comporte aucune contre-partie? Est-ce qu'en les laissant libres de se gouverner eux-mêmes, il nous fallait les lâcher, les brader loin de nos yeux et de notre coeur? Non, si leur administration novice, leur économie naissante, leur défense à ses débuts, leurs finances inorganisées, leur diplomatie tâtonnante recouraient à nous pour s'établir, il faudrait nous y prêter.«95(*) Anders aber als vielerorts befürchtet, explodierte dieses Kolonialreich mit seinen autoritären, hierarchischen Verwaltungsstrukturen (die auch die indigene politische Elite zum Befehlsempfänger degradierten) nicht, als Frankreichs Autorität und Handlungsfähigkeit in zwei Weltkriegen zutiefst erschüttert wurde. In beiden Kriegen gelang es Frankreich vielmehr, erhebliche Unterstützung aus seinen Kolonien zu beziehen. Waren es im Erstem Weltkrieg noch vorwiegend die Humanressourcen des Empire (ca. 350 000 Soldaten und etwa 200 000 Arbeitskräfte kamen aus den Kolonien), die im Krieg gegen Deutschland Unterstützung boten96(*), so gewannen im Zweiten Weltkrieg darüber hinaus die strategischen Reserven des Empire - und insbesondere der Raum Afrika- unschätzbare Bedeutung. Ohne sein Empire«, so erklärte der spätere Senatspräsident Gaston Monnerville am 25. Mai 1945 vor der beratenden Versammlung (Assemblée consultative), wäre Frankreich heute nur ein befreites Land. Dank seines Empire ist Frankreich eine Siegermacht.« Frankreich konnte zwar von deutschen Truppen besetzt werden, aber das Empire entzog sich diesem Zugriff. Der nicht unerhebliche Beitrag der Kolonien zur personellen, materiellen und psychologischen Unterstützung Frankreichs im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg hat jedoch nicht die französische Bereitschaft, eine stärkere Selbstbestimmung der Kolonien zu akzeptieren, begünstigt. Im Gegenteil, Frankreich profilierte sich als die westliche Kolonialmacht, die mehr als anderthalb Jahrzehnte, von 1947 bis 1962, um den Bestand seines Kolonialreiches Krieg führte, zunächst in Indochina (1947-1954) und Madagaskar (1947), dann in Algerien (1958-1962), wo nahezu eine Million dort ansässige französische Siedler die Auseinandersetzung komplizierten. Der Gedanke einer föderalen Entflechtung des Kolonialreiches blieb der französischen Administration lange fremd. In der Erklärung de Gaulles von Brazzaville aus dem Jahr 1944, mit der Frankreich erste Reformkonzepte zur Verwaltung seines Empire nach dem Zweiten Weltkrieg präsentierte, ist zwar von einer administrativen Dezentralisierung die Rede, jedwede Hoffnung auf Autonomie oder Selbstverwaltung wird jedoch blockiert.97(*) 1945 wurde in Frankreich eine verfassunggebende Versammlung gewählt, zu der erstmals Wähler aus dem subsaharischen Afrika 24 eigene von insgesamt 586 Abgeordneten entsenden konnten. Der Verfassungsentwurf, der im April 1946 vorgelegt wurde, sah eine Französische Union« vor, die die Kolonien umfasste und allen Einwohnern das Staatsbürgerrecht verlieh. Gerade deswegen, aus Angst vor einer kolonialen Majorisierung, lehnte die Bevölkerung Frankreichs im Mai 1946 diese Verfassung ab. Nach Neuwahlen im Juni erarbeitete die konservativer ausgerichtete zweite verfassunggebende Versammlung ein dann tatsächlich verabschiedetes Grundgesetz, das den Einwohnern der Kolonien nur noch ein Staatsbürgerrecht zweiter Klasse einräumte. Immerhin war das verhasste Indigènat in den Kolonien abgeschafft worden. Die afrikanischen Abgeordneten beriefen ein Treffen in Bamako ein, das die Kommunisten als einzige französische Partei unterstützten und besuchten. Daraufhin zogen Abgeordnete wie Lamine Guèye98(*) und Léopold Sédar Senghor99(*) unter dem Druck der Sozialisten, denen sie sich politisch verbunden fühlten, ihre Teilnahme zurück. So blieb als die dominierende Figur des Kongresses, der im Oktober 1946 stattfand, Félix Houphouet-Boigny100(*), der zum Präsidenten eines neuen interkolonialen Parteienbündnisses gewählt wurde, dem Rassemblement Démocratique Africain (RDA).101(*) Als schließlich de Gaulle die neue Verfassung der V. Republik eingebettet in das Konzept einer alle Kolonien umfassenden Communauté francaise präsentierte, wurden zwar die Kanäle politischer Partizipation durch die Schaffung eines Exekutivrates und eines Senats für die überseeischen Besitzungen in Paris erweitert. Aber auch im Rahmen der kurzlebigen Communauté (1958 bis 1960) war die Stellung des Präsidenten so übergewichtig angelegt, dass die angedeuteten föderalen« Entflechtungen zwischen Frankreich und seinen überseeischen Besitzungen kaum als glaubhaftes Zeichen eines profunden Wandels gewertet werden konnten. Als Ferment der Veränderung wirkten vielmehr die in die Communauté francaise eingeschriebenen Legitimationsverfahren. De Gaulle hatte sich 1958 entschlossen, sowohl die allgemeine Akzeptanz der Communauté als auch die Wahl des politischen Status in dieser Gemeinschaft per Referendum legitimieren zu lassen, und gerade dieses Verfahren der Sicherung von Zustimmung machten sich die Kolonien als Weg in die staatliche Unabhängigkeit nutzbar.102(*) Die am 4. Oktober 1958 verabschiedete Verfassung der V. Republik, die unter Mitwirkung so bekannter afrikanischer Politiker wie Houphouet-Boigny, Lisette, Tsirana und Guèye zustande kam103(*), schuf die Communauté (nicht mehr francaise!), in der die Republik und die Völker der überseeischen Gebiete, die diese Verfassung in freier Entscheidung annehmen« (Art. 1), in Anwendung der Grundsätze der freien Selbstbestimmung der Völker« zusammengefasst wurden. Die ehemaligen Kolonien wurden nun erstmals Staaten genannt. Als Gliedstaaten der Gemeinschaft gestand ihnen die Verfassung eine innere Autonomie zu, beließ aber die wichtigsten Politikfelder (Außen-, Verteidigungs-, Geld-, Wirtschafts- und Finanzpolitik, Sicherung strategisch wichtiger Rohstoffe) im Zuständigkeitsbereich französisch dominierter Gremien.104(*) Als Zwitter aus Staatenbund und Bundesstaat war die Gemeinschaft eine originelle Konstruktion: Da nur Frankreich Völkerrechtspersönlichkeit war, wurden die Binnenbeziehungen der Gliedstaaten von innerstaatlichem Recht regiert. Die neue Verfassung sah die staatliche Unabhängigkeit der Kolonien nicht vor, schloss sie aber nicht aus. In Artikel 86 hieß es: Die Umwandlung der Stellung eines Mitgliedstaates der Gemeinschaft kann entweder von der Republik (Frankreich) oder eine Entschließung der gesetzgebenden Versammlung des betreffenden Staates beantragt werden, letztere bestätigt durch ein örtliches Referendum, das von den Einrichtungen der Gemeinschaft durchgeführt und beaufsichtigt wird. Der Vorgang dieser Umwandlung wird durch ein vom Präsidenten der Republik und der betreffenden gesetzgebenden Versammlung genehmigtes Abkommen geregelt (...) Unter den gleichen Bedingungen kann ein Mitgliedstaat der Gemeinschaft unabhängig werden. Damit hört er auf, der Gemeinschaft anzugehören.«105(*) Präsident der Gemeinschaft, die nur eine Staatsangehörigkeit kannte- la citoyenneté de la communauté- war der französische Präsident, der sich in den einzelnen Gliedstaaten durch einen Hochkommissar vertreten ließ. Die mit Gemeinschaftsangeleinheiten betrauten Minister waren ausnahmslos Franzosen, während Regierungsvorsitzende der autonomen afrikanischen Republiken zu beratenden Ministern« (ministres-conseillers) ohne exekutive Vollmachten berufen wurden. Zu den am 23. Juli 1958 von de Gaulle per Dekret zum beratenden Minister ernannten vier Afrikanern zählten mit Houphouet-Boigny106(*) und Lisette107(*) zwei Befürworter einer bundesstaatlichen und mit Senghor108(*) und Tsiranana109(*) zwei Vertreter einer föderalistischen Entwicklung. Die neuen Mitglieder der Communauté gaben sich zum Teil neue Namen: Ubangi-Schari wurde zur Zentralafrikanischen Republik, der Mittel-Kongo hieß nun Republik Kongo und Mauretanien wurde zur Islamischen Republik Mauretanien. Mit dem loi cadre und der Umwandlung der Union francaise in die Communauté franco-afro-malgache war zwar die Idee einer assimilatorischen Integration, nicht aber die Hoffnung auf eine institutionelle Einheit des ehemaligen Empire unter französische Führung aufgegeben worden. De Gaulle legte am 9. August 1958 sein persönliches Veto gegen die vom beratenden Verfassungskomitee erwogene Eigenstaatlichkeit der afrikanischen Territorien und eine echte« Föderation, also die Übertragung der Souveränitätsrechte auf gemeinsame Gremien, ein. Gleichzeitig sicherte er insgeheim jenen Territorien, die beim Referendum mit Ja« stimmen würden, die spätere Unabhängigkeit und fortgesetzte französische Wirtschaftshilfe zu.110(*) Nach außen und für den Moment aber sollten die afrikanische Territorien, denen an einer Fortsetzung der Wirtschaftshilfe gelegen sein musste, sich vor der Entscheidung zwischen Sezession- avec toutes les conséquences«, so de Gaulle, - und der Gemeinschaft in ihrer vorgeschlagenen Form sehen. Das galt auch für Gabun, dessen Conseil du Gouvernement, unter Vorsitz des späteren Präsidenten Léon M'Ba, den Status eines Departments d'outre mer der inneren Autonomie und späteren Unabhängigkeit vorgezogen hätte. Als der französische Gouverneur Louis Sanmarco mit diesem Ansinnen kurz vor dem September-Referendum in Paris vorstellig wurde, wurde abschlägig beschieden: Sanmarco, vous etes tombé sur la tete! N'avons pas assez des Antillais? Allez, l'indépendance comme tout le monde!«111(*) Die französische Hoffnung, mit einer auf freier Zustimmung gründenden neuen Gemeinschaft eine dauerhafte Lösung gefunden zu haben, erwies sich als Trugschluss. Dass sich die neue Gemeinschaft als kurzlebig erweisen und nur dreizehn Monate - vom Oktober 1958 bis zum September 1959 - Bestand haben sollte, hing auch mit dem Ausgang des Referendums in Guinea zusammen. Während sich in allen anderen Territorien eine überwältigende Mehrheit für die Verfassung aussprach, votierten in Guinea, wo Sékou Touré112(*) in Anwesenheit de Gaulles unter stürmischen Beifall der Territorialversammlung erklärt hatte: Wir ziehen die Armut in Freiheit dem Reichtum in Sklaverei vor«, über 95% der Wahlberechtigten mit Nein«.113(*) Die Frage, ob de Gaulle die Communauté von jeher als Übergansregelung sah oder auf eine dauerhafte Lösung hoffte, lässt sich bis heute nicht eindeutig beantworten. Fest steht lediglich, dass der General, ein Jahr nachdem er einen entsprechenden Passus durch persönliche Intervention verhindert hatte, sich nun bereit zeigte, die gerade angenommene Verfassung der Communauté an entscheidender Stelle zu ändern. Artikel 86, der für den Fall, dass einer der Gliedstaaten die Unabhängigkeit wünschte, dessen Ausscheiden aus der Gemeinschaft vorsah, hieß jetzt: Ein Mitgliedstaat der Gemeinschaft kann auch durch Abkommen unabhängig werden, ohne damit aufzuhören, der Gemeinschaft anzugehören.«114(*) Aus der verfassungsrechtlichen Gemeinschaft - einer Staatsform- war jetzt eine völkerrechtliche Gemeinschaft- eine Staatenverbindung- geworden. Die entscheidende Voraussetzung für das formelle Ende der französischen Kolonialherrschaft war geschaffen. Frankreich war jetzt bereit, seine ehemaligen Kolonien - Staatenentstehung durch Vertrag - in die völkerrechtliche Unabhängigkeit zu entlassen.115(*) So zerfielen die westafrikanische wie auch die kleinere zentralafrikanische Föderation in ihre Verwaltungsbestandteile.116(*) Zwischen dem 1. Januar und dem 28. November 1960 wurden die ehemalige Kolonien Frankreichs: Dahomey, die Elfenbeinküste, Gabun, Kamerun, Kongo-Brazzaville, Madagaskar, Mali, Mauretanien, Niger, Obervolta, Senegal, Togo, Tschad und die Zentralafrikanische Republik unabhängig. Die Republik Guinea (Sékou Touré) ausnahmsweise bekam ihre Unabhängigkeit am 2. Oktober 1958. 2.2.1 Die Unterdrückung der nationalistischen Bewegungen Après avoir bien rendu sot leur bétail et avoir soigneusement pris garde que ces paisibles créatures n'aient pas la permission d'oser faire le moindre pas hors du parc où elles sont enfermées, ils leur montrent le danger qui les menace, si elles essaient de s'aventurer seules au dehors. Or ce danger n'est pas vraiment si grand, car elles apprendraient bien, après quelques chutes à marcher (...)«117(*) S'il y a des moeurs et des coutumes à respecter, il y a aussi des haines et des rivalités qu'il faut démeler et utiliser à notre profit, en opposant les unes aux autres, en nous appuyant sur les unes pour mieux vaincre les autres.«118(*) Frankreich war zwar bereit, das koloniale Herrschaftsverhältnis zu lockern und zu reformieren, weigerte sich aber, die unlösbare Einheit« von Metropole und Überseebereich in Frage zu stellen und den das Mutterland und die Kolonien umspannenden institutionellen Rahmen zu sprengen. Im Einklang mit der französischen Staats- und Kolonialtradition zielte die komplizierte rechtspolitische Konstruktion der Union francaise im Kern darauf, das Kolonialverhältnis formal zu beenden, ohne die Einheit des Ganzen aufzubrechen«.119(*) Das Entstehen unabhängiger afrikanischer Staaten sollte verhindert werden. Um den nötigen Erfolg zu erzielen hatte man mit der Kollaboration einigen Einheimischen die Befreiungsbewegungen unterdrückt. Die Brüchigkeit und Kurzsichtigkeit dieses Konzeptes wurde zunächst auf Madagaskar (Territoire d'outre-mer) deutlich, als die in die Pariser Nationalversammlung gewählten Abgeordneten des Mouvement démocratique de renovation malgache (MDRM) die Forderung nach einer autonomen madagassischen Republik (Etats associés) erhoben, über die die Inselbevölkerung in einem Referendum entscheiden sollte. Nachdem die französische Regierung das Ansinnen brüsk zurückgewiesen hatte, brach Ende März 1947 auf Madagaskar eine Rebellion aus, die -Ansprenger- jedem Vergleich mit Vietnam oder Algerien (im ersten Stadium) standhält«.120(*) Den madagassischen Speerträgern« gelang es, das französische Militär in die Defensive zu drängen und, vorübergehend, ein Sechstel des Gesamtterritoriums zu kontrollieren. Die blutige Niederschlagung des Aufstandes, so der sozialistische Generalgouverneur auf Madagaskar Marcel de Coppet am 18. April 1947: Wenn das madagassische Volk den Krieg will, dann wird es den Krieg bekommen«, machte die Verlegung von 15.000 Fallschirmjägern, Fremdenlegionären und Kolonialtruppen aus Senegal und Marokko nach Madagaskar erforderlich. Die Kampfhandlungen, in deren Verlauf die Kolonialtruppen Gefangene als psychologische Bomben« aus Flugzeugen warfen, kosteten nach offiziellen Angaben 11.000 Menschen, darunter 140 Franzosen, das Leben.121(*) Das MDRM (Mouvement démocratique de renovation malgache) wurde verboten un die madagassischen Abgeordneten Rabemanjara, Raseta und Ravoahangy wurden, der Organisation des Aufstands beschuldigt, zum Tode bzw. zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach ihrer Begnadigung konnten sie 1960 nach Madagaskar heimkehren. Ein weiteres Beispiel der Unterdrückung der Befreiungsbewegung war die UPC122(*) (Union des Populations du Cameroun). Die UPC wurde 1955 nach blutigen Konflikten mit der Kolonialverwaltung verboten und verlor, nachdem ihr Generalsekretär, Ruben Um Nyobé123(*), 1958 von einer Patrouille im Busch erschossen worden war, an Bedeutung.124(*) Sein Nachfolger, Félix-Roland Moumié, starb am 4. November 1958 in Genf an den Folgen einer Thallium-Vergiftung, die ihm ein französischer Geheimdienstoffizier beigebracht hatte.125(*) Der Beginn einer tastenden, in Etappen und ohne fest umrissenes Ziel erfolgenden Dekolonisationspolitik markiert das Jahr 1956. Dabei blieb zunächst offen, ob föderalistischer Status, Autonomie, ein Staatenbund oder die Gewährung völkerrechtlicher Unabhängigkeit am Ende stehen würden. Am 26. Juni trat, von der französischen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt und unkommentiert, das bereits erwähnte Rahmengesetz für die Übersee-Territorien« (loi cadre) in Kraft, das den afrikanischen Kolonien einen halbautonomen Status und, auf der Basis des allgemeinen und gleichen Wahlrechts, erstmals auch begrenzte exekutive Vollmachten verlieh. Niemand solle glauben, so der für das Gesetz und das überseeische Frankreich verantwortliche Minister Gaston Deferre, dass Frankreich nur Reformen durchführt, wenn Blut zu fließen beginnt.«126(*) Wenige Monate später leitete die Französische Nationalversammlung jene territoriale Neuordnung Französisch-Afrikas ein, die bald als Balkanisierung«127(*) der Region kritisiert wurde und, wie jüngste Äußerungen, des damaligen Mannes des Schattens der französischen Afrikapolitik, Jacques Foccarts zeigen, wohl nicht zu Unrecht im Geruch eines divide et impera«-Kalküls stand.128(*) Logic and currently available evidence suggest that the perpetuation of strong Franco-African links was the underlying goal of French policy. Indeed what better way to perpetuate close relations than to split the empire into many dependent ministates averaging 3 millions souls each? Dealt with individually by France, these weak, financially strapped countries were likely to be less adventurous and to possess far less bargaining power than would two large, more financially secure federations.»129(*) Rolf Knieper in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass Führer des antikolonialen Befreiungskampfes wie Barthélémy Boganda (erste Präsident der Zentralafrikanischen Republik, eines Staates den er nicht wollte, starb in einem Flugzeugabsturz, dessen Ursachen immer noch nicht geklärt sind), die größere Wirtschaftsräume zu wenigen Staaten zusammenfassen wollten, und denen ein großes Latein-Afrika vorschwebte, bisweilen unter mysteriösen Umständen zu Tode kamen.130(*) Eine andere Bewegung aber dieses Mal in Niger wurde gedämpft. Die SAWABA131(*) (politische Partei) unter der Führung von Djibo Bakary132(*), der ins Exil gehen musste, war für eine sofortige Unabhängigkeit wie Guinea Sékou Touré. 2.2.2 Der Fall Guinea Sékou Touré133(*)« Si la Guinée vote non le 28 septembre, ainsi que Monsieur Sékou Touré l'y a invitée, du moins aura-t-elle été parfaitement avertie des conséquences qu'aura son geste quant à ses rapports avec la métropole; le Général de Gaulle a dit qu'un territoire qui voudrait se séparer de la Communauté serait libre de le faire, mais bien entendu à ses risques et périls; les territoires qui voteront oui se trouveront par la suite dans une situation plus favorable par rapport à la métropole, alors que la Guinée, si elle vote non, ne bénéficiera pas sûrement d'une prime.«134(*) In Folge des drohenden Machtzuwachses der PDG135(*) Anfang der 50er Jahre war die französische Kolonialverwaltung darauf bedacht, in Guinea ein politisches Gegengewicht zu dieser Massenbewegung herzustellen. 1954 kam es im Fouta Djalon zur Gründung des BAG136(*), dessen Führer Barry Diawandou Angehöriger der Peulh-Aristokratie und gefördert vom geistigen Führer des Fouta Djalon Ibrahima Sory, recht frühzeitig die Unterstützung der Kolonialmacht genoss, da er und seine Partei zwar ebenso wie Touré und die PDG das System der chefferie kritisierten, jedoch die französische Kolonialbürokratie und -herrschaft an sich nicht in Frage stellen. Nach dem Tode von Yacine Diallo137(*) wurde Barry bei der fälligen Nachwahl am 27. 6. gegenüber seinem Gegenkandidaten Touré deutlich bevorteilt und konnte - zum letzten Mal- die PDG, die nach wenigen Jahren zu einer wirklichen Massenpartei erstarkt war, am Einzug ins Parlament hindern. Die Früchte verstärkter Wahlkampfpolitik und das Sichtaneignen der Forderungen möglichst allen Bevölkerungssichten konnten am 2.1.1956 geerntet werden. Bei den Wahlen zur Nationalversammlung kam es zu einem triumphalen Sieg der PDG: Neben Barry Diawandou von der BAG entsandte Guinea Sékou Touré und Saifoulaye Diallo (PDG) in die Assemblée Nationale.138(*) Dieser Wahlsieg signalisierte Frankreich, dass eine Kolonialpolitik ohne verstärkte Einbindung der PDG und ohne Respektierung ihres Hauptziels, der inneren Autonomie, auf große Probleme stoßen würde. Deshalb war man von Pariser Seite aus schon im Herbst 1955 (Gesetz Nr. 55-1489 vom 18.11.1955) bereit, kommunalpolitischen Forderungen der PDG139(*) entgegenzukommen. Der Verfassungsentwurf de Gaulles, der zwar Föderation und eingeschränkte Autonomie, aber keine staatliche Anerkennung der Territorien, kein Recht auf Unabhängigkeit vorsah und wichtige Kompetenzen (z.B. Außenpolitik, Verteidigung, Wirtschafts-und Finanzpolitik, Justiz, Hochschulwesen) der Föderation vorbehielt, rief in Guinea helle Empörung hervor, die auch dann nicht abebbte, als aus dem Elysée-Palast einige hastig formulierte Nachbesserungsvorschläge verlautbart wurden. Dem nur widerwillig gewährten Recht auf Loslösung vom Mutterland ließ de Gaulle gleichzeitig am 08.08.1958 die unverhüllte Drohung folgen, dass derjenige Staat, der es sich erlauben würde, die Ehre« des Beitritts zur Communauté francaise abzulehnen, automatisch mit einschneidenden Folgen zu rechnen haben müsse. Mit Erklärung Sékou Tourés am darauffolgenden Tag in Radio Dakar140(*) war eine Konfrontation zwischen den beiden Politikern unabwendbar geworden. Auf der einen Seite der mit Ehrungen aus dem Weltkrieg überhäufte General, der Retter der Nation aus dem Algerien-Desaster, der nur die Alternative Schicksalsgemeinschaft mit Frankreich oder Verstoßung in die Finsternis zu kennen schien- auf der anderen Seite der junge Abgeordnete aus dem fernen Guinea, ein bekanntermaßen Frankreich skeptisch gegenüberstehender Parteiführer, der sich der Unterstützung der Gesamtbevölkerung Guineas sicher sein konnte. Auf seiner Goodwill-Tour durch das französische Afrika kam de Gaulle am 25.08.1958 nach Conakry. Sékou Touré trat ihm... als der blitzerschleudernde Volkstribun entgegen, der er seit jeher ist,..., als Herr und Meister seines Landes Aug' in Auge mit dem Herrn und Meister eines anderen Landes«141(*): Wir sorgen uns nur um unsere Zukunft und das Glück unseres Volkes. Wir haben ein ernstes und dringendes Bedürfnis: unsere Würde. Es gibt keine Würde ohne Freiheit. Denn jede Unterwerfung, jeder Zwang entehrt den, auf dem er lastet, entzieht ihm einen Teil seines Menschentums und macht aus ihm willkürlich ein minderwertiges Wesen. Wir ziehen die Armut in der Freiheit dem Reichtum in der Sklaverei vor.«142(*) Unverzichtbar blieb für ihn das Recht auf Scheidung, ohne das die französisch-afrikanische Ehe mit der Zeit als eine willkürliche Konstruktion erscheinen könnte, eine Last, zukünftigen Generationen aufgezwungen. Die frostige Antwort des Generals, der sich offensichtlich persönlich beleidigt fühlte und Guinea vorzeitig verließ, schloss einen Kompromiss endgültig aus: Frankreich schlägt diese Communauté vor. Niemand ist gezwungen, ihr beizutreten. Man hat von Unabhängigkeit gesprochen. Ich sage hier lauter noch als anderswo: Die Unabhängigkeit steht Guinea zur Verfügung. Es kann sie nehmen, es kann sie am 28. September (1958) nehmen, indem es Nein sagt ...Ich garantiere, dass das Mutterland sich nicht widersetzen wird. Es wird natürlich die Konsequenzen ziehen, aber es wird sich nicht widersetzen, und Ihr (Sékou Touré's) Territorium kann dann, wie es das wünscht, unter den Bedingungen, die es wünscht, den Weg gehen, den es wünscht.«143(*) Nach Beendigung dieser Ja-Kampagne beeilten sich alle Führer in AOF144(*) außer Touré, ihre Bevölkerung zur Zustimmung für die Communauté zu bewegen. In erster Linie aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten glaubten Félix Houphouet-Boigny (Elfenbeinküste) und Léopold Sédar Senghor (Senegal), einen Bruch mit Frankreich und die daraus folgenden angedrohten Unwägbarkeiten vermeiden zu müssen. In Guinea traf sich die PDG am 14.09.1958 zu einem kleinen Parteitag« in Conakry. Sékou Touré, fest entschlossen, den eingeschlagenen Kurs beizubehalten, war der Unterstützung seiner Partei gewiss: Guinea wird nicht zulassen, dass man ihm eines Tages antworten kann: 'Du hast die Unabhängigkeit verworfen, jetzt musst du dich der Unabhängigkeit unterwerfen.' ... Vom 29. September (1958) an werden wir ein unabhängiges Land sein. Wir übernehmen die volle und totale Verantwortung für unsere Angelegenheiten. ... Noch nie wurde in der Weltgeschichte eine solche Chance verzeichnet, dass die Abstimmung an einem bestimmten Tag der Schlüssel ist, der einem kolonisierten Land die Tür zur Unabhängigkeit öffnet. Wir erweisen der international, moralisch und politisch hochbedeutsamen Geste der gegenwärtigen Regierung Frankreichs unsere Ehrerbietung. ... So werden wir unsere brüderlichen Beziehungen zum französischen Volk bewahren.«145(*) Am 28.09.1958 zählte Guinea 2.507.000 Einwohner, davon 8.700 europäische Franzosen. Von den 1.408.000 eingetragenen Wählern gaben 1.203.875 ihre Stimme ab. Von den insgesamt 1.193.305 gültigen Stimmen entfielen 56.981 auf Ja«, 1.136.324 auf Nein«.146(*) Damit trat Guinea am 02.10.1958 als erste afrikanische Kolonie Frankreichs in die Unabhängigkeit.147(*) Die Furcht, das guineische Beispiel könnte Schule machen, sich wie ein Ölfleck ausweiten«148(*), provozierte harsche, von de Gaulle persönlich autorisierte Gegenmaßnahmen. Paris forderte alle Franzose zum Verlassen des Landes auf, sperrte sämtliche Kredite und zog seine Verwaltungsbeamten, die sogar die Steckdosen aus den Wänden ihrer Büros gerissen haben sollen, ab.149(*) Das düpierte Mutterland, das dem jungen Staat zunächst die diplomatische Anerkennung verweigerte150(*), legte zwar kein Veto gegen die Aufnahme Guineas in die Vereinten Nationen ein, enthielt sich als einziger Staat der Stimme. Mit Bangoura Karim, dem späteren Staatssekretär für Bergbau und Industrie, und Keita Noumandiam, dem Stabschef der Streitkräfte, sollen SDECE-Agenten einflussreiche Positionen in der neuen guineischen Administration bekleidet haben. Ziel der französischen Dienste sei es, so Karim Bangoura, wichtige Funktionen in der Regierung und der Verwaltung zu besetzen et de poursuivre le travail pour une prédominance francaise, sur tous les plans, notamment économique, culturel et politique.« Dabei seien erhebliche Geldsummen aufgewandt worden, u.a. um sowjetische und jugoslawische Projekte zu verhindern und französischen Unternehmen zu sichern. Nach Aussagen ehemaliger Mitarbeiter soll die SDECE sogar guineisches Falschgeld produziert und eine Reise Sékou Tourés nach London vereitelt haben. Die Verwicklung französischer Dienste in mehrere Umsturzversuche (Ende 1959, Mai 1960) gilt als sicher.151(*) Trotz der massiven Destruktionspolitik gegenüber Guinea, mit der wohl auch die existentiellen Schwierigkeiten eines kleinen und schwachen Landes demonstriert werden sollten, verstand sich die V. Republik zu einer erstaunlichen Konzessionsbereitschaft gegenüber anderen Gliedstaaten der Communauté. 3. Die Afrikapolitik in der Ära der Gaullisten (1958-1981) La perfection évangélique ne conduit pas à l'Empire.«152(*) Hier wird es versucht die Hintergründe sowie die Wurzeln des französischen Engagements« in den ehemaligen afrikanischen Kolonien, unmittelbar vor der Unabhängigkeitswelle, darzustellen. Die französische Politik gegenüber Afrika ist kurz gesagt, eine Bewahrung der wirtschaftlichen, kulturellen und geostrategischen Interessen in der Region des subsaharischen frankophonen Afrikas.153(*)* 92 AOF: Afrique Occidentale Francaise (Französisch-Westafrika umfasste fortan die Territorien Senegal, Französisches Sudan: heute Mali, Mauritanien, Niger, Obervolta: heute Burkina Faso, Französisches Guinea: heute Guinea, Elfenbeinküste: heute Cote d'Ivoire und Dahomey: heute Benin). * 93 AEF: Afrique Equatoriale Francaise (Französisch-Äquatorialafrika setzte sich aus Gabun, Mittel-Kongo: heute Kongo, Tschad und Ubangi-Schari: heute Zentralafrikanische Republik zusammen). * 94 Auszug aus einem Brief des ehemaligen französischen Premier Ministre Michel Débré am 15. Juni 1960 an dem künftigen Präsident Gabuns Leon M'Ba. * 95 Charles de Gaulle in: Mémoires d'Espoir. Le renouveau (1958-1962). Plon, Paris, 1970. * 96 Yacono, Xavier: Histoire de la Colonisation francaise. Paris : Presses universitaires de France, 1984. S.7. * 97 Krosigk, Friedrich von: Frankreich: Koloniale Tradition und postkoloniale Transformation. In: Marieluise Christadler/ Henrik Uterwedde (Hrsg.): Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. Schriftenreihe Band 360. Bundeszentrale für politische Bildung. Bonn 1999. S. 484-500. * 98 Lamine Guèye: damals Abgeordneter aus dem Senegal * 99 L. S. Senghor: damals auch Abgeordneter und künftiger Staatspräsident der Republik Senegal von 1960 bis 1980. * 100 Félix Houphouet-Boigny: Abgeordneter und künftiger Staatspräsident der Republik Cote d'Ivoire von 1960 bis 1993. * 101 Marx, Christoph: Geschichte Afrikas. Von 1800 bis zur Gegenwart. Ferdinand Shöningh, Paderborn, 2004. S. 257. * 102 Krosigk, Friedrich von: Frankreich: Koloniale Tradition und postkoloniale Transformation. In: Marie Christadler / Henrik Uterwedde (Hrsg.): Länderbericht Frankreich. Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. Schriftenreihe Band 360. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1999. S. 493. * 103 Mitglieder des Verfassungsausschusses (Comité Constitutionnel). * 104 Frankreich war auch für das Jüstiz-, Hochschul-, verkehrs- und Fernmeldewesen zuständig. * 105 Zitiert nach Scherk, Nikaolaus: Dekolonisation und Souveränität. Die Unabhängigkeit und Abhängigkeit der Nachfolgerstaaten Frankreichs in Schwarzafrika. Wien 1969. S. 27. * 106 Aus der Elfenbeinküste. * 107 Aus dem Tschad. * 108 Aus dem Senegal. * 109 Aus Madagaskar. * 110 Kaba, Lansiné: Le Non« de la Guinée à de Gaulle. Paris 1989. S. 72. * 111 Minister Cornut-Gentille nach Jeune Afrique 31, Januar 1991, N° 1566. S. 52. * 112 Sékou Touré (1922-1984): war Gründer des PDG (Parti Démocratique de Guinée, Section RDA: Rassemblement Démocratique Africain), Politiker, Gewerkschaftsführer, Vizepräsident des Regierungsrates von Guinea und Präsident der République Populaire et Révolutionaire de Guinée von 1958 bis 1984. * 113 Zitiert nach Stefan Brüne, ibid., S.54. (Mit Ja« stimmten an der Elfenbeinküste 99%, in Dahomey 97,8%, in Gabun 92%, Madagaskar 78,2%, Mauretanien 94%, Mittel-Kongo 99%, Niger 76%, Obervolta 99%, Ubangi- Schari 98%, Senegal 97,6%, Sudan (Francais) 97% und Tschad 98%. Die Höhe der Ergebnisse hat Zweifel an ihrer Echtheit genährt. Sie dürfen sich jedoch überwiegend als Ausdruck patrimonial geprägter Klientelbeziehung erklären. In Madagaskar und Niger, wo es eine organisierte Opposition gegen das Ja« gab, war die Zustimmung denn auch vergleichsweise gering. In Niger, wo sich der Vizepräsident des Regierungsrates, Djibo Bakari, gegen die Annahme der Verfassung ausgesprochen hatte, kam Diori Hamanis Ja« - Kampagne allerdings auch die gezielte Unterstützung der alten Kolonialverwaltung zugute). * 114 Scherk, Nikolaus: Dekolonisation und Souveränität. Die Unabhängigkeit und Abhängigkeit der der Nachfolgestaaten Frankreichs in Schwarzafrika. Wien 1969. S. 37. * 115 Brüne, Stefan: Die französische Afrikapolitik. Hegemonialinteressen und Entwicklungsanspruch. Nomos, Baden-Baden, 1995. S. 47-57. * 116 Marx, Christoph: Geschichte Afrikas. Von 1800 bis zur Gegenwart. Ferdinand Schöningh, Paderborn, 2004. S. 257-259. * 117 Immanuel Kant (1724-1804) war Deutscher Philosoph und Professor an der Universität seiner Heimatstadt, Königsberg. Sein Hauptwerk war die Kritik der reinen Vernunft. * 118 Zitiert nach Daniel Tessue: Polémique autour du problème bamiléké. In : La Nouvelle Expression von 11.07.1995. (Maréchal Lyautey (1854-1934) war ein Berühmter französischer Kolonisator.) * 119 Albertini, Rudolf: Dekolonisation. Die Diskussion über Verwaltung und Zukunft der Kolonien 1919-1960. Köln, Opladen 1966. S. 518. * 120 Ansprenger, Franz: Auflösung der Kolonialreiche. München 1981. S. 249. * 121 Ansprenger, Franz: Auflösung der Kolonialreiche. München 1981. S. 249. * 122 UPC (Union des Populations du Cameroun) war die erste politische Masenpartei und wurde 1948 gegründet. * 123 Ruben Um Nyobé (1913-1958) war Generalsekretär der UPC und wurde durch die französische Kolonialarmee im September 1958 ermordet. * 124 Faligot, Roger/ Pascal Krop: La piscine. Les services secrets francais 1944-1984. Paris 1985. S. 238. * 125 Nach Brüne Stefan: Die näheren Umstände dieses Mordes sind nur durch einen Zufall an die Öffentlichkeit gekommen. In einem 1985 bekannt gewordenen Bericht des Service de documentation extérieure et de contre- espionnage (SDECE) heißt es: Notre agent, poursuit l'officier du SDECE, l'invite (Félix Moumié) le samedi 15 octobre 1958 à diner dans un restaurant de la vieille ville de Genève, le Plat d'argent. Moumié s'y rend avec un étudiant camerounais de Clermont-Ferrand, Jean-Martin Tchapatchaet. A peine arrivé, Moumié est demandé au téléphone. Il s'étonne, puisque personne ne sait qu'il se trouve dans ce restaurant. Mais il y va. Le journaliste (in der Wirklichkeit der Geheimdienst Offizier) occupe l'étudiant en lui montrant quelques documents confidentiels sur son pays, et verse discrétement un peu de thallium dans le Ricard de Moumié. Le dirigeant camerounais revint à table en se plaignant qu'il n'avait pas trouver d'interlocuteur à l'autre bout du fil. Moumié parle beaucoup mais ne boit pas son aperitif, qu'il laisse de coté sur la table. Notre agent répète dans son stratagème avec le vin. L'exercice est périlleux, en raison de la présence des deux hommes. Moumié boit enfin son vin. C'est parfait. Il ira mourir à Conakry où pas un médécin ne sera capable de dire qu'il a été empoisonné. On accusera Sékou Touré du meurtre. Mais, soudain, c'est la catastrophe. Alors que le repas se termine sur un café, Moumié recupère son Ricard et le boit. C'est foutu. La dose minutieusement préparée à Mortier est maintenant double, trop forte, et Moumié sera hospitalisé à Genève la nuit suivante.« Siehe : Faligot, Roger /Pascal Krop: La piscine. Les services secrets francais 1944-1984. S. 240 und Held, Jean-Francis : L'affaire Moumié. Paris 1961. * 126 Fuchs, Günter/Hans Henseke: Das französische Kolonialreich. Berlin (DDR) 1987. S. 183. * 127 Dieser Begriff wurde in diesem Kontext von ehemaligen Staatspräsident Senegals (von 1960 bis 1980) Léopold Sédar Senghor benutzt. * 128 Zitiert nach Brüne Stefan: De Gaulles legendärer Afrikaberater Jacques Foccart räumte in einem dem ehemaligen amerikanischen Gabun-Botschafter, Francis Terry McNamara, am 19. Januar 1988 in Paris gewährten Interview ein, die Schaffung kleiner Staaten mit geringer Verhandlungsmacht sei intentional« gewesen. Siehe Mc Namara, Francis Terray: France in Black Africa. Washington D.C. 1989. S. 80. * 129 Mc Namara, Francis Terray: France in Black Africa. Washington D.C. 1989. S. 80. * 130 Mc Namara, Francis Terray: ibid., S. 80. * 131 SAWABA ist ein Begriff für eine politische Partei, die 1958 gegründet war, in der Sprache Haussa und bedeutet ungefähr Unabhängigkeit. * 132 Djibo Bakary (1922-1998) war Gewerkschaftler und politischer Führer einer Partei, die für die sofortige Unabhängigkeit NIGERs war. Sein geschriebenes Buch ist: Silence! On décolonise. Itinéraire« * 133 Sékou Touré (1922-1984) war Gewerkschaftler, Generalsekretär des PDG (Parti Démocratique de Guinée) und Präsident der République Populaire et Révolutionaire de Guinée von 1958 bis 1984. * 134 Une sévère mise en garde du Ministre de la France d'Outre-Mer à Sékou Touré le 23 septembre 1958. * 135 PDG: Parti Démocratique de Guinée wurde von Sékou Touré am 14. Mai 1947 gegründet. * 136 BAG: (Bloc Africain de Guinée), gegründet von Barry Diawandou und Keita Koumandian als Zusammenschluss einzelner Splittergruppen wie Comité d'Union de Basse Guinée, Foyer des Jeunes de Basse Guinée, Union Forestière, Union du Mandé, Amicale Gilbert Vieillard und Union du Fouta. * 137 Yacine Diallo war Abgeordneter in der Nationalversammlung in Paris bis 1954. * 138 Rivière, C.: Les partis politiques guinéens avant l'indépendance. S. 77. Zu den Wahlergebnissen : Küstenregion : PDG 76%; BAG 9%; Fouta Djallon 41% -36,8% (!); Oberguinea 80%-17%; Waldregion 65%- 29%. Vgl. auch Ansprenger, Franz: Politik im schwarzen Afrika. Köln 1961. S. 146. Die PDG erreichte in Guinea 61,7%; der BAG 26,1%; die Sozialisten 9,8%; die Union Forrestière 2,4%: Bisher galt als politische Faustregel, dass nur die Sussu der Künstenebene und ein Teil seines eigenen Volkes, der Malinke, Sekou Toure unterstützten, während die Fulbe des Futa-Djallon geschlossen zu seinen Gegnern standen. Jetzt ist der feindliche Block des Futa angeschlagen. 33,8% RDA-Stimmen in Dalaba; 46,1% in Labe; 36,7% inMamou- gegen allerdings 89,4% Stimmen im küstennahen Forecariah; 93,6% in Boffa; 84,7% in der Hauptstadt Conakry. Sekou Toure war so klug, als zweiten Kandidat neben sich (der auch gewählt wird) den jungen Saifoulaye DIALLO aufzustellen- selbst Sohn eines Fulbe-Aristrokraten, von seinem Vater aus polotischen Gründen verstoßen. Nur BARRY Diawandou kann aus der RDA-Springflut sein Mandat und damit seinen Einfluss noch einmal retten.« * 139 Für die Gemeinden Boké, Conakry, Forécariah, Kankan, Kindia, Labé, Mamou, N'Zérékoré und Siguiri wurde von der PDG der Status einer Vollkommune gefordert und auch erreicht. In der folgenden Kommunalwahl 1956 erhielt die Partei in Conakry 31 Sitze (der BAG den restlichen Sitz), Sékou Touré wurde Bürgermeister der Stadt. * 140 Camara, S. S.: Les origines du conflit Franco-Guinéen. In : Revue francaise d'études politiques africaines 14 (1975), S. 41 : En entendant hier le général de Gaulle, franchement, j'ai été choqué. Mon amour-propre pour la dignité de l'Afrique a été choqué. On nous dit que nous pouvons prendre l'indépendance, mais que ce sera avec toutes ses conséquences. Eh bien, je réponds, moi que ces conséquences ne sont pas seulement africaines. Elles peuvent etre aussi francaises.« * 141 Ansprenger, Franz: Politik im schwarzen Afrika. Köln 1961. S. 274. * 142 Ansprenger, Franz: Afrika. Eine politische Länderkunde. Berlin 1972. S. 115. * 143 Ansprenger, Franz: Politik im schwarzen Afrika. Köln 1961. S. 276. * 144 AOF (Afrique Occidentale Francaise) war eine der beiden französischen Kolonialföderationen in Afrika. * 145 Ansprenger, Franz: Politik im schwarzen Afrika. Köln 1961. S. 281. * 146 Zum Wahlergebnis vgl. u.a. Keesing's Archiv der Gegenwart 1958, S. 7315D. * 147 Maier, Konrad: Das Guinea Sekou Tourés, zwischen Traditionalismus und Sowjetkommunismus. Erlangen 1990. S. 53-63. * 148 Houphouet-Boigny in Le Monde vom 18.10.1958 ; zitiert nach Scherk, Nikolaus :Dekolonisation und Souverenität. Die Unabhängigkeit und Abhängigkeit der Nachfolgestaaten Frankreichs in Schwarzafrika. Wien 1969. S. 32. * 149 Ansprenger, Franz: Politik im schwarzen Afrika. Köln 1961. S. 257. * 150 Guinea wurde erst am 02. Januar 1960 von Frankreich anerkannt. * 151 Obwohl sich diese bei Faligot/Krop (S. 246 ff.) zitierten Aussagen naturgemäß nicht überprüfen lassen und im einzelnen überzogen oder sogar erpresst sein mögen, kann an einer gezielten französischen Destabilisierungspolitik 1958-1961, für die sich Jacques Foccart anlässlich eines 1983 von Houphouet-Boigny vermittelten Guinea-Besuchs bei Sékou Touré entschuldigt haben soll, kein Zweifel bestehen. Siehe auch van Meter, Karl: The French Role in Africa. In: Ray, Ellen/William Schaap/Karl van Meter/Louis Wolf (Hg.): Dirty Work. The CIA in Africa. London 1980. S. 24-35. * 152 Diese Zitate war von General de Gaulle erläutert. * 153 Wie schon erwähnt wurde, war Guinea (Sékou Touré) das einzige das für die sofortige« Unabhängigkeit entschieden hat am 02.10.1958. Das ist so geblieben bis zur Übernahme der Macht (03.04.1984) von den Militärs unter der Führung von Colonel Lansana Conté, der heute noch regiert das Land. |
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