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Die Perspektiven einer neuen französischen Afrikapolitik im frankophonen Afrika südlich der Sahara

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par El-Houssein Aw
Freie Universität Berlin - Master in Political Science 2005
  

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2. Eine Retrospektive der Strukturen der franko-afrikanischen

Beziehungen

Um die Problematik des französischen Strebens nach weltpolitischem Rang darzustellen, sollte man ein Überblick der Kolonialgeschichte ins Auge haben. Nachdem die Sklaverei abgeschafft wurde, hat man diese mit Kolonisierungspolitik ersetzt, was auch zu einer Politik des Neokolonialismus geführt hat. Das alles diente der Akkumulation des Kapitals zu einem Teil aber auch geopolitische Interessen.

Im Vorwort seines Buches Vom Sklavenhandel zur Kolonialisierung, Afrikanisch-europäische Beziehungen zwischen 1500 und 1900«, schrieb: Die Unabhängigkeit Afrikas gehört zu den bedeutenden Fakten der modernen Welt. Aber auch in der Vergangenheit war Afrika unabhängig. Schon vor Beginn der Kolonialzeit hatten afrikanische Staaten und Völker jahrhundertlang viele und vielseitige Bindungen und Wirtschaftsbeziehungen zu Europa. Welche Art waren diese Kontakte mit Europa und Amerika? Welche Auswirkungen hatten sie auf Afrika? Warum endeten sie in Kolonialisierung und Eroberung?«58(*)

Es wird in diesem Kapitel den Verlauf der Verflechtungen zwischen Afrika und Europa bis zur Unabhängigkeiten hinein geschildert.

2. 1 Frankreichs Weltanspruchsrang in der Kolonialzeit

La France possède aujourd'hui dans le monde un statut plus considérable que ne le voudrait son poids propre. Ses relations avec l'Afrique noire y contribuent pour beaucoup: c'est un résultat non discutable de la politique de coopération.«59(*)

La France ne peut être seulement un pays libre; (...) elle doit être aussi un grand pays, exerçant sur les destinées de l'Europe toute l'influence qui lui appartient (...) et porter partout où elle le peut sa langue, ses moeurs, son drapeau, ses armes, son génie.«60(*)

Durch die oben zitierte Aussage von Jules Ferry61(*) versteht man schon wie wichtig den Besitz von Kolonien für Frankreich war.

Es ist noch nicht lange her, da rühmten sich die weißen« Europäer, den dunklen« Erdteil Afrika entdeckt« zu haben- als ob vor ihrem Kommen kein Menschenauge je den Gipfel des Kilimandjaro gesehen, keines Menschen Hand Wege durch den äquatorialen Regenwald gebahnt hätte. Einen großen leeren Fleck bildete das Innere Afrika nur auf den Landkarten der Europäer bis weit in das 19. Jahrhundert hinein, niemals in den Köpfen der Afrikaner. Aus der Entdeckung« Afrikas leitete sich schnell der Anspruch ab, diesen Kontinent nun auch zu erschließen«, zu entwickeln«. Afrikaner sehen diese Begegnung mit Europa, die in den letzten 500 Jahren ihre Geschichte zunehmend intensiv prägte, erheblich anders. Walter Rodney62(*) veröffentlichte 1972 seinen historiographischen Rundumschlag unter dem Titel How Europe underdeveloped Africa. Darin nimmt die Geschichte des Sklavenhandels über den Atlantik den ihr gebührenden prominenten Platz ein. Rodney, gebürtig aus der afroamerikanischen Diaspora der Karibik, hatte zwei Jahre zuvor seine Forschungsergebnisse in einer Geschichte der Oberen Guineaküste 1545-1800 der Fachwelt vorgelegt.63(*)

Die Erweiterung und Behauptung afrikanischen Kolonialbesitzes war für Frankreich, mehr als für jedes andere europäische Land, gleichbedeutend mit Prestige und nationaler Selbstverwirklichung. Als sich Frankreich zu Beginn des 19. Jahrhunderts anschickte, seine afrikanische Exklaven für die Eroberung eines großflächigen und geschlossenen Kolonialreiches zu nutzen, war dies- bei allem nationalen Hochgefühl- auch Ausdruck profunder Schwäche. Demütigende Kolonialverluste und der Zerfall des Empire francais ließen die Grande Nation, immer Macht und Weltmächten und lange menschenreichstes Land Europas, um ihren internationalen Status bangen. Frankreichs welt- und machtpolitischer Niedergang hatte sich seit dem frühen 18. Jahrhundert abgezeichnet. Die in den Friedensschlüssen von Utrecht (1713) und Paris (1763) erzwungene Preisgabe der nordamerikanischen Kolonien nahm sich rückblickend als Beginn einer Entwicklung aus, die in den napoleonischen Kriegen, in deren Verlauf sämtliche französischen Überseegebiete unter britische Kontrolle gerieten, ihren vorläufigen End- und Höhepunkt gefunden hatte. Frankreichs erstes Kolonialreich zerbrach, und die französisch-englische Hegemonialkonkurrenz um Welt- und koloniale Vorherrschaft schien, dank der englischen Seeüberlegenheit, zumindest vorläufig entschieden. Durch den Verlust seiner Überseebesitzungen ganz kontinentales Imperium, drohte Frankreich der Abstieg von der Welt- zu einer europäischen Großmacht.64(*)

Die Sklaverei hatte in der weltumspannenden vorindustriellen Ökonomie eine zentrale Funktion bei der ursprünglichen Akkumulation des Kapitals.65(*)

Wenn das Geld, nach Augier, >mit natürlichen Blutflecken auf einer Backe zur Welt kommt<, so das Kapital von Kopf bis Zeh, aus allen Poren, blut- und schmutztriefend. (...) Überhaupt bedurfte die verhüllte Sklaverei der Lohnarbeiter in Europa zum Piedestal die Sklaverei sans Phrase in der neuen Welt.«66(*)

Das Kolonialsystem reifte treibhausmäßig Handel und Schiffahrt. >Die Gesellschaften Monopolia< (Luther) waren gewaltige Hebel der Kapital-Konzentration. Den aufschießenden Manufakturen sicherte die Kolonie Absatzmarkt und eine durch das Marktmonopol potenzierte Akkumulation. Der außerhalb Europa direkt durch Plünderung, Versklavung und Raubmord erbeutete Schatz floss ins Mutterland zurück und verwandelte sich hier in Kapital.«67(*)

Hauptsächlich die Afrikaner hatten schon Anfang des 16. Jahrhunderts unter unsagbar grausamen Umständen mit ihrem Blut und mit ihrem Leben die ursprüngliche Akkumulation des europäischen Kapitals bezahlt. Um den Rhythmus dieser Akkumulation deutlich zu machen, mag ein Beispiel genügen: 1773 bis 1774 zählte man in Jamaika mehr als 200 000 Sklaven auf 775 Plantagen. Eine Plantage mittlerer Größe beschäftigte rund 200 Schwarze auf 600 Acre (1 Acre = 0, 4047 ha) Zuckerrohr. Den Rechnungen zufolge hat England 1773 aus seinen Plantagen in Jamaika einen Nettogewinn von rund 1 500 000 Pfund des damaligen Wertes gezogen.68(*)

Die Überwindung des Atlantischen Sklavenhandels und der Sklavenwirtschaft in der Neuen Welt war ein schöner Sieg für Philanthropie oder Humanität, wie man damals sagte- für eine Politik der Menschenrechte, sagen wir heute. Das bleibt wahr, auch wenn wir hinzufügen, dass Sklaverei eben auch ein Wirtschaftssystem war und abstarb, als die Bedingungen des Weltmarktes sich änderten.69(*)

Im 19. Jahrhundert schickten drei der fünf Großmächte, die auf dem Wiener Kongress 1814/15 die Weltpolitik noch untereinander ausgehandelt hatten- Großbritannien, Frankreich und das aus Preußen hervorgegangene Deutsche Reich- sich unter Beteiligung Belgiens, des in Afrika altbekannte Portugal, Italiens und am Rande Spaniens an, den großen weißen Fleck bunt zu färben, der das Innere des dunklen Erdteils« auf ihren Landkarten bedeckte. Sie teilten Afrika auf, ohne irgendwelche Afrikaner nach deren Meinung zu fragen. Aber dieser fremdbestimmte Auftakt zur Zeitgeschichte Afrikas fand erst ganz am Ende des Jahrhunderts statt, eingeleitet durch die Eröffnung des Suezkanals am 17. November 1869. Davor wurde er angedeutet (in historischer Rückschau: vorbereitet, aber das konnten Zeitgenossen schwerlich wahrnehmen) durch Frankreichs Eroberung Algeriens ab 1830- La Méditérranée traverse la France comme la Seine traverse Paris, lautete ein Slogan französischer Propaganda 1954- oder durch die im vorigen Kapitel erwähnte Konsolidierung der Kapkolonie.70(*)

Um etwas Ordnung in das Purzeln der Domino-Steine zu bringen, schrieb Franz Ansprenger in seinem Buch Geschichte Afrikas«, traten die Vertreter von 13 Regierungen Europas (zusätzlich die USA und das Osmanische Reich) am 15. November 1884 zu einer Tagung zusammen, die als Berliner Afrika- oder Kongo- Konferenz71(*) bis heute unter afrikanischen Intellektuellen berüchtigt ist.72(*)

Ein unmittelbarer wirtschaftlicher Zwang zur Erschließung überseeischer Ressourcen existierte nicht. Frankreichs außenwirtschaftliche Dynamik und ökonomische Potenz waren zu schwach, um einen aggressiven viktorianischen Wirtschaftsimperialismus zu befördern. Die Grande Nation, seit der Gr0ßen Revolution innenpolitisch instabil, drohte ökonomisch und gesellschaftlich hinter der Dynamik ihrer wichtigsten europäischen Konkurrenten zurückzubleiben.

Vor diesem Hintergrund eignete der neuen französischen Überseepolitik, dem Versuch, dem internationalen Bedeutungsverlust durch die Schaffung eines zweiten Kolonialreiches entgegenzuwirken, von Beginn an ein kompensatorisch-defensives Moment. Wirtschaft und Gesellschaft stagnierten, als sich das Kolonial- und Afrikainteresse in der nachnapoleonischen Ära nachhaltig belebte. Frankreich, im Niedergang begriffen, wurde stark aus Schwäche. In den Worten de Gaulles:

We French built our empire at a time when our internal activities had reached a sort of ceiling- an industry which was not breaking any new ground, an agriculture which was not making any changes, trade channels which were fixed, salaries and wages unchanged, practically stereotyped budgets, gold currency, interest rates at 3 percent, etc. On the other hand, our old ambitions of European hegemony and natural frontiers were countered by the treaties of 1815 and after 1870, by the unity and strength of threatening Germany. Then we thought in distant extensions a new role for the surplus of our enterprising abilities, a complement to our prestige and soldiers for our defense».73(*)

Das französische Selbstverständnis von internationaler Größe und weltweitem Einfluss spielte schon im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert eine Rolle, als Frankreich unter Ludwig XIV. und den folgenden Monarchen sowie während des ersten Kaiserreichs unter Napoleon I. eine Großmacht darstellte.74(*)

Zwischen den ökonomischen Konjunkturen und der kolonialen Herrschaft bestand ein Zusammenhang, denn die Kolonialeroberung fiel in die Depressionszeit des späten 19. Jahrhunderts, die eigentliche Kolonialherrschaft war eine Zeit der Hochkonjunktur und der expandierenden Märkte, während die Depression nach der Weltwirtschaftskrise das Ende der Kolonialzeit einläutete. So war es keineswegs zufällig, dass die Gebiete, in die die Weißen eindrangen, bis dahin ökonomisch am stärksten prosperiert hatten, nämlich die Goldküste (Ghana)75(*), Dahomey (Benin)76(*), Nigeria77(*) und der Senegal.78(*).

Während Frankreich fürchtete, von Großbritannien aus dem Handel verdrängt zu werden und den expansionswilligen Militärs grünes Licht gab, hatten sich in der zweiten Jahrhunderthälfte Handelshäuser in Westafrika engagiert und sich in die Regionen gedrängt, die die Briten als ihre Domäne betrachteten. Dies und die wachsende Benachteiligung britischer Kaufleute in den französischen Einflüssesphären veranlasste Großbritannien, die eigene Zurückhaltung aufzugeben und ebenfalls den Erwerb von Territorien anzustreben.

Bei den Franzosen ergriffen eine Reihe expansiv eingestellter Militärs die Initiative zu Eroberungszügen in Westafrika, die das nach 1870/71 angeschlagene Selbstvertrauen und Prestige der Armee wiederherstellen sollten. Als 1879 mit Premierminister Freycinet ein ausgesprochener Kolonialenthusiast die Regierungsgeschäfte übernahm, erhielten die expansionslüsternen Offiziere Rückendeckung vom französischen Staat. 1883 eroberten sie Bamako heutige Hauptstadt von Mali, die dann ihrerseits Ausgangspunkt des weiteren Vordringens nach Osten wurde. Die Franzosen strebten eine Landverbindung zwischen ihren verschiedenen Stützpunkten an den westafrikanischen Küsten an. Wo französische Handelsinteressen ausschlaggebend waren wie an der Elfenbeinküste (Cote d'Ivoire heute)79(*), verlief die Expansion weniger gewaltsam, zielte stärker auf Kooperation mit afrikanischen Partnern und auf Vertragsabschlüsse ab.80(*) Jules Ferrys werbendes Diktum, nach dem: La politique coloniale est la fille de la politique industrielle« und eine vorteilhafte Form der Kapitalanlage sei, fand zunehmend Widerhall.81(*)

Dieses Selbstbild, das sowohl in den Eliten als auch in der Gesellschaft verankert ist, besteht trotz der militärischen Niederlagen im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert weiter.82(*) Die Vorstellung von Frankreichs Recht und Pflicht, auf Weltebene zu agieren, wird nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem von de Gaulle geprägt, dessen oberstes Ziel es nach seiner Rückkehr an die Macht 1958 war, Frankreich nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg seine Würde und seinen Rang zurückzugeben.83(*)

Nachdem französische Bemühungen um eine gemeinsame britisch-französische Verteidigungsbasis in Übersee durch die schnelle Besetzung Frankreichs 1940 gegenstandslos geworden waren, fand die Konfrontation zwischen dem Vichy-Regime und der gaullistischen Bewegung bis 1943 vor allem in den französischen Kolonien Afrikas statt.84(*)

Die französische Politik sah sich Mitte der fünfziger Jahre vor einem grundsätzlichen Dilemma. Auf der einen Seite hatte sich zwischen Frankreich und seinen afrikanischen Treuhandgebieten und Kolonien eine Art Gemeinsamer Markt« gebildet. Französische Exportwaren fanden in Französisch-Afrika einen durch Präferenzzölle, Präferenzkontingente und Beschränkungen der Niederlassungsfreiheit abgesicherten Absatzmarkt, von dem rund 300.000 Arbeitsplätze abhingen. 1954 war ein Drittel der französischen Exporte für die eigenen Kolonien bestimmt. Umgekehrt garantierte die Metropole ihren Überseebesitzungen, aus denen es rund 25% seiner Importe (ohne Indochina) bezog, die Abnahme agrarischer Exportprodukte zu Preisen, die um 10% bis 20% über dem Weltmarktniveau lagen.85(*) Dank der wirtschaftlichen Beziehungen zu seinen Überseegebieten sparte Frankreich, so Moussa Pierre in seinem Buch Les chances économiques de la communauté franco-africaine«, jährlich etwa 250-300 Millionen US Dollar, was eine gewisse wirtschaftliche Unabhängigkeit von den Vereinigten Staaten ermöglichte.86(*) Auf der anderen Seite stellte die jetzt nachdrücklich betriebene wirtschaftliche Erschließung der afrikanischen Kolonien den französischen Staat vor wachsende finanzielle Probleme. Frankreich stand, bezogen auf sein Bruttosozialprodukt, an der Spitze aller Geberländer in der Entwicklungspolitik. Allein zwischen 1946 und 1957 beliefen sich die in Französisch-Westafrika getätigten öffentlichen Kapitalinvestitionen auf 170 Milliarden Franc-CFA.87(*) Davon hatte das französische Schatzamt über 70% (106 Milliarden Franc-CFA)- überwiegend als Schenkungen- zur Verfügung gestellt, was einer deutlichen Steigerung gegenüber der Vor-und Zwischenkriegszeit gleichkam: Zwischen 1903 und 1946 waren nur etwa 46 Milliarden Franc-CFA- überwiegend auf Kreditbasis- bereitgestellt worden.88(*)

Das immer noch von Frankreich verlangte Grandeur« auf der internationalen Ebene, besinnt sich in ihrer Kolonialverflechtungen der Vergangenheit mit ihren ehemaligen afrikanischen Besitzungen. Bozo Frédéric fasst diese Idee wie folgt zusammen: (...) la France, de par son histoire et l'idée qu'elle s'en fait, revendique un rôle mondial.«89(*) Dem Beobachter fällt schnell der Widerspruch zwischen dem Anspruch, eine Großmacht zu sein und der Realität der begrenzten Kapazitäten Frankreichs ins Auge. Das Streben de Gaulles und seiner Nachfolger nach rang und grandeur darf jedoch nicht wörtlich genommen werden. Die Bedeutung des Anspruches auf weltpolitischen Rang liegt vielmehr in der weltpolitischen Ambition der französischen Politik, ein Staat mit globaler Präsenz und weltweitem Aktionsradius zu sein.90(*) Dieses Verständnis vom starken Staat stellt die Grundlage für die außenpolitische Identität dar, die aus zwei Elementen gebildet wird: Zum einem aus dem Streben nach internationalem Status und rang, das im weltweiten französischen Einfluss, insbesondere im südlichen Afrika neben dem Besitz der Atomwaffe und dem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat ein wichtiges Attribut zum Beleg der internationalen Größe Frankreichs sieht, zum anderen aus der Prämisse der indépendance, also der französischen Handlungs- und Entscheidungsfreiheit in der Weltpolitik, die sich besonders durch eine ablehnende Haltung gegenüber der Vormachtstellung der zwei Blöcke auszeichnet. Die zentralen gaullistischen Prinzipien indépendance und rang bedingen und beeinflussen sich dabei gegenseitig. Ebenso kommt es zu einer wechselseitigen Beeinflussung der zwei Ebenen, bei der zum einen die Idee des starken Staates auf die internationale Ebene übertragen wird, so dass auch außenpolitisch nach einem starken und unabhängigen Staat gestrebt wird, zum anderen aber die Notwendigkeit eines starken Staates um so mehr besteht, als dass er zur Umsetzung einer machtorientierten Außenpolitik notwendig ist.91(*)

2. 2 Die Unabhängigkeitswelle oder die Balkanisierung der beiden

* 58 Davidson, Basil: Vom Sklavenhandel zur Kolonialisierung. Afrikanisch-europäische Beziehungen zwischen

1500 und 1900. S. 9.

* 59 Jean-Paul Benoit (keine genaue Angabe).

* 60 Auszug aus der Aufstellungsrede von Jules Ferry vor dem französischen Senat am 27.02.1893.

* 61 Jules Ferry (1832-1893) war Rechtsanwalt und französischer Staatsmann.

* 62 Walter Rodney (1942- 1980) war ein Historiker und Politiker aus Guyana. Er wurde in einer Arbeiter Familie

geboren und hat in Guyana und dann auf Jamaika studiert. Im Jahre 1966 hat er in London zum Thema der

Geschichte der Sklaverei promoviert. Nach zahlreichen Reisen ist er im Jahre 1974 nach Guyana

zurückgekehrt. Dort sollte er eine Universitätsprofessur übernehmen, was von der Regierung verhindert

wurde. Im Jahre 1980 wurde Walter Rodney während des Wahlkampfes vor den Wahlen in Guyana ermordet.

Sein berühmtes, im Jahre 1972 veröffentlichtes Buch heißt How Europa Underdeveloped Africa« (Afrika-

Die Geschichte einer Unterwicklung«) unter http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Rodney.

* 63 Ansprenger, Franz: Geschichte Afrikas. München: Beck, 2002. S. 42.

* 64 Brüne, Stefan: Die französische Afrikapolitik. Hegemonialinteressen und Entwicklungsanspruch. Nomos

Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, 1995. S. 19-20.

* 65 Ziegler, Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am Main,

Athenäun, 1988. S. 68.

* 66 Zitiert nach Ziegler Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am

Main, Athenäun, 1988; in: Karl Marx, Friedrich Engels Werke (MEW) Bd. 23, Berlin 1971. S. 787-8.

* 67 Zitiert nach Ziegler Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am

Main, Athenäun, 1988; in: MEW Bd. 23, S. 781.

* 68 Zitiert nach Ziegler Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am

Main, Athenäun, 1988; in: A. Günther Frank, L'Accumulation mondiale. Paris 1977, S. 211 ff.

* 69 Ansprenger, Franz: Geschichte Afrikas. München: Beck, 2002. S. 50-51.

* 70 Ansprenger, Franz: Geschichte Afrikas. München: Beck, 2002. S. 64.

* 71 Die internationale Afrikakonferenz (genannt auch Berliner Afrika- oder Kongo- Konferenz) trat vom 15. November 1884 bis 26. Februar 1885 in Berlin zusammen. Hier unterzeichneten die Vertreter der 14 teilnehmenden Staaten in Berlin die Kongoakte. In ihr werden die Neutralisierung des Kongobeckens verfügt, Handels- und Schifffahrtsfreiheit vereinbart, der Sklavenhandel verboten, der unabhängige Kongostaat unter der Souveränität des belgischen Königs Leopold II. anerkannt und Kongo (Brazzaville) als französischer Besitz bestätigt. Die Konferenz beendete die internationale Krise um das Kongobecken. Es wurden allgemeine Richtlinien und Spielregeln für den Erwerb von Kolonien aufgestellt. Weiterhin sind nach Inbesitznahme eines Gebietes die anderen Kolonialmächte zu unterrichten und auch ihnen freien Handel zu gewähren. Bismarck erreichte für das Deutsche Reich die Aufnahme in den Kreis der Kolonialmächte. Die Konferenz löste einen regelrechten Wettlauf um koloniale Besitzungen aus. 1876 waren ca. 10% Afrikas in europäische Hand. Innerhalb von 25 Jahren änderte sich die Situation dramatisch. 1902 hatten sich die Kolonialmächte 90% des Territoriums Afrikas untereinander aufgeteilt ( unter: http://www.deutsche-schutzgebiete.de/afrikakonferenz.htm).

Die Teilnehmerstaaten: Belgien, Dänemark, Deutsches Reich, England, Frankreich, Italien, Niederlände, Österreich-Ungarn, Portugal, Russland, Schweden, Spanien, Osmanisches Reich und USA ( unter: http://www.deutsche-schutzgebiete.de/afrikakonferenz.htm).

* 72 Ansprenger, Franz: Geschichte Afrikas. München: Beck, 2002. S. 77.

* 73 Zitiert nach Brüne Stefan: Die französische Afrikapolitik. Hegemonialinteressen und Entwicklungsanspruch.

Baden-Baden, 1995; in: General de Gaulle auf einer Pressekonferenz am 11. April 1961 in Paris. Crocker,

Chester. A.: The Military Transfer of Power in Africa. A comparative Study of Change in the British and

French Systems of Order. Washington D. C. 1969 (Dissertation, John Hopkins University), S. 420; zitiert in:

Major Addresses, Statements and Press Conferences of General de Gaullle, May 19, 1958- January 31, 1964.

New York: French Embassy Press and Information Division, o.J., S. 116.

* 74 Zitiert nach Löhr Johanna: Frankreichs Afrikapolitik- Kontinuität und Wandel seit 1990. In: Krosigk,

Friedrich von: Frankreich, Koloniale Tradition und postkoloniale Transformation; in: Marie Luise Christadler/

Henrik Uterwedde (Hrsg.), Länderbericht Frankreich. Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft

(Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Band 360), Bonn 1999, S. 484-486.

* 75 Ghana: westafrikanisches anglosprachiges Land mit Hauptstadt Accra.

* 76 Benin: Staat im westen Afrikas mit französisch als Amt-und Bildungssprache; Hauptstadt Cotonou.

* 77 Nigeria: anglophones Land im Westafrika, Hauptstadt Abuja.

* 78 Senegal: Staat an der westafrikanischen Küste mit Hauptstadt Dakar.

* 79 Cote d'Ivoire: frankophones westafrikanisches Land mit Hauptstadt Abidjan.

* 80 Marx, Christoph: Geschichte Afrikas. Von 1800 bis zur Gegenwart. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2004. S.

122-124.

* 81 Brunschwig, Henri: Mythes et réalités de l'impérialisme francais 1871-1914. Armand Collin, Paris 1960. S.73

* 82 Kramer, Steven Philipp: Does still count? The French Role in the new Europe (The Centre for Strategic and

International Studies, The Washington Papers, Nr. 164), Westport/ Connecticut/London 1994, S. 27-29.

* 83 Zitiert nach Löhr Johanna: Frankreichs Afrikapolitik- Kontinuität und Wandel seit 1990. In: Malraux, André:

Les Chènes qu'on abat. Paris 1971, S. 21. Siehe auch : Yost David S., France, in: Douglas J. Murray/ Paul R.

Viotti, The Defense Policies of Nations. A comparative Study, Baltimore 1994, S. 235.

* 84 Fuchs, Günter/Hans Henseke: Das französische Kolonialreich. Berlin (DDR), 1987. S. 131.

* 85 Nach Brüne Stefan: Die französische Afrikapolitik. Hegemonialinteressen und Entwicklungsanspruch. Baden-

Baden-Baden, 1995; in: Hungerkrise im Sahel (Brüne Stefan): Natur- oder Sozialkatastrophe? In: Die Erde

116 (1985) 2-3, S. 189.

* 86 Moussa, Pierre: Les chances économiques de la communauté franco-africaine. Paris, Armand Colin, 1957.

S. 27.

* 87 F CFA: Francs des Colonies Francaises d'Afrique.

* 88 Zitiert nach Brüne Stefan: Die französische Afrikapolitik. Hegemonialinteressen und Entwicklungsanspruch. Baden-Baden-Baden, 1995. S. 42: Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die verbleibenden 30% nur deshalb aus lokalen Ressourcen finanziert werden konnten, weil Frankreich einen Großteil der laufenden Haushaltsausgaben deckte. Zwischen 1950 und 1956 bestritt Frankreich offiziellen Angaben zufolge in Französisch-Westafrika rund 37% der laufenden zivilen und militärischen Ausgaben«. Siehe Berg, Elliot J.: The Economic Basis of Political Choice in French West Africa. In: The American Political Review 54 (Juni 1960) 2, S. 394f.

* 89 Bozo, Frédéric: La politique étrangère de la France depuis 1945. Paris 1997. S. 3.

* 90 Kessler, Marie-Christine/ Frédéric Charillon : Un « rang » à réinventer, in : Frédéric Charillon (Hrsg.) Les

politiques étrangères. Ruptures et continuités. Paris 2001. S. 101-131.

* 91 Vgl. Bozo, Frédéric: La politique étrangère de la France depuis 1945. Paris 1997. S. 31f.

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