5.3.2. Verifizierung der Forschungshypothesen
Mit Rücksicht auf die bei unserer Untersuchung erreichten
Resultate können nun die im Kapitel 0 formulierten Hypothesen verifiziert
bzw. falsifiziert werden.
Die erste Hypothese, die behauptete, dass die Lernenden mit
Fehlern übersetzen, weil sie französische bzw. englische mit
deutschen Strukturen verwechseln, hat sich bestätigt. Die Tatsache, dass
französische und englische Wörter und deren Strukturen vielmal beim
Übersetzen von Schülern erscheinen, rechtfertigt diese erste
Hypothese. Übrigens wurden Französisch und Englisch als die beiden
ersten Sprachen bezeichnet, die die Übersetzung der Lerner im
DaF-Unterricht stören.
Die zweite Hypothese setzte voraus, dass wenn die Lehrer genug
Platz fürs Übersetzen im Unterricht geben, dann haben die Lernenden
wenige Probleme. Dies kann nach unserer Analyse verifiziert werden. Durch die
Befragung haben wir festgestellt, dass die Übersetzung von der
Lehrerausbildung bis zu ihrer Implementierung in
Sekundarschulen vernachlässigt ist. Die meisten
Deutschlehrer geben Übersetzungsübungen nur von Zeit zu Zeit und
benutzen dabei keine spezifische Methode. Also sind die Lernenden nicht
regelmäßig mit der Übersetzungsübung konfrontiert.
Außerdem haben wir bei der Untersuchung von Schülerarbeiten
entdeckt, dass viele Schüler keine Übersetzung machen
(Null-Performanz); etwas, das unsere zweite Hypothese auch bestätigt.
Die dritte Hypothese ermittelt, wenn das Übersetzen
methodisch gelehrt wird, könnten die Lernenden Interferenzen vermindern.
Da die untersuchte Übersetzungsarbeit der Schüler viele
Interferenzfehler enthält, deduzieren wir, dass die Lehrkraft keine
Übersetzungsstrategien, -methoden und -techniken unterrichtet. Damit kann
unsere dritte Hypothese verifiziert werden. Eines ist sicher: Die richtige
Lehre vom Übersetzen kann sicherlich die Übersetzungsleistungen der
Schüler positiv beeinflussen.
5.4. Didaktisch-methodische Vorschläge
Da wir im Allgemeinen bei der Sprachlehrforschung arbeiten,
die eng mit der Pädagogik und Didaktik verbunden ist, welche didaktischen
Folgen können nun
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angesichts der Resultate zu Interferenzen beim Übersetzen
der kamerunischen Deutschlernenden im DaF-Unterricht gezogen werden? Die
bedauerliche Feststellung der einzelnen Problemgebiete, die sich aus der
Auswertung der Interferenzen ergeben, reicht allein nicht aus. Nötig ist
viel mehr, dass wir praktische et konkrete Maßnahmen treffen. Deswegen
versuchen wir im Folgenden, mögliche Therapievorschläge anzulegen.
5.4.1. Vorschläge der Lehrkraft gegenüber
Wenn man den Akzent auf Übersetzungsstrategien und
-techniken bei der Lehrerausbildung an der pädagogischen Hochschule
(betreffs des DI.P.E.S I und II) gelegt hätte, dann könnten die
Deutschlehrer die Fertigkeit« Übersetzen besser in der Sekundarschule
übertragen. Sonst ist jeder Lehrer ein Forscher«. Deswegen muss jeder
Lehrer seine (Teil)Disziplin didaktisch erforschen. An dieser Stelle bietet
sich also die folgende Frage: Wie kommt es vor, dass die kamerunischen
Deutschschüler mit sehr vielen Schwierigkeiten beim Übersetzen im
DaF-Unterricht konfrontiert sind? Daran ist die Lehrkraft vielleicht
schuldig.
-Das mangelnde Problembewusstsein: Die
meisten Deutschlehrer sind nicht dessen bewusst, dass die Übersetzung
einen wichtigen Platz wie Grammatik oder Wortschatz im kamerunischen
Deutschunterricht hat. Also sollen sie die Übersetzung mit derselben
Intensität wie bei den anderen Fertigkeiten lehren. Hier werden
selbstverständlich Übersetzungsstrategien und -techniken gelehrt. Mit
Rücksicht auf eine hohe Anzahl von syntaktischen, grammatischen und
lexikalisch-semantischen Interferenzen der Schüler beim Übersetzen
empfiehlt sich mehr systematische Übersetzungsarbeit im Deutschunterricht.
Es wird hier zB gemeint, dass semantische Systematisierung bei deutschen
Präfixverben oder durch die Erwähnung der wichtigsten
Bedeutungsmerkmale auf die Gebrauchsbedingungen der Lexeme hinweisen. Eine
derartige Übersetzungsarbeit müsste fehlerträchtige Idiomatismen
wie Präpositionalgefüge einschließen. Die
zusammenhängenden Lernprobleme, die Rektionsunterschiede enthalten, sind
sowohl auf Ähnlichkeiten als auch auf Differenzen zweier Sprachen
zurückzuführen.
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-Zur beträchtlichen Reduzierung der
Klassenstärken: Seit einigen Jahren kennt das kamerunische
Schulsystem einen neuen Paradigmenwechsel lernen. Seit 2014 wird dieser
Paradigmenwechsel allmählich in der Sekundarschule implementiert. Es geht
nämlich um den kompetenzorientierten Unterricht, wo der Schüler im
Zentrum des Lehr- bzw. Lernprozesses steht und wo jedem Schüler
individuell dicht gefolgt werden soll. So gesehen, wie kann der
kompetenzorientierte Unterricht also erfolgreich in Kamerun implementiert
werden, wenn wir wissen, dass die Klassenstärken überfüllt sind?
Die Ausrottung dieses Problems fordert natürlich eine beträchtliche
Reduzierung von Klassenstärken. So können die
Übersetzungsschwierigkeiten der Deutschlernenden bewältigt werden.
Damit wird gemeint, dass die Lehrkraft die Fehlerbesprechung individuell und
differenziert bei Schülern vornimmt sowie die Vertiefung mangelnder
lexikographischer Kenntnisse. Die Tatsache, dass sich der Lehrer an dem
Schüler individuell beim Übersetzen interessiert, kann sogar das
Einklinken zur Lernmotivation sein.
-Benutzung angepasster Methoden: Um
Interferenzen der Schüler beim Übersetzen im DaF-Unterricht zu
vermindern, kann der Lehrer sich auch an angepasste Methoden wenden. Es sind
nämlich die Grammatikübersetzungsmethode (GÜM) und die
interkulturelle Methode. Verbreiten wir uns über die interkulturelle
Methode: Sie ist auch hier nötig, denn die Sprache und die Kultur eines
Volkes sind immer eng verbunden. Das Wissen der deutschen Kultur bietet dem
kamerunischen Deutschschüler sicherlich bestimmte idiomatische
Redewendungen, die ihm beim Übersetzen helfen können. Bassnett
(zitiert nach Makou, 2007) weist darauf hin, dass:
Language, then is that heart within the body of culture, and
it is the interaction between the two that results in the continuation of
life-energy. In the same way that the surgeon, operating on the heart, cannot
neglect the body that surrounds it, so the translator treats the next in
isolation from culture at this peril. (S. 78)
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