4.2.2 Meinung der Expertin
Um die Ergebnisse zu untermauern, habe ich eine Expertin aus dem
Bereich Tourismus befragt (vgl. Anhang A). X ist eine erfahrene Fachkraft, da
sie bereits seit 40 Jahren in diesem Bereich arbeitet. Derzeit ist sie Produkt-
und Gruppenproduktionsmanagerin bei einem Reiseveranstalter, der
Gruppenprogramme in rund 30 Ländern organisiert. X hat 3 Phasen
durchlaufen: 10 Jahre Reisen um die Welt als Kultur- und Bergführer, dann
10 Jahre Arbeit für einen Auslandsempfänger in Indien und
schließlich Produktionsleiter in verschiedenen
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Ländern. X hat mit allen Arten von Altersgruppen und
Bevölkerungsgruppen gearbeitet, da sie für Unternehmen (Incentive)
mit Arbeitern oder Geschäftsführer, aber auch für Einzelreisende
aus allen Bereichen gearbeitet hat. Die Reisen, die sie in Europa organisiert
hat, sind hauptsächlich Firmenreisen.
75% der von X organisierten Reisen werden mit dem Flugzeug
durchgeführt, um Zeit zu sparen. X definiert die Bedeutung des Transports
im Tourismus als maximal und dass die Touristen Flugzeuge für ihre
Europareisen nutzen. Aber manche Touristen nutzen andere Mittel wie Züge,
um ihre Umweltbelastung zu reduzieren. X hat in den letzten 2 Jahren eine
steigende Nachfrage von großen Unternehmen gesehen, ihren
ökologischen Fußabdruck beim Reisen zu berechnen und zu reduzieren.
Ihnen wird empfohlen, die Umweltauswirkungen zu reinvestieren. Um den Tourismus
weniger zerstörerisch zu gestalten, sollten Gäste und Touristen
für ihre Umweltauswirkungen sensibilisiert werden, z.B. mit Hilfe von
Emissionsrechnern. X ist überzeugt, dass bei einem kleinen
ökologischen Fußabdruck die Kosten geringer sind. Der einzige
Aufwand ist die Zeit. Das Hauptproblem ist mit dem Transport verbunden, weil
wir nicht wissen, wie wir mit einem neutralen CO2-Fußabdruck reisen
können.
Andere Herausforderungen betreffen die lokale und regionale
Bevölkerung, die sich ihres Reichtums nicht notwendigerweise bewusst ist.
Regionale Aktionen müssen den Einwohnern zu verstehen machen, dass ihre
Praktiken einzigartig sind und dass sie sie bekannt machen sollten. Für X
steht die Entwicklung des lokalen Interesses und des ÖT im Vordergrund.
Das Bewusstsein der Europäer für ÖT ist laut sie sehr gering und
wir fangen sehr weit vorne an. Zum ÖT merkt X an, dass es schwierig ist,
ihn zu entwickeln und dass der Wille der Regierung nicht sehr ausgeprägt
ist. Für X fehlt den Touristen in Europa die Neugier und sie interessieren
sich nicht für den regionalen Charakter. Sie bleiben 3-4 Tage an einem
Ort, ohne die Umgebung zu entdecken. Sie verbindet den MT mit dem Füllen
von Flugzeugen für einen schnellen Trip z.B. in eine europäische
Hauptstadt. Für X bedeutet es ökologische, kulturelle und soziale
Zerstörung.
Um ihren Schaden zu vermeiden und die ÖT zu entwickeln,
müssen sich die Länder auf ihre eigene Identität konzentrieren.
Dies liegt insbesondere in der Verantwortung der Behörden und es gibt
Arbeit für die einzelnen Regionen zu tun. Aber es ist auch die Aufgabe von
X und anderen Reiseveranstaltern. Die Medien spielen eine Rolle bei der
Weitergabe von Informationen, damit die Menschen Zugang zu
ökotouristischen Inhalten haben. Webseiten
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zum Thema ÖT sollten entwickelt werden und Bücher
über ÖT-Erfahrungen sollten geschrieben werden. Tourismusbücher
sollten besser erklären, was es in jeder Region gibt, um die
Hauptstraßen und beliebten Gebiete zu vermeiden. Schließlich
müssen ÖT-Praktiker ihre lokalen Praktiken fortführen und die
Beziehungen zu den lokalen Einwohnern verbessern.
X präsentierte eine Maßnahme, die umgesetzt werden
sollte: die Verpflichtung zur Zahlung einer CO2-Steuer zum Schutz der Umwelt.
In Bezug auf Innovationen ist X der Meinung, dass die Einführung eines
Beitrags für Wanderwege eine gute Initiative sein könnte, um den
Anwohnern zu helfen, ihr Erbe und die biologische Vielfalt zu schützen. In
Bezug auf das europäische Regieren denkt sie, dass wir Umweltschützer
in der Regierung brauchen. In der Tourismusbranche denkt man nur an den Ertrag
und nicht an die sozio-ökologische Perspektive. Informationen werden eher
von oben nach unten weitergegeben, so dass lokale Gemeinschaften
übergangen werden können. Die Expertin ist auch für die Quoten:
,,There are many cities like that where the local city has been transformed
into a fake museum for pseudo tourists«. X wünscht sich Mindestquoten
für die lokale Bevölkerung und Höchstquoten für Touristen.
Auch die Technologie ist ein entscheidendes Element für die nachhaltige
Entwicklung des Sektors z.B. mit der Erstellung von Webinaren zur besseren
Schulung des Tourismuspersonals oder Websites zur Förderung der Entdeckung
der Region. X ist wie die Stichprobe motiviert von der Idee, ein Fach mit Bezug
zur Ökologie in den Lehrplan der Schule einzuführen: ,,They have to
be made aware of this at a very early stage, that's clear«.
Was die Entwicklung des europäischen Tourismus angeht,
glaubt sie, dass Wochenenden, an denen die Leute hin und her fliegen,
verschwinden werden. Die Erfahrung, die sie aus ihrer 40-jährigen Praxis
mitgenommen hat, ist, dass der touristische Fußabdruck nicht unbedeutend
ist und eine Reihe von Kulturen und natürlichen Orten zerstört hat.
Wir sollten zu traditionellen Werten zurückkehren. Die Fehler, die es zu
vermeiden gilt, wären, dass die Touristen aufhören, ,,to try to
inculcate your own way of life in others«. Als Europäer haben wir
eine Verantwortung in dieser Angelegenheit, und dank dieser werden wir den
natürlichen Reichtum der Erde, die Sprachen, die Bevölkerungen und
ihre Kulturen retten.
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