Entwicklung des Ökotourismus gegenüber der
Vorherrschaft des Massentourismus in Europa: Interessen und
Möglichkeiten
Bachelorarbeit zum Erwerb des Grades Bachelor of Science in
International Management
Studiengang BSc International Management Double Degree (IMX
deutsch- französisch) an der ESB Reutlingen - Hochschule Reutlingen
Reutlingen, 03.05.2021
Vorgelegt von: Thibault Pichet
Matrikelnummer: 308813
Vorgelegt bei: Prof. Dr. Jörg Naeve und
Prof. Dr. Niamh O'Mahony
ii
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis iv
Abbildungsverzeichnis v
1 Einführung 1
2 Zustand des Tourismus in Europa: Das Aufkommen des
Massentourismus 3
2.1 Dynamiken des europäischen Tourismus 3
2.1.1 Europäischer Tourismus: von einer Minderheitspraxis
zum Massentourismus 3
2.1.2 Ein außergewöhnlicher und unsicherer aktueller
Kontext 5
2.2 Akteure und Herausforderungen der europäischen
Tourismusbranche 7
2.2.1 Die Schlüsselakteure im europäischen Tourismus
7
2.2.2 Wirtschaftliche, soziale und ökologische
Herausforderungen 14
3 Ökotourismus, ein alternativer Tourismus zum
europäischen Massentourismus 20
3.1 Konzept und Nutzung der ökotouristischen Alternative in
Europa 20
3.1.1 Konzept und verschiedene Mechanismen 20
3.1.2 Aktuelle Nutzung und Praktiken des Ökotourismus
23
3.2 Herausforderungen und Möglichkeiten des
Ökotourismus 24
3.2.1 Die Zwänge des Ökotourismus 25
3.2.2 Die Stärken des Ökotourismus 27
3.2.3 Nachhaltigkeit des Ökotourismus im Angesicht des
Massentourismus 29
4 Empirischer Ansatz: Mögliche Lösungen
für die Entwicklung des Ökotourismus 35
4.1 Hypothesen und Forschungsmethodik 35
4.1.1 Hauptthemen und Hypothesen in der Literatur 35
4.1.2 Forschungsmethodik 36
4.2 Interpretation der Ergebnisse, Meinung der Expertin und
Empfehlungen 39
4.2.1 Suchergebnisse 39
4.2.2 Meinung der Expertin 47
4.2.3 Empfehlungen 49
5 Fazit 52
6 Literatursverzeichnis 53
Anhang A: Interviewleitfaden - Semidirektives Interview -
Expertin in der
Tourismusbranche 65
Anhang B: Interviewleitfaden - Semidirektives
Interview - Hauptinterviews 73
Anhang C: Ergebnisse und Statistiken der qualitativen
Forschung 78
C.1 Stichprobenanalyse 78
C.2 Ergebnisse und Statistiken Thema I 78
C.3 Ergebnisse und Statistiken Thema II 80
III
C.4 Ergebnisse und Statistiken Thema III
81
C.5 Ergebnisse und Statistiken Thema IV 83
C.6 Grafiken 84
7 Erklärung zur wissenschaftlichen Arbeit
85
iv
Abkürzungsverzeichnis
ADEME Agentur für Umwelt und Energiemanagement
BIP Bruttoinlandsprodukt
BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
ECTAA The European Travel Agents' and Tour Operators'
Associations
EEN European Ecotourism Network
EK Europäische Kommission
EP Europäisches Parlament
ETC European Travel Commission
ETOA European Tourism Association
EU Europäische Union
ICAO Internationale Zivilluftfahrtorganisation
MT Massentourismus
NRO Nichtregierungsorganisation
OECD Organisation for Economic Co-operation and
Development
ÖT Ökotourismus
OTA Online Tourism Agency
TIES The International Ecotourism Society
UNWTO Weltorganisation für Tourismus
WWF World Wide Fund for Nature
v
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1. Hauptakteure der Tourismusbranche 7
Abbildung 2. Co2-Emissionen des Personenverkehrs; Gramm Co2
pro Personenkilometer ... 19
Abbildung 3. Perspektive des Ökotourismus 21
Abbildung 4. Skala der touristischen Entwicklung / des
ökologischen Fußabdrucks 29
Abbildung 5. Tourismus-Nachhaltigkeits-Vektoren - kombiniert
31
Abbildung 6. Q12: Ausschlaggebende(s) Kriterium(e) für
das Reiseziel 40
Abbildung 7. Q16: Anziehungskraft auf beliebte Touristenorte
41
Abbildung 8. Q18: Transportmittel 41
Abbildung 9. Q22: Gefühl der Zugehörigkeit zum
Ökotourismus 42
Abbildung 10. Q26: Berücksichtigung des Umweltschutzes
43
Abbildung 11. Q27: Berücksichtigung des
sozio-ökonomischen Nutzens für lokale
Gemeinschaften 43
Abbildung 12. Q37: Idee, in den Schullehrplan ein Bewusstsein
für Ökologie einzubauen 45
1
1 Einführung
Seit mehreren Jahrzehnten haben die Menschen Zugang zu
internationaler Mobilität und viele haben die Möglichkeit zu reisen.
Nach Angaben der Weltorganisation für Umwelt (UNWTO) ist die Zahl der
internationalen Touristen von 435 Millionen im Jahr 1995 auf 1,401 Milliarden
im Jahr 2018 gestiegen. Die Mehrheit dieser Touristen konzentriert sich auf
Europa, mit 710 Millionen registrierten Touristen im Jahr 2018. Die Einnahmen
belaufen sich auf 1451 Milliarden Euro (vgl. UNWTO, 2019). Diese
Touristenströme zeigen jedoch, dass sich der Tourismus von einer
kulturellen Praxis, die einer Minderheit vorbehalten ist, zu einem
Phänomen entwickelt hat, das als Massentourismus (MT) bekannt ist. Laut
Poon Mass tourism refers to the movement of a large number of organized
tourists to popular holiday destinations for recreational purposes. It is a
phenomenon which is characterized by the use of standardized package products
and mass consumption« (vgl. A. Poon, 1993, S. 32). Diese Praxis kann die
lokale Lebensqualität beeinträchtigen z.B. mit überfüllten
Straßen, und im Hinblick auf die Umwelt werden zahlreiche Folgen
identifiziert, wie z.B. die Entstehung von überschüssigem Abfall, der
die Natur verschmutzt (vgl. Vie publique, 2019). Laut einem Bericht des World
Wide Fund for Nature (WWF) stehen 52% des Abfalls im Mittelmeer in Zusammenhang
mit dem Seetourismus (vgl. WWF, 2017).
Der europäische Tourismus muss kontrolliert werden, um
unsere Umwelt zu erhalten. Es gibt Lösungen für sozioökonomische
und ökologische Aspekte, die eine nachhaltige Entwicklung
ermöglichen, wie etwa der Ökotourismus (ÖT). Dieser Begriff
wurde von Hector Ceballos-Lascurain offiziell definiert als Environmentally
responsible travel and visitation to
relatively undisturbed natural areas, in order to enjoy and
appreciate nature (and any accompanying cultural features - both past and
present) that promotes conservation, has low visitor impact, and provides for
beneficially active socioeconomic involvement of local populations« (vgl.
H. Ceballos-Lascurain, 1987, S. 20). Diese Definition wird mehrfach verwendet,
insbesondere vom Global Ecotourism Network, das hinzugefügt, dass ÖT
das Verständnis lokaler Ökosysteme und Kulturen einschließt. Es
befürwortet den erzieherischen Aspekt, den der ÖT allen Beteiligten
bringen kann (vgl. Global Ecotourism Network, 2016). Es werden Entscheidungen
zum nachhaltigen Tourismus getroffen, z.B. ein Abkommen zwischen den Staaten
der Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) zur Halbierung der
Emissionen aus dem Flugverkehr bis 2050 (vgl. ICAO, 2016). Trotz zahlreicher
Warnungen von Wissenschaftlern und der Organisation des Gipfeltreffens wurde in
diesem Sektor jedoch kein wirklicher Plan aufgestellt oder befolgt.
2
Die Frage des ÖT kommt vor allem auf das Verhalten jedes
Einzelnen, auf sein Umweltbewusstsein und auf die Umsetzung einer Alternative
zum MT durch die verschiedenen Akteure wie Staaten und Institutionen. Diese
Entwicklung muss sich nicht nur auf die Umwelt konzentrieren, sondern auch
unter sozioökonomischen Gesichtspunkten nachhaltig sein und den aktuellen
Kontext berücksichtigen. Wie kann der ÖT zu einer nachhaltigen
Alternative zum MT in Europa werden? Was sind die Herausforderungen? Wie kann
man Touristen auf diese Praxis aufmerksam machen?
Die Entscheidung, sich auf den Tourismus und insbesondere den
ÖT zu konzentrieren, ist dadurch gerechtfertigt, dass Alternativen zum MT
gefunden werden müssen, um auf die sozio-ökologische Notlage zu
reagieren. Die Wahl von Europa ist gerechtfertigt, um die Schlussfolgerungen
nicht auf die ganze Welt zu verallgemeinern, und vor allem, weil der Kontinent
50 % der weltweiten Reiseziele repräsentiert (vgl. D. Pernice & A.
Debyser, 2020). Um auf das Thema eingehen zu können, ist es zunächst
notwendig, eine Bestandsaufnahme des europäischen Tourismus zu erstellen
und die wichtigsten Akteure zu kennen, um dessen verschiedenen Mechanismen zu
verstehen.
3
2 Zustand des Tourismus in Europa: Das Aufkommen des
Massentourismus
Der europäische Tourismus hat sich im Wesentlichen zu einem
MT entwickelt, der nun in Frage gestellt wird. Covid-19 hat dieses Hinterfragen
nur noch verstärkt. Um den Sektor zu verstehen, ist es notwendig, seine
Marktdynamik zu analysieren, seine Akteure und seine Einsätze zu
kennen.
2.1 Dynamiken des europäischen Tourismus
Der europäische Tourismus hat eine jahrhundertlange
Geschichte und wurde durch die Globalisierung und unseren Entdeckungsdrang
geprägt. Es ist wichtig, seinen Ursprung zu kennen, um seinen aktuellen
Kontext zu analysieren und zu verstehen.
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