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Die Perspektiven einer neuen französischen Afrikapolitik im frankophonen Afrika südlich der Sahara

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par El-Houssein Aw
Freie Universität Berlin - Master in Political Science 2005
  

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Freie Universität Berlin

Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften

Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft

Diplomarbeit

zur Erlangung

des Grades eines Diplom-Politologen

über das Thema

Die Perspektiven einer neuen französischen Afrikapolitik im frankophonen Afrika südlich der Sahara

-Zwischen Befehlen auf der Konferenz von La Baule und Staatsräson-

(von 1990 bis 2004)

Eingereicht bei:

I. GA: Prof. Dr. Bernd RABEHL

II. GA: Prof. Dr. Ulrich ALBRECHT

Vorgelegt von: El-Houssein AW

Matrikelnr. 36 31 809

Wohnhaft in: Hanielweg 21/23

Zimmer 116

12277 Berlin

Funk: 0160/ 92 11 15 72

E-Mail: aw_el@yahoo.com

Datum: 11. März 2005

Inhaltsverzeichnis.........................................................................................Seite

Einleitung............................................................................................................ 6

1. Begriffliche Annäherungen.......................................................................... 12

.....1.1 Die Staatsraison........................................................................................12

.....1.2 La Françafrique........................................................................................17

2. Eine Retrospektive der Strukturen der franko-afrikanischen

Beziehungen................................................................................................. 19

.....2.1 Frankreichs Weltanspruchsrang in der Kolonialzeit............................... 20

.....2.2 Die Unabhängigkeitswelle oder die Balkanisierung der beiden

...........Föderationen Frankreichs in Afrika.(AOF) und (AEF)........................... 26

..........2.2.1 Die Unterdrückung der nationalistischen Bewegungen.................. 31

..........2.2.2 Der Fall Guinea Sékou Touré.......................................... 33

3. Die Afrikapolitik in der Ära der Gaullisten (1958-1981)...........................37

.....3.1 Die Afrikapolitik unter Général De Gaulle von 1958 bis 1969................40

.....3.2 Die Afrikapolitik unter Georges Pompidou von 1969 bis 1974...............44

.....3.3 Die Afrikapolitik unter Giscard d'Estaing von 1974 bis 1981.................46

4. Die Afrikapolitik in der Ära François Mitterand (1981-1995)................. 49

.....4.1 Die Herausforderung einer neuen französischen Afrikapolitik mit den

...........Sozialisten an der Macht .........................................................................50

..........4.1.1 Die zerbrochene Hoffnung einer anderen Afrikapolitik von 1981 bis

..................1990...................................................................................................51

..........4.1.2 Die Unterstützung der Dinosaurier...................................................54

.....4.2 La Baule oder die Prämissen einer gescheiterten Demokratisierung von

...........1990 bis 1995.......................................................................................... 56

..........4.2.1 Die Nationale Konferenzen............................................................. 59

..........4.2.2 Die Interventionen am Beispiel Ruanda (1990-1994)......................61

5. Die Rückkehr der Gaullisten oder die Afrikapolitik in der Ära Jacques

Chirac (1995-2004)....................................................................................... 66

.....5.1 Wandel oder Kontinuität der gaullistisch geprägten Afrikapolitik..........66

.....5.2 Die Kohabitation mit dem sozialistischen Ministerpräsident oder die

...........Reformen von Lionel Jospin....................................................................70

.....5.3 La Françafrique à l'épreuve oder das Fallbeispiel von Cote d'Ivoire von

..........2002 bis 2004........................................................................................... 73

Zusammenfassung.............................................................................................81

Anhang................................................................................................................84

Abkürzungsverzeichnis...................................................................................107

Literaturverzeichnis........................................................................................108

Danksagung

Die vorliegende Arbeit verdankt ihre Entstehung dem Zusammentreffen mehrerer glücklicher Umstände. An erster und wichtigster Stelle ist hier mein Zusammenstoß mit unterschiedlichen Menschen während meiner verschiedenen Aufenthälte in mehreren afrikanischen Ländern, Sowjetunion, Frankreich, Belgien, Holland. Wichtige Personen sind auch hier zu erwähnen, Prof. Dr. Bernd Rabehl und Albrecht Ulrich.

Prof. Dr. Bernd Rabehl begleitete die Erstellung der Arbeit zu jeder Zeit mit Hilfsbereitschaft, Geduld und fruchtbaren gedanklichen Anregungen. Seine Ermutigungen sind besonders hoch zu schätzen.

Daneben gilt mein Dank der STUBE (Studienbegleitprogramm für ausländische Studierende Berlin/Brandenburg), mit deren Hilfe ich zwei Monate lang in meinem Heimatland an verschiedenen Forschungseinrichtungen wichtige Informationen bekam und Fachleute konsultieren konnte.

Ich möchte es nicht versäumen, all denen zu danken, die mir während meines langjährigen Aufenthalts ausserhalb Afrikas durch vielerlei Diskussionen und Gespräche mich bereichert haben.

Der Bundesrepublik Deutschland, die mir das Studium ermöglicht hat und meinen Eltern und Geschwistern drücke ich meine tiefe Dankbarkeit.

Berlin, im März 2005 El-Houssein AW

Wenn ich etwas kannte nützlich für mein Vaterland, und das nachteilig für Europa war, oder das nützlich für Europa war das für die menschliche Art nachteilig ist, würde ich es als ein Verbrechen anschauen.«1(*)

Charles de Montesquieu

Das öffentliche Wohl verlangt, dass man verrät, dass man lügt, dass man tötet... Die natürliche und universelle Gerechtigkeit an sich ist anders und edler geregelt, als jene andere besondere, nationale, den Bedürfnissen der öffentlichen Ordnung unterworfene Gerechtigkeit.«2(*)

Michel de Montaigne

Wahrscheinlich darf man ganz allgemein sagen, dass sich in der Geschichte des menschlichen Denkens oft die fruchtbarsten Entwicklungen dort ergeben haben, wo zwei verschiedene Arten des Denkens sich getroffen haben. Diese verschiedenen Arten mögen ihre Wurzeln in verschiedenen Gebieten der menschlichen Kultur haben oder in verschiedenen Zeiten, in verschiedenen kulturellen Umgebungen oder verschiedenen religiösen Traditionen. Wenn sie sich wirklich treffen, d.h. wenn sie wenigstens so weit zu einander in Beziehung treten, dass eine echte Wechselbeziehung stattfindet, dann kann man darauf hoffen, dass neue und interessanteste Entwicklungen folgen«.3(*)

Werner Heisenberg

Einleitung

Der Fall der Mauer, der Zusammenbruch der kommunistischen Staaten, die Auflösung der Sowjetunion und des Warschauer Paktes haben die Welt ganz entscheidend verändert. Anders gesagt, mit dem Ende des Ost-West-Konflikts Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre erfasste die dritte Welle der Demokratisierung«4(*) auch das frankophone Afrika südlich der Sahara5(*). Die neuen entstehenden Bedingungen führten die Welt bzw. das Schwarzafrika in die Ära des Demokratisierungsprozesses, welcher in einigen Ländern mit der Conférences Nationales«, eine Art von Etats Généraux« während der französischen Revolution von 1789, begleiten wird. Dieser neuer Dogmatismus fördert eine uneingeschränkte Beteiligung der Gesellschaft an den unterschiedlichen Entscheidungen für die politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung dieser Staaten.

Die vorliegende Diplomarbeit schreibe ich nicht aus Enttäuschung, nicht aus einer pessimistischen Sicht und nicht im Zorn. Sie ist eine Kritik der Vergangenheit und der Gegenwart des Umsetzungsversuchs einer vernünftigen Afrikapolitik. Ich glaubte lange Zeit mit Inbrunst an das versprochene Wort noch im 1990 von dem französischen Präsidenten François Mitterand6(*) auf einem Gipfeltreffen mit seinen afrikanischen Amtskollegen. Die bisherige Afrikapolitik geprägte vom Gaullismus, wollte Präsident François Mitterrand ändern, als er 1990 in La Baule, während des 16. Gipfeltreffens Frankreich-Afrika, ankündigte, die Nabelschnur werde durchtrennt werden, die die afrikanischen Ex-Kolonien bisher in Abhängigkeit von Frankreich gehalten hatte: Frankreich wird seine gesamten (finanziellen) Anstrengungen darauf richten, das Bemühen (der Empfängerländer) um mehr Freiheit zu unterstützen.«7(*)

Ich glaubte an die Wirksamkeit, die Aufrichtigkeit der Apparate und gewisser Menschen, die sich für die Zukunft Afrikas Sorgen machten.

Die traditionelle Treffen der Epochen von de Gaulle bis zu Mitterand auf unterschiedlichen Ebenen finden immer noch statt. Am 26. und 27. November 2004 fand in Ouagadougou, der Hauptstadt des westafrikanischen Staates Burkina Faso, der 10. Gipfel der IOF (Internationale Organisation der Frankophonie) statt.

Vor zwei Jahren gab es in der Hauptstadt Frankreichs, mit mehr als 37 afrikanische Regierungschefs, der XXII. Gipfel Frankreich-Afrika. Der nächste Gipfel wird Früh 2005 in Bamako, der Republik Mali stattfinden. Was ein Erfolg für Frankreich ist, weil die vorige OAU8(*) und die neue AU9(*) es schwer haben so viele afrikanische Staatsoberhäupter zusammenzubringen, obwohl es um die afrikanische Angelegenheiten geht (auf dem afrikanischen Kontinent!). Ist das eine Rückkehr der reinen Gaullistischen Afrikapolitik?

Diese Diplomarbeit ist mit meinen Lektüren unterschiedlicher Autoren in einigen Bibliotheken unserer Bundeshauptstadt Berlin bzw. STABI, der OSI-Bibliothek, der UB und eigenen Erfahrungen getränkt. Im Rahmen der Informations-und Literatursammlung bin ich im März 2002 Dank der STUBE (Studienbegleitprogramm für Ausländische Studierende Berlin/Brandenburg) in meinem Heimatland gewesen. In dem gleichen Zusammenhang habe ich mich mehrmals in Paris aufgehalten um die neuerste Dokumentation über die frankoafrikanische Beziehungen aufzusuchen. Trotzdem sollte man hier erwähnen, dass es nicht einfach ist an die Dokumentation zu kommen. Die Geheimdiplomatie, die mangelnde Transparenz der Aktivitäten und die Immunität, die die jeweiligen Machthaber schützen, unterlaufen alle Bemühungen des Forschers, Licht in das Dunkel der Manipulationen zu bringen.

Bei der Beschäftigung mit dem Thema habe ich mich hauptsächlich auf die französische Literatur bezogen. Da die Quellenlage im französischen Sprachraum ist am besten versorgt, weil viele französische Wissenschaftler sich diesem Forschungsbereich annähern.

Die deutschsprachige Darstellungen sind nicht zu unterschätzen. Die hier erbrachte wissenschaftliche Leistungen u.a. von Prof. Franz Ansprenger10(*), Prof. Dr. Stefan Brüne11(*) und veröffentliche Zeitschriftartikeln sind nicht wenig informativ und bemerkenswert.

Im anglo-amerikanischen Sprachraum ist das Defizit nicht so dramatisch. Unterschiedliche Autoren haben sich bemüht um zahlreiche Publikationen. Hier ist das Werk von Prof. Birgit Brock-Utne12(*) im Bereich der Globalisierung und Bildungspolitik der Internationalen Wirtschaftsinstitutionen unter dem Titel Whose Education for All? The Recolonization of the African Mind« hoch interressant.

Trotzt der vielsprachigen Literatur u.a in der russischen Sprache auch, ist es zu betonen, dass bei einigen Staaten Afrikas südlich der Sahara, nicht ausreichende Daten in Verfügung stehen.

Heute lebe ich, wie viele Afrikaner, obwohl sie gerne in dieser erneuten Herausforderung nützlich sein wollen, ohnmächtig das Staatsversagen in den afrikanischen Ländern, ihrer Zersetzung, ihrer Agonie bei.

Die unangepassten Pragmatismus, Realpolitik und Staatsraison an die afrikanische Realitäten und Bedürfnissen, die von den Afrikanischen Regierenden getrieben wurden, stehen die Solidarraison und den Patriotismus entgegen. Wohin hat so eine Politik geführt? Sind die exzessive Emigration der afrikanischen Produktionskraft und die Entsagung (Renonciation) der gebildeten Afrikaner ihrem Kontinent ein Ausdruck der Enttäuschungen des Scheiterns Afrikas? Müsste das eigentlich eine Begründung des Afro-Pessimismus sein?

Das Afrikanische Volk glaubt immer noch an den Traum von den angekündigten offiziellen Reformen, der Schaffung von gerechten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Nationen und den Menschen. Eine Hoffnung beseelte sie: die Hoffnung auf soziale Gerechtigkeit zwischen allen Völkern und allen Menschen, auf gerechte Verteilung der produzierten Reichtümer, auf ein Leben ohne Krieg in einer versöhnten Welt, aus dem Elend, Ausbeutung und Hunger verbannt wären13(*).

Nach der dunklen Nacht der Sklaverei, der Unabhängigkeitswelle und mit der Entstehung des gezwungenen Demokratisierungsprozesses in den meisten afrikanischen Staaten, hat sich die heutige Elite, wie die vergangene, der Stimmung der Zeit angepasst. Die unadäquate Staatsraison triumphiert, Kompromisse und Zugeständnisse sind die Regel. Ein grauer Opportunismus regiert und wurde legitimiert von der afrikanischen Elite, die sich mehr oder weniger zu einfachen Marionetten zurückentwickelt haben. Dadurch werden die patriotische Gefühle und die Solidarraison von der unangepassten Staatsraison und einem höheren Grad des unbeschreibbaren Egoismus der Regierenden aufgezehrt und getötet.

Diese unangepasste Staatsraison ist eine der sichersten Stützen der legitimierten Weltordnung und eine der energischsten Feinde der unterdrückten Völkern geworden.

Meine Diplomarbeit will die konkreten, praktischen und theoretischen Bedingungen, unter denen dieser Verfall, dieser entsetzliche Bruch sich vollziehen konnte, ergründen. Vor allem drei Faktoren sind es, die die franko-afrikanischen Beziehungen als problematischen und reformbedürftigen Sonderfall der internationalen und der Nord-Süd-Beziehungen erscheinen lassen: die exklusive, parlamentarisch unzureichend kontrollierte afrikapolitische Machtfülle französische Präsidenten; eine Militärpolitik, die Stabilität in erster Linie als Wahrung des staatlich-territorialen Status quo begreift; und die halbherzige, wenig prinzipienfeste Unterstützung demokratischer Reformansätze.14(*)

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage ob die französische Afrikapolitik nach der berühmten Rede Francois Mitterands auf der Konferenz von La Baule 1990 die vorgesehenen Ergebnisse erreicht hat. Es ist schon zu bemerken, dass seit der Beginn des Demokratisierungsprozesses, Afrika bittet ein trauriges Bild von sich selbst, mehr afrikanische Staaten sind in Konflikten verwickelt. Anfang der 1990er Jahre behauptete Jacques Chirac15(*), dass Afrika noch nicht reif für die Demokratie« sei. Der nigerianische Nobelpreisträger Wole Soyinka hat auf diese Aussage geantwortet: Glauben Sie, dass Afrika jemals reif für die Diktatur gewesen ist?«.

Welche Prioritäten im XXI. Jahrhundert hat Afrika? Die Erledigung der Nahrungsfrage? Das Aidsproblem? Die Liquidierung der Konflikten oder die Achtung der Menschenrechte im Sinne der Demokratisierung?

François-Xavier Verschave16(*) erklärte in einem Interview: Man muss zwischen der Situation der englischen und französischen Ex-Kolonien unterscheiden. Die frankophonen Länder wurden ihrer Unabhängigkeit beraubt, um stattdessen Neo-Kolonien im engeren Sinne zu errichten; zwar mit dunkelhäutigen Gouverneuren, die aber im Prinzip nichts anderes tun als die Strukturen kolonialer Ausbeutung aufrechtzuerhalten. Diese Systeme sind zum großen Teil immer noch vorhanden.«17(*) Wie kann man dieses Afrikaengagement Frankreichs erklären? Was sind die Beweggründen für so eine dauerhafte Politik gegenüber Afrika südlich der Sahara? Ist Frankreich überhaupt bereit diese Sonderbeziehungen aufzugeben um ihre Beziehungen zu den ehemaligen Kolonien zu normalisieren? Verfolgt die französische Afrikapolitik nur das Ziel der Bewahrung ihrer wirtschaftlichen Interessen im Namen der Staatsraison? Hat es Frankreich schwer die ständig versprochenen Änderungen ihrer politique africaine« für die Entstehung eines Rechtsstaates (Förderung von Demokratie und Menschenrechten) in ihrer exklusiven Einflusszone umzusetzen? Ist es schon nicht die Zeit auch mit dem Ende des Ost-West-Konfliktes und dem wirtschaftlichen Niedergang Afrikas für Frankreich ihr Engagement in dem pré-carré francophone« zu überdenken?

Mit den Ereignissen, die in der Elfenbeinküste (Cote d'Ivoire) geschehen sind, sieht man wie aktuell das Thema französische Afrikapolitik südlich der Sahara ist. Frankreich ist in diesem westafrikanischen Land seit dem Putschversuch am 19. September 2002 stark engagiert und involviert. In dem Zusammenhang hat die französische Regierung im Rahmen der Opération Licorne« ca. 4000 Mann eingesetzt um das Schlimmste und die völlige Destabilisierung des Landes zu vermeiden. Dieser Einsatz ist bemerkenswert, da seit Beginn der neunziger Jahre, vor allem nach der vielkritisierte französischen Politik in Ruanda und der Abwertung des Franc-CFA,18(*) eine zunehmende Zurückhaltung Frankreichs deutlich wurde, die durch einen Abzug permanent stationierter französischer Truppen aus Afrika, sinkende Entwicklungshilfe und ausbleibende Interventionen gekennzeichnet war.19(*)

Ich verbringe die Hälfte meines studentischen Alltags damit, die Versuche der Afrikanischen Völker und ihrer Eliten sich zu befreien, zu beobachten, zu analysieren und verstehen zu können. Seit ich damit begonnen habe, die absichtlich ausgedachte Ordnung der Welt zu beobachten und zu analysieren, versuche ich mir Gedanken über die adäquaten Lösungen der Probleme in meinem Heimatkontinent zu machen. Seitdem viele Fragen beschäftigen mich: Wo liegen die Ursache der unerfolgreichen Politik und Wirtschaftspolitik in Afrika? Wo liegen die Defizite, die Uneffizienz der bis 2004 existierenden französischen Afrikapolitik? Was könnte getan werden um bei den neuen Globalisierungsbedingungen und Demokratieforderung die Fehler der Vergangenheit zu verhindern? Was man hier als Lösungsprozess nennen kann, ist so ähnlich wie der zur Zeit im Gang auf dem afrikanischen Kontinent. Es sollte eine Reihe von Werten vermitteln werden: ein gewisser Patriotismus, die Ethik, die Moral für eine gesundere Zivilgesellschaft und verantwortungsvolle Staatsverwaltung. Im Rahmen des Prozesses der Demokratisierung ist besonders notwendig eine qualitative, selbstbewusste Wählerschaft in den so genannten multiethnischen Staaten oder Multinationen zu schaffen. Als Referenz wäre hier die wissenschaftliche Arbeit von Prof. Mwayila Tshiyembe20(*) unter dem Titel Etat multinational et démocratie Africaine, Sociologie de la Renaissance politique«21(*) sehr hilfreich.

Der erste Teil dieser Arbeit ist der Theorie der Staatsraison und der Begriffenerläuterung gewidmet.

Der zweite und dritte Teile stellen die historische Strukturen der franko-afrikanische Beziehungen. Es geht hier um die Wurzeln, die Mechanismen und Elemente der unterschiedlichen Einflussnahmen. Wie sind diese Sonderbeziehungen entstanden. Danach wird die Afrikapolitik der Ära der Gaullisten untersucht.

Die zwei letzten Abschnitte analysieren die Außenpolitik gegenüber das frankophone Afrika seitdem die Sozialisten im Mai 1981 die Macht übernahmen. Hier werden die Kontinuität und die Verschärfung dieses Neokolonialismus unter Mitterand erläutert. Wie schaffen die Franzosen sich solche Superbedingungen, um ihre Interesse zu sichern? Mit welchen Mitteln operieren die französischen Akteure? Wohin hat die Dekolonialisierung geführt? Was und wer ermöglichen die Kontinuität von Kolonialmacht und nachkolonialen Beziehungen? Wie lange noch will und kann Frankreich an seiner afrikanischen Ambition festhalten? Wann wird Frankreich endlich von seinem« Afrika Abschied nehmen um den Klientelismus, die Kriminalisierung der Politik und die Gefährdehrung der Demokratie aufgeben? Darunter werden die angekündigten Reformen untersucht auch nachdem die Rechten wieder an der Macht sind mit Jacques Chirac als Präsident. Es wird hier versucht ob es um einen Wandel oder eine Kontinuität geht, was Francois-Xavier Verschave als Francafrique bezeichnet hat.

Im Rahmen der neuen Weltkonstellationen, der Bedeutung der Internationalen Organisationen und Multikonzernen wird schwer irgendwelcher Supermacht« ständig und permanent unbestraft« eine Einflusssphäre klassisch für sich zu behalten und zu sichern.

In den fünfziger Jahren schrieb Bernard Dadie, ein Dichter der Elfenbeinküste (Cote d'Ivoire): Gemeinsam lasst uns bauen die neue Stadt... Denkt an das Afrika, das uns erwartet.« Dazu schrieb damals Franz Fanon22(*): Chaque génération dans une relative opacité doit découvrir sa mission et la remplir ou la trahir.« Die heutige Generation steht noch immer vor dieser Aufgabe.

1. Begriffliche Annäherungen

.....1. 1 Die Staatsraison

Es ist kein wunder, dass im politischen Leben immer die Bewahrung der Interessen, egal um welchem Preis, das höchste Gesetz ist. Sagt man nicht, dass es in der Politik keine ständigen Freunde oder Feinde gibt, sondern dass nur Interessen vorherrschend bleiben? Ist das die Bezeichnung der Staatsraison oder der in unserer Zeiten bekannten Realpolitik?

Charles de Gaulle23(*) meinte in einem für diese Thematik wichtigen Buch:

La perfection évangélique ne conduit pas à l'Empire. L'homme d'action ne se conçoit guère sans une forte dose d'égoisme, d'orgueil, de dureté et de ruse.«24(*)

Fast alle Staatsmänner des Westens oder des Ostens, gleichgültig ob sie nun aus einer demokratischen, sozialistischen oder republikanischen Tradition hervorgegangen sind oder ob sie aus einer elitären, diskriminierenden und autokratischen Tradition angehören, berufen sich heute auf sie. Schlimmer noch: Diese Männer berufen sich in arroganter Weise auf die Staatsraison als höchste Rechtfertigung ihres Tuns. Das stellt einen fundamentalen Bruch in der Geschichte der westlichen Demokratien dar: Zum ersten Mal in der Geschichte unserer Gesellschaften hört der Streit der Ideen und Klasseninteressen auf, erster Motor des sozialen Prozesses zu sein. Linke und Rechte, Arbeiter und Arbeitgeber, Gewerkschaften und Oligarchien, alle huldigen dem neuen Götzen- der Staatsraison. Alle senken den Kopf- den einstmals unbeugsam denkenden- vor dem Monster. Wir treten in eine Ära der Einwilligung ein, der von unserem kollektiven Willen akzeptierten Fremdbestimmung durch die Gesetze der Realpolitik: Eine für Europa grundsätzlich neue Entwicklung.25(*)

Viele Wissenschaftler haben sich mit der Theorie der Staatsraison beschäftigt. Sie haben versucht, Regeln und Handlungsanweisungen für eine nach den Epochen eine Politik der Klugheit zu etablieren. Nicholo Machiavelli26(*) war ein der wichtigsten Theoretiker der politischen Klugheitslehre. Er knüpft zu Beginn der Neuzeit, dem Zeitalter der Renaissance, auch auf dem Gebiet der politischen Philosophie an antike Traditionen an und eröffnet die wissenschaftliche Debatte um die Vernunft des Staates.27(*)

Herfried Münkler hat in einem seinen Hauptwerk gezeigt, dass die gelungene Einrichtung des Territorialstaats und eine politische Theorie, welche die Staatsraison unter allgemeinen Prinzipien verschwinden ließ, gegenaufkläririsch gewirkt haben; Staatsraison sei zu einem der am meisten beschwiegenen politischen Handlungsimperative der Moderne geworden. Wenn ernstlich gilt, was die Staatsraison erheischt, nämlich dass politische Entscheidungen im Verborgenen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne Offenlegung der maßgebenden Beweggründe zu treffen seien, dann ist sie dort am wirksamsten, wo am wenigsten von ihr gesprochen wird. Das erweist sich am 16. und 17. Jahrhundert ebenso wie in der Gegenwart.«28(*)

Im 16. Jahrhundert taucht der Begriff der Staatsraison zum ersten Mal auf und findet solch breite Verwendung, dass sich einige Wortführer der theoretischen Debatte zu der Klage genötigt sehen, von den Sackträgern auf dem Marktplatz bis zu den Handwerkern in den Kneipen schwatze alles von der Staatsräson.29(*)

Wie kann man die Staatsraison definieren? Staatsraison ist die Maxime staatlichen Handelns, das Bewegungsgesetz des Staates. Sie sagt dem Staatsmanne, was er tun muss, um den Staat in Gesundheit und Kraft zu erhalten. Und da der Staat ein organisches Gebilde ist, dessen volle Kraft sich nur erhält, wenn sie irgendwie noch zu wachsen vermag, so gibt die Staatsraison auch die Wege und Ziele dieses Wachstums an. Die Vernunft« des Staates besteht also darin, sich selbst und seine Umwelt zu erkennen und aus dieser Erkenntnis die Maximen des Handelns zu schöpfen.30(*)

Machiavellis Ideal des Politikers, der gleichzeitig Löwe und Fuchs sein solle, tauchte wieder auf: Denn der Löwe ist wehrlos gegen Schlingen«, hatte Machiavelli im Principe (XVIII) diese Empfehlung begründet, der Fuchs ist wehrlos gegen Wölfe. Man muss also Fuchs sein, um die Schlingen zu wittern, und Löwe, um die Wölfe zu schrecken.«31(*)

Ein guter Politiker, ein erfolgreicher Herrscher, so Machiavellis Rat, muss seinen potentiellen Konkurrenten an Machtmitteln deutlich überlegen sein, er muss jedoch auch die Klugheit besitzen, sich in den Wechselfällen des diplomatischen Verkehrs zu behaupten und in den Zentren der Macht gesponnenen Intrigen zu durchschauen und aufzudecken. Und so als wolle er Missverständnissen vorbeugen, hat Machiavelli ausdrücklich hinzugefügt: Wer nur Löwe sein will, versteht seine Sache schlecht.« Das war eine Warnung an alle, die meinten, erfolgreiche und weitsichtige Politik bestehe allein darin, Machtmittel zu akkumulieren.32(*)

Die Lehre von der Staatsräson hat nicht nur den modernen Staat, sondern auch den modernen historischen Geist befruchtet und eine wichtige Vorstufe des modernen Historismus hervorgebracht durch die Lehre von den Interessen der Staaten, die sich von ihr abzweigte. Dagegen kümmerte sich die Lehre von den Interessen der Staaten um den besten Staat überhaupt nicht, sondern nur um die Staaten wie sie zurzeit wirklich und individuell waren. Ihnen aber spähte sie in Herz und Hirn, um zu erkunden, wie sie sich benehmen würden, was von ihnen zu erwarten sei.33(*)

Der schweizerischer Soziologe Jean Ziegler schrieb in einem seiner Werken, dass die Staatsraison heute die wahrscheinlich undurchdringlichste Unbekannte aller Humanwissenschaften darstellt. Dennoch seien hier einige Anhaltspunkte aufgeführt

- In Europa ist die Staatsräson das Produkt einer langen und komplexen Geschichte von über siebenhundert Jahren. In Frankreich und in England entstand der Staat mit der Einrichtung einer monarchischen Gewalt, die lokale Feudalmächte überlagerte34(*). Zusammen mit den neuen Schichten des vorindustriellen Bürgertums in den Städten steckten die Kapetinger- über ihre Patrimonialherrschaft hinaus- ein monarchisches Territorium, das Territorium des Staates ab. Unter der Herrschaft Ludwigs XIV. baute Colbert im 17. Jahrhundert- gegen die Pfründe und Ämter der Adligen- eine Verwaltung auf und schuf staatliche Strukturen.

Die Revolutionen von 1789 und 1848 demokratisierten diese Strukturen; sie lösten die letzten feudalen Bindungen auf und schufen den modernen Nationalstaat: Der Staat und seine Vernunft sind das Resultat einer langen Ablagerung von Macht.

Es hat in Frankreich Könige aller Art gegeben, Wohlfahrtsausschüsse, Direktoren, Konsule, einen Kaiser, dann wiederum Könige, wieder einen Kaiser, Präsidenten, einen Marschall, einen General, Ministerpräsidenten und schließlich frei gewählte Präsidenten der Republik, die seltsamerweise den früheren Monarchen ähneln. Während dieser ganzen Zeit hat sich der Staat geduldig, hartnäckig und in aufeinanderfolgenden Ablagerungen gebildet. Schicht um Schicht hat sich jede Herrschaft im Staat abgelagert.

- Die Staatsraison ist keine unveränderliche historische Konstante. Der Staat und seine Raison sind konjunkturbedingte, Kontingente Gebilde, die vom Klassenkampf hervorgebracht werden.

- In einen Ablagerungsprozess über mehrere Jahrhunderte hat der Staat sich schrittweise als eine absolute Struktur, als eine Struktur jenseits und diesseits der Klassen herausgebildet. Alle erkennen sich im Staat wieder, selbst wenn diejenigen, die ihn regieren, immer und überall nur Klassenpolitik betreiben, das heißt eine Politik, die zunächst ihren eigenen Interessen dient.

Die bürgerliche Republik, die 1792 entstand, war die Erbin einer Staatsgeschichte mehrerer Jahrhunderte. Die Werte der neuen herrschenden Klasse fügten sich, wenn auch unter vielen Konflikten, in eine Staatsraison ein, die vor ihnen existierte. Die Staatsmaschine der Ersten Republik verwirklichte die politische Herrschaft über die in wechselnde Fraktionen geteilte Gesellschaft der vorindustriellen Handelsbourgeoisie.

Die Staatsraison schreitet immer und überall zur Naturalisierung der besonderen historischen Formation, durch die sie herrscht. Jeder Bürger glaubt, dass der Staat, in dem er lebt, natürlich« ist; anders gesagt: Jeder Staat erscheint als Naturalisierung einer kontingenten und umstandsbedingten sozialen Formation.

Schon in jungen Jahren trichtert man jedem jungen Staatsbürger ein, dass sein Staat vollkommen sei und dass es keinen besseren gebe. Der Staat behauptet, jedermanns Sicherheit zu garantieren. Eine absurde Behauptung, wenn man die Militärpolitik und die Demagogie der gegenwärtig wichtigsten Staaten in Betracht zieht.35(*)

Für den Normalfall werden Geheimnis und Entlarvung, Macht und Gewalt als Grundbegriffe des Politischen ersetzt durch Klarheit und Ordnung, Ruhe und Sicherheit; gleichzeitig wird das Labyrinth als politische Basismetapher abgelöst durch die Bühne, auf der die Herrschaft nunmehr für alle sichtbar zelebriert wird. In den großen Vertragstheorien von Hobbes36(*) bis Rousseau37(*) steht deshalb nicht mehr die Durchbrechung, sondern die Wahrung und Sicherung des Rechts durch den Staat im Mittelpunkt der Überlegungen. Doch obwohl die Staatsraison als kohärente Theorie kaum noch in Erscheinung tritt, so wirken doch, über die stets präsente Drohung des Ausnahmezustands hinaus, ihre Elemente weiter, zumal diejenigen, die in den strukturellen Aufbau der neuen politischen Ordnung Einlass gefunden haben.38(*)

Ein Meister in der Heuchelei und Verstellung zu sein«- das ist eine der Empfehlungen, die Machiavelli im Principe (Kap. XVIII) allen Politikern gegeben hat, die Erfolg haben wollen. Simulare e dissimulare«, Heucheln und Sich-Verstellen, Vorspiegeln, was nicht ist, und Verheimlichen, was ist, wurden im 16. und 17. Jahrhundert zu Grundanforderungen an den Politiker auch bei jenen Autoren, die mit Machiavelli der Amoralität seiner politischen Überlegungen wegen nicht einer Meinung waren.39(*)

Insbesondere im diplomatischen Verkehr geboten die Interessen des Staates, dass die wahren Absichten und Verhandlungsziele seiner Unterhändler nicht sogleich durchschaut werden konnten, denn wer die Absichten der anderen Seite kannte, konnte sie leicht durchkreuzen. Im verdeckten Spiel der Diplomatie wurden simulatio und dissimulatio zu Selbstverständlichkeiten. In Guicciardinis Ricordi (II, 132) findet sich dazu ein erster Hinweis:

Ich war früher ein offener Mensch und hasste alle Winkelzüge, weshalb

es allen Menschen gelang, mit mir etwas auszumachen. Später habe ich

dann jedoch gelernt, wie nützlich es ist, überall seinen Vorteil

herauszuhandeln, was man am geschicktesten auf folgende Weise fertig

bringt: Man geht nicht sofort auf sein Ziel los, sondern fasst es von fern

ins Auge und lässt sich Schritt für Schritt- scheinbar widerwillig- dorthin

ziehen oder treiben. Wer das kann, erreicht häufig mehr, als er zunächst

erstrebte. Wer sich hingegen so benimmt, wie ich es früher tat, erlangt

niemals mehr als die Mindestbedingungen.«

Diego Saavedra Fajardo40(*), der Diplomat Philipps IV.41(*), hat dann regelrechte Täuschungsstrategien, vor allem für den diplomatischen Verkehr entworfen, wobei er die Wahrheit selbst zu einem Mittel der Täuschung deklariert hat: Der Fürst solle seine eigenen Unterhändler über seine Absichten täuschen, damit diese die mit den diplomatischen Strategien vertrauten Unterhändler der Gegenseite um so sicherer zu täuschen vermöchten.42(*)

Henri Lefebvre43(*), Verfasser einer der umfassendsten Theorien über den Staat in den Industriegesellschaften, analysiert die Strategie der Verdunklung der Staatsraison folgendermaßen:

Der Staat organisiert seine eigene Unkenntnis, indem er insbesondere das soziale Wissen monopolisiert und seine Produktion und Verteilung kontrolliert. Daraus folgt, dass die Leute nur Zugang zu einem fragmentarischen und zerstreuten Wissen haben. Die Vervielfachung staatlicher Institutionen in der ganzen Gesellschaft wird dargestellt und aufgefasst als eine Streuung der Macht über den ganzen Sozialkörper, etwa so, als ob die Ausweitung staatlicher Funktionen als eine wirkliche Sozialisierung der Macht verstanden werden könnte. Alles wird unternommen, damit die formale Organisation der Macht und ihr reales Gewicht in den sozialen Beziehungen unbekannt bleiben. Die Gewalt des Staates ist eine bald mysteriöse und in ihrer Allgegenwart bedrohende, dann wieder flüssige und ungreifbare Größe. Die Staatsraison verbirgt den Staat und die Modalitäten seines Funktionierens.«44(*)

Das raffinierte Spiel mit Sein und Schein, die sich wechselweise und mehrfach hintereinander verbargen, hat das politische Handeln weiter kompliziert und undurchsichtig gemacht- entgegen der angeblichen Übersichtlichkeit, die durch die aktive Informationsbeschaffung eintreten sollte.45(*)

Im Zusammenhang mit der Afrikapolitik Frankreichs wird es sichtbar in der Analyse wie die Ex-Kolonialmacht sich gegenüber ihr pré-carré« auf der Staatsraison bezieht. Was bestimmen denn diese zielorientierte Politik? Sind das die innerlichen Spannungen oder die Sicherung einer dauerhaften quiétude sociale« durch die Überstellung der staatlichen Interessen und der einheimischen Multikonzernen, die zu dieser Rationalität des Staates führen?

1. 2 La Françafrique

Der Begriff Françafrique« wurde das erste Mal von Félix Houphouet-Boigny46(*) 195547(*) benutzt um eine Art von Communauté néocoloniale idéale« im Zustande zu bringen. Ist es in der Realität so passiert wie es gewünscht war von Félix-Houphouet Boigny? Hat diese traumhafte Ideale an ihre ursprünglichen Ziele gehalten?

Eine genaue Beschreibung dieses Begriffes konnte nur gemacht werden mit der Beobachtung und Analyse der Beziehungen zwischen das Frankophone Afrika und Frankreich, was sich in heutiger Lage Afrikas ausdrückt.

Das übernommene Wort Françafrique« von Verschaves Organisation Survie wird seitdem in einem anderen Kontext benutzt. Francois-Xavier Verschave beschreibt das Verhältnis Frankreich- Afrika mit folgenden Worten:

La Françafrique désigne une nébuleuse d'acteurs économiques, politiques et militaires, en France et en Afrique, organisée en réseaux et lobbies, et polarisée sur l'accaparement de deux rentes : les matières premières et l'aide publique au développement. La logique de cette ponction est d'interdire l'initiative hors du cercle des initiés. Le système, autodégradant, se recycle dans la criminalisation. Il est naturellement hostile à la démocratie. Le terme évoque aussi la confusion, une familiarité domestique louchant vers la privauté. «48(*)

Dieses Konzept hat für Ausgangspunkte Jacques Foccart49(*) und das Jahr 1947, in dem er mit der Aufgabe betraut wurde, sich innerhalb der RPF50(*) um die franko-afrikanischen Angelegenheiten zu kümmern.51(*) Diese Politik, die als Tochter« der Staatsraison oder Realpolitik bezeichnen konnte, wurde von Foccart konzipiert unter der Leitung de Gaulles. Sie wurde entwickelt um die Bewahrung der erworbenen Interesse während der Kolonialzeit nachhaltig zu sichern. Unter den Motivationsgründen sind das Streben Frankreichs sich einen Weltrang zu erzielen, sich als Grande Nation« zu bestätigen durch die Verbreitung ihrer Sprache und das ökonomische Defizit gering zu halten.

Als Leiter des im Elysée ansässigen, mit einem eigenen Budget ausgestatteten Generalsekretariats für afrikanische und madagaskarische Angelegenheiten war sein Einfluss mit den Tätigkeiten eines Ministers vergleichbar. Zu den wichtigsten Aufgaben Foccarts gehörten die direkte Kontaktaufnahme mit afrikanischen Eliten und die Wahrnehmung der französischen Einflussinteressen.

Dabei kam ihm neben seinen privaten Geschäftsverbindungen, an denen er trotz seines politischen Amtes festhielt, vor allem sein Wissen als Koordinator der französischen Geheim- und Nachrichtendienste zugute. In vertrauensvoller Absprache mit de Gaulle setzte er dessen Weisungen loyal um, beriet afrikanische Staatschefs, empfing täglich SDECE-Agenten und koordinierte in wöchentlichen Geheimsitzungen die Afrikapolitik der französischen Bürokratie. Darüber hinaus empfing er die in afrikanischen Staaten akkreditierten französischen Botschafter und bewältigte jährlich über 2500 Besuche afrikanischer Minister.52(*)

Selbst wenn die Charakterisierung Foccarts als mächtigster und geheimnisvollster Mann der V. Republik« übertrieben erscheint: Dass seine Memoiren erst dreißig Jahre nach seinem Tod erscheinen werden, verheißt nichts Gutes. Als Basis des System Foccart gilt ein legendäres Verbindungsnetz, das Foccart mit Geldern im Import-Export-Geschäft tätiger Firmen finanziert haben soll. Though the actual functioning of the Foccart network was not entirely clear, it is nonetheless known to have been structured around a large group of commercial and semi-official companies. The purpose of these companies was to make money to finance the activities of the network and to provide cover for the men in the network and their activities (...) In early 1975, there were an estimated seventeen companies in the Foccart network. Most or all of them, while making profits, were also collecting information throughout Africa, as Barracuda-France, Frenceexpa53(*), and the BDPA (Bureau for the Development of Agricultural Production) had done, and also serving as a cover for Foccart`s barbouzes.«54(*)

Nach van Meter soll das Reseau Foccart auch die Société d`équipement pour l`Afrique (SEA), Mercedes-Afrique und Martmair, ein auf Waffenhandel und Explosives spezialisiertes Unternehmen, unterwandert haben. Van Meter behauptet außerdem unter Berufung auf ungenannte amerikanische Quellen, dass das Foccart`sche Netzwerk Geld aus dem afrikanischen Diamantenhandel in den Drogenhandel investiert habe.55(*)

Bis zur Pompidous Machtübernahme hat Foccart stark die afro-französische Beziehungen nicht nur durch die wirtschaftliche, kulturelle, politische und Militärputschs, sondern auch durch die Kontrolle der nationalen und internationalen Fernmeldeverbindungen beeinflusst. Mit seiner Geheimdiplomatie ist z.B. Frankreich in den Biafra-Krieg56(*) involviert, um den Ölreichtum Biafras durch Waffenlieferung im französischen Interesse militärisch zu sichern. Nachdem Pompidou de Gaulle nachfolgte, begann die Defoccartisierung« der afro-französischen Beziehungen, weil der neue angetretene Präsident mehr Interesse für eine aktive Europa- und Mittelmeerpolitik hatte. Trotz der Machtabwechselung wurde die französische Afrikapolitik, die de Gaulle und Foccart im 1958 konzipiert hatten, fortgesetzt!

Ein wichtiges Element der Francafrique nach Verschave ist:

La logique de la Francafrique est assez simple: c'est le double langage, le dualisme de l'officiel et du réel, de l'émergé et de l'immergé, du légal et de l'illégal, avec une forte domination du second terme.«57(*)

Dieses Element charakterisiert immer noch die sprachliche Form der französischen Afrikapolitik Diskurses.

2. Eine Retrospektive der Strukturen der franko-afrikanischen

Beziehungen

Um die Problematik des französischen Strebens nach weltpolitischem Rang darzustellen, sollte man ein Überblick der Kolonialgeschichte ins Auge haben. Nachdem die Sklaverei abgeschafft wurde, hat man diese mit Kolonisierungspolitik ersetzt, was auch zu einer Politik des Neokolonialismus geführt hat. Das alles diente der Akkumulation des Kapitals zu einem Teil aber auch geopolitische Interessen.

Im Vorwort seines Buches Vom Sklavenhandel zur Kolonialisierung, Afrikanisch-europäische Beziehungen zwischen 1500 und 1900«, schrieb: Die Unabhängigkeit Afrikas gehört zu den bedeutenden Fakten der modernen Welt. Aber auch in der Vergangenheit war Afrika unabhängig. Schon vor Beginn der Kolonialzeit hatten afrikanische Staaten und Völker jahrhundertlang viele und vielseitige Bindungen und Wirtschaftsbeziehungen zu Europa. Welche Art waren diese Kontakte mit Europa und Amerika? Welche Auswirkungen hatten sie auf Afrika? Warum endeten sie in Kolonialisierung und Eroberung?«58(*)

Es wird in diesem Kapitel den Verlauf der Verflechtungen zwischen Afrika und Europa bis zur Unabhängigkeiten hinein geschildert.

2. 1 Frankreichs Weltanspruchsrang in der Kolonialzeit

La France possède aujourd'hui dans le monde un statut plus considérable que ne le voudrait son poids propre. Ses relations avec l'Afrique noire y contribuent pour beaucoup: c'est un résultat non discutable de la politique de coopération.«59(*)

La France ne peut être seulement un pays libre; (...) elle doit être aussi un grand pays, exerçant sur les destinées de l'Europe toute l'influence qui lui appartient (...) et porter partout où elle le peut sa langue, ses moeurs, son drapeau, ses armes, son génie.«60(*)

Durch die oben zitierte Aussage von Jules Ferry61(*) versteht man schon wie wichtig den Besitz von Kolonien für Frankreich war.

Es ist noch nicht lange her, da rühmten sich die weißen« Europäer, den dunklen« Erdteil Afrika entdeckt« zu haben- als ob vor ihrem Kommen kein Menschenauge je den Gipfel des Kilimandjaro gesehen, keines Menschen Hand Wege durch den äquatorialen Regenwald gebahnt hätte. Einen großen leeren Fleck bildete das Innere Afrika nur auf den Landkarten der Europäer bis weit in das 19. Jahrhundert hinein, niemals in den Köpfen der Afrikaner. Aus der Entdeckung« Afrikas leitete sich schnell der Anspruch ab, diesen Kontinent nun auch zu erschließen«, zu entwickeln«. Afrikaner sehen diese Begegnung mit Europa, die in den letzten 500 Jahren ihre Geschichte zunehmend intensiv prägte, erheblich anders. Walter Rodney62(*) veröffentlichte 1972 seinen historiographischen Rundumschlag unter dem Titel How Europe underdeveloped Africa. Darin nimmt die Geschichte des Sklavenhandels über den Atlantik den ihr gebührenden prominenten Platz ein. Rodney, gebürtig aus der afroamerikanischen Diaspora der Karibik, hatte zwei Jahre zuvor seine Forschungsergebnisse in einer Geschichte der Oberen Guineaküste 1545-1800 der Fachwelt vorgelegt.63(*)

Die Erweiterung und Behauptung afrikanischen Kolonialbesitzes war für Frankreich, mehr als für jedes andere europäische Land, gleichbedeutend mit Prestige und nationaler Selbstverwirklichung. Als sich Frankreich zu Beginn des 19. Jahrhunderts anschickte, seine afrikanische Exklaven für die Eroberung eines großflächigen und geschlossenen Kolonialreiches zu nutzen, war dies- bei allem nationalen Hochgefühl- auch Ausdruck profunder Schwäche. Demütigende Kolonialverluste und der Zerfall des Empire francais ließen die Grande Nation, immer Macht und Weltmächten und lange menschenreichstes Land Europas, um ihren internationalen Status bangen. Frankreichs welt- und machtpolitischer Niedergang hatte sich seit dem frühen 18. Jahrhundert abgezeichnet. Die in den Friedensschlüssen von Utrecht (1713) und Paris (1763) erzwungene Preisgabe der nordamerikanischen Kolonien nahm sich rückblickend als Beginn einer Entwicklung aus, die in den napoleonischen Kriegen, in deren Verlauf sämtliche französischen Überseegebiete unter britische Kontrolle gerieten, ihren vorläufigen End- und Höhepunkt gefunden hatte. Frankreichs erstes Kolonialreich zerbrach, und die französisch-englische Hegemonialkonkurrenz um Welt- und koloniale Vorherrschaft schien, dank der englischen Seeüberlegenheit, zumindest vorläufig entschieden. Durch den Verlust seiner Überseebesitzungen ganz kontinentales Imperium, drohte Frankreich der Abstieg von der Welt- zu einer europäischen Großmacht.64(*)

Die Sklaverei hatte in der weltumspannenden vorindustriellen Ökonomie eine zentrale Funktion bei der ursprünglichen Akkumulation des Kapitals.65(*)

Wenn das Geld, nach Augier, >mit natürlichen Blutflecken auf einer Backe zur Welt kommt<, so das Kapital von Kopf bis Zeh, aus allen Poren, blut- und schmutztriefend. (...) Überhaupt bedurfte die verhüllte Sklaverei der Lohnarbeiter in Europa zum Piedestal die Sklaverei sans Phrase in der neuen Welt.«66(*)

Das Kolonialsystem reifte treibhausmäßig Handel und Schiffahrt. >Die Gesellschaften Monopolia< (Luther) waren gewaltige Hebel der Kapital-Konzentration. Den aufschießenden Manufakturen sicherte die Kolonie Absatzmarkt und eine durch das Marktmonopol potenzierte Akkumulation. Der außerhalb Europa direkt durch Plünderung, Versklavung und Raubmord erbeutete Schatz floss ins Mutterland zurück und verwandelte sich hier in Kapital.«67(*)

Hauptsächlich die Afrikaner hatten schon Anfang des 16. Jahrhunderts unter unsagbar grausamen Umständen mit ihrem Blut und mit ihrem Leben die ursprüngliche Akkumulation des europäischen Kapitals bezahlt. Um den Rhythmus dieser Akkumulation deutlich zu machen, mag ein Beispiel genügen: 1773 bis 1774 zählte man in Jamaika mehr als 200 000 Sklaven auf 775 Plantagen. Eine Plantage mittlerer Größe beschäftigte rund 200 Schwarze auf 600 Acre (1 Acre = 0, 4047 ha) Zuckerrohr. Den Rechnungen zufolge hat England 1773 aus seinen Plantagen in Jamaika einen Nettogewinn von rund 1 500 000 Pfund des damaligen Wertes gezogen.68(*)

Die Überwindung des Atlantischen Sklavenhandels und der Sklavenwirtschaft in der Neuen Welt war ein schöner Sieg für Philanthropie oder Humanität, wie man damals sagte- für eine Politik der Menschenrechte, sagen wir heute. Das bleibt wahr, auch wenn wir hinzufügen, dass Sklaverei eben auch ein Wirtschaftssystem war und abstarb, als die Bedingungen des Weltmarktes sich änderten.69(*)

Im 19. Jahrhundert schickten drei der fünf Großmächte, die auf dem Wiener Kongress 1814/15 die Weltpolitik noch untereinander ausgehandelt hatten- Großbritannien, Frankreich und das aus Preußen hervorgegangene Deutsche Reich- sich unter Beteiligung Belgiens, des in Afrika altbekannte Portugal, Italiens und am Rande Spaniens an, den großen weißen Fleck bunt zu färben, der das Innere des dunklen Erdteils« auf ihren Landkarten bedeckte. Sie teilten Afrika auf, ohne irgendwelche Afrikaner nach deren Meinung zu fragen. Aber dieser fremdbestimmte Auftakt zur Zeitgeschichte Afrikas fand erst ganz am Ende des Jahrhunderts statt, eingeleitet durch die Eröffnung des Suezkanals am 17. November 1869. Davor wurde er angedeutet (in historischer Rückschau: vorbereitet, aber das konnten Zeitgenossen schwerlich wahrnehmen) durch Frankreichs Eroberung Algeriens ab 1830- La Méditérranée traverse la France comme la Seine traverse Paris, lautete ein Slogan französischer Propaganda 1954- oder durch die im vorigen Kapitel erwähnte Konsolidierung der Kapkolonie.70(*)

Um etwas Ordnung in das Purzeln der Domino-Steine zu bringen, schrieb Franz Ansprenger in seinem Buch Geschichte Afrikas«, traten die Vertreter von 13 Regierungen Europas (zusätzlich die USA und das Osmanische Reich) am 15. November 1884 zu einer Tagung zusammen, die als Berliner Afrika- oder Kongo- Konferenz71(*) bis heute unter afrikanischen Intellektuellen berüchtigt ist.72(*)

Ein unmittelbarer wirtschaftlicher Zwang zur Erschließung überseeischer Ressourcen existierte nicht. Frankreichs außenwirtschaftliche Dynamik und ökonomische Potenz waren zu schwach, um einen aggressiven viktorianischen Wirtschaftsimperialismus zu befördern. Die Grande Nation, seit der Gr0ßen Revolution innenpolitisch instabil, drohte ökonomisch und gesellschaftlich hinter der Dynamik ihrer wichtigsten europäischen Konkurrenten zurückzubleiben.

Vor diesem Hintergrund eignete der neuen französischen Überseepolitik, dem Versuch, dem internationalen Bedeutungsverlust durch die Schaffung eines zweiten Kolonialreiches entgegenzuwirken, von Beginn an ein kompensatorisch-defensives Moment. Wirtschaft und Gesellschaft stagnierten, als sich das Kolonial- und Afrikainteresse in der nachnapoleonischen Ära nachhaltig belebte. Frankreich, im Niedergang begriffen, wurde stark aus Schwäche. In den Worten de Gaulles:

We French built our empire at a time when our internal activities had reached a sort of ceiling- an industry which was not breaking any new ground, an agriculture which was not making any changes, trade channels which were fixed, salaries and wages unchanged, practically stereotyped budgets, gold currency, interest rates at 3 percent, etc. On the other hand, our old ambitions of European hegemony and natural frontiers were countered by the treaties of 1815 and after 1870, by the unity and strength of threatening Germany. Then we thought in distant extensions a new role for the surplus of our enterprising abilities, a complement to our prestige and soldiers for our defense».73(*)

Das französische Selbstverständnis von internationaler Größe und weltweitem Einfluss spielte schon im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert eine Rolle, als Frankreich unter Ludwig XIV. und den folgenden Monarchen sowie während des ersten Kaiserreichs unter Napoleon I. eine Großmacht darstellte.74(*)

Zwischen den ökonomischen Konjunkturen und der kolonialen Herrschaft bestand ein Zusammenhang, denn die Kolonialeroberung fiel in die Depressionszeit des späten 19. Jahrhunderts, die eigentliche Kolonialherrschaft war eine Zeit der Hochkonjunktur und der expandierenden Märkte, während die Depression nach der Weltwirtschaftskrise das Ende der Kolonialzeit einläutete. So war es keineswegs zufällig, dass die Gebiete, in die die Weißen eindrangen, bis dahin ökonomisch am stärksten prosperiert hatten, nämlich die Goldküste (Ghana)75(*), Dahomey (Benin)76(*), Nigeria77(*) und der Senegal.78(*).

Während Frankreich fürchtete, von Großbritannien aus dem Handel verdrängt zu werden und den expansionswilligen Militärs grünes Licht gab, hatten sich in der zweiten Jahrhunderthälfte Handelshäuser in Westafrika engagiert und sich in die Regionen gedrängt, die die Briten als ihre Domäne betrachteten. Dies und die wachsende Benachteiligung britischer Kaufleute in den französischen Einflüssesphären veranlasste Großbritannien, die eigene Zurückhaltung aufzugeben und ebenfalls den Erwerb von Territorien anzustreben.

Bei den Franzosen ergriffen eine Reihe expansiv eingestellter Militärs die Initiative zu Eroberungszügen in Westafrika, die das nach 1870/71 angeschlagene Selbstvertrauen und Prestige der Armee wiederherstellen sollten. Als 1879 mit Premierminister Freycinet ein ausgesprochener Kolonialenthusiast die Regierungsgeschäfte übernahm, erhielten die expansionslüsternen Offiziere Rückendeckung vom französischen Staat. 1883 eroberten sie Bamako heutige Hauptstadt von Mali, die dann ihrerseits Ausgangspunkt des weiteren Vordringens nach Osten wurde. Die Franzosen strebten eine Landverbindung zwischen ihren verschiedenen Stützpunkten an den westafrikanischen Küsten an. Wo französische Handelsinteressen ausschlaggebend waren wie an der Elfenbeinküste (Cote d'Ivoire heute)79(*), verlief die Expansion weniger gewaltsam, zielte stärker auf Kooperation mit afrikanischen Partnern und auf Vertragsabschlüsse ab.80(*) Jules Ferrys werbendes Diktum, nach dem: La politique coloniale est la fille de la politique industrielle« und eine vorteilhafte Form der Kapitalanlage sei, fand zunehmend Widerhall.81(*)

Dieses Selbstbild, das sowohl in den Eliten als auch in der Gesellschaft verankert ist, besteht trotz der militärischen Niederlagen im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert weiter.82(*) Die Vorstellung von Frankreichs Recht und Pflicht, auf Weltebene zu agieren, wird nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem von de Gaulle geprägt, dessen oberstes Ziel es nach seiner Rückkehr an die Macht 1958 war, Frankreich nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg seine Würde und seinen Rang zurückzugeben.83(*)

Nachdem französische Bemühungen um eine gemeinsame britisch-französische Verteidigungsbasis in Übersee durch die schnelle Besetzung Frankreichs 1940 gegenstandslos geworden waren, fand die Konfrontation zwischen dem Vichy-Regime und der gaullistischen Bewegung bis 1943 vor allem in den französischen Kolonien Afrikas statt.84(*)

Die französische Politik sah sich Mitte der fünfziger Jahre vor einem grundsätzlichen Dilemma. Auf der einen Seite hatte sich zwischen Frankreich und seinen afrikanischen Treuhandgebieten und Kolonien eine Art Gemeinsamer Markt« gebildet. Französische Exportwaren fanden in Französisch-Afrika einen durch Präferenzzölle, Präferenzkontingente und Beschränkungen der Niederlassungsfreiheit abgesicherten Absatzmarkt, von dem rund 300.000 Arbeitsplätze abhingen. 1954 war ein Drittel der französischen Exporte für die eigenen Kolonien bestimmt. Umgekehrt garantierte die Metropole ihren Überseebesitzungen, aus denen es rund 25% seiner Importe (ohne Indochina) bezog, die Abnahme agrarischer Exportprodukte zu Preisen, die um 10% bis 20% über dem Weltmarktniveau lagen.85(*) Dank der wirtschaftlichen Beziehungen zu seinen Überseegebieten sparte Frankreich, so Moussa Pierre in seinem Buch Les chances économiques de la communauté franco-africaine«, jährlich etwa 250-300 Millionen US Dollar, was eine gewisse wirtschaftliche Unabhängigkeit von den Vereinigten Staaten ermöglichte.86(*) Auf der anderen Seite stellte die jetzt nachdrücklich betriebene wirtschaftliche Erschließung der afrikanischen Kolonien den französischen Staat vor wachsende finanzielle Probleme. Frankreich stand, bezogen auf sein Bruttosozialprodukt, an der Spitze aller Geberländer in der Entwicklungspolitik. Allein zwischen 1946 und 1957 beliefen sich die in Französisch-Westafrika getätigten öffentlichen Kapitalinvestitionen auf 170 Milliarden Franc-CFA.87(*) Davon hatte das französische Schatzamt über 70% (106 Milliarden Franc-CFA)- überwiegend als Schenkungen- zur Verfügung gestellt, was einer deutlichen Steigerung gegenüber der Vor-und Zwischenkriegszeit gleichkam: Zwischen 1903 und 1946 waren nur etwa 46 Milliarden Franc-CFA- überwiegend auf Kreditbasis- bereitgestellt worden.88(*)

Das immer noch von Frankreich verlangte Grandeur« auf der internationalen Ebene, besinnt sich in ihrer Kolonialverflechtungen der Vergangenheit mit ihren ehemaligen afrikanischen Besitzungen. Bozo Frédéric fasst diese Idee wie folgt zusammen: (...) la France, de par son histoire et l'idée qu'elle s'en fait, revendique un rôle mondial.«89(*) Dem Beobachter fällt schnell der Widerspruch zwischen dem Anspruch, eine Großmacht zu sein und der Realität der begrenzten Kapazitäten Frankreichs ins Auge. Das Streben de Gaulles und seiner Nachfolger nach rang und grandeur darf jedoch nicht wörtlich genommen werden. Die Bedeutung des Anspruches auf weltpolitischen Rang liegt vielmehr in der weltpolitischen Ambition der französischen Politik, ein Staat mit globaler Präsenz und weltweitem Aktionsradius zu sein.90(*) Dieses Verständnis vom starken Staat stellt die Grundlage für die außenpolitische Identität dar, die aus zwei Elementen gebildet wird: Zum einem aus dem Streben nach internationalem Status und rang, das im weltweiten französischen Einfluss, insbesondere im südlichen Afrika neben dem Besitz der Atomwaffe und dem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat ein wichtiges Attribut zum Beleg der internationalen Größe Frankreichs sieht, zum anderen aus der Prämisse der indépendance, also der französischen Handlungs- und Entscheidungsfreiheit in der Weltpolitik, die sich besonders durch eine ablehnende Haltung gegenüber der Vormachtstellung der zwei Blöcke auszeichnet. Die zentralen gaullistischen Prinzipien indépendance und rang bedingen und beeinflussen sich dabei gegenseitig. Ebenso kommt es zu einer wechselseitigen Beeinflussung der zwei Ebenen, bei der zum einen die Idee des starken Staates auf die internationale Ebene übertragen wird, so dass auch außenpolitisch nach einem starken und unabhängigen Staat gestrebt wird, zum anderen aber die Notwendigkeit eines starken Staates um so mehr besteht, als dass er zur Umsetzung einer machtorientierten Außenpolitik notwendig ist.91(*)

2. 2 Die Unabhängigkeitswelle oder die Balkanisierung der beiden

französischen Kolonialföderationen in Afrika (AOF)92(*) und (AEF)93(*)

On donne l'indépendance, à condition de respecter les accords de coopération conclus antérieurement; il y a deux systèmes qui entrent en vigueur en même temps: l'indépendance et la coopération: l'un ne va pas sans l'autre.«94(*)

C'est un fait: la décolonisation est notre intérêt; pourquoi resterions-nous accrochés à des dominations coûteuses, sanglantes et sans issue, alors que notre pays est à renouveler de fond en comble? (...) Notre aide et notre secours, pourquoi les donnerions-nous si cela n'en valait pas la peine? Si ce que nous apportons ne comporte aucune contre-partie? Est-ce qu'en les laissant libres de se gouverner eux-mêmes, il nous fallait les lâcher, les brader loin de nos yeux et de notre coeur? Non, si leur administration novice, leur économie naissante, leur défense à ses débuts, leurs finances inorganisées, leur diplomatie tâtonnante recouraient à nous pour s'établir, il faudrait nous y prêter.«95(*)

Anders aber als vielerorts befürchtet, explodierte dieses Kolonialreich mit seinen autoritären, hierarchischen Verwaltungsstrukturen (die auch die indigene politische Elite zum Befehlsempfänger degradierten) nicht, als Frankreichs Autorität und Handlungsfähigkeit in zwei Weltkriegen zutiefst erschüttert wurde. In beiden Kriegen gelang es Frankreich vielmehr, erhebliche Unterstützung aus seinen Kolonien zu beziehen. Waren es im Erstem Weltkrieg noch vorwiegend die Humanressourcen des Empire (ca. 350 000 Soldaten und etwa 200 000 Arbeitskräfte kamen aus den Kolonien), die im Krieg gegen Deutschland Unterstützung boten96(*), so gewannen im Zweiten Weltkrieg darüber hinaus die strategischen Reserven des Empire - und insbesondere der Raum Afrika- unschätzbare Bedeutung.

Ohne sein Empire«, so erklärte der spätere Senatspräsident Gaston Monnerville am 25. Mai 1945 vor der beratenden Versammlung (Assemblée consultative), wäre Frankreich heute nur ein befreites Land. Dank seines Empire ist Frankreich eine Siegermacht.« Frankreich konnte zwar von deutschen Truppen besetzt werden, aber das Empire entzog sich diesem Zugriff. Der nicht unerhebliche Beitrag der Kolonien zur personellen, materiellen und psychologischen Unterstützung Frankreichs im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg hat jedoch nicht die französische Bereitschaft, eine stärkere Selbstbestimmung der Kolonien zu akzeptieren, begünstigt. Im Gegenteil, Frankreich profilierte sich als die westliche Kolonialmacht, die mehr als anderthalb Jahrzehnte, von 1947 bis 1962, um den Bestand seines Kolonialreiches Krieg führte, zunächst in Indochina (1947-1954) und Madagaskar (1947), dann in Algerien (1958-1962), wo nahezu eine Million dort ansässige französische Siedler die Auseinandersetzung komplizierten. Der Gedanke einer föderalen Entflechtung des Kolonialreiches blieb der französischen Administration lange fremd. In der Erklärung de Gaulles von Brazzaville aus dem Jahr 1944, mit der Frankreich erste Reformkonzepte zur Verwaltung seines Empire nach dem Zweiten Weltkrieg präsentierte, ist zwar von einer administrativen Dezentralisierung die Rede, jedwede Hoffnung auf Autonomie oder Selbstverwaltung wird jedoch blockiert.97(*)

1945 wurde in Frankreich eine verfassunggebende Versammlung gewählt, zu der erstmals Wähler aus dem subsaharischen Afrika 24 eigene von insgesamt 586 Abgeordneten entsenden konnten. Der Verfassungsentwurf, der im April 1946 vorgelegt wurde, sah eine Französische Union« vor, die die Kolonien umfasste und allen Einwohnern das Staatsbürgerrecht verlieh. Gerade deswegen, aus Angst vor einer kolonialen Majorisierung, lehnte die Bevölkerung Frankreichs im Mai 1946 diese Verfassung ab. Nach Neuwahlen im Juni erarbeitete die konservativer ausgerichtete zweite verfassunggebende Versammlung ein dann tatsächlich verabschiedetes Grundgesetz, das den Einwohnern der Kolonien nur noch ein Staatsbürgerrecht zweiter Klasse einräumte. Immerhin war das verhasste Indigènat in den Kolonien abgeschafft worden. Die afrikanischen Abgeordneten beriefen ein Treffen in Bamako ein, das die Kommunisten als einzige französische Partei unterstützten und besuchten. Daraufhin zogen Abgeordnete wie Lamine Guèye98(*) und Léopold Sédar Senghor99(*) unter dem Druck der Sozialisten, denen sie sich politisch verbunden fühlten, ihre Teilnahme zurück. So blieb als die dominierende Figur des Kongresses, der im Oktober 1946 stattfand, Félix Houphouet-Boigny100(*), der zum Präsidenten eines neuen interkolonialen Parteienbündnisses gewählt wurde, dem Rassemblement Démocratique Africain (RDA).101(*)

Als schließlich de Gaulle die neue Verfassung der V. Republik eingebettet in das Konzept einer alle Kolonien umfassenden Communauté francaise präsentierte, wurden zwar die Kanäle politischer Partizipation durch die Schaffung eines Exekutivrates und eines Senats für die überseeischen Besitzungen in Paris erweitert. Aber auch im Rahmen der kurzlebigen Communauté (1958 bis 1960) war die Stellung des Präsidenten so übergewichtig angelegt, dass die angedeuteten föderalen« Entflechtungen zwischen Frankreich und seinen überseeischen Besitzungen kaum als glaubhaftes Zeichen eines profunden Wandels gewertet werden konnten. Als Ferment der Veränderung wirkten vielmehr die in die Communauté francaise eingeschriebenen Legitimationsverfahren. De Gaulle hatte sich 1958 entschlossen, sowohl die allgemeine Akzeptanz der Communauté als auch die Wahl des politischen Status in dieser Gemeinschaft per Referendum legitimieren zu lassen, und gerade dieses Verfahren der Sicherung von Zustimmung machten sich die Kolonien als Weg in die staatliche Unabhängigkeit nutzbar.102(*)

Die am 4. Oktober 1958 verabschiedete Verfassung der V. Republik, die unter Mitwirkung so bekannter afrikanischer Politiker wie Houphouet-Boigny, Lisette, Tsirana und Guèye zustande kam103(*), schuf die Communauté (nicht mehr francaise!), in der die Republik und die Völker der überseeischen Gebiete, die diese Verfassung in freier Entscheidung annehmen« (Art. 1), in Anwendung der Grundsätze der freien Selbstbestimmung der Völker« zusammengefasst wurden. Die ehemaligen Kolonien wurden nun erstmals Staaten genannt. Als Gliedstaaten der Gemeinschaft gestand ihnen die Verfassung eine innere Autonomie zu, beließ aber die wichtigsten Politikfelder (Außen-, Verteidigungs-, Geld-, Wirtschafts- und Finanzpolitik, Sicherung strategisch wichtiger Rohstoffe) im Zuständigkeitsbereich französisch dominierter Gremien.104(*) Als Zwitter aus Staatenbund und Bundesstaat war die Gemeinschaft eine originelle Konstruktion: Da nur Frankreich Völkerrechtspersönlichkeit war, wurden die Binnenbeziehungen der Gliedstaaten von innerstaatlichem Recht regiert. Die neue Verfassung sah die staatliche Unabhängigkeit der Kolonien nicht vor, schloss sie aber nicht aus. In Artikel 86 hieß es:

Die Umwandlung der Stellung eines Mitgliedstaates der Gemeinschaft kann entweder von der Republik (Frankreich) oder eine Entschließung der gesetzgebenden Versammlung des betreffenden Staates beantragt werden, letztere bestätigt durch ein örtliches Referendum, das von den Einrichtungen der Gemeinschaft durchgeführt und beaufsichtigt wird. Der Vorgang dieser Umwandlung wird durch ein vom Präsidenten der Republik und der betreffenden gesetzgebenden Versammlung genehmigtes Abkommen geregelt (...) Unter den gleichen Bedingungen kann ein Mitgliedstaat der Gemeinschaft unabhängig werden. Damit hört er auf, der Gemeinschaft anzugehören.«105(*)

Präsident der Gemeinschaft, die nur eine Staatsangehörigkeit kannte- la citoyenneté de la communauté- war der französische Präsident, der sich in den einzelnen Gliedstaaten durch einen Hochkommissar vertreten ließ. Die mit Gemeinschaftsangeleinheiten betrauten Minister waren ausnahmslos Franzosen, während Regierungsvorsitzende der autonomen afrikanischen Republiken zu beratenden Ministern« (ministres-conseillers) ohne exekutive Vollmachten berufen wurden. Zu den am 23. Juli 1958 von de Gaulle per Dekret zum beratenden Minister ernannten vier Afrikanern zählten mit Houphouet-Boigny106(*) und Lisette107(*) zwei Befürworter einer bundesstaatlichen und mit Senghor108(*) und Tsiranana109(*) zwei Vertreter einer föderalistischen Entwicklung. Die neuen Mitglieder der Communauté gaben sich zum Teil neue Namen: Ubangi-Schari wurde zur Zentralafrikanischen Republik, der Mittel-Kongo hieß nun Republik Kongo und Mauretanien wurde zur Islamischen Republik Mauretanien.

Mit dem loi cadre und der Umwandlung der Union francaise in die Communauté franco-afro-malgache war zwar die Idee einer assimilatorischen Integration, nicht aber die Hoffnung auf eine institutionelle Einheit des ehemaligen Empire unter französische Führung aufgegeben worden. De Gaulle legte am 9. August 1958 sein persönliches Veto gegen die vom beratenden Verfassungskomitee erwogene Eigenstaatlichkeit der afrikanischen Territorien und eine echte« Föderation, also die Übertragung der Souveränitätsrechte auf gemeinsame Gremien, ein. Gleichzeitig sicherte er insgeheim jenen Territorien, die beim Referendum mit Ja« stimmen würden, die spätere Unabhängigkeit und fortgesetzte französische Wirtschaftshilfe zu.110(*) Nach außen und für den Moment aber sollten die afrikanische Territorien, denen an einer Fortsetzung der Wirtschaftshilfe gelegen sein musste, sich vor der Entscheidung zwischen Sezession- avec toutes les conséquences«, so de Gaulle, - und der Gemeinschaft in ihrer vorgeschlagenen Form sehen. Das galt auch für Gabun, dessen Conseil du Gouvernement, unter Vorsitz des späteren Präsidenten Léon M'Ba, den Status eines Departments d'outre mer der inneren Autonomie und späteren Unabhängigkeit vorgezogen hätte. Als der französische Gouverneur Louis Sanmarco mit diesem Ansinnen kurz vor dem September-Referendum in Paris vorstellig wurde, wurde abschlägig beschieden: Sanmarco, vous etes tombé sur la tete! N'avons pas assez des Antillais? Allez, l'indépendance comme tout le monde!«111(*)

Die französische Hoffnung, mit einer auf freier Zustimmung gründenden neuen Gemeinschaft eine dauerhafte Lösung gefunden zu haben, erwies sich als Trugschluss. Dass sich die neue Gemeinschaft als kurzlebig erweisen und nur dreizehn Monate - vom Oktober 1958 bis zum September 1959 - Bestand haben sollte, hing auch mit dem Ausgang des Referendums in Guinea zusammen. Während sich in allen anderen Territorien eine überwältigende Mehrheit für die Verfassung aussprach, votierten in Guinea, wo Sékou Touré112(*) in Anwesenheit de Gaulles unter stürmischen Beifall der Territorialversammlung erklärt hatte: Wir ziehen die Armut in Freiheit dem Reichtum in Sklaverei vor«, über 95% der Wahlberechtigten mit Nein«.113(*)

Die Frage, ob de Gaulle die Communauté von jeher als Übergansregelung sah oder auf eine dauerhafte Lösung hoffte, lässt sich bis heute nicht eindeutig beantworten. Fest steht lediglich, dass der General, ein Jahr nachdem er einen entsprechenden Passus durch persönliche Intervention verhindert hatte, sich nun bereit zeigte, die gerade angenommene Verfassung der Communauté an entscheidender Stelle zu ändern. Artikel 86, der für den Fall, dass einer der Gliedstaaten die Unabhängigkeit wünschte, dessen Ausscheiden aus der Gemeinschaft vorsah, hieß jetzt: Ein Mitgliedstaat der Gemeinschaft kann auch durch Abkommen unabhängig werden, ohne damit aufzuhören, der Gemeinschaft anzugehören.«114(*) Aus der verfassungsrechtlichen Gemeinschaft - einer Staatsform- war jetzt eine völkerrechtliche Gemeinschaft- eine Staatenverbindung- geworden. Die entscheidende Voraussetzung für das formelle Ende der französischen Kolonialherrschaft war geschaffen. Frankreich war jetzt bereit, seine ehemaligen Kolonien - Staatenentstehung durch Vertrag - in die völkerrechtliche Unabhängigkeit zu entlassen.115(*)

So zerfielen die westafrikanische wie auch die kleinere zentralafrikanische Föderation in ihre Verwaltungsbestandteile.116(*) Zwischen dem 1. Januar und dem 28. November 1960 wurden die ehemalige Kolonien Frankreichs: Dahomey, die Elfenbeinküste, Gabun, Kamerun, Kongo-Brazzaville, Madagaskar, Mali, Mauretanien, Niger, Obervolta, Senegal, Togo, Tschad und die Zentralafrikanische Republik unabhängig. Die Republik Guinea (Sékou Touré) ausnahmsweise bekam ihre Unabhängigkeit am 2. Oktober 1958.

2.2.1 Die Unterdrückung der nationalistischen Bewegungen

Après avoir bien rendu sot leur bétail et avoir soigneusement pris garde que ces paisibles créatures n'aient pas la permission d'oser faire le moindre pas hors du parc où elles sont enfermées, ils leur montrent le danger qui les menace, si elles essaient de s'aventurer seules au dehors. Or ce danger n'est pas vraiment si grand, car elles apprendraient bien, après quelques chutes à marcher (...)«117(*)

S'il y a des moeurs et des coutumes à respecter, il y a aussi des haines et des rivalités qu'il faut démeler et utiliser à notre profit, en opposant les unes aux autres, en nous appuyant sur les unes pour mieux vaincre les autres118(*)

Frankreich war zwar bereit, das koloniale Herrschaftsverhältnis zu lockern und zu reformieren, weigerte sich aber, die unlösbare Einheit« von Metropole und Überseebereich in Frage zu stellen und den das Mutterland und die Kolonien umspannenden institutionellen Rahmen zu sprengen. Im Einklang mit der französischen Staats- und Kolonialtradition zielte die komplizierte rechtspolitische Konstruktion der Union francaise im Kern darauf, das Kolonialverhältnis formal zu beenden, ohne die Einheit des Ganzen aufzubrechen«.119(*) Das Entstehen unabhängiger afrikanischer Staaten sollte verhindert werden. Um den nötigen Erfolg zu erzielen hatte man mit der Kollaboration einigen Einheimischen die Befreiungsbewegungen unterdrückt.

Die Brüchigkeit und Kurzsichtigkeit dieses Konzeptes wurde zunächst auf Madagaskar (Territoire d'outre-mer) deutlich, als die in die Pariser Nationalversammlung gewählten Abgeordneten des Mouvement démocratique de renovation malgache (MDRM) die Forderung nach einer autonomen madagassischen Republik (Etats associés) erhoben, über die die Inselbevölkerung in einem Referendum entscheiden sollte. Nachdem die französische Regierung das Ansinnen brüsk zurückgewiesen hatte, brach Ende März 1947 auf Madagaskar eine Rebellion aus, die -Ansprenger- jedem Vergleich mit Vietnam oder Algerien (im ersten Stadium) standhält«.120(*) Den madagassischen Speerträgern« gelang es, das französische Militär in die Defensive zu drängen und, vorübergehend, ein Sechstel des Gesamtterritoriums zu kontrollieren. Die blutige Niederschlagung des Aufstandes, so der sozialistische Generalgouverneur auf Madagaskar Marcel de Coppet am 18. April 1947: Wenn das madagassische Volk den Krieg will, dann wird es den Krieg bekommen«, machte die Verlegung von 15.000 Fallschirmjägern, Fremdenlegionären und Kolonialtruppen aus Senegal und Marokko nach Madagaskar erforderlich. Die Kampfhandlungen, in deren Verlauf die Kolonialtruppen Gefangene als psychologische Bomben« aus Flugzeugen warfen, kosteten nach offiziellen Angaben 11.000 Menschen, darunter 140 Franzosen, das Leben.121(*) Das MDRM (Mouvement démocratique de renovation malgache) wurde verboten un die madagassischen Abgeordneten Rabemanjara, Raseta und Ravoahangy wurden, der Organisation des Aufstands beschuldigt, zum Tode bzw. zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach ihrer Begnadigung konnten sie 1960 nach Madagaskar heimkehren.

Ein weiteres Beispiel der Unterdrückung der Befreiungsbewegung war die UPC122(*) (Union des Populations du Cameroun). Die UPC wurde 1955 nach blutigen Konflikten mit der Kolonialverwaltung verboten und verlor, nachdem ihr Generalsekretär, Ruben Um Nyobé123(*), 1958 von einer Patrouille im Busch erschossen worden war, an Bedeutung.124(*) Sein Nachfolger, Félix-Roland Moumié, starb am 4. November 1958 in Genf an den Folgen einer Thallium-Vergiftung, die ihm ein französischer Geheimdienstoffizier beigebracht hatte.125(*)

Der Beginn einer tastenden, in Etappen und ohne fest umrissenes Ziel erfolgenden Dekolonisationspolitik markiert das Jahr 1956. Dabei blieb zunächst offen, ob föderalistischer Status, Autonomie, ein Staatenbund oder die Gewährung völkerrechtlicher Unabhängigkeit am Ende stehen würden. Am 26. Juni trat, von der französischen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt und unkommentiert, das bereits erwähnte Rahmengesetz für die Übersee-Territorien« (loi cadre) in Kraft, das den afrikanischen Kolonien einen halbautonomen Status und, auf der Basis des allgemeinen und gleichen Wahlrechts, erstmals auch begrenzte exekutive Vollmachten verlieh. Niemand solle glauben, so der für das Gesetz und das überseeische Frankreich verantwortliche Minister Gaston Deferre, dass Frankreich nur Reformen durchführt, wenn Blut zu fließen beginnt.«126(*)

Wenige Monate später leitete die Französische Nationalversammlung jene territoriale Neuordnung Französisch-Afrikas ein, die bald als Balkanisierung«127(*) der Region kritisiert wurde und, wie jüngste Äußerungen, des damaligen Mannes des Schattens der französischen Afrikapolitik, Jacques Foccarts zeigen, wohl nicht zu Unrecht im Geruch eines divide et impera«-Kalküls stand.128(*)

Logic and currently available evidence suggest that the perpetuation of strong Franco-African links was the underlying goal of French policy. Indeed what better way to perpetuate close relations than to split the empire into many dependent ministates averaging 3 millions souls each? Dealt with individually by France, these weak, financially strapped countries were likely to be less adventurous and to possess far less bargaining power than would two large, more financially secure federations129(*)

Rolf Knieper in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass Führer des antikolonialen Befreiungskampfes wie Barthélémy Boganda (erste Präsident der Zentralafrikanischen Republik, eines Staates den er nicht wollte, starb in einem Flugzeugabsturz, dessen Ursachen immer noch nicht geklärt sind), die größere Wirtschaftsräume zu wenigen Staaten zusammenfassen wollten, und denen ein großes Latein-Afrika vorschwebte, bisweilen unter mysteriösen Umständen zu Tode kamen.130(*)

Eine andere Bewegung aber dieses Mal in Niger wurde gedämpft. Die SAWABA131(*) (politische Partei) unter der Führung von Djibo Bakary132(*), der ins Exil gehen musste, war für eine sofortige Unabhängigkeit wie Guinea Sékou Touré.

2.2.2 Der Fall Guinea Sékou Touré133(*)«

Si la Guinée vote non le 28 septembre, ainsi que Monsieur Sékou Touré l'y a invitée, du moins aura-t-elle été parfaitement avertie des conséquences qu'aura son geste quant à ses rapports avec la métropole; le Général de Gaulle a dit qu'un territoire qui voudrait se séparer de la Communauté serait libre de le faire, mais bien entendu à ses risques et périls; les territoires qui voteront oui se trouveront par la suite dans une situation plus favorable par rapport à la métropole, alors que la Guinée, si elle vote non, ne bénéficiera pas sûrement d'une prime.«134(*)

In Folge des drohenden Machtzuwachses der PDG135(*) Anfang der 50er Jahre war die französische Kolonialverwaltung darauf bedacht, in Guinea ein politisches Gegengewicht zu dieser Massenbewegung herzustellen. 1954 kam es im Fouta Djalon zur Gründung des BAG136(*), dessen Führer Barry Diawandou Angehöriger der Peulh-Aristokratie und gefördert vom geistigen Führer des Fouta Djalon Ibrahima Sory, recht frühzeitig die Unterstützung der Kolonialmacht genoss, da er und seine Partei zwar ebenso wie Touré und die PDG das System der chefferie kritisierten, jedoch die französische Kolonialbürokratie und -herrschaft an sich nicht in Frage stellen. Nach dem Tode von Yacine Diallo137(*) wurde Barry bei der fälligen Nachwahl am 27. 6. gegenüber seinem Gegenkandidaten Touré deutlich bevorteilt und konnte - zum letzten Mal- die PDG, die nach wenigen Jahren zu einer wirklichen Massenpartei erstarkt war, am Einzug ins Parlament hindern.

Die Früchte verstärkter Wahlkampfpolitik und das Sichtaneignen der Forderungen möglichst allen Bevölkerungssichten konnten am 2.1.1956 geerntet werden. Bei den Wahlen zur Nationalversammlung kam es zu einem triumphalen Sieg der PDG: Neben Barry Diawandou von der BAG entsandte Guinea Sékou Touré und Saifoulaye Diallo (PDG) in die Assemblée Nationale.138(*) Dieser Wahlsieg signalisierte Frankreich, dass eine Kolonialpolitik ohne verstärkte Einbindung der PDG und ohne Respektierung ihres Hauptziels, der inneren Autonomie, auf große Probleme stoßen würde. Deshalb war man von Pariser Seite aus schon im Herbst 1955 (Gesetz Nr. 55-1489 vom 18.11.1955) bereit, kommunalpolitischen Forderungen der PDG139(*) entgegenzukommen.

Der Verfassungsentwurf de Gaulles, der zwar Föderation und eingeschränkte Autonomie, aber keine staatliche Anerkennung der Territorien, kein Recht auf Unabhängigkeit vorsah und wichtige Kompetenzen (z.B. Außenpolitik, Verteidigung, Wirtschafts-und Finanzpolitik, Justiz, Hochschulwesen) der Föderation vorbehielt, rief in Guinea helle Empörung hervor, die auch dann nicht abebbte, als aus dem Elysée-Palast einige hastig formulierte Nachbesserungsvorschläge verlautbart wurden. Dem nur widerwillig gewährten Recht auf Loslösung vom Mutterland ließ de Gaulle gleichzeitig am 08.08.1958 die unverhüllte Drohung folgen, dass derjenige Staat, der es sich erlauben würde, die Ehre« des Beitritts zur Communauté francaise abzulehnen, automatisch mit einschneidenden Folgen zu rechnen haben müsse. Mit Erklärung Sékou Tourés am darauffolgenden Tag in Radio Dakar140(*) war eine Konfrontation zwischen den beiden Politikern unabwendbar geworden. Auf der einen Seite der mit Ehrungen aus dem Weltkrieg überhäufte General, der Retter der Nation aus dem Algerien-Desaster, der nur die Alternative Schicksalsgemeinschaft mit Frankreich oder Verstoßung in die Finsternis zu kennen schien- auf der anderen Seite der junge Abgeordnete aus dem fernen Guinea, ein bekanntermaßen Frankreich skeptisch gegenüberstehender Parteiführer, der sich der Unterstützung der Gesamtbevölkerung Guineas sicher sein konnte.

Auf seiner Goodwill-Tour durch das französische Afrika kam de Gaulle am 25.08.1958 nach Conakry. Sékou Touré trat ihm... als der blitzerschleudernde Volkstribun entgegen, der er seit jeher ist,..., als Herr und Meister seines Landes Aug' in Auge mit dem Herrn und Meister eines anderen Landes«141(*):

Wir sorgen uns nur um unsere Zukunft und das Glück unseres Volkes. Wir haben ein ernstes und dringendes Bedürfnis: unsere Würde. Es gibt keine Würde ohne Freiheit. Denn jede Unterwerfung, jeder Zwang entehrt den, auf dem er lastet, entzieht ihm einen Teil seines Menschentums und macht aus ihm willkürlich ein minderwertiges Wesen. Wir ziehen die Armut in der Freiheit dem Reichtum in der Sklaverei vor.«142(*)

Unverzichtbar blieb für ihn das Recht auf Scheidung, ohne das die französisch-afrikanische Ehe mit der Zeit als eine willkürliche Konstruktion erscheinen könnte, eine Last, zukünftigen Generationen aufgezwungen. Die frostige Antwort des Generals, der sich offensichtlich persönlich beleidigt fühlte und Guinea vorzeitig verließ, schloss einen Kompromiss endgültig aus:

Frankreich schlägt diese Communauté vor. Niemand ist gezwungen, ihr beizutreten. Man hat von Unabhängigkeit gesprochen. Ich sage hier lauter noch als anderswo: Die Unabhängigkeit steht Guinea zur Verfügung. Es kann sie nehmen, es kann sie am 28. September (1958) nehmen, indem es Nein sagt ...Ich garantiere, dass das Mutterland sich nicht widersetzen wird. Es wird natürlich die Konsequenzen ziehen, aber es wird sich nicht widersetzen, und Ihr (Sékou Touré's) Territorium kann dann, wie es das wünscht, unter den Bedingungen, die es wünscht, den Weg gehen, den es wünscht.«143(*)

Nach Beendigung dieser Ja-Kampagne beeilten sich alle Führer in AOF144(*) außer Touré, ihre Bevölkerung zur Zustimmung für die Communauté zu bewegen. In erster Linie aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten glaubten Félix Houphouet-Boigny (Elfenbeinküste) und Léopold Sédar Senghor (Senegal), einen Bruch mit Frankreich und die daraus folgenden angedrohten Unwägbarkeiten vermeiden zu müssen. In Guinea traf sich die PDG am 14.09.1958 zu einem kleinen Parteitag« in Conakry. Sékou Touré, fest entschlossen, den eingeschlagenen Kurs beizubehalten, war der Unterstützung seiner Partei gewiss:

Guinea wird nicht zulassen, dass man ihm eines Tages antworten kann: 'Du hast die Unabhängigkeit verworfen, jetzt musst du dich der Unabhängigkeit unterwerfen.' ... Vom 29. September (1958) an werden wir ein unabhängiges Land sein. Wir übernehmen die volle und totale Verantwortung für unsere Angelegenheiten. ... Noch nie wurde in der Weltgeschichte eine solche Chance verzeichnet, dass die Abstimmung an einem bestimmten Tag der Schlüssel ist, der einem kolonisierten Land die Tür zur Unabhängigkeit öffnet. Wir erweisen der international, moralisch und politisch hochbedeutsamen Geste der gegenwärtigen Regierung Frankreichs unsere Ehrerbietung. ... So werden wir unsere brüderlichen Beziehungen zum französischen Volk bewahren.«145(*)

Am 28.09.1958 zählte Guinea 2.507.000 Einwohner, davon 8.700 europäische Franzosen. Von den 1.408.000 eingetragenen Wählern gaben 1.203.875 ihre Stimme ab. Von den insgesamt 1.193.305 gültigen Stimmen entfielen 56.981 auf Ja«, 1.136.324 auf Nein«.146(*) Damit trat Guinea am 02.10.1958 als erste afrikanische Kolonie Frankreichs in die Unabhängigkeit.147(*)

Die Furcht, das guineische Beispiel könnte Schule machen, sich wie ein Ölfleck ausweiten«148(*), provozierte harsche, von de Gaulle persönlich autorisierte Gegenmaßnahmen. Paris forderte alle Franzose zum Verlassen des Landes auf, sperrte sämtliche Kredite und zog seine Verwaltungsbeamten, die sogar die Steckdosen aus den Wänden ihrer Büros gerissen haben sollen, ab.149(*) Das düpierte Mutterland, das dem jungen Staat zunächst die diplomatische Anerkennung verweigerte150(*), legte zwar kein Veto gegen die Aufnahme Guineas in die Vereinten Nationen ein, enthielt sich als einziger Staat der Stimme. Mit Bangoura Karim, dem späteren Staatssekretär für Bergbau und Industrie, und Keita Noumandiam, dem Stabschef der Streitkräfte, sollen SDECE-Agenten einflussreiche Positionen in der neuen guineischen Administration bekleidet haben. Ziel der französischen Dienste sei es, so Karim Bangoura, wichtige Funktionen in der Regierung und der Verwaltung zu besetzen et de poursuivre le travail pour une prédominance francaise, sur tous les plans, notamment économique, culturel et politique.« Dabei seien erhebliche Geldsummen aufgewandt worden, u.a. um sowjetische und jugoslawische Projekte zu verhindern und französischen Unternehmen zu sichern. Nach Aussagen ehemaliger Mitarbeiter soll die SDECE sogar guineisches Falschgeld produziert und eine Reise Sékou Tourés nach London vereitelt haben. Die Verwicklung französischer Dienste in mehrere Umsturzversuche (Ende 1959, Mai 1960) gilt als sicher.151(*)

Trotz der massiven Destruktionspolitik gegenüber Guinea, mit der wohl auch die existentiellen Schwierigkeiten eines kleinen und schwachen Landes demonstriert werden sollten, verstand sich die V. Republik zu einer erstaunlichen Konzessionsbereitschaft gegenüber anderen Gliedstaaten der Communauté.

3. Die Afrikapolitik in der Ära der Gaullisten (1958-1981)

La perfection évangélique ne conduit pas à l'Empire.«152(*)

Hier wird es versucht die Hintergründe sowie die Wurzeln des französischen Engagements« in den ehemaligen afrikanischen Kolonien, unmittelbar vor der Unabhängigkeitswelle, darzustellen.

Die französische Politik gegenüber Afrika ist kurz gesagt, eine Bewahrung der wirtschaftlichen, kulturellen und geostrategischen Interessen in der Region des subsaharischen frankophonen Afrikas.153(*)
Die zwingenden ökonomischen Abhängigkeiten versetzen Frankreich in die Lage, die Gewährung staatlicher Unabhängigkeit in einer kalkulierten qui pro quo«-Politik von Vertragsgarantien für die Fortdauer privilegierter Beziehungen abhängig zu machen. Die Art und Weise der französischen Verhandlungsführung und der enge zeitliche Zusammenhang zwischen den Unabhängigkeitsdaten und dem Abschluss überwiegend bilateraler Kooperationsverträge deuten auf ein Junktim. Offenbar begriff Frankreich den Fortbestand weitreichender Einflussmöglichkeiten nicht nur als Gegenleistung, sondern als Voraussetzung für die staatliche Unabhängigkeit. De Gaulle hatte Ende 1959 in Dakar154(*) erklärt, eine indépendance réelle« komme in der modernen Welt niemandem zu155(*), und Premier Ministre Michel Débré schrieb am 15. Juli 1960 an den designierten gabonesischen Präsidenten Léon M'ba:
On donne l'indépendance à condition (sic !) que l'Etat une fois indépendant s'engage à respecter les accords de coopération signés antérieurement. Il y a deux systèmes qui entrent en vigueur simultanément : indépendance et les accords de coopération. L'un ne va pas sans l'autre.«156(*)
Weiter schrieb der Premierminister Débré:

Je vous serais obligé de bien vouloir, en accusant réception de cettte communication, me confirmer que, des la proclamation de l'indépendance de la République gabonaise, le gouvernement de la République gabonaise procédera à la signature des accords de coopération..., actes dont le texte a été paraphé en date de ce jour et qu'il prendra aussitôt les mesures propres à assurer leur propre entrée en vigueur. Il va de soi qu'il en sera de même de la part du gouvernement de la République française.«157(*)

Als Grundlage für die Gesamtheit der Kooperationsabkommen können die außenpolitischen Vereinbarungen gelten, die als einzige in Form von ratifikationsbedürftigen Staatsverträgen abgeschlossen wurden. Bei den Abkommen über militärische Zusammenarbeit wurde grundsätzlich zwischen Verteidigungs- und Technischen Militärhilfeabkommen unterschieden. Die mit elf Staaten geschlossenen Verteidigungsabkommen sahen Absprachen über alle die äußere Sicherheit betreffenden Fragen vor und räumten Frankreich das Recht ein, Militärstutzpunkte zu unterhalten bzw. die militärische Infrastruktur zu nutzen. Im Gegenzug sicherte Paris den afrikanischen Regierungen pour leur défense contre toute menace (sic!)«158(*)- also auch gegen Bedrohungen von innen - Unterstützung zu. In den geheimen Konventionen über die Aufrechterhaltung der inneren Ordnung und Sicherheit sollen ein formelles Ersuchen der französischen Regierung als Vorbedingung für den Einsatz französischer Truppen festgelegt worden sein. In Obervolta lehnte Präsident Yameogo Maurice159(*) die Unterzeichnung eines Verteidigungsabkommens und die Stationierung französischer Streitkräfte ab, da deren Mitarbeit und jedes Lächeln diktiert und kalkuliert« sei.160(*) Die Technischen Militärabkommen verpflichteten Frankreich, dreizehn seiner vierzehn Nachfolgestaaten beim Aufbau eigener Streitkräfte zu unterstützen. Die afrikanischen Vertragsstaaten sagten zu, sich bei der Beschaffung, Wartung und Erneuerung der Waffen und anderen Kriegsmaterials ausschließlich oder in erster Linie an Frankreich zu wenden. Zu den Abkommen über Zusammenarbeit auf dem Gebiete der Verteidigung zählten außerdem Vereinbarungen über strategisch wichtige Rohstoffe und Produkte. Sie sahen eine gemeinsame Rohstoffpolitik vor und verpflichteten die afrikanischen Länder, Erdöl, Erdgas, Uran, Thorium, Lithium, Beryllium, Helium sowie Erze und ihre Verbindungen en priorité nach Frankreich zu exportieren und den französischen Streitkräften bei ihrer Lagerung behilflich zu sein.

Die wirtschaftspolitisch wohl bedeutendsten, mit offensichtlichen Souveränitätseinbußen verbundenen Vereinbarungen betrafen die Währungsbeziehungen. Im funktionalen Gegensatz zur politisch-territorialen Balkanisierung der Region sahen sie die supranationale Regelung der monetären Beziehungen im Rahmen der Franczone vor, eines bis heute weltweit einzigartigen Gebildes, das vierzehn souveränen Staaten eine gemeinsame Währung -den Franc CFA- garantiert, dessen Konvertibilität das französische Schatzamt sicherstellt.

Eine nachhaltige und einflusspolitisch wichtige Bedeutung kam auch den eliteprägenden Kulturabkommen zu. In ihnen verpflichteten sich die Staaten des frankophonen« Afrikas, das Französische als offizielle Sprache und Instrument ihrer Entwicklung« beizubehalten und sich zur Deckung ihres Lehrkräftebedarfs bevorzugt an Frankreich zu wenden. Niederlassungskonventionen, Vereinbarungen über die Zusammenarbeit in Justizangeleinheiten und personelle Hilfe beim Aufbau staatlicher Strukturen vervollständigten das Vertragswerk.

Als Ergebnis eines friedlichen, überwiegend im vertraglichen Einvernehmen geregelten Dekolonisationsprozesses garantierte das bilaterale Vertragssystem der Kooperation die Kontinuität der franko-afrikanischen Beziehungen, indem es die politischen und wirtschaftlichen Strukturen des frankophonen Afrikas auf die ehemalige Kolonialmacht ausrichtete. Die Mehrzahl der Abkommen hat, Mitte der sechziger und Anfang der siebziger Jahre neu verhandelt, bis heute Bestand und bildet den vertragsrechtlichen Rahmen erstaunlich einvernehmlicher Beziehungen.161(*)

3.1 Die Afrikapolitik unter de Gaulle von 1958 bis 1969

Sans liberté de blâmer, il n'est point d'éloge flatteur.«162(*)

Grundlegend für das Verständnis der französischen Einflusspolitik in Afrika ist das tiefe Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Frankreich und den ehemaligen Kolonien, das in der Zeit des Empires wurzelt und auch in den Jahrzehnten nach der Dekolonisation nicht verschwunden ist. Diese Unabhängigkeit stellte aus französischer Sicht keinen fundamentalen Bruch in den Beziehungen zwischen Frankreich und Afrika dar, sondern den Übergang zu einer neuen Form enger und freundschaftlicher Beziehungen.163(*)

Die afrikapolitische Praxis der V. Republik ruht, politisch-administrativ besehen, auf zwei Säulen: der exklusiven Machtfülle des Präsident und, weitgehend reformresistent, der Kontinuität kolonial geprägter Institutionen. Die Verfassung der V. Republik konzentriert, auf das politische Temperament de Gaulles zugeschnitten, die innen-und außenpolitische Entscheidungsgewalt auf den seit 1962 für sieben Jahre gewählten Präsidenten. Obgleich verfassungsrechtlich umstritten, haben sich in der politischen Praxis insbesondere die Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik als domaines réservés des Elysée erwiesen, dessen Amtsinhaber- im Unterschied zu anderen präsidentiellen Demokratien- dem Parlament nicht verantwortlich ist.164(*)

Seit de Gaulle 1960 mit Jacques Foccart einen langjährigen Vertrauten zum Leiter des Secrétariat général pour les affaires africaines et malgaches bestellte,obliegen Planung, Durchführung und Koordination der französischen Afrikapolitik- weitgehend unkontrolliert- dem Elysée. Dabei kommt, in einem von Geheimdiplomatie und personellen Konstellationen bestimmten Um-und Aufgabenfeld, den dem Präsidenten direkt verantwortlichen Afrikaberatern eine zentrale Rolle und große Machtfülle zu. Die wichtigsten afrikapolitischen Entscheidungen fallen- unter Umgehung der Fachministerien- im direkten, von persönlichen Loyalitäten geprägten Kontakt zwischen dem Elysée und den afrikanischen Präsidenten.

Zum kolonial geprägten Erbe der französischen Subsaharapolitik zählt darüber hinaus, was wohlwollend als administrativer Pluralismus« beschrieben worden ist: eine verwirrende und unüberschaubare Vielfalt zum Teil aus der Kolonialzeit stammender, zum Teil erst später gegründeter Organisationen und organismes spécialisés, deren Kompetenzkonkurrenz eine kohärente, konzeptionell begründete Afrika- und Entwicklungspolitik nachhaltig erschwert.165(*)

Das französische Engagement in Afrika wurde im Diskurs mit einem Gefühl der Verantwortung und einer französischen Pflicht zur Solidarität gegenüber den Staaten der Dritten Welt, besonders gegenüber den afrikanischen Völkern begründet. De Gaulle als Architekt der neuen nachkolonialen Kooperation betonte diese Ambition in der Mehrzahl seiner Reden und Veröffentlichungen. Im Mittelpunkt seiner politischen Rhetorik, der in den über 800 zwischen 1940 und 1969 gehaltenen Reden 34 mal auf das subsaharische Afrika Bezug nimmt, steht als imaginierte Gemeinschaft die französische (Kultur-) Nation. Hier befinden sich, mit beeindruckender Regelmäßigkeit, Denk- und Argumentationsmuster, die einen engen Zusammenhang zwischen Frankreichs nationaler Größe (grandeur, rayonnement) und seiner Kolonial-und Afrikapolitik (mission civilisatrice) herstellen. In dieser Argumentation: Unser außenpolitisches Handeln trachtet Ziele zu erreichen, die untereinander verknüpft sind, und die, weil sie französisch sind, im Interesse der Menschheit liegen«, gehen Frankreichs Genie, seine Großzügigkeit und seine Interesse eine harmonische und unproblematische Verbindung ein.166(*) Dazu kam die Annahme, Frankreich habe auf der gemeinsamen Geschichte ein besonderes Verständnis für die Afrikaner und ihre Bedürfnisse:

En effet, l'indépendance, ainsi recouvrée permet à la France de devenir, en dépit des idéologies et des hégémonies des colosses, malgré les passions et préventions des races, par dessus les rivalités et les ambitions des Nations, un champion de la coopération (...). Or la France est, par excellence, qualifiée pour agir dans ce sen-là. Elle l'est par sa nature qui la porte aux contacts humains. Elle l'est par l'opinion qu'on a d'elle historiquement et qui lui ouvre une sorte de crédit latent quand il s'agit d'universel. (...) Elle l'est, enfin, parce qu'elle apparaît comme une nation aux mains libres dont aucune pression du dehors ne détermine la politique.«167(*)

Afrika war insbesondere nach der Verlust der Kolonien in Asien und in Nordafrika der bevorzugte Projektionsraum französischer Macht, da es eines der wenigen Gebiete jenseits des eigenen Staates darstellte, in denen Frankreich noch genügend Einfluss besaß, um seinen Status als international agierende mittlere Macht zu behaupten. Die Rolle als Schutzmacht in Afrika wurde zugleich als Legitimation für den Sitz in dem UN-Sicherheitsrat angesehen.168(*) Die Auffassung, dass der Einfluss in Afrika eine notwendige Bedingung für den französischen Status in der Weltpolitik sei, war schon zu de Gaulles Zeiten Konsens in der politischen Elite, was in einem Zitat Mitterands von 1957, damals junger Minister der Vierten Republik, deutlich wird:

Sans Afrique, il n'y aura pas d'Histoire de la France au XXIe siècle.«169(*)

In diesem Zusammenhang erinnert Henry Kissinger in seinen Memoiren:

Wie gesagt, habe ich nie der Verurteilung de Gaulles zugestimmt, vielmehr die Auffassung vertreten, dass unsere Europa-Politik in den 60iger Jahren im allgemeinen von falscher Voraussetzung ausging. Mir schien, wir hätten die psychologischen Probleme eines Landes wie Frankreich, das unter äußersten Anstrengungen und Opfern zwei Weltkriege überlebt hat, 1940 gedemütigt worden war und 1958, 1960 und 1962 am Rande des Bürgerkriegs gestanden hatte, vollkommen missverstanden. De Gaulle sah seine Hauptaufgabe darin, Frankreich den Glauben an sich selbst zurückzugeben. Wie weit ihm das gelungen ist, zeigte sich darin, dass man sich drei Jahre nach Beendigung des Algerien-Krieges 170(*) (die meisten Beobachter hatten damit gerechnet, dass Frankreich auf Jahrzehnte durch innenpolitische Spannungen geschwächt bleiben würde) darüber beschwerte, Frankreich treibe eine Außenpolitik, die energischer und zielstrebiger sei, als es ihm seine konkreten Fähigkeiten erlaubt hätten. (...) Er hatte in Krisenzeiten dramatische Leistungen vollbracht, durch die er an die Macht gekommen war. Er hatte die neuen politischen Institutionen konsolidiert; und er hatte Französisch-Afrika entkolonialisiert und das französische Selbstvertrauen in der Heimat sowie das Prestige Frankreichs in den ehemaligen Kolonien bewahrt. Am Rande des Bürgerkrieges hatte er den Nationalstolz Frankreichs wiederhergestellt, indem er seinem Land in der europäischen Politik und in der europäischen Politik und im westlichen Bündnis eine zentrale Rolle zuwies. Seine Herausfordernde Haltung gegenüber den Vereinigten Staaten hatte zum großen Teil den Zweck verfolgt, den Franzosen mehr Selbstsicherheit zu verleihen.«171(*)

Mit der Unabhängigkeit wurde diese Politik auf eine neue, jetzt, wie schon erwähnt, völkerrechtliche Basis gestellt. 1960 schloss Frankreich mit allen ehemaligen Kolonien bilaterale Kooperationsverträge sowohl im außen- und sicherheitspolitischen, als auch im wirtschaftlichen und den kulturellen Bereich ab. Die Unterzeichnung dieser Verträge wurde von de Gaulle mit massivem politischen und wirtschaftlichen Druck, der vor allem durch das ökonomische Abhängigkeitsverhältnis möglich war, zur Voraussetzung für die Gewährung der Unabhängigkeit gemacht.172(*) Diese Kooperationsverträge, aber auch die wirtschaftliche Einflussnahme über Entwicklungspolitik und das währungspolitische Instrument der Franc-Zone ermöglichten den Übergang von der direkten Präsenz der Kolonialzeit zu Formen indirekter Einflussnahme, wobei diplomatische , kulturpolitische, militärische, finanzielle und wirtschaftliche Instrumente eng miteinander verknüpft wurden.173(*)

Was der wirtschaftlichen Zusammenarbeit betrifft, stellte Afrika für Frankreich im Bereich des außen Handels, die zweitwichtigste Region nach der Europäischen Gemeinschaft dar. 174(*) Die Konzentration lag ebenfalls auf dem frankophonen Afrika, dessen Märkte von französischen Unternehmen dominiert wurden. Erst in den achtziger Jahren war, bedingt vor allem durch die Wirtschaftskrise in Afrika, ein Rückgang der französischen Auslandsinvestitionen in Afrika festzustellen.175(*)

Eine zentrale Persönlichkeit in der französischen Afrikapolitik war der berühmter, der Mann des Schattens, Jacques Foccart, der bis zu seinem Tod, 19. März 1997, eine bedeutende Rolle in der Afrika-Frage spielte. 1960 wurde Foccart Generalsekretär der Communauté Française und nach der Unabhängigkeit Secrétaire général à la présidence de la République. Diese mit weitreichender Machtfülle und exklusiven Privilegien (direkter Zugang zu de Gaulle, tägliche Treffen am Abend) ausgestattete Position behielt er, obgleich in seiner Machtfülle beschnitten, auch unter Pompidou bei. Foccart hatte direkten Einfluss auf die Ernennung von Botschaftern, sichtete Kopien der Diplomatenpost, kontrollierte die Chefs de mission d'aide et coopération und gab- mittels chiffrierter Codes und unter Umgebung des Außenministeriums - Direktiven und Anweisungen. Jacques Foccart schaffte alles, was er in der afrikanischen Einflusssphäre Frankreichs erreicht hat, mit der Hilfe von zahlreichen Netzwerke und seinen langjährigen Freund, Felix-Houphouet Boigny, bei den er in Entretiens avec Philippe Gaillard176(*) posthume bedanken hat.

In der Regierungszeit von de Gaulle wurden in sieben ehemaligen afrikanischen Kolonien Frankreichs Machtwechsel oder Staatsstreich gegeben.177(*)

Die Stabilisierung der ist allerdings nicht der Endzweck der französischen Politik, sondern nur die Basis für das übergeordnete Ziel der Wahrung des französischen Einflusses in den Ländern und daraus folgend die Wahrung der Vormachtstellung in der Region. Das französische Handeln entsprach damit primär weniger den afrikanischen Interessen, als dem Schutz französischer strategischer, militärischer und wirtschaftlicher Ziele in der Region, wobei die lokalen Eliten in den meisten Fällen auch von dieser Politik profitierten.178(*)

So wenig Frankreich darauf bestand, in jeder außenpolitischen Frage Übereinstimmung mit seinen Vertragspartnern zu erzielen, so sehr ist das Bemühen um eine grundsätzlich Frankreichfreundliche Haltung erkennbar. Hier, in dem Versuch, die Region in die westliche Politik einzubinden und dem Status-quo verpflichtet, französisches Prestige zu fördern, dürfte das zentrale Motiv gaullistischer Afrikapolitik zu suchen sein. Ein vorwiegend ökonomisch bestimmtes Einflussdenken lag de Gaulle fern. Der exemplarische Bruch mit Guinea, das 1958 als reichstes westafrikanisches Land galt, und den französischen Industrienkreise vergeblich zu verhindern suchten, die Parteinahme für Biafra und die militärische Intervention in Tschad (1968) können als Ausdruck einer Politik gelten, die im Dienste einer geopolitischen Ambition stand: der Rehabilitation Frankreichs als Mittelmacht.179(*)

3.2 Die Afrikapolitik unter Georges Pompidou von 1969 bis 1974

Als Georges Pompidou de Gaulle im Juni 1969 an der Spitze der Fünften Republik nachfolgte, war dies in Frankreich und in Afrika mit der Erwartung verbunden, dass sich der Bedeutungsverlust des pré-carré für die französische Gesamt- und Außenpolitik unter einem Präsidenten, dessen politische Biographie keine starken Bindungen an den afrikanischen Kontinent aufwies, beschleunigen würde.180(*) Pompidous zentrales Anliegen, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der französischen Wirtschaft mit Hilfe der Europäischen Gemeinschaft und durch eine stärkere Betonung ökonomischer Erfordernisse zu erhöhen, hatte auch afrikapolitische Folgen. Mit Jacques Foccart übernahm Pompidou, in der Résistance als Studienrat, der schreiben kann«181(*) zu de Gaulle gestoßen und seit seiner Studienzeit an der Ecole normale supérieure persönlich mit Leopold Senghor befreundet, den Afrikaberater seines Vorgängers. Es muss hier aber betont werden, dass Foccart seine Beraterfunktion nicht in den gleichen Massen und Qualitäten wie unter de Gaulle ausgeführt hat.

Pompidous aktive Europa- und Mittelmeerpolitik, der neue ökonomische Realismus und die beginnende Defoccartisierung« der franko-afrikanischen Beziehungen mündeten, zusammen mit einem wachsenden Selbstbewusstsein afrikanischer Regierungen, in eine schleichende Krise des Kooperationsvertragssystems. Schon 1963 hatte der Rapport Jeanneney182(*) den ökonomischen Nutzen einer auf die Länder des frankophonen Afrikas konzentrierten Süd- und Afrikapolitik in Zweifel gezogen und deren regionale Ausweitung empfohlen:

Si la coopération doit être jugée principalement en fonction de ses résultats pour les pays aidés, le maintien d'une priorité à l'Afrique est justifié. Mais priorité ne signifie pas exclusivité. Nous ne devons ni vouloir être les seuls à contribuer au développement de l'Afrique francophone, ni nous abstenir d'agir ailleurs.«183(*)

Pompidous Subsaharapolitik steht, trotz neuer Akzente und des bewussten Verzichts auf de Gaulles rhetorischen Triumphalismus, unverkennbar in der Tradition seines Vorgängers. Sie zielt, im Kern, auf die Beibehaltung französischer Dominanz in einer Region, von der auch Pompidou überzeugt war, dass sie als Hinterland für Frankreichs internationale Rolle notwendig und unverzichtbar sei. Dabei geling es der französischen Diplomatie, die Form der Einflussnahme den eigenen Kapazitäten und den veränderten internationalen Rahmenbedingungen flexibel anzupassen. The view that now seems to prevail in French government circles is that there is little to be gained and a good deal to be lost by resolutely opposing the determination of the African states to take their distance from Paris. Willingness to acquiesce in the African urge to self-assertion has proved to be an effective formula for avoiding acrimonious confrontations that only diminished the French influence.«184(*) In dem Maße, in dem sich das französische Dominanzstreben entpolitisiert und entideologisiert, gewinnen ökonomische Rationalität und kulturell-institutionelle Bindungen an Bedeutung.185(*)

Als Pompidou am 02. April 1974 einem Krebsleiden erliegt, hat sein Tod ein afrikapolitisches Nachspiel. Dreizehn Tage später- am 15. April- wird in Niamey der innenpolitisch weitgehend diskreditierte Hamani Diori- seine französische Militärberater sind auf einem Jagdausflug- Opfer eines Staatsstreichs.186(*) Zwei Tage später richtet der sozialistische Abgeordnete Louis Le Pensec eine schriftliche Anfrage an das französische Außenministerium. Pensec erinnert daran, dass der Militärputsch en pleine période de négociation des accords franco-nigériens relatifs à la réévaluation du prix de l'uranium d'Arlit187(*)« stattfand und bittet um ein formelles Démenti de toute hypothèse de collision entre le gouvernement français, les services de M. Foccart et les putschistes nigériens.« Zehn Jahre später erklärt Hamani Diori, aus dem Gefängnis entlassen, der Zeitschrift Jeune Afrique:

A la conférence islamique de Lahore, en février 1974, il avait été décidé que l'Arabie Saoudite, la Lybie et le Maroc augmenterait leur aide au Niger et y favoriseraient les progrès de l'islam (...). Les dirigeants français ont pensé qu'en raison de sa position stratégique et de sa richesse en uranium, le Niger allait échapper à l'influence de l'ancienne métropole (...). Le coup d'état a eu lieu le 15 avril. Le Président Pompidou était mort le 2, et quelques hommes de l'ombre, des services spéciaux et de Foccart, ont fait marcher la machine du complot...«188(*)

3. 3 Die Afrikapolitik unter Valéry-Giscard d'Estaing von 1974 bis 1981

On peut être réaliste sans cesser d'être moral, que moralité ne signifie pas naïveté, mieux, que les valeurs ne sont véritablement défendues que lorsqu'on agit efficacement pour les inscrire dans les faits.«189(*)

Valéry Giscard d'Estaing übernahm am 21. Mai 1974 das höchste Amt als dritter Präsident der V. Republik. Mit dem Amtsantritt d'Estaings, verliert Jacques Foccart, der sich im Präsidentschaftswahlkampf für den gaullistischen Kandidaten Jacques Chaban- Delmas engagiert hatte, sein Amt. Giscard löst das Generalsekretariat für afrikanische und madagassische Angelegenheiten auf, führt das 1966 abgeschaffte Ministère de la Coopération190(*) wieder ein und bestellt mit René Journiac191(*) einen langjährigen Mitarbeiter und Vertrauten Foccarts zu seinem persönlichen Afrikaberater. Trotz dieser relativen Defoccartisierung, behielt immer Foccart die opportinuité einmal monatlich Giscard zu treffen. Zwischen 1974 und 1979 trennt sich Giscard von über fünfzig Diplomaten, die, von Foccart strategisch platziert, als zu enge Parteigänger gaullistischer Einflusspolitik gelten- darunter die als Prokonsuln« bekannten Botschafter Jacques Raphael-Leygues (L'Ivoirien) und Robert Dalauney (Le Gabonais).192(*)

Der Amtsantritt des ehemaligen Finanzministers und Inspecteur des Finances fällt in einer Zeit ökonomischer Turbulenzen. Die Vervierfachung der Rohölpreise und der Zusammenbruch des Weltwährungssystems beschränken die Handlungsspielräume und erinnern an die Strukturschwäche einer Ökonomie, deren internationale Wettbewerbsfähigkeit durch ihre duale Struktur und geringe Produktionstiefe (ein sehr moderner Sektor weniger großer und international wettbewerbsfähiger Unternehmen und ein archaischer Sektor vieler kleiner, wenig modernisierungs- und innovationsfreudiger Betriebe) strukturell begrenzt ist. Im Lichte dieser Entwicklung und angesichts eines chronischen Außenhandelsdefizits mit der Europäischen Gemeinschaft und den USA- mit beiden zusammen wickelte Frankreich über 50% seines Außenhandels ab-, erschien die ökonomische Wiederentdeckung des frankophonen Afrika und der verstärkte Handel mit Entwicklungsländern, dem Frankreich 100.000 (1970-1976) neue Arbeitsplätze verdankte, als Ausweg.193(*)

1979 deckte die französische Industrie 10% ihres Erdöl-, 30% des Steinkohle-, 86% des Bauxit-, 16% des Phosphat-, 40% des Kupfer-, 86% des Mangan-, 34% ihres Eisenerz- und 78% ihres Uranbedarfs aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara (einschließlich Südafrika). Dabei schien die frankophone Region insbesondere für die Realisierung des ehrgeizigen, ökonomisch und militärisch wichtigen Atomenergieprogramms unentbehrlich: Ein Drittel der französischen Uranimporte stammte aus Niger (26,7%) und Gabun (10,6%), mithin aus Ländern, die sich vertraglich zu einer mit Frankreich abgestimmten Rohstoffpolitik verpflichtet hatten. Die Uranreserven Gabuns wurden auf 20.000, die des Zentralafrikanischen Reichs auf 16.000 t geschätzt.194(*)

Giscard nutzt die informellen Treffen -spezifische Fragen stehen nicht auf der Tagesordnung, sondern werden beim Essen diskutiert195(*)-, um für Frankreichs Rolle als Mittler im Nord-Süd-Dialog zu werben (wie seine Nachfolger). Giscards kalkulierte Modernisierung der Afrikarhetorik- Verbindung wirtschaftsliberaler Ideen mit einem aufgeklärt humanistischen Mondialismus, Vision einer harmonischen Nord-Süd-Interdependenz auf der Basis gegenseitigen ökonomischen Vorteils- wird, in Anerkenntnis begrenzter französischer Kapazitäten, von einer behutsamen Multilateralisierung der französischen Entwicklungshilfe begleitet.

Die widersprüchlichen Kalküle und die Komplexität der Interessen und Motive, die Giscards Afrikapolitik prägten, werden gegen Ende seines Septenats anhand einer Affäre deutlich, die an der Grenze zwischen Ausnahme und Normalität der franko-afrikanischen Beziehungen, die französische Öffentlichkeit lange beschäftigte und im Präsidentschaftswahlkampf 1981 eine bedeutende, wenn nicht ausschlagende Rolle spielte. Zum ersten Mal beherrschte ein afrikapolitisches Thema -die Diamantenaffäre (mit dem Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik, Jean Bedel Bokassa)- die französische Innenpolitik. Dabei erklärt sich die Bedeutung und die unerwartete politische Wirkung der Affäre weniger aus der bis heute ungeklärten Frage nach dem Wahrheitsgehalt der erhobenen Vorwürfe, als aus deren exemplarisch-symbolischer Bedeutung für die afrikapolitische Praxis der V. Republik.196(*)

Als sich Bokassa197(*) am 20. September 1979 in Libyen aufhält, stürzen französische Fallschirmjäger auf direkte Anweisung Giscards im Rahmen der Operation Barracuda« den selbsternannten Kaiser Jean Bedel Bokassa und setzen den in einer französischen Militärmaschine aus Paris eingeflogenen Vorgänger David Dacko als seinen Nachfolger ein. Dacko stimmte wenig später der Vergrößerung des französischen Militärstützpunktes zu.198(*)

Nach Brüne Stefan, das Ende der Präsidentschaft Valéry Giscard d'Estaings sieht dessen Politik des machtbewusst-distinguierten Afrikapaternalismus in der Krise. Frankreich muss einsehen, dass die Politik France seule zunehmend an macht- und wirtschaftspolitische Grenzen stößt. Sich hierauf zur Wahrung kurzfristiger Sicherheits-, Außenhandels- und Rohstoffsicherungsinteressen flexibel eingestellt zu haben, kann aus französischer Perspektive zu den relativen Erfolgen von Giscards Amtzeit zählen. Frankreich bleibt unter Giscard, in den Worten Daniel Bachs, konzeptionell ein Gefangener seiner Kolonialgeschichte oder, präziser, der mangelnden Auseinandersetzung mit dieser Geschichte. Mit den Worten des afrikanischen Patrioten und mozambikanischen Präsidenten Samora Machels199(*):

Diejenigen, die heute Mayotte besetzt halten (...), haben das Massaker von Sakiet Sidi Youssef begangen, haben Tunesier ermordet, als diese den Stützpunkt in Biserta loswerden wollten, haben siebeneinhalb Jahre lang Krieg gegen das algerische Volk geführt, haben Marokko angegriffen, als es für den Befreiungskampf Algeriens brüderliche Hilfe leistete, haben die Sezessionen in Katanga und Biafra unterstützt, sind in Ägypten eingefallen, als dieses den Suezkanal sperrte, haben eine Aggression gegen Guinea200(*) begangen, haben die Söldner organisiert und bewaffnet, die in Benin einfielen (Januar 1977), haben die Aggression gegen das Sahara-Volk unterstützt und überall angegriffen, wo Menschen für ihre Würde kämpfen.«201(*)

Nach Stefan Brüne, es ist nicht nur aus der Sicht afrikanischer Nationalisten, auch aus der Perspektive der sozialistischen Opposition schien die französische Afrikapolitik in einer moralischen Krise. Angesichts der Eitelkeit«, des Merkantilismus« und des Interventionismus« Giscard Valéry'scher Politik zeigten sich aber auch jene afrikanischen Politiker verstimmt, die -wie Houphouet Boigny- dem moderaten Lager zugeordnet, der Grande Nation und ihren Einflussinteressen traditionell wohlwollend gegenüberstanden.202(*)

4. Die Afrikapolitik in der Ära Mitterand (1981-1995)

Algerien ist Frankreich (...) Die einzige Verhandlung ist der Krieg.«203(*)

Wir müssen den Neokolonialismus in den Nord-Süd Beziehungen beenden.«204(*)

In der zweiten Industrienation Europas- die zugleich die erste Kulturgroßmacht der Welt ist- sind die Sozialisten seit 1981 an der Macht. Bis 1986 hielten sie eine absolute Macht im Parlament, stellten die Regierung und das Präsidium der Republik. 1988 wurde ihr Präsidentschaftskandidat für sieben Jahre wiedergewählt. Dieser Präsident hat eine Machtfülle, wie sie kein anderer politischer Herrschaftsträger Europas, nicht einmal der Papst, kennt. Die französischen Sozialisten sind 1981 mit dem Programm einer Gesellschaftsreform angetreten, wie es in seinem Ehrgeiz, seiner Radikalität und Prinzipientreue in dieser zweiten Jahrhunderthälfte von keiner andern sozialistischen Bewegung des europäischen Kontinentes aufgestellt wurde.

In der Geschichte der westlichen Demokratien wird der 10. Mai 1981, die Machtergreifung von Francois Mitterand und der erneuerten Sozialistischen Partei, ein wichtiges Datum bleiben. Der sozialistische Sieg in Frankreich hat beinahe unbegrenzte Hoffnung unter den Menschen und Völkern aufkommen lassen. Selten erwarteten so viele Menschen von einer Regierung so schnell derart tief greifende und entscheidende politische und wirtschaftliche Fortschritte. Selten hat ein großer und mächtiger Staat mit tausendjähriger Geschichte eine ehrlichere, entschlossenere und kultiviertere Regierungsmannschaft gesehen.205(*)

4. 1 Die Herausforderung einer neuen französischen Afrikapolitik mit

der Sozialisten an der Macht

Wer nicht Herr seiner selbst ist, ist davon geschaffen, Sklave der anderen zu sein. Das ist eine Wahrheit für die Völker wie für die Individuen.«206(*)

Als Mitterand die Wahlen im Mai 1981 gewann, hatten zahlreiche fortschrittliche Afrikaner den Sieg der französischen Linken als den ihren angesehen.207(*) Gleich am ersten Tag legte Mitterrand im Panthéon eine Rose auf das Grab des französischen Journalisten und Politikers Victor Schoelcher, der sich im letzten Jahrhundert mit großem Engagement für die Abschaffung der Sklaverei eingesetzt hatte. Außerdem berief er zwei Befürworter einer Erneuerung der Solidarität mit dem Süden in die Regierung - Claude Cheysson als Außenminister und Jean-Pierre Cot als Minister für Entwicklung und Zusammenarbeit.208(*) Man hoffte, die Geschäftemacher "Frankafrikas" würden einen schweren Schlag erleiden: Das Beziehungsgeflecht eines Jacques Foccart209(*) ebenso wie die zentralafrikanischen Diamanten des früheren Präsidenten Valéry Giscard d'Estaing schienen nunmehr zum alten Eisen zu gehören. Lediglich einige der am stärksten von der Metropole« abhängigen tropischen Diktaturen äußerten Besorgnis. Sie fürchteten, Paris werde nicht länger der westliche Gendarm« in Afrika sein, sondern seine Stützpunkte schließen, die Militärberater und Fremdenlegionäre abziehen - kurz und gut: 20 Jahre nach der sehr traditionswahrenden Entkolonisierung schien ein neues Kapitel angebrochen.210(*)

4. 1. 1 Die zerbrochene Hoffnung einer anderen Afrikapolitik von

1981 bis 1990

La France souffre d'un déficit d'explication dans ses pratiques de coopération.«211(*)

Der Sieg der Staatsräson wird besonders deutlich in den Beziehungen Frankreichs zur Dritten Welt. Gegenüber den Völkern der Dritten Welt praktizieren die Sozialisten eine neokoloniale, imperialistische und zynische Politik.

Francois Mitterand ging bereits am Abend des 10. Mai auf die Erwartungen der Massen ein. In seiner ersten Erklärung, im Rathaus von Nevers, verkündete er, die von der Französischen Revolution ererbten Prinzipien der internationalen Solidarität, der Brüderlichkeit und der Freiheit« ehren zu wollen. Und am 20. Oktober 1981 nutzte Frankreichs neuer Präsident - und ehemaliger Überseeminister- den Nord-Süd-Sondergipfel in Cancun, einem kleinen Touristenort, um sich auf dem mexikanischen Revolutionsplatz in einer spektakulären Solidaritätsbekundung an die Freiheitskämpfer und Unterdrückten« zu wenden und definierte die Richtlinien des sozialistischen Frankreich folgendermaßen:

Eure Helden haben Eure Geschichte gemacht. Sie gehören nur Euch. Aber die Prinzipien, die sie verkörpern, gehören allen. Es sind auch die unseren. Grosse Erinnerungen produzieren große Hoffnungen. (...) Unser geistiges Erbe, lebendiger denn je zuvor, verpflichtet uns, in der Welt im Geist der Verantwortung zu handeln. (...) In einem gewissen Sinne ist jede Nation ihre eigene Welt. Es gibt weder große noch kleine Länder; es gibt nur gleichermaßen souveräne Länder, und jedes verdient den gleichen Respekt. (...)

Die Botschaft ist einfach, aber anscheinend ist sie noch nicht überall gehört worden: Es gibt keine, und es kann auch keine politische Stabilität ohne soziale Gerechtigkeit geben. Und wenn die Ungleichheit, die Ungerechtigkeit oder die Rückständigkeit einer Gesellschaft ein gewisses Maß überschreiten, dann gibt es keine etablierte Ordnung, so repressiv sie auch sein mag, die dem Aufstand des Lebens widerstehen könnte.«212(*)

Die zentralen, unmittelbar auf Afrika bezogenen Programmaussagen fanden sich in einem nur einen Monat vor den Präsidentschaftswahlen veröffentlichten Grundsatzpapier - Document de base du Parti Socialiste sur la politique africaine -, in dem führende Afrika- und Dritte-Welt-Spezialisten der PS ihre Vorstellungen von einer Entkolonialisierung« der französischen Afrika- und Kooperationspolitik konkretisierten. Die Überlegungen der Verfasser kreisen um die Möglichkeiten einer politisch, militärisch und ökonomisch eigenständigeren Entwicklung der Länder der Dritten Welt« und münden in ein Plädoyer für eine Zäsur.

Trop d'histoire, trop d'amitiés, trop d'intérêts partagés, une autre conception de la place de notre pays dans la monde, l'honneur tout simplement nous imposent ce devoir simple: il faut en Afrique, en constant dialogue avec les Africains, bâtir une autre politique de la France.«213(*)

Nachdem in der Vergangenheit die Aufrechterhaltung von Vasallitätsbeziehungen, militärische Interventionen und ein kultureller Imperialismus Markenzeichen der französischen Afrikapolitik gewesen seien, müsse sich die sozialistische Politik an Zielen wie friedlichem Ausgleich und sozial gerechter, wirtschaftlicher Entwicklung neu orientieren. Hierbei seien auch die mit den ehemaligen Kolonien geschlossenen Militärabkommen neu zu verhandeln, und im Einzelnen sei zu prüfen, ob und in wieweit die finanzielle Zusammenarbeit im Rahmen der Franczone den von den Entwicklungsländern selbst definierten Zielen (co-développement) entspreche.

Der neokoloniale Pakt, der die Satelliten-Staaten an Frankreich bindet, ruft erhebliche Verzerrungen in den afrikanischen Wirtschaften hervor: Schwarzafrika war 1950 praktisch Selbstversorger im Bereich der Nahrungsmittel, 1960 importierte es bereits 2 Millionen Tonnen Getreide. 1980 musste es 14 Millionen Tonnen importieren, um seine hungernde Bevölkerung am Leben zu erhalten; (1988 werden es 18 Millionen sein). Gleichzeitig wachsen die « kolonialen« Kulturen, die für den Export, hauptsächlich nach Frankreich bestimmt sind, was zur Folge hat, dass die Böden sich erschöpfen und Millionen von Bauern unter chronisch falscher Ernährung leiden. In Frankreich dagegen gewöhnen sich die Konsumenten daran, Früchte, Gemüse oder Blumen mitten im Winter kaufen zu können. Das Anwachsen solcher Produkte in den meisten afrikanischen Ländern ist spektakulär, und jeder Regierungswechsel, jede Demokratisierung eines korrupten Polizeiregimes, jede Machtergreifung volksnahe Kräfte in Rabat, Libreville, Lomé, Bamako, Nouakchott, Abidjan oder anderswo würde fast sicher eine neue Aushandlung der Lieferverträge für Rohstoffe nach sich ziehen. Solche Verhandlungen hätten in den meisten Fällen Preiserhöhungen zur Folge und könnten die französischen Haushalte schwer belasten.214(*)

Solange die französische Politik, aus welchen Motiven und aus welchem gesellschaftspolitischen Blickwinkel auch immer, an der besonderen Verantwortung« gegenüber dem afrikanischen Erbe« festhält, ist ihr Anliegen angesichts der kolonialen Vergangenheit, aber auch wegen der inneren Struktur der postkolonialen Staaten, zugleich ein Dilemma:

« Les liens historiques qui nous unissent à l'Afrique font des peuples de ce continent les partenaires privilégiés d'une coopération qui doit cesser de s'adapter aux exigences d'oligarchies locales, elles-mêmes aux services d'intérêts privés métropolitains. »215(*)

Oder, wie es an anderer Stelle, angesichts des Vorwurfs, Frankreich unterstütze in Afrika nicht Staaten, sondern Regime, heißt:

« L'argument n'est pas sans valeur, mais il est dangereux. A trop employer, on verserait dans un `interventionnisme de gauche' que nous ne saurions encourager. »216(*)

Louis le Pensec, als Generalsekretär für die internationalen Beziehungen der Parti Socialiste zuständig, sollte hierin im Rückblick die zentrale programmatische Schwäche seiner Partei sehen:

« L'expérience de ces cinq années de gouvernement a montré que nous étions, dans le domaine de la politique africaine, prisonniers d'une contradiction, qui n'a pas toujours pu être résolue. Je veux parler de cette tension entre les contraintes, la logique des relations d'Etat à Etat et la logique militante tournée, elle, vers les exigences démocratiques. »217(*)

Wenn sich die von der Sozialistischen Partei und Francois Mitterand geweckten Hoffnungen auf eine nachhaltig veränderte Afrikapolitik schnell in eine Realpolitik verloren haben, in deren Zentrum das pre-carré und die traditionellen außenwirtschaftlichen und geopolitischen Interessen Frankreichs stehen, kann dies jedoch nur zum Teil den Unterschiedenheiten und der programmatischen Selbstillusionierung der politischen Linken angelastet werden. Vor allem drei Faktoren waren es, die in Komplexem Zusammenwirken dazu beitrugen, dass sich die « sozialistische » Afrikapolitik zunächst als Mischung aus gaullistischer Kontinuität, tiermondistischer Ambition und widersprüchlichen Initiativen erwies, um dann -etwa ab Mitte 1982- « pragmatische und beinahe konservative »218(*) Züge anzunehmen:

- ein durch die internationale Wirtschaftsentwicklung und die Wirtschaftspolitik der rigueur begrenzter außen- und entwicklungspolitischer Handlungsspielraum ;

- Mitterands prononcierte Akzentuierung der afrikapolitischen domaine réservé und, vielleicht am wichtigsten;

- Die eingebauten, durch geopolitische Konstellationen verstärkten Zwänge franko-afrikanischer Elitenkooperation.219(*)

4. 1. 2 Die Unterstützung der «Dinosaurier«:

Die gering ausgeprägte Bereitschaft des Elysée, wegen Menschenrechtsfragen Irritationen in den zwischenstaatlichen Beziehungen zu riskieren, wird auch an anderen Beispielen deutlich. Angesichts verbreiteter Befürchtungen über ein nachlassendes französisches Interesse am pré-carré war Guy Penne bereits im Juni 1981 nach Dakar, Abidjan, Yaundé und Libreville gereist, um in den Kernländern französischen Interesses aufgekommene Zweifel an der Vertragstreue der neuen Administration zu zerstreuen. Nicht die Kontinuität des französischen Engagements, so die Botschaft des Präsidenten, sondern dessen Modalitäten stünden zur Disposition. Frankreich wolle insbesondere den Eindruck vermeiden, dass seine andauernde und im Detail neu zu verhandelnde Militärpräsenz als Bereitschaft zur Einmischung in die inneren Angelegenheiten seiner afrikanischen Partnerländer gedeutet werden könne. Paris sei entschlossen, alle mit der Vorgängerregierung geschlossenen Verträge zu respektieren und getroffene Zusagen einzuhalten.220(*)

Frankreich investiert beachtliche Energie und Finanzmittel in den Schutz und die Beibehaltung seiner Satrapen in Afrika. Nicht zuletzt aufgrund der Kooperation, einer aufgeblasenen und parasitären Verwaltung und der Inkompetenz vieler ihrer Funktionäre leiden diese Regimes an einem chronischen Haushaltsdefizit. Frankreich füllt Jahr für Jahr diese Budgetdefizite auf. Das Geld der Satellitenstaaten ist an den französischen Franc angepasst und durch die Gold-und Devisenreserven der Banque de France garantiert. Paris praktiziert in Afrika eine Form technischer Kooperation, bei der sich wirksame Entwicklungshilfe mit der Strategie der Unterwerfung und der Kontrolle der Empfängerländer sowie der Herrschaft über sie innig verbinden. Die Armeen und die Polizei der Satelliten werden von französischen « Entwicklungshelfern » kontrolliert. Die « Entwicklungshelfer » besetze in den Ministerien von Gabun, von Togo, der Zentralafrikanischen Republik Schlüsselpositionen. Seit der Unabhängigkeit von 1960 hat sich die europäische Bevölkerung, besonders die französische, in Abidjan und Libreville verdoppelt.221(*)

Frankreich fährt damit fort, die Außen- und Verteidigungspolitik der neokolonialen Regime zu kontrollieren. Mit seinen Satelliten hat es Verträge über militärische Zusammenarbeit und Verteidigung abgeschlossen. In Senegal, in Gabun, in der Zentralafrikanischen Republik unterhält Frankreich Luft-und Bodenbasen. Diese Verträge sichern das Überleben der Satelliten-Diktaturen: Ein von der Revolte seines Volkes bedrohter Despot beruft sich auf den Vertrag, und die französischen Fallschirmspringer bringen ihn wieder in seinen Palast zurück. Das waren die Fallen von Gabun (Omar Bongo seit 1967), Kamerun (Paul Biya seit 1982), Elfenbeinküste (F.H. Boigny: 1960-1993), Togo (Eyadema Gnassingbe: 1967-2005), Tschad (Idriss Deby seit 1990) oder in der Zentralafrikanischen Republik wo Frankreich mehrmals interveniert hat.

Diese imperiale Praxis führt notwendigerweise zu einer Perversion der Sprachen. Man kann nicht Despoten bei sich empfangen, hätscheln und umhegen, ohne andauernd eine zweideutige Sprache zu benutzen.

Jean-Pierre Faye deckt in einer Untersuchung über die europäischen Faschismen der dreißiger Jahre die Gesetze auf, welche den allmählichen Verfall der Sprache, die Perversion des Sinns als Folge der Unterwerfung unter die Staatsräson vorantreiben.222(*) Die Doppelzüngigkeit tötet den Sinn. Ein glaubhafter, ursprünglich überzeugender Diskurs wird schrittweise sinnentleert und bedeutungslos; schlichtes Geräusch, das eine unverantwortbare Praxis übertönen soll.223(*)

Als Mitterand vom 19. bis 25. Mai 1982 seine erste offizielle Afrikareise als Präsident antritt, geht es ihm in Niger, in der Elfenbeinküste und im Senegal vor allem darum, Kontinuität zu bezeugen. Nicht ein Rückzug in Afrika, sondern die Wiederherstellung des Vertrauens zu den traditionellen afrikanischen Partnern sei das Grundanliegen seiner Politik, erklärt der französische Präsident und kündigt an, bis zum Ende seines Septennats alle frankophonen Staaten Afrikas besuchen zu wollen224(*) :

« Je ne cherche pas à me distinguer de la politique antérieure...il appartiendra aux commentateurs et aux historiens de marquer les différences (...). Notre politique consiste à préserver toutes nos capacités d'entente autour du développement économique (...) mais aussi (...) autour de la sécurité (...). Il y a simplement un point délicat : nous ne voulons pas que soit confondue la présence de la France sur le plan militaire avec l'intervention dans les affaires intérieures... »225(*)

Dennoch zeigt sich, dass eine Politik, die die Menschenrechte respektiert, und der Grundsatz der Nichteinmischung nicht leicht miteinander zu vereinbaren sind. Mitterand am 21. Mai 1982 in Niamey:

« Présence, oui, ingérence, non : cela a une signification politique, mais c'est sur le terrain et dans la pratique des choses que cela doit se constater (...) Il faut que la France parle clairement à ses partenaires et qu'elle leur dise : la coopération militaire ne signifie pas que la France va se substituer à votre responsabilité politique, comme cela a pu se produire dans le passé. Cette sécurité s'applique à l'unité du pays en question, à son indépendance ; elle ne se pose pas en termes de politique intérieure, et je reconnais que, parfois, cela n'est pas aisé, car ce sont les positions gouvernementales qui expriment ce que peut être la sécurité d'un pays. »226(*)

Das Funktionieren des rosaroten Kolonialreiches des sozialistischen Frankreich ist kompliziert und widersprüchlich. Die französischen Sozialisten sind nicht allmächtig. Häufig sind es die Satrapen, die die Sozialisten in Paris erpressen oder ihnen fallen stellen. El Hadj Omar Bongo zum Beispiel ist ein Meister in der Handhabung äußert raffinierter Erpressungen. Er gewährt seine Unterstützung mehreren politischen Parteien Frankreichs und hält enge Beziehungen mit Führungspersönlichkeiten und Nachrichtendiensten der Vereinigten Staaten. In blumiger Sprache erklärte Bongo der französischen Öffentlichkeit seine Methode: «Gabun ist ein junges Mädchen, sehr hübsch, sehr schön, dem alle Männer den Hof machen wollen. Aber genau da muss man aufpassen! Denn ein verlorener Freund... heißt zehn neue gefunden!« 1983 veröffentliche Pierre Péan sein Buch Affaires Africaines (Afrikanische Angelegenheiten). Er beschreibt darin die von Bongo in Frankreich organisierten Morde an Oppositionellen. Bongo bekam deshalb einen Wutanfall, versuchte, eine juristische Beschlagnahmung durchzusetzen, und forderte vom Elysée ein Auslieferungsverbot des Buches. Außerdem stellte er den privilegierten Status französischer Gesellschaften in Gabun in Frage; und er verlangte Genugtuung.227(*)

Im April 1984 musste sich der sozialistische Premierminister Pierre Mauroy persönlich nach Gabunbegeben. Es gelang ihm, den Präsidenten durch das Versprechen neuer Kredite, die Finanzierung einer Eisenbahn quer durch Gabun und der Lieferung eines Atomkraftwerkes zu beruhigen.

4. 2 La Baule oder die Prämissen einer gescheiterten Demokratisierung

von 1990 bis 1995

« Je serai plus proche de ceux qui appliquent mon schéma (...) je me permets de vous dire que c'est la direction qu'il faut prendre (...). A vous d'en déterminer les étapes et à quelle allure. »228(*)

In einer als historisch geltenden Rede verkündete im Juni 1990 Francois Mitterand bei dem sechzehnten franko-afrikanischen Gipfel von La Baule, mit dem Ende des kalten Krieges werde auch in Afrika eine neue Ära anbrechen. Frankreich werde in die Offensive gehen, um die Demokratisierung voranzutreiben. Mitterand kündigte an, dass die Höhe der französischen Entwicklungshilfe an ein Land in Zukunft von den dessen Bemühungen um die Beförderung des Demokratisierungsprozesses (freie Wahlen, Mehrparteiensysteme, Abschaffung der Zensur, Achtung der Menschenrechte) abhängen würde. Mit diesem Vorhaben näherte sich Frankreich den Prinzipien des IWF229(*), dessen Strukturanpassungsprogramme schon längere Zeit eine derartige Konditionalisierung der finanziellen Zuwendungen beinhielten. Die Formulierung der La Baule-Doktrin fiel in die Anfangszeit einer Periode, in der ganz Afrika von einem Demokratisierungsprozess gekennzeichnet war230(*), in die Phase der « zweiten afrikanischen Revolution (1990-1994) »231(*).

Sehr bald wurden die hohen Prinzipien von La Baule jedoch zurückgenommen und es entwickelt sich eine ehe ambivalente offizielle Rhetorik, in der die Grundidee der Demokratisierung zwar nicht aufgegeben, aber stark relativiert wurde.232(*)

Mitterands Afrikapolitisches Umdenken vollzog sich vor dem Hintergrund des ausklingenden Ost-West-Konflikts und wachsender innenpolitischer Spannungen in zahlreichen afrikanischen Staaten.

« Il ne faut pas oublier les différences de structure, de civilisation, de tradition, de moeurs. Il est impossible de proposer un système tout fait. La France n'a pas à dicter je ne sais quelle loi constitutionelle qui s'imposerait de facto à l'ensemble des peuples qui ont leur propre conscience et leur propre histoire et qui doivent savoir comment se diriger vers le principe universel qu'est la démocratie. »233(*)

Mitterand ruderte schon 1991 beim Frankophonie-Gipfel in Chaillot zurück, in dem er anmerkte, jedes Land solle Tempo und Rhythmus des Demokratisierungsprozesses selbst bestimmen und die Realität vor Ort« müsse in die Unterstützung der Demokratisierung mit einbezogen werden. Zudem erkennen die französischen Machthaber mehr und mehr, dass sie idealistische Demokratisierungspolitik mit dem französischen Ziel der Stabilisierung der Staaten nur bedingt kompatibel ist. Die äußerlich stabilen Einparteiensysteme in den ehemaligen Kolonien mit zumeist jahrzehntelang herrschenden Autokraten an der Spitze bilden ein wichtiges Element der französischen Einflusspolitik.234(*)

Mitterands Äußerungen von Chaillot markierten das schnelle Ende französischen Engagements für die Demokratisierung, wenn es ein solches de facto überhaupt gegeben hatte. Dieser erneuter Wandel war allerdings nicht etwa Ergebnis einer Resignation gegenüber von Machthabern wie Eyadéma in Togo, Mobutu in Zaire, Conté in Guinea, Bongo in Gabun, Idris Déby in Tschad, Paul Biya in Kamerun, Compaoré in Burkina Faso, die an ihren autoritären Regimen festhielten. Frankreich konnte schlicht solange nicht an demokratischen Strukturen in seinem pré-carré interessiert sein, wie es die Francafrique aufrechterhalten wollte, besonders nicht in einer Zeit, in der der internationale Wettbewerb immer mehr an Bedeutung gewann. So erklärte Chirac, dass Afrika für die Einführung der Mehrparteiendemokratie noch nicht reif sei und Außenminister Dumas, dass Frankreich nicht bereit sei235(*), « unter dem Deckmantel der Demokratie Anarchie zu fördern. »236(*)

Die sich überstürzenden, von Teilen der Pariser Presse als Bankrott des französischen Afrikaengagements gewerteten Ereignisse konfrontieren das Elysée mit einem Dilemma. Die Massenproteste und die zunehmend Selbstbewusst vorgetragenen Demokratisierungsforderungen richten sich nicht nur gegen autoritäre Herrschaftspraktiken, Menschenrechtsverletzungen, Korruption und in Verruf geratene Einheitparteienregime. Sie sind auch Ausdruck einer wachsenden Unzufriedenheit mit einer französischen Haltung, die -Pakt mit den Diktatoren- die neureiche Selbstprivilegierung frankophilier Macht- und Bereicherungseliten wenn nicht fördert, so doch duldet. Der afrikapolitische Spagat der französischen Diplomatie, der Versuch, befreundete Potentaten zu stützen, ohne die Opposition gewaltsam zu zerschlagen, wird zunehmend schwieriger und mündet in eine unentschiedene Mischung aus Interventionen, Beratung und Vermittlung und Abwarten.237(*) Aus Sicht der Reformkräfte nimmt sich eine erste Zwischenbilanz so ernüchternd aus, dass Jean Francois Bayart sogar von der Legende von La Baule«238(*) spricht. Zwar unterstützte Frankreich den Demokratisierungsprozess in Benin (u.a. durch einen Kreditstop) und sorgte 1991, zusammen mit Belgien und Kanada dafür, dass der 4. Frankophonie-Gipfel- angesichts der Massaker vom Lubumbashi, die Paris bis heute nicht öffentlich verurteilt hat- nicht, wie ursprünglich vorgesehen, in Kinshasa ausgerichtet werden konnte. So haben in Niger im Frühjahr 1992 Demonstranten die französische Flagge verbrannt, weil sie -und die Reformregierung Ahmadou Cheffous-sich in ihren Demokratisierungsbemühungen von Frankreich im Stich gelassen fühlten. Und die mit Hilfe der DGSE an die Macht gelangte Regierung Idris Débys im Tschad, die sich mit Folter und politischem Mord an der Macht hält, und der Frankreich Ende 1991 mit 150 Fallschirmspringern zu Hilfe kam, kann Mitterand kaum gemeint haben, als er von freien Wahlen und Demokratisierung sprach.239(*)

Auch auf die Massenverhaftungen von Oppositionellen in der Cote d'Ivoire, die Massaker in Madagaskar im August 1991 oder die Massenmorde in Mali, wo Paris erst weniger Stunden vor dem Sturz Moussa Traorés im Februar 1991 die Kooperation aufsetzte, hat das offizielle Frankreich mit Schweigen reagiert. Dafür war Paris 1990 bereit, in Gabun zugunsten einer Regierung zu intervenieren, die nicht im Demokratieverdacht steht, und dem umstrittenen Regime Paul Biyas in Kamerun 9 Millionen Schuss Munition zu liefern.240(*)

Drei Jahre nach dem Diskurs von La Baule kündigte Wirtschaftsminister Alphandéry in Abidjan den versammelten Staatschefs der vierzehn Länder der Zone Franc an, dass Ländern ohne vertragliche Abmachung mit dem IWF über Strukturanpassungsprogramme von Frankreich nicht mit unbegrenzten Finanz-und Haushaltshilfen gewährt werden könnten. Während seiner Afrikareise Ende Juli 1994 wiederholte Premierminister Balladur in einer Rede in Abidjan diese neue Politik:

« Il s'agit de maîtriser les contraintes du monde moderne et les règles de la compétition internationale (...). L'Afrique et la zone franc ne peuvent échapper à cette loi. »241(*)

Damit anerkannte die französische Regierung einen Teil der Ideen des IWF und der Weltbank, die zuvor noch abgelehnt wurden. Frankreich sieht sich dabei verstärkt als Mittler zwischen Institutionen wie dem IWF und dem frankophonen Afrika.

Die Sozialisten sind vieler Opferfähig, besitzen oft ein erstaunliches persönliches Engagement und die Gabe einer beharrlichen Geduld. Aber wenn diese Grundwerte mit Füssen getreten werden, setzen sich die Mitstreiter ab, brechen aus und verstreuen sich. Einsamkeit und Traurigkeit, das Los vieler Sozialisten heute, erklären sich durch die Missachtung der Werte, die am Ursprung der Bewegung stehen.242(*)

4. 2. 1 Die Nationale Konferenzen

«Demokratisierung in Südafrika erfordert nicht nur parlamentarische Vertretungen, sondern die Fähigkeit, die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Das ist das Ziel in Afrika«.243(*)

Je me suis fait un serment: entre toutes les nécessités du temps présent, entre tous les problèmes, j'en choisirai un auquel je consacrerai tout ce que j'ai d'intelligence, tout ce que j'ai d'âme, de coeur, de puissance physique et morale, c'est le problème de l'éducation du peuple.«244(*)

Die vergangene Dekade begann mit Optimismus und großen Hoffnungen für die Demokratie. Der Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989, das Ende der Sowjetunion und des Kalten Krieges hatten die internationale politische Landschaft verändert. Die führenden Weltmächte legten jetzt mehr Gewicht auf die Förderung von Demokratie und Menschenrechten und machten beides auch zum Maßstab in ihren Beziehungen zu anderen Ländern. Aber das Ende des Kalten Krieges fiel auch zusammen mit dem Siechtum oder Zerfall des Staates in vielen afrikanischen Ländern. All das führte zu unerwarteten Ergebnissen im frankophonen Afrika: Länder, die zuvor dem Ostblock nahe standen - Benin, Kongo (Brazzaville), Mali und Madagaskar - beeilten sich, die Demokratie zur eigenen Sache zu erklären. Dagegen versuchten die alten Eliten aus den Staaten, die mit westlichen Demokratien liiert (aber nicht sehr demokratischen) waren - Côte d'Ivoire, Kamerun, Togo und Zaire (jetzt Demokratische Republik Kongo) -, den demokratischen Prozess zu unterlaufen oder dagegen Widerstand zu leisten.245(*)

Wie im 19. Jahrhundert beim Ende des Sklavenhandels ergriff das subsaharische Afrika nach der Auflösung des Sowjetreiches die Gelegenheit beim Schopf, um die weltpolitischen Freiräume für mehr Selbstbestimmung zu nutzen. Eine spontane Demokratiebewegung entstand und konnte dort, wo man sie nicht behinderte, Erfolge erringen. Der Kampf um Menschenrechte war auf einmal nicht mehr das Privileg westlicher NGOs. Runde Tische und nationale Konferenzen wurden zur Regel, und mancher Dinosaurier der Macht musste wenigstens "getürkte Wahlen" zulassen, um sich den Anschein einer neuen Legitimitätsbasis zu verschaffen. Die Völker betraten wieder die politische Bühne.

Die demokratische Bewegung war erfolgreich, solange Frankreich und die angelsächsische Welt sie unterstützten. Die USA ließen keinen Zweifel, dass es nun mit der Apartheid zu Ende sei. Im März 1990 erklärte Außenminister James Baker dem alten "Kumpel" Mobutu persönlich, die Zeit amerikanischer Unterstützung für sein marodes Regime sei zu Ende. Auch Staatspräsident Francois Mitterrand erklärte im Juni vor dem franko-afrikanischen Gipfel in La Baule den Partnern, nur wenn sich ihre Staaten auf den demokratischen Weg begeben würden, könnten sie mit weiterer französischer Hilfe rechnen.246(*)

Benin war damals Schrittmacher für einen Großteil des frankophonen Afrikas, indem es als erstes eine Nationalkonferenz für den Übergang vom Ein-Parteien-Staat und Militärherrschaft zur Demokratie einberief. Modell dafür war die Nationalversammlung in Frankreich nach der Französischen Revolution von 1789.

Gewiss gab es nationale Konferenzen wie in Benin und DR Kongo, welche das politische Spezifikum Afrikas dokumentierten. Es fehlen dennoch theoretische Grundlagen für die zu schaffenden demokratischen Ordnungen. Statt nach eigenen Modellen auch unter Berufung auf überlieferte Denkweisen zu suchen, kopierten die Afrikaner einfach die Verfassungsmodelle, insbesondere diejenigen Westeuropas. Die Eile hing auch mit dem Aufkommen des demokratischen Windes zusammen, der kein Zögern erlaubte. Gleichwohl versuchten einige Amtsinhaber wie Mobutu (Ex-Zaïre), Paul Biya (Kamerun), Robert Mugabe (Simbabwe), Houphouet-Boigny (Elfenbeinküste), Arap Moi (Kenia) etc., eine schrittweise Demokratisierung taktisch zu fördern, um ihre Position zu stärken, was ihnen zum Teil gelang. Das erste positive Ergebnis der Demokratisierung war, dass erstmals in vielen Ländern allgemeine, freie und geheime Wahlen stattfanden. Nur in wenigen Fällen wie in Kamerun, Kenia, Uganda, Togo, Gabun etc. wurden Fälschungen und Unregelmäßigkeiten bei Wahlen bemängelt. In Sambia und Benin verloren zwei Dauerpräsidenten die Wahlen. Doch auch in diesen beiden Fällen kehrte nach nur kurzer Zeit des politischen Pragmatismus' die ideologische Demagogie zurück. Heute feiert man in den meisten Ländern den Triumph des Multipartismus über den obsoleten Monopartismus.247(*)

Als der Graben zwischen den Erwartungen der afrikanischen Bürger und den Manövern der Amtsinhaber wuchs, erhielt die Demokratisierung Unterstützung von unerwarteter Seite: Beim Frankophoniegipfel 1990 in La Baule, Frankreich, verknüpfte Frankreichs Präsident François Mitterrand Wirtschaftshilfe mit Demokratieförderung und machte deutlich, dass er eine gewaltsame Unterdrückung von politischer Kritik und Opposition nicht länger tolerieren wolle.248(*)

4. 2. 2 Die Interventionen am Beispiel Ruanda (1990-1994)

« I hope we will never have to intervene again, particulary with force, other than with the agreement and support of other forces, particulary regional ones. »249(*)

« La France n'assumera pas le rôle de gendarme en Afrique ou ailleurs. »250(*)

Jean Pierre Cot und Teile der PS hatten in einer entschlossenen Menschenrechtspolitik und dem Eintreten für eine Mehrparteiendemokratie die Schwerpunkte einer sozialistisch erneuerten Afrikaengagements gesehen, so suchte Mitterand sich von seinen Vorgängern vor allem durch eine selbstaufgelegte Politik militärischer Zurückhaltung zu unterscheiden. Weniger die Schärfung des Sinns für das Mögliche an eigenen moralischen Maßstäben, sondern die Achtung staatlicher Souveränität und der Verzicht auf die militärische Einmischung in die inneren Angelegenheiten der frankophonen Partnerländer war die- im Juni 1981 programmatisch verkündete- Reformmaxime des neuen Präsidenten. Zwar stehe Frankreich, so der neuer Amtsinhaber des Elysée, für den Fall äußerer Aggression uneingeschränkt zu seinen vertraglich zugesicherten Pflichten, aber anders als in der Vergangenheit sei die ehemalige Kolonialmacht nicht mehr bereit, durch offene oder verdeckte Interventionen innenpolitisch zu schlichten oder Weichen zu stellen.

Zwei Jahre später ist Frankreich im Tschad in die größte Militäraktion seit dem Algerienkrieg involviert. Mit der im August 1983 beginnenden Verlegung von über 3.000 französischen Soldaten unter der Opération Manta nach N'djaména haben sich die Hoffnungen auf eine Politik der Nichtintervention zerschlagen.251(*)

In der französischen Interventionspolitik in Afrika fallen die Veränderungen seit 1990 sofort ins Auge. Während die acht Verteidigungsabkommen mit Djibuti, der Elfenbeinküste, Gabun, Kamerun, den Komoren, der Zentralafrikanischen Republik, Senegal und Togo unverändert in Kraft bleiben,252(*) wurde nach der Opération Turquoise in Ruanda eine doctrine de non-intervention verkündet. Mit Ausnahme verschiedener Evakuierungseinsätze gab es in den nachfolgenden Jahren der offiziellen Politik zufolge keine großen französische Interventionen im subsaharischen Afrika.253(*) De facto ist die Bilanz des französischen Vorgehens weniger eindeutig als die offizielle Doktrin, wie im Folgenden dargestellt werden soll.254(*)

Ruanda, gleichwohl eine ehemalige belgische Kolonie, gehört zu den afrikanischen Staaten, die im Sinne der Frankophonie Unterstützung durch Frankreich erfahren. Als Wendepunkt des französischen militärischen Engagements auf dem Kontinent gilt das Engagement in Ruanda vor und während des Genozides 1994. Während der drei Jahre vor dem Genozid 1994 erhöhte sich die französische Entwicklungshilfe an das Land erheblich.255(*) Das autoritäre Regime Juvénal Habyarimanas erhielt außerdem finanzielle und direkte Militärhilfe von französischer Seite. Logistische Hilfe wurde ebenso geboten wie die Ausbildung der Regierungssoldaten durch französische Militärs. Zu Beginn, im April 1994, und während des Völkermords gab es kein Eingreifen durch die französischen Soldaten der opération turquoise. Viele ruandische Verantwortliche konnten in Frankreich nach Ende des Genozids Aufnahme finden.256(*)

Seit Oktober 1990 befand sich die ruandische Regierung im Krieg mit dem Front Patriotique Ruandais (RPF). Der bewaffnete Konflikt hatte komplexe Gründe, vor allem historische und soziale.257(*) Die Mehrheit der europäischen Presse griff zunächst allein einen ethnischen Konflikt zwischen Hutu-Mehrheit und Tutsi-Minderheit als Ursache des Bürgerkriegs auf. Zur Ethnisierung des Konflikts hatte allerdings das Regime Habyarimanas den größten Teil beigetragen. Nachdem die Rebellenbewegung bis 1994 viele militärische Siege verzeichnen konnte, griff die ruandische Regierung zum Mittel des organisierten Völkermords, um ihre politischen Gegner auszuschalten.259(*) Noch gravierender für das internationale Ansehen, aber auch das afrikapolitische Selbstverständnis Frankreichs war aber die Tatsache, dass die von Frankreich bis zum letzten Moment unterstützte Regierung für den Genozid an etwa 800.000 Tutsi und gemäßigten Hutu mitverantwortlich war.260(*)

Paris betrachtete die ruandische Rebellen, die von Uganda Unterstützung erhielten, als Repräsentanten eines angelsächsischen Einflussgewinns in der zentralafrikanischen Region. Ugandas Präsident Yoweri Museveni wurde von den Amerikanern als ein Vertreter der New Leaders geschätzt und vielfältig unterstützt.261(*) In den Augen Frankreichs war dadurch der frankophone Einfluss in der Region gefährdet.

Nach dem vielkritisierten Agieren Frankreichs in der Ruanda-Krise verkündete die französische Regierung das Ende unilateraler Intervention und der Einmischung in afrikanische Angelegenheiten.262(*) Grundsätzlich solle die Regelung von Konflikten der OAU (Organisation of African Unity, heute African Union, AU) und der UNO überlassen werden, die man in Bedarfsfall finanziell, diplomatisch und militärisch unterstütze. Tatsächlich war in den folgenden Jahren eine große Zurückhaltung zu beobachten. So gab Frankreich während eines Militärputsches im Februar 1996 in Niger keine Unterstützung für den ersten demokratisch gewählten Präsidenten Mahamane Ousmane, sondern entschied sich nach dem erfolgreichen Putsch dafür, mit dem neuen Militärregime zusammenzuarbeiten.263(*)

Die "Coalition pour amener à la raison démocratique la politique africaine de la France", ein Zusammenschluss, der sich für eine Rückkehr der französischen Afrikapolitik zur demokratischen Vernunft einsetzt und seit mehreren Monaten - im Namen verschiedener Dritte- Welt-Gruppen - in verschiedenen vorgelegten Analysen und Materialien schwerwiegende Anklagen erhebt264(*), stellt fest: "Seit dem 7. April 1994 steht Frankreich auf der Seite des Genozids"; Frankreich habe, so führt diese Gruppe aus, auch Monate nach Beginn der Massaker den Regierungstruppen noch Waffen geliefert und Ausbildung und logistische Unterstützung gewährt265(*); es habe eine Zeitlang versucht, der These vom "doppelten Genozid" Glaubwürdigkeit zu verschaffen, diverse Hauptverantwortliche des Gemetzels aufgenommen und geschützt, sich für die Eingliederung von Verantwortlichen und Komplizen des Genozids in die neue ruandische Regierung stark gemacht und bis Ende 1994 aus der Ferne die Blockierung jedweder bedeutender internationaler Hilfe für die Regierung in Kigali gesteuert.266(*)

Im Rahmen der ruandischen Tragödie wurde die gesamte politische, militärische und wirtschaftliche Struktur der alten "frankoafrikanischen Lobby" ein weiteres Mal in Frage gestellt:

- eine persönlich ausgerichtete Geheimdiplomatie, die mitunter familiäre Züge trägt und sich in der Durchführung von Gipfeltreffen ebenso wie in den Tätigkeiten der "Zelle" niederschlägt, die in ihrem "afrikanischen Sandkasten" spielt267(*);

- verstreute staatliche Entscheidungszentren (Präsidentenstab, Außenministerium, Ministerium für Zusammenarbeit, Finanzministerium, Verteidigungsministerium usw.) mit der jeweils eigenen Kultur und Politik, die hier und da Interessengruppen das Feld überlassen;

- die Rolle der sich einmischenden, oft miteinander konkurrierenden, manchmal sogar privaten "Dienste", die diverse Dossiers oder Verhandlungen in Eigenregie führen;

- der Hang zu "Geschäften" und Zwischenträgern, mit dem dazugehörigen Geheimgewebe der Parallelnetze (Freimaurerfreundeskreise oder Geheimdienstberater des Innenministeriums);

- das dichte Geflecht aus Militärstützpunkten, Verteidigungsabkommen und militärischer Zusammenarbeit, das es Frankreich ermöglicht, heute, 35 Jahre nach der großen Unabhängigkeitswelle, abwechselnd die Rolle des "Gendarmen des Westens" und des "khakitragenden Humanitärhelfers" zu spielen;

- die - zumindest bis zur Abwertung im Januar 1994 - kuschelige Nische des fixen Franc der afrikanischen Finanzgemeinschaft (CFA) und das starke Gewicht der Unternehmerlobbies, die an die eingespielte Lage des Quasimonopols und der einander ergänzenden finanziellen Unterstützung durch öffentliche Mittel aus Afrika wie aus Frankreich gewohnt waren;

- eine vielfältige öffentliche Entwicklungshilfe für diesen Kontinent, durch die Frankreich zwar den ersten Platz auf der Weltrangliste einnimmt (mit 45 Milliarden Francs 1995 und 0,6 Prozent seines Bruttosozialprodukts, im Vergleich zu 0,36 Prozent 1981), die aber zum großen Teil durch die Schuldtilgungskosten und das Stopfen der Defizitlöcher verschlungen wird und immer weniger der Finanzierung von direkten Entwicklungsprojekten dient.

Das Bild ist schon düster genug und bedarf keiner zusätzlichen apokalyptischen Vision, die hinter all diesen Machenschaften krumme Touren, Korruption, verschiedenste Mafias, Drogen- und Devisenschieber, "weiße Elefanten" und Verschwendungssüchte am Werke sieht. Solche Visionen schütten nur, ohne es zu wollen, Wasser auf die Mühlen des in den letzten Jahren in den Medien sehr beliebten, allgegenwärtigen Afropessimismus, der das falsche oder in jedem Fall unvollständige Bild eines "sterbenden Kontinents" nur fortzuschreiben hilft, jenes Bild eines kaputten, ewig zurückbleibenden Kontinents, der außerhalb dieser Welt liegt und den man nur noch sich selbst zu überlassen braucht. Dadurch ebnet man einem neuen Cartierismus268(*) (13) den Weg.

Doch die vierzehnjährige Präsidentschaft François Mitterrands endete im Bezug auf die Afrikapolitik mit zwei Tragödien: einmal der Genozid in Ruanda, einem kleinen Partnerland der Entwicklungszusammenarbeit, wo die Massaker andauern, und zum anderen der Rückgriff auf eine "historisch" zu nennende Abwertung des CFA-Franc, die vom frankophonen Afrika als "Verrat" angesehen wurde. Umso dringlicher erscheint nun die Notwendigkeit einer Kursänderung der Pariser Politik.269(*)

5. Die Rückkehr der Gaullisten oder die Afrikapolitik in der Ära Jacques

Chirac (1995-2004)

« Je ne me lasserai jamais d'être l'avocat de l'Afrique. Parce que j'y crois. Parce que je suis convaincu qu'il n'y a pas davantage de fatalité de sous-développement sur ce continent. »270(*)

« Nous restons le meilleur avocat de l'Afrique. »271(*)

Nach mehr als Dreijahrzehnte Unabhängigkeit befindet sich das Verhältnis zwischen Afrika und Frankreich in einem ständigen Wandlungsversuch. Das einstige Mutterland erfolgt schon lange kein klares Konzept mehr im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit den einstigen Kolonien. Es stellt sich immer noch die Frage, ob Frankreichs Afrikapolitik weiterhin als gaullistisch inspirierte Einflusspolitik, geprägt vom Streben nach Unabhängigkeit und internationalem Status, verstanden werden kann.

Die Linke unter der Führung Lionel Jospins ging im Namen einer Nichteinmischungspolitik weitgehend auf Distanz und löste die alten Institutionen auf. Die neue Rechtsregierung Raffarin könnte versucht sein, an die gaullistische `frankafrikanische' Tradition anzuknüpfen. Aus afrikanischer Sicht ist vor allem Skepsis angebracht - und die Bereitschaft, englische Sprache zu erwerben.272(*)

In diesem letzten Kapitel geht es um eine Untersuchung der französischen Afrikapolitik, ob es Veränderungen bestehen. Anschließend wird die Bedeutung der Demokratisierung in der französischen Zielsetzung dargestellt. Danach wird die Frage untersucht, ob das französische Engagement in subsaharischem Sahara immer noch eine hegemoniale Interessenpolitik verfolgt. Ist die Bewahrung so einer Politik, eine Art der Sicherung eines Weltranges?

5. 1 Wandel oder Kontinuität der gaullistisch geprägte Afrikapolitik

« La France se mobilisera dans toutes les enceintes internationales concernées. Elle rappellera que, si l'Afrique a besoin de nous, les pays du nord auront de plus en plus besoin d'une Afrique stable et prospère. »273(*)

Frankreichs afrikapolitische Traditionen, demokratische Ansprüche und der Versuch ökonomischer Interessenwahrung werden auch in Zukunft im Widerstreit liegen. Jacques Chirac, der 1995 neu gewählte französische Präsident, hat grundlegende Reformen, wie seine Vorgänge, angekündigt. Er steht vor der Aufgabe, eine gaullistisch geprägte Klientel- und Einflusspolitik zu modernisieren, deren konzeptionelle Grenzen zuletzt in Ruanda, im Sudan, in Togo und in der Elfenbeinküste deutlich wurden.274(*) Dabei berufen sich Politiker aller großen Parteien auf die Politik de Gaulles und sehen das heutige Engagement nicht als vollständiger Bruch mit der (kolonialen) Geschichte. Frankreich und Afrika werden auch im Diskurs der neunziger Jahre als Schicksalsgemeinschaft verstanden, in der die Probleme der beiden Länder eng zusammenhängen und nur gemeinsam gelöst werden können.

Die Bedeutung der Solidarität und Verantwortung gegenüber Afrika wird in den neunziger Jahren im Diskurs insbesondere dann hervorgehoben, wenn auf die Frage eines möglichen désengagements eingegangen wird. Nahezu Ausnahmelos betont die politische Klasse, dass in den neunziger Jahren keineswegs ein Rückzug Frankreichs bevorstehe. Der afrikanische Kontinent werde nicht « fallengelassen », erwiderte Außenminister Védrine auf die Bedenken vieler afrikanischer Politiker, vielmehr würde die Kooperation den Realitäten angepasst und modernisiert.275(*) In der offiziellen Erklärung des Außenministeriums zur französischen Afrikapolitik vom Januar 2001 nimmt diese Politik der « Treue gegenüber der Tradition des Engagements und der Solidarität » eine zentrale Stellung ein. Daneben findet sich in den Reden der Politiker der Politiker das französische Selbstbild als Fürsprecher der Entwicklungsländer und als Anwalt des Südens, besonders gegenüber der EU und den Brettons-Woods-Institutionen. Ab 1994 wird von Paris beständig verkündet, dass die Zeiten, in denen Frankreich allein und abhängig die Funktion eines Gendarme d'Afrique wahrnimmt und wahrnehmen kann, nun endgültig vorbei seien:

« La France ne peut pas être à elle seule, chargée d'éteindre les incendies. Il faut donc donner une chance à la sécurité collective ».276(*)

1997 präzisiert Verteidigungsminister Alain Richard in bezug auf die Beistands- und Verteidigungsabkommen : « Souvent anciens, ils doivent être désormais relus dans le contexte d'un partenariat politique plus équilibré, du respect du principe de non intervention dans les affaires intérieures des Etats ».277(*)

Obwohl Jacques Chirac einerseits beteuert, eine wirtschaftliche Entwicklung in Afrika sei nur bei gleichzeitiger Demokratisierung möglich, spricht er zumeist anerkennend über die autoritären Herrscher frankophoner afrikanischer Staaten und relativiert ausdrücklich das Prinzip der politischen Konditionalität: Die Reformen der afrikanischen Staaten in Richtung Rechtsstaat und good governance müsse man « selon les modalités et le rythme de leur choix »278(*) ermutigen. Diese Widersprüche kennzeichnen auch die Äußerungen zu militärischen Interventionen. So kündigte Chirac 1996 an, in Staaten mit positiver demokratischer Entwicklung zur Unterstützung der Regierung notfalls auch militärisch zu intervenieren. Zugleich nannte aber sein Kooperationsminister Godfrain in einem Interview Staatsstreiche, die im Anschluss zu einer demokratischen Bestätigung des neuen Machthabers führen, einen « sacré progrès ». Die offizielle Doktrin Frankreichs lautet dabei « Engagement bei gleichzeitiger Nicht-Einmischung », nach der Demokratisierung, Rechtstaatlichkeit und verantwortungsvoller Staatsführung ohne direkte Einmischung in innere Angelegenheiten gefördert werden soll.279(*)

Frankreichs Politik wird weiterhin von der Perzeption eines - wenn auch nur ungenau definierten- Nutzen für Frankreich aus der bisherigen Afrikapolitik bestimmt. So warnte Chirac 1998 vor einer fundamentalen Veränderung der Politik gegenüber Afrika, da dies die vielen Vorteile, die Frankreich aus der sphère d'amitié südlich der Sahara ziehe, gefährden würde. Die direkten wirtschaftlichen Ziele Frankreichs auf dem Kontinent nehmen in den afrikapolitischen Reden keine exponierte Stellung ein, sind aber dennoch im Diskurs zu erkennen.280(*) Mitterand benannte 1994 in Biarritz diese Ziele wie folgt:

« Dans le cas de l'Afrique, il s'agit d'un marché d'un demi milliard d'êtres humains. Ignorer cette réalité, ce serait punir nos industries, à nous pays occidentaux industrialisés, nos exportations, nos emplois, pour la France comme pour l'Europe. »281(*)

Auch in verschiedenen Regierungsdokumenten werden die afrikanischen Märkte als Ziel der Politik aufgeführt und der ehemalige Kooperationsminister Godfrain wies auf die wirtschaftlich-strategische Bedeutung Afrikas hin: « son importance considérable pour la stratégie du XXI siècle. Pétrole, or, étain, diamants, uranium... »282(*)

Nach dem Ende der Kohabitation 2002 kommt es zu einem Widerstarken der Bedeutung Afrikas unter Chirac und dem bürgerliche Lager.

« La France a repris pied en Afrique, tel est le sentiment partagé depuis la victoire de Jacques Chirac au scrutin présidentiel de mai dernier. (...) Un objectif global semble y présider : l'Afrique comme moyen pour la France de redevenir l'une des grandes puissances moyennes. »283(*)

Die noch in der Vergangenheit angekündigte Doctrine de non Intervention, in der Abstand genommen wird von rein bilateralen Operationen und einer Interventionspolitik zu Stabilisierung afrikanischer Regime, wird jedoch mit dem Machtwechsel im Elysée 2002 wieder zurückgenommen und von de Villepin zu einer Politik der `Ni présence, ni indifférence' abgeschwächt.284(*)

Auch in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre ist die alte Politik noch deutlich erkennbar, symbolisch steht hier das Festhalten Frankreichs am zairischen Präsidenten Mobutu, über den Außenminister Hervé de Charette noch im Mai 1997 urteilte:

`Le Président Mobutu est incontestablement la seule personnalité capable de garantir l'intégrité territoriale du Zaïre'.285(*)

Der wieder gewählte Staatspräsident Jacques Chirac, der mit einem « afrikanischen » Wahlergebnis von 82,15 Prozent wie ein moderner « Kaiser der Franzosen » dasteht, hält sich, wenn es um sein « geliebtes » Afrika geht, weder mit Umarmungen noch mit wohlmeinenden Worten zurück. Im Gegensatz zu seinem sozialistischen Vorgänger, der stets auf Distanz zum `Francafrique'- Klüngel bedacht war, bekundet Chirac bei jeder internationalen Gelegenheit sein `Mitgefühl' für den Schwarzen Kontinent. Die meisten Mitglieder des `Syndikats' der afrikanischen Staatschefs, zumal die frankophone `Klientel' einschließlich der Maghrebländer, setzten bei den jüngsten Wahlen deshalb auf Chirac.286(*) Dabei wissen sie natürlich, dass Paris nicht zu gaullistischen Politik von einst zurückkehren kann- mit allem, was dazugehört: mit Militärinterventionen und Foccart-Seilschaften, mit der Allgegenwart des Ölkonzerns Elf, mit unsinnigen Prestigeprojekten, regelmäßigen Zuwendungen für gewisse Beamte und Geldkoffern für Frankreichs Parteigänger.287(*)

Dennoch hat das Bild Frankreichs in den Augen der Afrikaner durch das Wahldesaster vom 21. April gelitten, auch wenn die Massendemonstrationen am 01. Mai 2002 und die `republikanische' Mobilisierung in der zweiten Runde der Präsidentenschaftswahlen das Frankreichbild wieder aufgebessert haben. `Ein Mythos ist tot', titelte nach dem ersten Wahlgang ein senegalesischer Leitartikler: `Die Nation, die mit Belehrungen immer so schnell bei der Hand ist, stürzte vom Sockel.' Diese Nation habe es zugelassen, dass ein `Verfechter der Rassenungleichheit' ins Finale um das Amt des Staatspräsidenten gelangte.288(*) Das hört sich an, als hätte Frankreich `seine Seele verloren' und könne fortan kein Gehör und keinen Einfluss mehr beanspruchen. Und nicht mehr in der Rolle einer Großmacht agieren, auf die Frankreich aufgrund seiner privilegierten Beziehungen zu einem Teil Afrikas lange Anspruch erheben konnte.

Chirac, `der Afrikaner', gehört zu denen die der Meinung sind, dass `Frankreich ohne Afrika zu einer drittrangigen Macht' herabsinken würde. Als (indirekter) Erbe des Gaullismus sähe er es nicht ungern, wenn die Afrikapolitik wieder vom Elysée-Palast bestimmt würde, vor allem, wenn die Nationalversammlung ihn darin unterstützt. Deshalb versprach er, gegenüber den `ehrenwertem Gesprächspartner` in Afrika hart zu bleiben: 'Kein Öl, kein Glücksspiel, keine Waffen, keine Drogen.'289(*) Das Außenministerium, das unter Leitung des Chirac-Vertrauten290(*) war, soll die Afrikapolitik des Staatspräsidenten buchstabengetreu umsetzen. De Villepin wird zunächst einmal einige psychologische und politische Fehler seines Vorgängers ausbügeln müssen. Dazu gehört etwa, dass beim Begräbnis des ehemaligen senegalesischen Präsidenten Léopold Senghor, immerhin Mitbegründer der `Gemeinschaft frankophoner Länder', kein einziger hochrangiger Vertreter Frankreichs zugegen war oder dass die `Kolonialsoldaten', die in beiden Weltkriegen an der Seite französischer Truppen kämpfen, weit gehend vergessen sind und seit 1960 keine Pensionserhöhung erhielten.

Doch ob mit oder ohne Chirac, die Afrikaner haben gelernt, dass sie bei ihren Bemühungen, Diktatur und Unterentwicklung zu überwinden, auf Frankreich nicht mehr besonders zählen können. Vielen ist bewusst, dass ihr Kontinent, ihre Rohstoffe, ihre strategische Position und ihre Stimme bei den Vereinten Nationen `nichts mehr gelten', sie wissen, dass die Weißen sich langsam zurückziehen- die Militärs und die Unternehmer ebenso wie die Missionare und das Charity-Business. Daher problematisiert man auch zunehmend das `Entwicklungskonzept', das die Experten der ehemaligen Mutterländer nach Afrika brachten, als in den Sechzigerjahren die gut gemeinte Ideologie der Kooperation aufkam.291(*)

5. 2 Die Kohabitation mit dem sozialistischen Ministerpräsident oder die

Reformen von Lionel Jospin

« La volonté du gouvernement n'est pas de faire moins, mais de faire mieux. »292(*)

« Weder Einmischung noch Gleichgültigkeit »- mit dieser vagen Formel wollte die Regierung des Sozialisten Lionel Jospin293(*) die französische Afrikapolitik insgesamt auf dem Punkt bringen. Die Formel enttäuschte einerseits die afrikanischen Führer alten Schlags, die sich ohnehin ständig im Stich gelassen fühlen, andererseits entmutigte sie auch die afrikanischen Oppositionsbewegungen, die sich von Frankreich eine-eher unwahrscheinliche- `demokratische Einmischung' erhofften. Doch mit ihrer Absage an die bisherige Klientelwirtschaft und ihrer Beendigung der heimlichen Kumpanei mit fragwürdigen Regimen brachten die Sozialisten es auch fertig, die alte exklusive Rolle Frankreichs in seinem afrikanischen Jagdrevier vergessen zu machen.294(*)

Dagegen war Ministerpräsident Lionel Jospin `einer der wenigen französischen Staatsmänner von Format, die über keine französisch-afrikanische Seilschaft verfügten'295(*). « Es handelt sich um eine wichtige Reform, um Ideen, die in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren immer wieder diskutiert wurden- und die diesmal Wirklichkeit werden. »296(*) Lionel Jospins Ankündigung einer grundlegenden Reform der französischen Afrika- und Südpolitik fiel Mitte 1998, durch einen Kabinettsbeschluss abgesegnet, in eine Phase erzwungener Nachdenklichkeit. Im gleichen Jahr gliederte er das Kooperationsministerium, das lange als `Afrikaministerium' gegolten hatte, dem Außenministerium an. Damit war auch symbolisch die Nabelschnur zum Schwarzen Kontinent durchtrennt, nachdem zuvor 35 Jahre lang sämtliche Reformversuche im Sande verlaufen und zahllose Expertisen toter Buchstabe geblieben waren.297(*) Mit der Abschaffung des Kooperationsministeriums verloren die Afrikaner ausgerechnet in dem Moment ihre Pariser `Adresse', als Großbritannien seine Entwicklungshilfe merklich aufstockte und damit Frankreich überholte, nachdem es mit der Schließung seiner Stützpunkte `östlich von Suez' und der Unabhängigkeit Simbabwes Afrika den Rücken gekehrt hatte.298(*) Zudem verschwand mit dieser Reform auch eine gewisse Kultur des Expertentums, die in jahrzehntelanger Arbeit Wissen über die Überseegebiete gesammelt hatte. Denn das Außenministerium am Quay d'Orsay richtete- anders als für den Orient und den Fernen Osten- keine Sonderabteilung für Afrika ein.

Gleichwohl ist das französische Engagement in Afrika seit Jahren rückläufig. Der Anteil an den französischen Auslandsinvestitionen halbierte sich im Zeitraum 1995-2000, die Zahl der französischen Bürger mit Wohnsitz in Afrika sank in den letzten zehn Jahren um 40 Prozent, die dort stationierten Truppen wurden von 8 000 auf 5 000 Mann reduziert, die Militärbasen in Zentralafrika geschlossen. Im Budget des Außenministeriums liegt die Priorität einem Bericht von Senator Michel Charasse zufolge bei `den kulturellen Einrichtungen, der personellen Besetzung des Ministeriums, den Auslandsfranzosen und dem Balkan', so dass `Frankreich ungeachtet der stets beschworenen Notwendigkeit, die Armutsbekämpfung und die Entwicklungshilfe zu stärken, Gefahr läuft, schon bald nicht mehr ernst genommen zu werden.'299(*)

Vor diesem Hintergrund hatten die unverzüglich ins Werk gesetzten Reformen der rosa-rot-grünen Koalition vor allem drei Ziele: den politischen Einfluss am Rande der Legalität operierender franko-afrikanischer Netzwerke einzudämmen, die institutionellen Voraussetzungen für eine international vorzeigbare Süd- und Entwicklungspolitik zu schaffen und, nicht zuletzt mit Blick auf die europäischen Partner, neue strategische Prioritäten zu definieren. Vier Jahre später fällt eine erste Zwischenbilanz zwiespältig aus. Während Mitarbeiter des Quai d'Orsay dafür halten, dass zahlreichen europäischen und nordamerikanischen Beobachtern die richtungweisenden Veränderungen des französischen Afrikaengagements entgangen seien, bleibt die renommierte Fachzeitschrift Marchés Tropicaux et Méditéranéens skeptisch: `Il est au total permis d'etre sévère sur le bilan africain de la législature Jospin' (Es ist unter dem Strich erlaubt, eine kritische Bilanz der Jospin'scher Afrikapolitik zu ziehen).300(*)

Zu dem ernüchternden Befund trägt neben Kohabitationsbedingtem Taktieren auch der Umstand bei, dass eine breite öffentliche Debatte um künftige -europäische abgestimmte- Prioritäten und Ziele des französischen Engagements so gut wie nicht stattfindet. Versuche, diese zu befördern, verliefen bislang weitgehend im Sande. Während sich der Quai d'Orsay auf seinen Internetseiten zugute hält, 1999 angesichts der Staatsstreiche in Niger, auf den Komoren, in Guinea-Bissau und der Elfenbeinküste nicht interveniert zu haben, diagnostizieren Kritiker einen ausgeprägten Mangel an politischem Demokratisierungswillen:

« Car c'est bien sur le terrain africain que les volontés de changement de la France auraient pu s'exprimer. Alors que Paris a eu mille occasions de remettre réellement ses relations à plat, elle s'est souvent contentée de stigmatiser timidement et vainement certaines violations des principes sur lesquels elle fondait ses partenariats. »301(*)

Wie eng und wie selbstverständlich ein kolonial geprägter Habitus und personengebundenes Machtbewusstsein Teile der franko-afrikanischen Beziehungen prägt, wurde zuletzt Ende Juli 2001 exemplarisch deutlich, als der französische Außenminister drei Schreiben gleichen Inhalts erhielt. Darin ließen es sich die Präsidenten der Republik Kongo (Dénis Sassou N'guesso), Tschad (Idris Déby) und Gabun (Omar Bongo) angelegen sein, ihren französischen Kollegen Hubert Védrine auf eine Publikation hinzuweisen, in der `Frankreich und seine politische Führung... nicht besser behandelt werden als die Repräsentanten afrikanischer Demokratien'. Anlass und Hintergrund der Beschwerde war die Veröffentlichung des Buches `Noir silence', in dem Francois-Xavier Verschave die französische Afrikapolitik einer informierten Generalkritik unterzieht. Verschave dienen die verdeckte Hilfe Frankreichs für Dénis Sassou Nguessos Coup in Brazzaville302(*), die fortgesetzte Unterstützung des Militärregimes im Tschad sowie die Ausrichtung des jüngsten franko-afrikanischen Gipfels in Kamerun als Beispiele für eine skandalgetränkte, wenig prinzipienfeste französische Afrikapolitik. Verschave wurde, wegen `offense à chef d'Etat étranger'303(*) angeklagt, in der Hauptsache freigesprochen und auf Grund einer falschen Detailbehauptung zu einer Strafe vom 1 FF verurteilt. Die äußerst aufschlussreichen Prozessakten, die wichtige Aufschlüsse über das informelle Geflecht franko-afrikanische Beziehungen geben, liegen inzwischen unter dem Titel `Noir procès. Offense à chef d'Etat' in Buchform vor.304(*)

5. 3 La Francafrique à l'épreuve oder das Fallbeispiel der Republik Cote

d'Ivoire von 2002 bis 2004

« L'Afrique est une chance pour la France. Elle élargit à la fois notre horizon et notre ambition sur la scène internationale. C'est vrai sur le plan diplomatique, c'est vrai sur le plan économique et c'est vrai sur le plan culturel. »305(*)

« Frankreich importiert zwar rund ein Viertel der afrikanischen Ausführen und ist damit nach wie vor der größte Abnehmer des Kontinents. Auch als Lieferant liegt Frankreich weltweit an der Spitze und verzeichnet im Afrikahandel einen Exportüberschuss, selbst wenn man die öffentliche Entwicklungshilfe und die erlassenen Schulden mitrechnet. »306(*)

« Französische Konzerne wie Bolloré, TotalFina, Air France, Vivendi, France-Télécom, Rougier und die Compagnie Francaise d'Afrique de l'Ouest machen noch immer einen ansehnlichen Schnitt in Ländern, in denen sich - trotz gestiegener Produktionskosten- die Investitionen noch immer am schnellsten amortisieren. »307(*)

An der Spitze der afrikanischen Staaten stehen vielfach Politiker, deren Legitimität ebenso zweifelhaft wie ungesichert ist. Laurent Gbagbo, der langjährige Regimegegner und derzeitige Staatspräsident der Elfenbeinküste, bildet keine Ausnahme. Die Rechtmäßigkeit seines Mandats war von Anfang an mit Fragezeichen versehen, hatte er doch das Präsidentenamt namentlich in Wahlen gewonnen, bei denen einige Kandidaten wegen fehlender "Volkszugehörigkeit" (Ivoirité) ausgeschlossen waren.308(*) Doch abgesehen von diesen Unregelmäßigkeiten wurzelt die Krise in der Elfenbeinküste eher in einer Wirtschaftspolitik, die offenkundig nur einem Teil der Bevölkerung zugute kommt und die das innenpolitische Gleichgewicht und den sozialen Zusammenhalt des Landes nachhaltig gefährdet.

Der Aufstand in der Elfenbeinküste erklärt sich in erster Linie aus dem Zerfall einer Armee, die sich der Loyalität der unteren Ränge nicht mehr sicher ist. In mehreren afrikanischen Staaten begann der Zerfallsprozess damit, dass das militärische Personal in peripheren Regionen von der Zentralregierung nicht mehr besoldet wurde. Im Extremfall wie in Liberia und Sierra Leone, zerfällt die Armee in rivalisierende Gangs, die ein materielles Interesse an der Auslöschung aller staatlichen Strukturen haben. So weit ist es in der Elfenbeinküste noch nicht. Aber auch hier ist angesichts der ökonomischen Krise und militärischen Rebellion zu einer der wenigen attraktiven Einkommensquellen geworden.309(*)

Die Elfenbeinküste erweist sich als Schulbeispiel für die Zersplitterung von Armee und Sicherheitskräften und ihre fortschreitende Verwandlung in ein "Lumpenmilitariat", also "eine Klasse kaum organisierter Soldaten, halber Analphabeten und Bauerntölpel", die immer stärker "ihren Anteil an Macht und Einfluss zu fordern" beginnt.310(*) Während der kurzen Militärherrschaft unter General Gueï war der zunehmende Einfluss der "jungen Leute" nicht zu übersehen. Einige dieser Offiziere der unteren Ränge machten durch Plünderungen, Überfälle, willkürliche Schnellverfahren vor Militärgerichten, Massenhinrichtungen und andere kriminelle Übergriffe von sich reden. Und sie ließen sich weder von den Politikern noch von der Militärführung stoppen.311(*)

Der jüngster `Vorgeschmack' des ivorischen Dilemmas auftauchte erstmal unmittelbar nach dem Tod Houphouet-Boignys 1993. Der damalige Premierminister Alassane Dramane Ouattara312(*) hatte die Übernahme der Macht beansprucht und verlangt,obwohl die Verfassung sicherte diese dem Präsidenten der Assemblée Nationale, Henri Konan Bédié.

Als Präsident Konan Bédié Ende 1999 durch den so genannten Weihnachtsputsch313(*) entmachtet wurde, weigerte sich die französische Regierung gegen den erklärten Willen von Staatspräsident Chirac, Militär in die Elfenbeinküste zu entsenden. Diese Entscheidung löste in Frankreichs alter Einflusszone ein wahres Erdbeben aus. Nicht nur die "Dinosaurier", die auf ewig bestallten Staatschefs im frankophonen "Delta" Afrikas, brachten wenig Verständnis für diese Entscheidung auf: Auch ein führender Vertreter der französischen Streitkräfte meinte damals: "Im Namen der Sicherheit der dort lebenden Franzosen hätte man die Ordnung wiederherstellen und Bédié wieder an die Macht bringen sollen."314(*)

Das ehemalige Vorzeigemodell des stabilen postkolonialen Staates in Afrika, ein Wirtschaftswunderland und bis in die achtziger Jahre und `Schaufenster' des frankophonen pré carré, wurde damit zum ersten Mal in seiner Geschichte von einem Putsch erschüttert.315(*) Paris organisiert die Flucht Bedies unter Militäreskorte nach Lomé und später nach Frankreich.316(*) Nach Warnungen Gueis liess man sich aber von einer Intervention abhalten, obwohl im Nachbarland schon 300 Fallschirmjäger in Stellung gehalten wurden.317(*) Zum ersten Mal seit den sechziger Jahren griff Frankreich in einem Land, in dem es permanente Stationierungen unterhält, nicht zur Unterstützung der legitimen Regierung ein.318(*) Nach dem Putsch stabilisierte sich die Lage im Land rasch und nach der Ankündigung von Neuwahlen wurde die neue Regierung des Putschisten Guei von Frankreich anerkannt.

Frankreich verstärkte nach einem Putschversuch am 19. September 2002 zunächst seine etwa 650 permanent im Land stationierten Soldaten, offiziell nur zur Sicherung der französischen Bewohner. Die genauen Urheber der Rebellionen sind bis heute unklar, offensich ist aber eine Beteiligung des benachbarten Burkina Faso.319(*) Nach einem Waffenstillstandsabkommen am 17. Oktober überwachte Frankreich auf Bitten des Präsidenten Gbagbo die Einhaltung der Vereinbarung, indem seine Truppen an der Demarkationslinie weitere Zusammenstösse der Armee verhinderten.320(*) Im November tauchten im Westen des Landes neue Rebellengruppen auf, die das zuvor ausgehandelte Friedensabkommen nicht mit unterzeichnet hatten. Während Frankreich in der ersten Phase bis Ende November noch die Neutralität gewahrt hatte, indem es sich zwischen die Fronten stellte und beide Seiten blockierte, wurde in der nun folgenden Phase zwar die offizielle Neutralität bestätigt, militärisch stellte sich Frankreich aber eindeutig auf Seiten der Regierungstruppen.321(*) Mitte Dezember 2002 kündigte Paris an, seine Truppe von 1.500 Mann auf 2.000 zu erhöhen und sein Engagement über den Schutz der eigenen Staatsbürger hinaus auszudehnen.322(*) Ab diesem Zeitpunkt unterstützt Frankreich auch offiziell die Regierung Gbagbos. Auch wenn Frankreich seit der Verabschiedung der UN-Resolution den Auftrag hat, den Waffenstillstand zu überwachen, unternahm es nichts gegen regelmäßige Einsätze der Regierungsarmee mit Hubschrauben in den Rebellengebieten.323(*)

Auf Drängen der Regierung, die in Abidjan sitzt, hat sich Paris, wenn auch nach zehntägigem Zögern, einmal mehr entschlossen, der regulären Armee der Elfenbeinküste beizustehen, und zwar in den Bereichen Fernmeldewesen, Truppentransport und Nachschub. Auf das Verteidigungsabkommen zwischen den beiden Ländern wollte man sich nicht beziehen, es sieht Militärhilfe nur im Fall der "Aggression von außen" vor.324(*)

Zu einer Neubewertung der gesamten französischen Politik der `Nicht-Einmischung' fordert dagegen die Operation Licorne in der Elfenbeinküste nach dem Ausbruch neuer Unruhen Ende 2002 auf. Zwar ist dieser Einsatz zum Schutz bedrohter Zivilisten seit Februar 2003 eine multilaterale Operation mit UNO-Mandat325(*) und findet seit März unter Beteiligung der MICECI statt, einer 1200 Mann starken Truppe der Communauté Economique des Etats de l'Afrique de l'Ouest.326(*) Die französische Intervention, die weit über reine Evakuierungsmassnahemen hinausgeht, begann aber schon unmittelbar nach dem Beginn der Unruhen im September 2002, zum Zeitpunkt der UN-Resolution hatte Frankreich schon über 2500 Soldaten im Einsatz.327(*) In der Folge wurden die Truppen auf 4000 Mann erhöht. Damit stellt die Intervention in der Elfenbeinküste die (zahlenmäßig) größte Intervention seit der Operation Manta Anfang der achtziger Jahre dar.

Offiziell dient diese Mission der Verhinderung von Kampfhandlungen so lange, bis die - nicht unumstrittene - Friedenstruppe der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (Ecowas), einer Neuauflage der Ecomog328(*), stationiert sein wird. Tatsächlich dürfte es wohl eher darum gehen, Abidjan, den Süden und die wirtschaftlich wichtigen Gebiete des Landes zu schützen, den Vormarsch der Rebellen aufzuhalten und die Front so lange "einzufrieren", bis sich die ivorischen Regierungstruppen wieder formiert haben - womit bis auf weiteres die faktische Teilung des Staatsgebiets in Kauf genommen wird.

Dass sich die Ziele der "Operation Licorne" in dieser Weise verschoben haben, zeigt einmal mehr, wie schmal der Grat zwischen den so genannten humanitären Einsätzen und jenen Interventionen ist, die letztlich doch nur eine der Krieg führenden Parteien stützen. Bis zu dem katastrophalen militärischen Abenteuer in Ruanda Mitte der 90er-Jahre war es bei Frankreichs Einsätzen im angestammten Einflussgebiet in den meisten Fällen um Unterstützung für befreundete Machthaber gegangen. Oft unter durchaus fragwürdigen Umständen: etwa bei der brutalen "Säuberung" der Bamileke-Siedlungsgebiete in Kamerun Anfang der 1960er-Jahre, bei den wiederholten Interventionen im Tschad gegen den Vormarsch der Rebellen aus dem Norden, in den 1970er-Jahren bei einer Reihe von Fallschirmjägereinsätzen in den Bergbaugebieten des damaligen Zaire oder 1990 beim Einmarsch in Gabun.329(*)

Neben seinem massiven militärischen Engagement -ab Mai 2003 sind etwa 4000 Mann in der Elfenbeinküste stationiert330(*) - setzte sich Frankreich diplomatisch für eine Verhandlungslösung ein. Am 25. Januar 2003 akzeptiert Präsident Gbagbo ein Friedensabkommen, das in der Pariser Vorstadt Linas-Marcoussis mit den Rebellen ausgehandelt wurde und dessen Umsetzung die französischen Truppen gemeinsam mit den Truppen der CEDEAO überwachen sollen.331(*) Dennoch bleiben Frankreichs diplomatische Initiativen begrenzt. Die massive Einmischung externer Kräfte, insbesondere von Burkina Faso und Liberia, wird nicht offiziell verurteilt.332(*) Auch das Problem der massiven Menschenrechtsverletzungen unter anderem durch regierungsnahe Todesschwadronen, mit dem Frankreich sein Eingreifen unter anderem begründet hatte, wird Paris nicht offensiv angegangen333(*).

Ein interventionistischer Kurs der französischen Afrikapolitik dürfte allerdings auf das Problem stoßen, dass die öffentliche Meinung in den betroffenen Ländern weniger denn je für ausländische militärische Eingriffe zu gewinnen ist. Auch fehlt dem französischen Militär auf dem schwarzen Kontinent inzwischen jene Erfahrung, die einst ihre Stärke ausgemacht hat: Heute gehören die meisten der in Afrika stationierten Soldaten zu den regulären Truppen Frankreichs, sie werden alle vier Monate abgelöst und verlassen nur selten ihre Kasernen. Die militärische Führung ist seit Jahren mit der "Professionalisierung" der Armee und ihrer "Öffnung nach Osten" beschäftigt. Sie hat unter den Regierungen den Linken, von 1981 bis 2002, auch die Lektion gelernt, dass Auslandseinsätze bei der französischen Öffentlichkeit nicht sehr beliebt sind. Vom Enthusiasmus für die "Waffenbrüderschaften", wie sie am Beginn der Fünften Republik gepflegt wurden, ist nichts mehr zu spüren.334(*)

Der Vergleich des französischen Verhaltens in der Elfenbeinküste 1999 und 2002/2004 widerspricht den typischen Merkmalen der Interventionen der vorherigen Jahrzehnte, in denen es fast immer um die Unterstützung befreundeter Machthaber ging. Im erfolgreichen Putsch gegen Henri Konan Bédié 1999 griff Frankreich trotz der vor Ort stationierten Truppen nicht ein, obwohl Bédié als Erbe des langjährigen Präsidenten Houphouet-Boigny galt und eine Politik der engen Anbindung und Freundschaft zu Frankreich pflegte. Andererseits erfolgt nach dem gescheiterten Putsch gegen Gbagbo zwei Jahre später eine massive französische Intervention, die zum Machterhalt des Präsidenten erheblich beiträgt. Gbagbo ist jedoch alles andere als der bevorzugte Kandidat Frankreichs, als Gegner des ehemaligen französischen Günstlings Bédié ist er bekannt für seine kritische Haltung gegenüber Frankreich und den engen Beziehungen, die sein Land unter Houphouet-Boigny zur ehemaligen Kolonialmacht pflegte335(*). Auch eine prinzipienorinetierte Politik, die sich an Demokratisierung und der Einhaltung von Menschenrechten richtet, scheidet als Begründung aus. Das Regime Gbagbos tut sich nicht durch einen überzeugten Willen zu demokratischen Reformen hervor. Neben den oben erwähnten massiven Menschenrechtsverletzungen wird seine demokratische Legitimität von vielen Seiten bezweifelt, da er die Präsidentschaftswahlen 2000 nur gewonnen hatte, weil sein stärkster Widersacher Ouattara aufgrund seiner Abstammung von der Wahl ausschlossen wurde.336(*)

Eine Argumentation, in der die französischen Interventionen grundsätzlich nur mit dem Machterhalt frankophiler Herrscher begründet werden, greift jedoch zu kurz. Interventionsgrund für Frankreich ist von jeher nicht nur der Machterhalt profranzösischer Regierungen, sondern auch eine Stabilisierung eines Landes unabhängig vom derzeitigen Machthaber, insbesondere wenn die Stabilität einer gesamten Region bedroht ist. Vergleicht man die Lage in der Elfenbeinküste 1999 mit der im Jahr 2002/2003-2004, stellt sich die Machtübernahme Gueis, die auch zu keiner Bedrohung der französischen Bevölkerung im Land führte, als nur geringfügige Destabilisierung des Landes durch einen in Frankreich wohlbekannten General dar, der zwar nicht die versprochene Demokratisierung brachte, das Land aber auch nicht ins Chaos stürzt.337(*)

Die Situation seit 2002 dagegen ist von Anfang an von einer Beteiligung externer afrikanischer Kräfte gekennzeichnet und droht im Falle einer Implosion des Landes ganz Westafrika zu destabilisieren. Der jüngste Konflikt in der Elfenbeinküste zeigt, wie auch schon zuvor die Kriege an den Großen Seen, eine neue Dimension der Auseinandersetzungen unter Einmischung der Nachbarstaaten und verschiedener Rebellen- und Söldnertruppen in interne Konflikte, die weitaus gefährlicher für die Stabilität der Region sind als der Staatsstreich in der Elfenbeinküste 1999. Neben der allgemeinen Stabilität des Landes war 2002 auch die Situation für die französischen Bewohner- die 20.000 französischen Einwohner der Elfenbeinküste stellen die größte Gruppe von expatriés in Afrika dar- und die vielfältigen wirtschaftlichen Investitionen französischer Unternehmen im Land entscheidend für das Eingreifen Frankreichs. Durch den Schutz der Waffenstillstandslinie und die Verhinderung des Vorrückens der Rebellen schützt Frankreich zugleich Abidjan, den Süden und andere wirtschaftlich bedeutende Regionen des Landes. Die Intervention seit 2002 entspricht also dem französischen Verhaltensmuster, nachdem militärische Eingriffe in enger Zusammenarbeit mit den wirtschaftlichen Zielen Frankreichs stehen.338(*)

Um jeden Gedanken an eine "Abkehr" vom afrikanischen Kontinent zu zerstreuen, hält das französische Militär vor allem am neuen System der Unterstützung der afrikanischen Friedenstruppen Recamp (Renforcement des capacités africaines de maintien de la paix) fest, auf das immerhin ein Fünftel des Budgets für die militärische Zusammenarbeit entfällt. Seit 1996 hat es drei Ausbildungsphasen von je zwei Jahren für die Armeen West-, Zentral- und jüngst auch Ostafrikas gegeben (dazu zählten Manöver im Senegal, in Gabun und Tansania). In jeder dieser Großregionen soll eine Art Blauhelmtruppe in Bataillonsstärke aufgestellt werden, mit Versorgungsstützpunkten in Dakar, Libreville und Dschibuti. Ergänzend sind regionale Zentren für militärische Sonderausbildung eingerichtet worden, etwa die "Schule der Friedenssoldaten" in Zambrakro (Elfenbeinküste).

Der französischen Armee verschafft dieses Projekt eine symbolische Entlastung: Es ist multilateral angelegt, steht unter der Schirmherrschaft von Vereinten Nationen und Afrikanischer Union und fügt sich in das Konzept, dass regionale Sicherheitsfragen künftig von den Afrikanern selbst zu lösen seien.339(*) Wie die Krise in der Elfenbeinküste zeigt, funktioniert das Ganze aber noch nicht: Sechs Wochen nach Ausbruch der Feindseligkeiten war noch kein einziger afrikanischer "Friedenssoldat" vor Ort - und Frankreich erneuerte das Band mit den alten Kriegskameraden und schickte 1 500 Soldaten in ein gefährliches Abenteuer.

Darüber hinaus zeigt das unterschiedliche Verhalten in den beiden Fällen eine erneute Richtungsänderung der offiziellen Politik Frankreichs. Während man in Frankreich seit 1997 mit der nouvelle politique africaine unter Beweis zu stellen versuchte, dass die Teiten postkolonialer Einflusspolitik in Afrika vorbei sind, bemüht sich Chirac seit dem Ende der Kohabitation die französische Afrikapolitik wieder zu stärken. Durch die Intervention in der Elfenbeinküste 2002/2004 kann dieser neuen ambition africaine Geltung verschafft werden.340(*) Gegenüber den anderen afrikanischen Staatschefs wird dadurch der französischen Schutzmachtanspruch in Afrika wieder unter Beweis gestellt und den befreundeten Regimes ein positives Signal gesetzt.341(*)

Die undeutliche Position Frankreichs in ihrer afrikanischen Einflusssphäre erklärt sich durch die Bewahrung wirtschaftliche Interessen, die zum Beitrag der Sicherung eine gewisse Supermacht in der Welt.

Die Verteidigung französischer Interessen bemisst sich an der Bedeutung, die einige französische Multis ihrem Wunsch nach Kontrolle des produktiven Apparats und der öffentlichen Versorgungsbetriebe (Strom, Telekommunikation, Straßenbau)342(*) in der Elfenbeinküste beimessen. Dabei bekommt die örtliche Bevölkerung nicht einen Zipfel des erwirtschafteten Reichtums zu fassen, und von den Früchten des Wachstums darf sie nicht mal naschen. Doch trifft dieser Vorwurf nur einige Großkonzerne, viele französische Klein- und Mittelbetriebe arbeiten schon länger in bestem Einvernehmen mit der einheimischen Bevölkerung zusammen.

Zu den Big Players gehören Konzerne wie Bolloré, Bouygues, Barry-Caillebault und ADM, aber auch öffentlich-private Unternehmen wie Sitrarail und France Télécom. Letztere laufen nun Gefahr, "alles" an die Amerikaner und Kanadier zu verlieren, die häufig attraktivere Angebote vorlegen. Davon abgesehen gibt es zwischen Privatwirtschaft und öffentlicher Hand keine klare Scheidelinie, so dass sich die militärische Intervention Frankreichs zumindest teilweise aus den Verflechtungen zwischen dem französischen Staat und "seinen" Multis erklärt. Daneben gibt es aber auch Firmen wie Mérieux, die es verstanden haben, ihre wirtschaftlichen Interessen mit der Förderung des ivorischen Gesundheitswesens zu vereinbaren. Insgesamt kann also keine Rede davon sein, dass sich Frankreich aus Afrika zurückzieht, wie hier und da behauptet wird.343(*) Allerdings tritt die Privatwirtschaft mit der Zeit an die Stelle des staatlichen Sektors, der jedoch als Rückversicherung für die privaten Interessen im Spiel bleibt.

Angesichts zu großer Bedürfnisse und fehlender Ressourcen wird keine afrikanische Regierung, die nicht die Verträge mit den multinationalen Konzernen revidiert, den Interessen der Bevölkerung gerecht werden können. Die Wurzel des Übels und der tiefere Grund für die Krise in der Elfenbeinküste ist darin zu sehen, dass ethische Forderungen gar nicht mehr zum Zuge kommen, weder im Hinblick auf legale Wahlen noch als Maxime für sozial verantwortliches unternehmerisches Handeln. Die Aufständischen hatten bei ihren Sezessionsbestrebungen, die zunächst den Forderungen nach Lebensmittelhilfe entsprangen, nichts anderes im Sinn, als ihre Posten im Staatsapparat zu behaupten, die im Zuge des von den multilateralen Organisationen verordneten Personalabbaus gefährdet waren. Dann versicherten sie sich der Hilfe ausländischer Berater - Waffenexperten, Verfassungsrechtler und diplomatische Berater - und fordern nun den Rücktritt eines Präsidenten, dessen Legitimität auch nicht umstrittener ist als die etlicher anderer Staatschefs in Afrika.

Die Rede von good governance gehört zu dem in solchen Situationen üblichen double talk und dient lediglich als Alibi, um die Eroberung oder Rückeroberung - im Grunde die Rekolonialisierung - des Staatsapparats zu rechtfertigen und den verlorenen Einfluss wiederzugewinnen. Die Berufung auf Freiheit, Demokratie und Sicherheit reicht anscheinend aus, um jeden Protest gegen "Kollateralschäden" - Folgen der mit wirtschaftlicher Abhängigkeit einhergehender Gewalt - zum Schweigen zu bringen. Langfristig wird so die Basis staatlicher Souveränität in Frage gestellt und damit zugleich die Legitimität der Staatsführung untergraben.

Die Staaten Afrikas sind nicht Privateigentum ausländischer Interessenten. Notwendig ist, Fehlentwicklungen zu erkennen und mit ethischen Argumenten zu bekämpfen. Die bisherigen Strukturen führen zur Entmachtung der afrikanischen Eliten, zum Verrat an einer Bevölkerung ohne Macht und Stimme.344(*)

Wirklicher politischer Wandel in Afrika ist nur möglich auf der Grundlage eines neuen demokratischen Pakts und einer neuen Definition politischer Legitimität.345(*)

Im frankophonen Einflussbereich des Kontinents - so weit noch vorhanden - hatten die Entgleisungen Abidjans erdbebenartige Auswirkungen: Das Unvorstellbare war Wirklichkeit geworden.346(*)

Zusammenfassung

Ein Gespenst geht um in der Welt: die Staatsraison, die zum höchsten Gesetz der Menschen und der Nationen geworden ist.«347(*)

Quelle der Misere ist der Graben zwischen der Rhetorik und der Realität einer liberalen Weltordnung.«348(*)

Diese Arbeit problematisierte das Verhältnis zwischen ehemaligen französischen Kolonien in Afrika südlich der Sahara und dem Mutterland Frankreich. Die Untersuchung der französischen Afrikapolitik, die seit der Unabhängigkeit, gaullistisch geprägt war, kennt Hindernisse auf ihrem Weg zur Veränderung. Das von de Gaulle in den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren entwickelte Konzept, das im Erhalt einer exklusiven afrikanischen Einflusszone eine wichtige Voraussetzung für Frankreichs internationalen `Rang' sah- und die politique de la coopération eng an die wirtschafts- und sicherheitspolitischen Interessen des französischen Staates zu binden suchte- hat in seinen Grundzügen bis in die Gegenwart überdauert. Frankreich hat es in den vergangenen Dekaden erfolgreich verstanden, kolonial erzwungene Abhängigkeiten in die asymmetrische Interdependenz `privilegierter Beziehungen' zu überführen und sich im pré-carré francophone als raumfremde Schutz- und Hegemonialmacht zu behaupten.349(*) Nach den Demütigungen des Zweiten Weltkrieges und angesichts begrenzter Macht- und Wirtschaftspotentiale bemühte Frankreich sich, als eigenständiger Machtfaktor zu behaupten.

Wenn man sich die Entwicklungen der französischen Afrikapolitik aus der Distanz und über den Zeitraum seit der Dekolonisierung bis zu den jüngsten Entwicklungen der letzten Jahren betrachtet, relativieren sich die in der Literatur dominierenden Beschreibungen einer Kontinuität seit 1960350(*) und einem drastischen Wandel der Politik seit 1990, beziehungsweise 1994. Erkennbar werden vielmehr konjunkturelle Schwankungen einer Politik, die auch in den ersten dreißig Jahren nicht völlig gleichförmig blieb. Zwar sind die Veränderungen in den neunziger Jahren weitreichender als vorherige Entwicklungen.351(*)

An dem von kolonialen Traditionen, Geheimdiplomatie und persönlichen Klientelbeziehungen geprägten Grundmuster der politique africaine hat auch die Präsidentschaft Francois Mitterands nicht Entscheidendes geändert. Unter Pompidou erlitt die Afrikapolitik einen ersten Bedeutungsverlust, der von der interssenorientierten Machtpolitik Giscards wieder ausgeglichen wurde. Die programmatischen Ankündigungen der Sozialistischen Partei, hegemoniales Anspruchs- und Prestigedenken durch ein an Menschenrechten, demokratischen Reformen und Breitenentwicklung interessiertes Afrikaengagement überwinden zu wollen, haben sich schnell in eine Realpolitik aufgelöst, in deren Mittelpunkt die traditionellen außenwirtschaftlichen und geopolitischen Interessen der Grande Nation stehen.352(*)

Mit dem Ende der Kohabitation 2002 wird aber auch eine klare Neuorientierung der Politik Chiracs zurück zu den Linien der alten gaullistischen Afrikapolitik deutlich. Diese ab 2002 Rückbesinnung auf die Grundprinzipien gaullistischer Afrikapolitik hat nicht wieder das alte Niveau gewonnen.

Frankreichs postkoloniale Subsaharapolitik präsentiert sich als komplexe, widersprüchliche und hinsichtlich ihrer Motive und Folgen umstrittene Mischung aus kolonial gewachsenen Bindungen, geopolitischen Kalkülen, ökonomischen Interessen und kulturellem Sendungsbewusstsein. Dabei steht der Wandel der realen Politik in einem auffälligen und erklärungsbedürftigen Kontrast zur Gleichtönigkeit ihrer öffentlichen Begründung.353(*)

Um die heutige Lage besser verstehen und erklären zu können, beziehe ich mich auf die Aussagen des Professors Mazruis, der allgemein den Zustand Afrikas, folgendes beschrieben und dargestellt hat :

Afrika befindet sich in einer Krise. Regierungen sind nicht mehr stabil, die Wirtschaft steht unter Druck, die Infrastrukturen zerfallen. Der Fluch der Vorfahren lastet auf dem Kontinent. Die heutige Generation der Afrikaner hat sich mit dem 20. Jahrhundert arrangiert - aber diese Vereinbarung ist grundsätzlich unehrenhaft und illoyal gegenüber den Prinzipien der ursprünglichen Authentizität.

Das Ergebnis ist eine Verwestlichung ohne Modernisierung. Afrika hat westlich-organisierte Armeen, die militärische Staatsstreiche ausführen, es hat westlich-orientierte Polizeikräfte, die nicht in der Lage sind, das Gesetz durchzusetzen, westlich-organisierte Bürokratien, die in zunehmendem Maße korrupt sind und westlich-orientierte Landwirtschaftspläne, die unzugänglich und unproduktiv sind.

Es scheint, als ob die Vorfahren sich zu einem energischen kulturellen Boykott verschworen haben. Erleben wir das Gegenteil einer Modernisierung? Hat man letzten Endes erkannt, dass der Kaiser der westlichen Zivilisation nackt ist?«354(*)

Die vor kurzem geschehenen Ereignisse355(*) in der Republik Togo, wo der verstorbene Dinosaurier Etienne Gnassingbe Eyadema 38 Jahre lang über das Land geherrscht hat, beweisen dass die im Prozess eines selbstbewussten Aufbaus Zivilgesellschaft, erlaubt es nicht mehr wie früher Befehle aus der ehemaligen Kolonialmacht durchzusetzen. Das ist ein Beweis der langsamen aber sicheren Übernahme einer vollen Verantwortung vor der Geschichte des Schwarzen Kontinents.

Anhang

Einige Zitaten

Die Entfremdung der Schüler von ihrem Sozialmilieu mit sich, so dass diese nicht mehr bereit waren, die Rückkehr in ein rückständig empfundenes, primitives Leben den Möglichkeiten vorzuziehen, die ihnen die Schulbildung zu gewährleisten schien.«356(*)...

Ich bin kein Prediger, ich bin kein Politiker, ich bin kein Missionar und auch kein Friedenskämpfer, aber ich bin davon überzeugt, dass die Probleme Afrikas immer noch mit friedlichen Mitteln zu lösen sind, wenn nur beide Seiten die notwendigen Schritte tun.«357(*)

Je me suis fait un serment: entre toutes les nécessités du temps présent, entre tous les problèmes, j'en choisirai un auquel je consacrerai tout ce que j'ai d'intelligence, tout ce que j'ai d'âme, de coeur, de puissance physique et morale, c'est le problème de l'éducation du peuple.«358(*)

On peut être réaliste sans cesser d'être moral, que moralité ne signifie pas naïveté, mieux, que les valeurs ne sont véritablement défendues que lorsqu'on agit efficacement pour les inscrire dans les faits.«359(*)

On apprend mieux dans sa langue maternelle parce qu'il y a un accord incontestable entre le génie d'une langue et la mentalité du peuple qui la parle.«360(*)

Le silence devant le crime a sa part de responsabilité et de complicité dans le crime commis.«361(*)

Quelle que soit sa force morale et politique, l'Homme est transformable par son milieu (le milieu social agit sur l'individu) et les qualités potentielles et les défauts potentiels de l'Homme peuvent être utilisés positivement ou négativement selon les influences et la nature du milieu dans lequel il vit.«362(*)

« La jeunesse noire doit s'armer de connaissance et être en mesure d'étudier scientifiquement son passé de manière minutieuse et objective en se réservant la priorité de son jugement.»363(*)

« Il n'y a qu'un seul salut, c'est la connaissance directe et aucune paresse ne pourra nous dispenser de cet effort (...) A formation égale, la vérité triomphe. Formez-vous, armez-vous de sciences jusqu'aux dents (...) et arrachez votre patrimoine culturel. Ou alors traînez-moi dans la boue, si quand vous arrivez à cette connaissance directe vous découvrez que mes arguments sont inconsistants, c'est cela, mais il n'y a pas d'autre voie. »364(*)

« Tant que nous ne maîtriserons pas les données scientifiques relatives à notre patrimoine historique, culturel et économique, nous demeurerons des marionnettes insouciantes et inconscientes. »365(*)

Abbildung 1: Karte des kolonisierten Afrikas im 1925

Quelle:

Im Internet: http://ww.atlas-historique.net/1914-1945/cartes/Afrique1925.html, septembre 2002, (04.03.2005).

Abbildung 2 : Karte der Dekolonisierung Afrikas

Indépendance de l'Afrique

Pays indépendant, non colonisé

· Éthiopie (ex Abyssinie), colonisée temporairement par l'Italie de 1936 à 1941.
1847

· Liberia
1910

· Afrique du Sud obtient le statut de dominion britannique (Union sud-africaine). En 1931 obtient le statut de Westminster qui marque la véritable indépendance gouvernementale du dominion.
1922

· Égypte, mais sous contrôle militaire britannique jusqu'en 1956.
1951

· Libye, après une période de 6 années sous contrôle franco-britannique.
1956

· Maroc

· Soudan

· Tunisie
1957

· Ghana (ex Gold Coast)
1958

· Guinée
1960

· Bénin (ex Dahomey)

· Cameroun, ancien mandat de la SDN dont la partie Nord du mandat britannique a été rattaché au Nigeria en 1961.

· Centrafrique (Rép. centrafricaine, ex Oubangui-Chari)

· Congo (Brazzaville)

· Congo (Léopoldville, futur Zaïre puis Rép. dém. du Congo)

· Côte d'Ivoire

· Gabon

· Haute-Volta (Burkina-Faso)

· Madagascar

· Mali

· Mauritanie

· Niger

· Nigeria

· Tchad

· Togo, ancien mandat de la SDN dont la partie sous mandat britannique a été rattaché au Ghana en 1957.

· Sénégal

· Somalie, réunion des Somalie britannique et italienne.
1961

· Sierra Leone

· Tanganyika (association avec Zanzibar en 1964 pour former la Tanzanie), ancien mandat de la SDN.
1962

· Algérie

· Burundi, ancien mandat de la SDN de l'Urundi.

· Ouganda

· Rwanda, ancien mandat de la SDN.
1963

· Kenya

· Zanzibar et Pemba (voir Tanganyika)
1964

· Malawi (ex Nyassaland)

· Zambie (ex Rhodésie du Nord)
1965

· Gambie

· Rhodésie du Sud, état blanc dont l'indépendance n'est pas reconnu par la communauté internationale.
1966

· Botswana (ex Bechuanaland)

· Lesotho (ex Basutoland)
1968

· Guinée équatoriale (ex Rio Muni)

· Maurice (île)

· Swaziland
1974

· Guinée-Bissau (ex Guinée portugaise)
1975

· Angola

· Cap-Vert (ne figure pas sur la carte)

· Comores (sauf Mayotte qui demande à rester française)

· Mozambique

· Sahara occidental (ex Rio de Oro) partagé entre le Maroc et la Mauritanie, cette dernière y renonce en 1979 et cède sa partie au Maroc, l'annexion marocaine n'est pas reconnue par l'OUA qui accueille la République démocratique arabe sahraouie en son sein en 1984.

· São Tomé et Principe
1976

· Seychelles
1977

· Djibouti (ex Côte française des Somalis puis Territoire des Afars et des Issas)
1980

· Zimbabwe (ex Rhodésie du Sud), voir 1965.
1990

· Namibie (ex Sud-ouest africain), ancien mandat de la SDN.
1991

· Somali land (ex Somalie britannique) rattaché au moment de l'indépendance à la Somalie italienne pour former la Somalie, sécession et indépendance de fait mais non reconnue par la communauté internationale.
1993

· Érythrée, ancienne colonie italienne puis administration britannique sous mandat de l'ONU et intégration à l'Éthiopie en 1952.

Territoires non indépendants dont l'OUA réclame la décolonisation :

· Canaries (îles)

· Mayotte

· Réunion (île de la)

Quelle:

Im Internet: http://www.lib.utexas.edu/maps/africa/africa_pol_2003.jpg, April 2003. (04.03.2005)

Abbildung 3 : politisches Afrika

Quelle:

Im Internet : http://www.lib.utexas.edu/maps/africa/africa_pol_2003.jpg, im 2003 ; (04.03.2005).

Abbildung 4 : Die Demokratisierungsversuche in Afrika

Depuis les conférences nationales des années 1990, la démocratisation a connu des ratés. Fraudes électorales et déliquescence des Etats ont mis à mal les tentatives d'ouverture. En 1999, la déclaration de l'Organisation de l'unité africaine (OUA) rejetant les coups d'Etat militaires n'empêche toutefois pas ceux du Niger, de Sierra Leone, des Comores et de Côte d'Ivoire.

Quelle : Rekacewicz, Philippe: Tentatives de démocratisation en Afrique, in: Le Monde diplomatique vom Mai 2000.

Im Internet: http://carto.eu.org/article574.html (04.03.2005).

Abbildung 5: Die Staaten der Zone Franc

Quelle : La carte de la Zone Franc CFA. Im Internet : http://www.izf.net/izf/Documentation/Cartes/Zone.htm (04.03.2005).

- Union Economique et Monétaire Ouest Africaine (UEMOA)

- Union des Etats d'Afrique Centrale (UDEAC)

Abbildung 6: Afrika, ein zerstörter Kontinent

La fin de la guerre froide avait fait espérer une nouvelle ère pour l'Afrique. Mais le génocide rwandais et l'implosion du Congo Zaïre ont brouillé les cartes. Les zones de conflits sont aussi celles des famines, des concentrations de personnes déplacées ou réfugiées et, souvent, de malnutrition et de pénuries alimentaires.

Quelle : Marin, Cécile und Rekacewicz, Philippe: Afrique, continent ravagé, in: Le Monde diplomatique vom Januar 2000.

Im Internet: http://carto.eu.org/article566.html (04.03.2005).

Abbildung 7 : Millionen von Flüchtlinge in Afrika

Les troubles et les guerres civiles ont persisté en 1999, grossissant les flots de réfugiés : ils étaient plus de six millions sur le continent, soit presque un tiers du nombre total comptabilisé dans le monde (21, 5 millions) par le Haut Commissariat des Nations unies pour les réfugiés (HCR).

Quelle : Rekacewicz, Philippe: En Afrique, des millions de réfugiés, in: Le Monde diplomatique vom Mai 2000.

Im Internet: http://carto.eu.org/article575.html (04.03.2005).

Abbildung 8: Un secteur minier convoité

L'Afrique est un producteur essentiel de métaux stratégiques et de diamants. Mais les pays les plus riches en ressources sont aussi, souvent, les moins développés. Les dirigeants ont consacré plus d'énergie à s'assurer le contrôle des richesses qu'à en faire profiter la population. Les intérêts suscités par le secteur minier ont embrasé une partie du continent.

Quelle : Rekacewicz, Philippe: Un secteur minier convoité, in: Le Monde diplomatique vom Mai 2000.

Im Internet: http://carto.eu.org/article573.html (04.03.2005).

Abbildung 9: Die Armut in der Welt

Sur les 50 pays les plus pauvres du monde, classés selon l'indicateur de développement humain (IDH) du PNUD, 33 sont situés en Afrique subsaharienne. Malnutrition, pauvreté, illettrisme, situation sanitaire désastreuse... le continent est la première victime du creusement des inégalités dans le monde. Si de 1960 à 1980, les pays d'Afrique ont enregistré des progrès sensibles en matière de développement économique et social, ces progrès se sont ralentis, notamment du fait des effets désastreux des plans d'ajustement structurel menés par les institutions financières internationales.

Sources : World Resources Institute (WRI), Programme des Nations unies pour le développement (PNUD), Banque mondiale, Programme des Nations unies pour l'environnement (PNUE).

Quelle : Rekacewicz, Philippe: La pauvreté dans le monde, in: Le Monde diplomatique vom Mai 2000.

Im Internet: http://carto.eu.org/article556.html (04.03.2005).

Abbildung 10: Die regionale Organisationen

Une multitude d'organisations internationales se sont constituées depuis la fin de la seconde guerre mondiale. La grande majorité de ces organisations sont régionales, seules quelques unes réunissent des Etats de tous les continents.

Quelle : Rekacewicz, Philippe: Les organisations régionales, in: Le Monde diplomatique vom Januar 2000.

Im Internet: http://carto.eu.org/article562.html (04.03.2005).

Abbildung 11 : Frankreich in der ruandischen Falle

L'histoire de l'engagement international au Rwanda et celle des responsabilités dans le génocide de 1994 sont l'objet d'enquêtes, dont celles du Tribunal pénal international pour le Rwanda. La France, critiquée pour son opération Turquoise qui avait assuré la création d'une zone humanitaire sûre afin d'assurer la sécurité des réfugiés, pour les uns, l'exfiltration de responsables rwandais, pour les autres, refuse toujours de reconnaître sa responsabilité.

Quelle: Rekacewicz, Philippe: La France dans le piège rwandais, in: Le Monde diplomatique vom Mai 2000.

Im Internet: http://carto.eu.org/article576.html (04.03.2005).

Tabelle 1 : Wichtige Daten der Nachfolgestaaten Frankreichs in Schwarzafrika

Staat

Gebiet in km2

Bevöl-

kerung in Mio.

Hauptstadt

Unabhän-gigkeitstag

Staats-

Präsi-

dent im 1960

Pro-Kopf-Einkommen in US Dollar

Dahomey

117.762

2,3

Porto-Novo

01.08.1960

Hubert Maga

70

Elfenbein-küste

322.463

3,8

Abidjan

07.08.1960

F. HouphouetBoigny

200

Gabun

267.000

0,5

Libreville

17.08.1960

Léon Mba

280

Guinea

245.857

3,4

Conakry

02.10.1958

A. Sékou Touré

70

Kamerun

475.442

5,1

Yaunde

01.01.1960

Ahmadou Ahidjo

110

Kongo-Brazzaville

342.000

0,8

Brazzaville

15.08.1960

Fulbert Youlou

140

Madagaskar

595.790

6,2

Tananarive

26.06.1960

Ph. Tsirana

95

Mali

1.204.021

4,5

Bamako

20.06.1960

Modibo Keita

65

Mauretanien

1.085.805

0,9

Nuakschott

28.11.1960

Moktar Ould Daddah

140

Niger

1.267.000

3,2

Niamey

03.08.1960

Diori Hamani

75

Obervolta

274.200

4,8

Ouagadou-gou

05.08.1960

Maurice Yaméogo

45

Senegal

197.161

3,4

Dakar

20.06.1960 (28.08.1960)

L.S. Senghor

170

Togo

56.600

1,6

Lomé

27.04.1960

Sylvianus Olympio

85

Tschad

1.284.000

3,3

Fort-Lamy

11.08.1960

F. Tombal-baye

70

Zentral-afrikanische Republik

617.000

1,3

Bangui

13.08.1960

David Dacko

90

Quelle : Eigene Darstellung nach Scherk, Nikolaus : Dekolonisation...Wien 1969, S. 13 ; in : Brüne... 1995. S. 62.

Tabelle 2 : Überblick über die wichtigsten Kooperationsabkommen zwischen Frankreich und den afrikanischen Staaten

Vertragstyp

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

Mitglied-schaft bei der Communauté

 
 

Ja

 

Ja

Ja

 
 
 
 

Ja

 

Ja

Ja

 
 
 
 

Abkommen über Außenpol. Zusam.

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

 

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

 
 
 
 

Konsular-konventio-nen

 
 
 

Ja

 

Ja

Ja

Ja

 
 
 
 
 

Ja

 
 
 
 

Verteidi-gungsabk.

Ja

Ja

Ja

 

Ja

Ja

 

Ja

Ja

 

Ja

Ja

Ja

Ja

 
 
 
 

Militärhil-feabkom.

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

 

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

 
 
 
 

Wirtschafts-

Währungs- und Finanzabk.

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

 

Ja

 

Ja

Zollproto-kolle

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

 

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

 
 
 
 

Technische Hilfeabk.

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Hochschul-abkommen

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

 
 

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

 
 
 
 

Kulturab-kommen

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

 

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Niederlas-sungskon-tionen

 
 

Ja

 

Ja

Ja

 
 
 
 

Ja

Ja

Ja

Ja

 
 
 
 

Justiz-abkommen

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

 
 
 
 

Post-und Fernmelde-abkommen

Ja

Ja

 
 
 

Ja

 

Ja

Ja

Ja

 

Ja

 
 
 
 
 
 

Luftfahrtsab-kommen

Ja

Ja

Ja

Ja

 

Ja

 

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

 
 
 
 
 
 

Schiffahrts-abkommen

Ja

Ja

Ja

Ja

 

Ja

 

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

 
 
 
 
 
 

Lufttrans-portabk.

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

 
 

Ja

Rudfunkab-kommen

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

Ja

 

NB :Erläuterung der Ziffern von 1 bis 18

Dahomey

1- Elfenbeinküste

2- Gabun

3- Kamerun

4- Kongo-Brazzaville

5- Madagaskar

6- Mali

7- Mauretanien

8- Niger

9- Obervolta

10- Senegal

11- Togo

12- Tschad

13- Zentralafrikanische Republik

14- Kongo-Kinshasa

15- Ruanda

16- Burundi

17- Guinea

Quelle :Eigene Darstellung nach Brüne : Die französische Afrikapolitik.... 1995. S. 64 ; in: Scherk, Nikolaus: Dekolonisation... Wien 1969, S. 52.

Tabelle 3 : Französische Militärinterventionen in Afrika 1960-1990

1959-60

Senegal

Unterstützung L. S. Senghor während des Zusammenbruchs der Mali-Federation.

1959-64

Kamerun

Niederschlagung von nationalistischen Bewegungen (UPC)

1960

Gabun

Niederschlagung von Aufständen und Verhinderung eines Regierungswechsels.

1960-63

Tschad

Niederschlagung kleinerer Aufstände.

1960-62

Kongo

Niederschlagung von Aufständen.

1962

Gabun

Niederschlagung von Aufständen

1962

Senegal

Verhinderung eines Staatsstreiches und Unterstützung von Präsident Senghor.

1964

Gabun

Landung von 4000 bis 5000 Mann, um den abgesetzten Präsidenten wieder einzusetzen.

1967

Nigeria

Einsatz von Söldnern zur Unterstützung der sezessionistischen Provinz Biafra.

1968-1975

Tschad

Unterstützung von Präsident Tombalbaye gegen die Tibesti-Rebellen, Bekämpfung der FROLIMAT.

1973

Niger

Niederschlagung eines Staatsstreiches.

1976-77

Djibouti

Unterstützung der Regierung gegen somalischen Irredentismus. (Operation Louada und Saphir)

1977-78

Komoren

Unterstützung der Machtübernahme von Präsident Abdullah.

1977-78

Zaire

Niederschlagung von Rebellionen in der zairischen Provinz Shaba im April 1977. (Operation Vervaine).

Einsatz zur militärischen Beendigung der Angriffe gegen das ehemalige Katanga durch von der Sowjetunion und Kuba unterstützte Truppen aus Angola. (Operation Bonite und Operation Léopard).

1977-1980

Tschad

Interventionen Anfang 1978 und Mai 1980 im Kampf der Regierung des Tschads gegen die FROLIMAT und die Banden der GUNT von Goukouni Ouaddei. (Operationen Tacaud)

1978

Zaire

Landung in Kolwesi (Provinz Shaba) am 19.05.1978, Evakuierungen, aber Einschüchterung der Gegner der zairischen Regierung. (Operation Shaba).

1979

ZAR

Absetzung von « Kaiser » Bokassa, Einsetzung seines Vorgängers David Dacko als Staatsoberhaupt (Operation Barracuda).

1981

ZAR

Operation Efao

1983-83

Tschad

Unterstützung von Präsident Habré gegen die von Libyen unterstützte Rebellenarmee, Einsatz von 4000 französischen Soldaten, Unterstützung durch Logistik, Waffen und Ausrüstung. (Operation Manta).

1986-89

Tschad

Erneute Unterstützung Habrés gegen die Invasionsversuche Libyens (Operation Epervier)

1986

Togo

Unterstützung Präsident Eyademas bei Unruhen.

1989

Komoren

Einmarsch 200 französischer Militärs nach dem Mord an Präsident Abdallah (Operation Oside).

Quelle : Eigene Darstellung nach Löhr, Johanna : Frankreichs Afrikapolitik... Universität Trier 2003. S. 124.

Tabelle 4 : Französische Militärinterventionen in Afrika seit 1990

Seit 1986

Tschad

Ext. Aggression,

Stabilisierung

Operation Epervier. Waren 1988 noch 1990 Soldaten im Tschad stationiert, reduzierte sich deren Anzahl kontinuierlich und hat sich seit Ende der neunziger Jahre auf 800-900 Mann eingependelt. Unter anderem Ende 1991 Einsatz von 150 Fallschirmjägern zur Unterstützung der Regierung Idris Débys.

1990

Gabun

Evakuierung,

(Stabilisierung)

Operation Requin, Einsatz der Fremdenlegion (2000 Mann) und Verstärkerung der Truppen im Mai 1990, Eindämmung von Unruhen (damit indirekte Hilfe für den bedrängten Präsidenten Bongo) und Evakuierung von Ausländern nach Aufständen.

1990-93

Ruanda

Ext. Aggression,

Evakuierung,

(Stabilisierung)

Operation Noroit, Oktober 1990- Dezember 1993. Einsatz von bis zu 600 französischen Soldaten im Nordwesten des Landes, die sich an der Evakuierung von europäischen Einwohnern beteiligen, dabei Unterstützung der Regierungstruppen gegen den Vormarsch der RPF.

Seit 1991

Golf von Guinea

Überwachung,

Evakuierung,

(Stabilisierung)

Operation Corymbe, Einsatz eines französischen Schiffes vor der Küste von Westafrika (Golf von Guinea), quasi-permanente Präsenz zur Überwachung und Kontrolle der Ölfelder sowie gegebenenfalls zur Evakuierung französischer Staatsbürger. Unter anderem Mitte 1990 Einsatz im Konflikt in Gabun, 1997 vor der Küste von Sierra Leone und 2000 Überwachungseinsatz entlang der Elfenbeinküste bei inneren Unruhen im Zuge der Präsidentenschaftswahlen.

1991-92

Bénin/Togo

Stabilisierung

Operation Verdier, Dezember 1991- Februar 1992, 440 Soldaten auf dem Flughafen von Cotonou nach einem Putschversuch gegen den togolesischen Übergangspremierminister Joseph Kokou Koffigoh.

1991

Zaire

Evakuierung,

(Stabilisierung)

Operation Baumier, September-November 1991. Einsatz von 450 französischen Soldaten (parallel zu einer belgischen Aktion) ; Evakuierung ausländischer Staatsbürger, nach Rebellion von unterbezahlten einheimische Soldaten. Zugleich Stabilisierung des diskreditierten Regimes von Mobutu durch « abschreckende Wirkung des französischen Militärs auf die Demonstranten ».

1991

Djibouti

Evakuierung,

humanitärer

Einsatz

(Stabilisierung)

Operation Godoria, Mai bis Juni 1991, Stationierung von Truppen im Norden des Landes nach der Rebellion des Afars. Beteiligung an der Entwaffnung der ethiopischen Soldaten an der Grenze zu Djibouti, Evakuierung französischer Bewohner, humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge, zugleich Unterstützung des Präsidenten gegen Rebellen.

1992

Sierra Leone

Evakuierung,

(Stabilisierung)

Operation Simbleau. Offiziell rein humanitärer Einsatz. Mai, Entsendung einer Fregatte entlang der Küste nach dem Militärputsch um gegebenenfalls bedrohte Ausländer zu evakuieren.

1992-93

Somalia

UN-Mission,

humanitärer

Einsatz,

(Stabilisierung)

Operation Oryx im Rahmen der Operation Restore Hope, (Blauhelmeinsatz UNOSOM) UN-Resolution 794. Ende 1992- März 1993. Einsatz unter amerikanischen Kommando, von 21 000 Mann 2783 Franzosen Absicherung des humanitären Einsatzes und Unterstützung des Friedensprozesses. Vier französische Kriegsschiffe vor der Küste.

1994

Ruanda

UN-Mission

Humanitärer

Einsatz

Mission des Nations Unies pour l'assistance au Rwanda (MINUAR), Résolution 872 vom 05.10.1993. Erweiterung des Mandats durch Resolution 918 vom 16.05.1994, Verstärkung der UNAMIR/MINUAR auf 5500 Mann, Erweiterung des Mandates jedoch sehr verzögerte Umsetzung.

1994

Ruanda

Evakuierung

Operation Amaryllis 09.04.-14.04., 500 französische Fallschirmjäger evakuieren mehr als tausend Franzosen und andere Europäer, aber auch ruandische Politiker.

1994

Ruanda

UN-Mandat

Humanitärer

Einsatz,

(Stabilisierung)

Operation Turquoise (22.06.-22.08.) : Humanitärer Einsatz von 2500 Franzosen und 500 afrikanischen Truppen unter UN-Mandat (Res. 929 vom 22.06.1994), temporäre multinationale Operation unter französischen Kommando, Schaffung von humanitären Sicherheitszonen im Südwesten des Landes und in Zaire zum Schutz ruandischer Flüchtlinge, aber auch fliehender Hutu-Extremisten.

1994-95

Niger

Operation Croix du Sud 01.10.1994-30.06.1995

1994

Kamerun

Ext. Aggression

Landung von etwa 30 Fallschirmjägern am 28.02., um Kamerun Hilfe im Grenzstreit mit Nigeria um die Halbinsel Bakassi zu gewähren.

1995

Kamerun

Ext. Aggression

Operation Balata, Februar bis September, Entsendung von 9 Mann im Rahmen der fortgesetzten Grenzkonflikte zwischen Kamerun und Nigeria. Intervention im Grenzkonflikt mit Nigeria.

1995-96

Komoren

Stabilisierung

Operation Azalée I (30.09.1995-15.10.1995) und Operation Azalée II (15.10.1995-23.03.1996) Einsatz von 900 Soldaten zur Beendigung eines von Bob Denard geführten Putsches, nachdem der Ministerpräsident um Hilfe gerufen hat.

1996-2002

Kamerun

Ext. Aggression

Operation Aramis, seit dem 17.02.1996 im Rahmen des Verteidigungsabkommens ca. 60 Mann zur Unterstützung der Truppen bezüglich der Grenzstreitigkeiten mit Nigeria.

1996-97

ZAR

Evakuierung,

(Stabilisierung)

Operation Almandin I, 21.05.1996-15.04.1998 Schutz der französischen Bewohner, Einsatz auf Einladung von Präsident Patassé, nach Aufständen in Bangui am 18.04.1996. Offiziell nur Schutz und Evakuierung der Einwohner, aber auch ein direkter Einfluss der Operationen auf die Gefechte.

Operation Almandin II, April-Juni, Einsatz von 2300 französischen Soldaten in Bangui um die Evakuierung von 1600 Ausländer und Franzosen zu ermöglichen, Absperrung von Flughafen und Präsidentenpalast, beim zweiten Eingriff Einsatz von Lenkraketen.

Operation Almandin III, September 1995- Mai 1996. Nach Ausbruch erneuter schwerer Kämpfe zwischen Loyalisten und Rebellen erneuter Eingriff französischer Truppen ; 04.01.1997 nach Erschießung von 2 frz. Soldaten brutaler Gegenschlag der frz. Truppen (2050 Mann).

Die Operation Almandin wird im Rahmen der MISAB fortgeführt.

1996

Zaire

Operation Malebo, 22.11.1996-24.12.1996.

1997

ZAR

Einsatz französischer Soldaten im Rahmen der MISAB, die die Emplementierung des Friedensabkommen von Bangui (1997) überwachen soll, 27.01.1997-18.04.1998.

1997

Zaire/RD Kongo

Evakuierung

Operation Isard, 15.03.1997, Evakuierung von 15 Personen.

1997

Kongo (Brazzaville)

Evakuierung,

(Stabilisierung)

Operation Pélican I, 19.03.1997-06.06.1997 Stationierung von 400 Soldaten in Brazzaville, Schutz von Ausländern und Vorbereitung einer eventuellen Evakuierung des gegenüberliegenden Kinshasas. Nach Kämpfen zwischen verschiedenen Milizen und der Regierungsarmee in Brazzaville wird auch hier die ausländische Bevölkerung gesichert und evakuiert.

Operation Pelican II, 08.06.-15.06.1997, Verstärkerung der Truppen auf 1200 französischen Militärs, explizit nur Evakuierungsaufgaben.

Operation Pelican III, ab Ende Juni 1997, Evakuierung/Abzug des gesamten militärischen Personals.

Operation Antilope, Oktober-November, Evakuierungen.

1998

ZAR

Stabilisierung,

UN-Mission

Operation Murène, ab 15.04.1998 Ende 1999 noch 5 Mann präsent.

Beteiligung an MINURCA (ab 18.04.1998) mit 208 Mann (insgesamt 1350 Mann, Entwaffnung, Befriedigung).

Operation Cigogne, zur Begleitung des Truppenabzuges.

1998

RD Kongo (Zaire)

Evakuierung

Operation Malachite, 11.08.-27.10. in Brazzaville, um die Evakuierung von 2500 Ausländern aus Kinshasa zu ermöglichen, darunter 600 Franzosen.

1999

Djibouti

Stabilisierung

Operation Khor-Angar, seit 24.01.1999, im Ethiopa-Eritrea Konflikt, Ziel der Mission ist der Schutz der französischen Truppen und der Vorbereitung des Schutzes von Flughafen und Hafen von Djibouti.

2000

ZAR

Operation Murène zum Schutz der französischen Botschaft, 6 Mann.

2000

Kongo (Brazzaville)

Evakuierung

Operation Okumé, März bis 23 Juni 2000, Schutz der französischen Botschaft und Vorbereitung einer eventuellen Evakuierung, 30 Mann.

Seit 2002

Elfenbeinküste

UN-Mandat

Evakuierung,

Stabilisierung

Operation Licorne, Französische Intervention nach dem Putsch im September 2002 zunächst mit 1000 Mann, Sicherung der französischen Bevölkerung.

Ab Februar 2003 Unterstützung einer 1500 Mann starken Truppe der ECOMOG (MICECI) durch 2500 französische Truppen, Erhöhung des französischen Kontingentens auf fast 4000 Mann im Mai 2003. Schutz bedrohter Zivilisten und Durchsetzung des Waffenstillstandes durch UN-Sicherheitsratresolution 1464.

2003

ZAR

Evakuierung,

Stabilisierung

Operation Boali : Seit Mitte März, insgesamt 300 Mann, Sicherung des Flughafens und der Botschaft in Bangui, Evakuierung und Unterstützung der CEMAC nach dem Einmarsch der Truppen des General Bozizé.

2003

RD Kongo

UN-Mandat

Humanitärer

Einsatz

Operation Aramis. Anfang Juni bis September 2003 Einsatz von 1500 Franzosen in der ca. 1400 Mann umfassenden multinationalen (EU-) Schutztruppe unter Führung Frankreichs im Nordosten des Kongos, robustes UN-Mandat (Res. 1848).

2003

Liberia

Evakuierung

Operation Providence, Evakuierung von 535 ausländischen Einwohnern im Juni.

Quelle: Zitiert nach Löhr, Johanna: Frankreichs Afrikapolitik... Universität Trier 2003. S. 127-130.

Abkürzungsverzeichnis

AEF Afrique Equatoriale Francaise

AI Amnesty International

AOF Afrique Occidentale Francaise

AU African Union

BAG Bloc Africain de Guinée

BPN Bureau Politique National

BSP Bruttosozialprodukt

CEDEAO Communauté Economique des Etats de l'Afrique de

l`Ouest

CEEAC Communauté Economique des Etats de l'Afrique

Centrale

CEMAC Communauté Economique et Monétaire de l'Afrique

Centrale

CFA Communauté Financière Africaine oder Coopération

Financière en Afrique Centrale

DR Kongo Demokratische Republik Kongo

ECOMOG ECOWAS Monitoring Group

ECOWAS Economic Community of West African States

EEF Europäischer Entwicklungsfonds

EU Europäische Union

EWG Europäische Wirtschaftsgemeinschaft

FAI Force d'Action Extérieur

FAR Force d'Action Rapide

IWF Internationaler Währungsfond

MICECI Mission de la CEDEAO pour la Cote d`Ivoire

MINUCI Mission des Nations Unies pour la Cote d`Ivoire

MINURCA Mission des Nations Unies en République Centrafricaine

MISAB Mission Internationale de Surveillance des Accords de

Bangui

MONUC Mission de l'Organisation des Nations Unies au Congo

NATO North Atlantic Treaty Organization

OAU Organisation of African Unity

PDG Parti Démocratique de Guinée

RDA Rassemblement Démocratique Africain

RECAMP Renforcement des Capacités Africaines de maintien de la

Paix.

RPF Rwandese Patriotic Front

SADC Southern Africa Development Community
UDEAC Union des Etats d'Afrique Centrale

UEMOA Union Economique et Monétaire Ouest-Africaine

UN United Nations

UNAMIR United Nations Assistance Mission for Rwanda

UNO United Nations Organisation

ZAR Zentralafrikanische Republik

Literaturverzeichnis

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Zeitschriften und Periodika

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Africa International (Paris)

Jeune Afrique Economie (Paris)

Le Nouvel Afrique Asie (Paris)

Wöchentliche Zeitschriften:

L'Autre Afrique (Paris)

Jeune Afrique, Hebdomadaire International Indépendant (Paris)

Weitere Zeitschriften, Periodika und Artikeln:

La Croix (Frankreich)

Frankfurter Allgemeiner Zeitung (Deutschland)

Le Figaro (Frankreich)

Le Monde diplomatique (Frankreich)

Le Monde (Frankreich)

Le Point (Frankreich)

Süddeutsche Zeitung (Deutschland)

Die Welt (Deutschland)

Die Zeit (Deutschland)

Dokumentarische Filme:

Afrika unter Einfluss, Fernsehersender ARTE France, 2000.

Befreien Sie Afrika.

Le dernier Discours de Thomas Sankara; Distribution SARL OVATION, Paris.

Lumumba, Mord im Kolonialstil.

Menschenzoos (Les Zoos Humains), Arte France 2002.

Mobutu, Roi du Zaire.

New Wind of Change? Demokratisierung in Schwarz Afrika. ARTE von Hannelore Gadatsch und Ousmane Kaba.

Sékou Touré à Paris, 1982; Editions Bolibana, Paris.

La Terreur globalisée avec Interventions de Jean Ziegler et Aminata Traoré, Emission Rideau Rouge sur TV 5, France 2003.

Thomas Sankara et Francois Mitterand à Ouagadougou; Distribution SARL OVATION, Paris.

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persanes, Meine Gedanken, 11 (1721).

* 2 Zitiert nach Ziegler, Jean: Die Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt

am Main, Athenäum, 1988, S. 13.

Michel de Montaigne (1533-1592) war ein französischer Humanist, Schriftsteller und Politiker.

* 3 Heisenberg, Werner: Physik und Philosophie, Werkperspektiven, Band 2, Ullstein Bücher 1959, S. 156-157.

* 4 Huntington, Samuel P. : How Countries democratise. In: Political Science Quartely, 1991, 106 (4), S. 579-616.

* 5 Unter diesem Begriff muss es verstanden werden Länder, die unter der französischen Kolonialherrschaft waren: Senegal, Mali, Guinea, Cote d'Ivoire, Burkina Faso, Togo, Benin, Niger, Tschad, Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Gabun, Kongo.

* 6 Francois Mitterand (1916-1996) war Sozialist und Staatspräsident Frankreichs von 1981 bis 1995.

* 7 Gillet, Nathalie: Frankreichs neue Entwicklungspolitik- Auf der Suche nach einer neuen Partnerschaft mit

Afrika, http://www.inwent.org/E+Z/content/archiv-ger/07-2003/schwer_art3.html (03.01.2005).

* 8 OAU: Organisation der Afrikanischen Union (1963 bis 2002)

* 9 AU: Afrikanische Union

* 10 Ansprenger, Franz ist emeritierter Professor für Internationale Politik und leitete von 1968 bis 1992 die

Arbeitsstelle Politik Afrikas an der Freien Universität Berlin.

* 11 Prof. Dr. Stefan Brüne ist am Institut für Allgemeine Überseeforschung/ Hamburg tätig.

* 12 Birgit Brock-Utne ist Professorin für Internationale Erziehung am Institut für Erziehungswissenschaft der

Universität Oslo.

* 13 Ziegler, Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am Main:

Athenäum, 1988. S. 9.

* 14 Brüne, Stefan: Die französische Afrikapolitik, Hegemonialinteressen und Entwicklungsanspruch. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, 1995.

* 15 Staatspräsident Frankreichs seit 1995 und wurde im 2002 wiedergewählt.

* 16 Autor von mehreren Bücher über die franko-afrikanischen Beziehungen und Leiter des Vereins Survie«

(Überleben auf Deutsch), welcher für die Förderung von Demokratie und Menschenrechten in Afrika einsetzt.

* 17 Interview vom François-Xavier Verschave am 26.07.2004, http://www.survie-france.org.

* 181994 wurde die neokoloniale Währung, der Franc CFA« (früher hieß das: Colonies Francaises d'Afrique«, heute: Communauté Financière Africaine« ) um fünfzig Prozent abgewertet und Frankreich übernahm die Rolle des Anwalts Afrikas auf der internationalen Bühne und der Vormundschaft zur Durchsetzung der Interessen der Institutionen von Bretton Woods.

* 19 Löhr, Johanna: Frankreichs Afrikapolitik- Kontinuität und Wandel seit 1990. Lehrstuhl Internationale

Beziehungen/Außenpolitik Universität Trier, 2003. S. 1.

* 20 Mwayila Tshiyembe ist Spezialist der Konflikten für die Zentralafrikanische Region, Leiter des Institut

Panafricain de Géopolitique« in Paris, Lehrer an der Universität von Paris XII und Forscher an dem IRENEE

(Institut de Recherches sur l'Evolution de la Nation et de l'Etat en Europe) bei der Universität von Nancy II.

* 21 Mwayila Tshiyembe: Etat multinational et démocratie Africaine. Sociologie de la renaissance politique.

L'Harmattan, Paris, 2001.

* 22 Franz Fanon, 1925 auf Martinique geboren, hat in Frankreich Philosophie und Medizin studiert. 1953 ging er

als Arzt nach Algerien. Drei Jahre später demissionierte er, um von nun ab für die Nationale Befreiungsfront

zu arbeiten. 1961 starb er in New York an Leukämie, am selben Tag, an dem sein Hauptwerk, Die Verdammten dieser Erde«, in Paris veröffentlicht wurde.

* 23 Charles de Gaulle (1890-1970) war Staatspräsident in der V. Republik Frankreichs von 1959 bis 1969.

* 24 Charles de Gaulle: Le fil de l'épée. Berger 1932, Leurault 1961. S. 77.

* 25 Ziegler, Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt

am Main, Athenäum, 1988, S. 13.

* 26 Nicholo Machiavelli (1469-1527) war Schriftsteller, politisch Historiker und italienischer Literat.

* 27 Zum Streit über die Wissenschaftlichkeit Machiavellis vgl. Klein, Machiavellis Lageanalyse, a. a.O., S. 23-72.

* 28 Münkler, Herfried: Im Namen des Staates. Die Begründung der Staatsraison in der frühen Neuzeit. Frankfurt

a. Main. 1987, S. 328.

* 29 Münkler, Herfried: Staatsräson und politische Klugheitslehre. In: Fetscher, Iring/ Münkler, Herfried (Hrsg.), Pipers Handbuch der politischen Ideen. Band 3, S. 50.

* 30 Meinecke, Friedrich: Die Idee der Staatsräson. München, Berlin, Oldenburg, 1924. S. 1.

* 31 Münckler, Herfried: Im Namen des Staates. Die Begründung der Staatsraison in der frühen Neuzeit. Frankfurt

a. Main. 1987, S. 174-175.

* 32 Ebenda, S. 175.

* 33 Meinecke, Friedrich: Die Idee der Staatsräson. München, Berlin, Oldenbourg, 1924. S. 183.

* 34 Nach Jean Ziegler :Jean Bodin liefert die Theorie dieser Geburt in Les Six livres de la République (Sechs

Bücher über die Republik), die zum ersten Male 1577 erschienen sind. Vgl. Oeuvres. Hrsg. Von Pierre

Mesnard. Paris, 1951.

* 35 Ziegler, Jean: Die Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am Main,

Athenäum, 1988. S. 15-18.

* 36 Hobbes, Thomas (1588-1679) war ein englischer Mathematiker, Staatstheoretiker und Philosoph der frühen

Neuzeit, der durch die in seinem Hauptwerk Leviathan begründete Theorie des Gesellschaftsvertrages

Berühmtheit erlangte (unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Hobbes).

* 37 Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) war ein französischer Schriftsteller, Philosoph, Aufklärer

schweizerischer Abstammung. Er wird u.a. zu den ersten Frühsozialisten gezählt.

* 38 Münkler, Herfried: Im Namen des Staates. Die Begründung der Staatsraison in der Frühen Neuzeit. Fischer

Verlag, Frankfurt am Main, 1987. S. 299.

* 39 Buck, August: Die Kunst der Verstellung im Zeitalter des Barocks. In: Festschrift der Wissenschaftlichen

Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe Universität, Frankfurt am Main, Wiesbaden, 1981. S. 85.

* 40 Diego Saavedra Fajardo (1584-1648) war ein spanischer Schriftsteller, der sein Leben zum grössten Teil als Diplomat der spanischen Krone verbracht hat. Seine politische Tätigkeit hat in besonderer Masse sein literarisches Werk geprägt. Im Jahr 1640, während seiner diplomatischen Tätigkeit, veröffentlichte er in München sein Hauptwerk: Idea de un príncipe político cristiano representada en cien empresas (unter: http://www.konyvtar.elte.hu/hirek/rendezvenyek/2004/digit_konf/szr_ea.htm).

* 41 Philipp IV. (span. Felipe IV., von 1605-1665) war König von Spanien, Neapel und Sizilien. Er regierte von

1621 bis 1665 (unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_IV.).

* 42 Münkler, Herfried: Im Namen des Staates. Die Begründung der Staatsraison in der frühen Neuzeit. Fischer

Verlag, Frankfurt am Main, 1987. S. 313.

* 43 Henri Leferbvre (1901-1991) gilt in Frankreich als Star du Marxisme«. Im angelsächsischen Sprachraum ist

er der Grundlagentheoretiker des sozialen Raums (unter: www.ernst-bloch.net).

* 44 Ziegler, Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am Main,

Athenäum, 1988. S. 19.

* 45 Münkler, Herfried: Im Namen des Staates. Die Begründung der Staatsraison in der Frühen Neuzeit. Frankfurt

am Main, S. Fischer, 1987. S. 321.

* 46 Félix Houphouet-Boigny (1905-1993 war der erste Präsident der Republik Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) von

1960 bis 1993.

* 47 Francois-Xavier Verschave: La Françafrique, le plus long scandale de la République. Editions Stock, 1998,

1999. S. 175.

* 48 Ibid. S. 175

* 49 Jacques Foccart (1913-1997) kümmerte sich um die afrikanische Angelegenheiten unter den französischen

Präsidenten De Gaulle und Georges Pompidou und bleib der Mann des Schattens in Sachen frankophonem

Afrika bis zu seinem Tod 1997.

* 50 RPF (Rassemblement du Peuple Francais) wurde am 14.04.1947 von General de Gaulle gegründet. Sie war

die wichtigste Oppositionspartei gegenüber der IV. Republik.

* 51 Francois-Xavier Verschave: Noir silence. Qui arretera la Francafrique ? Editions des Arenes, 2000. S. 99.

* 52 Großer, Alfred:Frankreich und seine Außenpolitik 1944 bis heute. München/Wien 1990, S.217.

* 53 Beides Import-Export Firmen.

* 54 Van Meter, Karl: The French Role in Africa. In : Ray, Ellen/William Schaap/Karl van Meter/Louis Wolf

(Hg.): Dirty Work. The CIA in Africa. London 1980. S. 31.

Barbouzes : Geheimpolizisten.

* 55 Am 5. April 1975 verhaftete die amerikanische Polizei in New Jersey einen Foccart operative«, Roger Delouette, und fand in seinem Wagen 49 Kilo Heroin. Auch André Labay, der Chef des Kongo-Kinshasa-Premierministers, soll für Foccart gearbeitet und in Diamanten- und Drogengeschäfte verwickelt gewesen sein. Ibid., S.31.

* 56 Biafrakrieg : nigerianischer Bürgerkrieg (1967-1970).

* 57 Francois-Xavier Verschave: Noir silence. Qui arretera la Francafrique ? Editions des Arenes, 2000. S. 277.

* 58 Davidson, Basil: Vom Sklavenhandel zur Kolonialisierung. Afrikanisch-europäische Beziehungen zwischen

1500 und 1900. S. 9.

* 59 Jean-Paul Benoit (keine genaue Angabe).

* 60 Auszug aus der Aufstellungsrede von Jules Ferry vor dem französischen Senat am 27.02.1893.

* 61 Jules Ferry (1832-1893) war Rechtsanwalt und französischer Staatsmann.

* 62 Walter Rodney (1942- 1980) war ein Historiker und Politiker aus Guyana. Er wurde in einer Arbeiter Familie

geboren und hat in Guyana und dann auf Jamaika studiert. Im Jahre 1966 hat er in London zum Thema der

Geschichte der Sklaverei promoviert. Nach zahlreichen Reisen ist er im Jahre 1974 nach Guyana

zurückgekehrt. Dort sollte er eine Universitätsprofessur übernehmen, was von der Regierung verhindert

wurde. Im Jahre 1980 wurde Walter Rodney während des Wahlkampfes vor den Wahlen in Guyana ermordet.

Sein berühmtes, im Jahre 1972 veröffentlichtes Buch heißt How Europa Underdeveloped Africa« (Afrika-

Die Geschichte einer Unterwicklung«) unter http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Rodney.

* 63 Ansprenger, Franz: Geschichte Afrikas. München: Beck, 2002. S. 42.

* 64 Brüne, Stefan: Die französische Afrikapolitik. Hegemonialinteressen und Entwicklungsanspruch. Nomos

Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, 1995. S. 19-20.

* 65 Ziegler, Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am Main,

Athenäun, 1988. S. 68.

* 66 Zitiert nach Ziegler Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am

Main, Athenäun, 1988; in: Karl Marx, Friedrich Engels Werke (MEW) Bd. 23, Berlin 1971. S. 787-8.

* 67 Zitiert nach Ziegler Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am

Main, Athenäun, 1988; in: MEW Bd. 23, S. 781.

* 68 Zitiert nach Ziegler Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am

Main, Athenäun, 1988; in: A. Günther Frank, L'Accumulation mondiale. Paris 1977, S. 211 ff.

* 69 Ansprenger, Franz: Geschichte Afrikas. München: Beck, 2002. S. 50-51.

* 70 Ansprenger, Franz: Geschichte Afrikas. München: Beck, 2002. S. 64.

* 71 Die internationale Afrikakonferenz (genannt auch Berliner Afrika- oder Kongo- Konferenz) trat vom 15. November 1884 bis 26. Februar 1885 in Berlin zusammen. Hier unterzeichneten die Vertreter der 14 teilnehmenden Staaten in Berlin die Kongoakte. In ihr werden die Neutralisierung des Kongobeckens verfügt, Handels- und Schifffahrtsfreiheit vereinbart, der Sklavenhandel verboten, der unabhängige Kongostaat unter der Souveränität des belgischen Königs Leopold II. anerkannt und Kongo (Brazzaville) als französischer Besitz bestätigt. Die Konferenz beendete die internationale Krise um das Kongobecken. Es wurden allgemeine Richtlinien und Spielregeln für den Erwerb von Kolonien aufgestellt. Weiterhin sind nach Inbesitznahme eines Gebietes die anderen Kolonialmächte zu unterrichten und auch ihnen freien Handel zu gewähren. Bismarck erreichte für das Deutsche Reich die Aufnahme in den Kreis der Kolonialmächte. Die Konferenz löste einen regelrechten Wettlauf um koloniale Besitzungen aus. 1876 waren ca. 10% Afrikas in europäische Hand. Innerhalb von 25 Jahren änderte sich die Situation dramatisch. 1902 hatten sich die Kolonialmächte 90% des Territoriums Afrikas untereinander aufgeteilt ( unter: http://www.deutsche-schutzgebiete.de/afrikakonferenz.htm).

Die Teilnehmerstaaten: Belgien, Dänemark, Deutsches Reich, England, Frankreich, Italien, Niederlände, Österreich-Ungarn, Portugal, Russland, Schweden, Spanien, Osmanisches Reich und USA ( unter: http://www.deutsche-schutzgebiete.de/afrikakonferenz.htm).

* 72 Ansprenger, Franz: Geschichte Afrikas. München: Beck, 2002. S. 77.

* 73 Zitiert nach Brüne Stefan: Die französische Afrikapolitik. Hegemonialinteressen und Entwicklungsanspruch.

Baden-Baden, 1995; in: General de Gaulle auf einer Pressekonferenz am 11. April 1961 in Paris. Crocker,

Chester. A.: The Military Transfer of Power in Africa. A comparative Study of Change in the British and

French Systems of Order. Washington D. C. 1969 (Dissertation, John Hopkins University), S. 420; zitiert in:

Major Addresses, Statements and Press Conferences of General de Gaullle, May 19, 1958- January 31, 1964.

New York: French Embassy Press and Information Division, o.J., S. 116.

* 74 Zitiert nach Löhr Johanna: Frankreichs Afrikapolitik- Kontinuität und Wandel seit 1990. In: Krosigk,

Friedrich von: Frankreich, Koloniale Tradition und postkoloniale Transformation; in: Marie Luise Christadler/

Henrik Uterwedde (Hrsg.), Länderbericht Frankreich. Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft

(Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Band 360), Bonn 1999, S. 484-486.

* 75 Ghana: westafrikanisches anglosprachiges Land mit Hauptstadt Accra.

* 76 Benin: Staat im westen Afrikas mit französisch als Amt-und Bildungssprache; Hauptstadt Cotonou.

* 77 Nigeria: anglophones Land im Westafrika, Hauptstadt Abuja.

* 78 Senegal: Staat an der westafrikanischen Küste mit Hauptstadt Dakar.

* 79 Cote d'Ivoire: frankophones westafrikanisches Land mit Hauptstadt Abidjan.

* 80 Marx, Christoph: Geschichte Afrikas. Von 1800 bis zur Gegenwart. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2004. S.

122-124.

* 81 Brunschwig, Henri: Mythes et réalités de l'impérialisme francais 1871-1914. Armand Collin, Paris 1960. S.73

* 82 Kramer, Steven Philipp: Does still count? The French Role in the new Europe (The Centre for Strategic and

International Studies, The Washington Papers, Nr. 164), Westport/ Connecticut/London 1994, S. 27-29.

* 83 Zitiert nach Löhr Johanna: Frankreichs Afrikapolitik- Kontinuität und Wandel seit 1990. In: Malraux, André:

Les Chènes qu'on abat. Paris 1971, S. 21. Siehe auch : Yost David S., France, in: Douglas J. Murray/ Paul R.

Viotti, The Defense Policies of Nations. A comparative Study, Baltimore 1994, S. 235.

* 84 Fuchs, Günter/Hans Henseke: Das französische Kolonialreich. Berlin (DDR), 1987. S. 131.

* 85 Nach Brüne Stefan: Die französische Afrikapolitik. Hegemonialinteressen und Entwicklungsanspruch. Baden-

Baden-Baden, 1995; in: Hungerkrise im Sahel (Brüne Stefan): Natur- oder Sozialkatastrophe? In: Die Erde

116 (1985) 2-3, S. 189.

* 86 Moussa, Pierre: Les chances économiques de la communauté franco-africaine. Paris, Armand Colin, 1957.

S. 27.

* 87 F CFA: Francs des Colonies Francaises d'Afrique.

* 88 Zitiert nach Brüne Stefan: Die französische Afrikapolitik. Hegemonialinteressen und Entwicklungsanspruch. Baden-Baden-Baden, 1995. S. 42: Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die verbleibenden 30% nur deshalb aus lokalen Ressourcen finanziert werden konnten, weil Frankreich einen Großteil der laufenden Haushaltsausgaben deckte. Zwischen 1950 und 1956 bestritt Frankreich offiziellen Angaben zufolge in Französisch-Westafrika rund 37% der laufenden zivilen und militärischen Ausgaben«. Siehe Berg, Elliot J.: The Economic Basis of Political Choice in French West Africa. In: The American Political Review 54 (Juni 1960) 2, S. 394f.

* 89 Bozo, Frédéric: La politique étrangère de la France depuis 1945. Paris 1997. S. 3.

* 90 Kessler, Marie-Christine/ Frédéric Charillon : Un « rang » à réinventer, in : Frédéric Charillon (Hrsg.) Les

politiques étrangères. Ruptures et continuités. Paris 2001. S. 101-131.

* 91 Vgl. Bozo, Frédéric: La politique étrangère de la France depuis 1945. Paris 1997. S. 31f.

* 92 AOF: Afrique Occidentale Francaise (Französisch-Westafrika umfasste fortan die Territorien Senegal,

Französisches Sudan: heute Mali, Mauritanien, Niger, Obervolta: heute Burkina Faso, Französisches Guinea:

heute Guinea, Elfenbeinküste: heute Cote d'Ivoire und Dahomey: heute Benin).

* 93 AEF: Afrique Equatoriale Francaise (Französisch-Äquatorialafrika setzte sich aus Gabun, Mittel-Kongo:

heute Kongo, Tschad und Ubangi-Schari: heute Zentralafrikanische Republik zusammen).

* 94 Auszug aus einem Brief des ehemaligen französischen Premier Ministre Michel Débré am 15. Juni 1960 an

dem künftigen Präsident Gabuns Leon M'Ba.

* 95 Charles de Gaulle in: Mémoires d'Espoir. Le renouveau (1958-1962). Plon, Paris, 1970.

* 96 Yacono, Xavier: Histoire de la Colonisation francaise. Paris : Presses universitaires de France, 1984. S.7.

* 97 Krosigk, Friedrich von: Frankreich: Koloniale Tradition und postkoloniale Transformation. In: Marieluise

Christadler/ Henrik Uterwedde (Hrsg.): Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. Schriftenreihe Band 360.

Bundeszentrale für politische Bildung. Bonn 1999. S. 484-500.

* 98 Lamine Guèye: damals Abgeordneter aus dem Senegal

* 99 L. S. Senghor: damals auch Abgeordneter und künftiger Staatspräsident der Republik Senegal von 1960 bis

1980.

* 100 Félix Houphouet-Boigny: Abgeordneter und künftiger Staatspräsident der Republik Cote d'Ivoire von 1960

bis 1993.

* 101 Marx, Christoph: Geschichte Afrikas. Von 1800 bis zur Gegenwart. Ferdinand Shöningh, Paderborn, 2004.

S. 257.

* 102 Krosigk, Friedrich von: Frankreich: Koloniale Tradition und postkoloniale Transformation. In: Marie

Christadler / Henrik Uterwedde (Hrsg.): Länderbericht Frankreich. Geschichte, Politik, Wirtschaft,

Gesellschaft. Schriftenreihe Band 360. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1999. S. 493.

* 103 Mitglieder des Verfassungsausschusses (Comité Constitutionnel).

* 104 Frankreich war auch für das Jüstiz-, Hochschul-, verkehrs- und Fernmeldewesen zuständig.

* 105 Zitiert nach Scherk, Nikaolaus: Dekolonisation und Souveränität. Die Unabhängigkeit und Abhängigkeit der

Nachfolgerstaaten Frankreichs in Schwarzafrika. Wien 1969. S. 27.

* 106 Aus der Elfenbeinküste.

* 107 Aus dem Tschad.

* 108 Aus dem Senegal.

* 109 Aus Madagaskar.

* 110 Kaba, Lansiné: Le Non« de la Guinée à de Gaulle. Paris 1989. S. 72.

* 111 Minister Cornut-Gentille nach Jeune Afrique 31, Januar 1991, N° 1566. S. 52.

* 112 Sékou Touré (1922-1984): war Gründer des PDG (Parti Démocratique de Guinée, Section RDA:

Rassemblement Démocratique Africain), Politiker, Gewerkschaftsführer, Vizepräsident des Regierungsrates

von Guinea und Präsident der République Populaire et Révolutionaire de Guinée von 1958 bis 1984.

* 113 Zitiert nach Stefan Brüne, ibid., S.54. (Mit Ja« stimmten an der Elfenbeinküste 99%, in Dahomey 97,8%, in

Gabun 92%, Madagaskar 78,2%, Mauretanien 94%, Mittel-Kongo 99%, Niger 76%, Obervolta 99%, Ubangi-

Schari 98%, Senegal 97,6%, Sudan (Francais) 97% und Tschad 98%. Die Höhe der Ergebnisse hat Zweifel an

ihrer Echtheit genährt. Sie dürfen sich jedoch überwiegend als Ausdruck patrimonial geprägter

Klientelbeziehung erklären. In Madagaskar und Niger, wo es eine organisierte Opposition gegen das Ja« gab,

war die Zustimmung denn auch vergleichsweise gering. In Niger, wo sich der Vizepräsident des

Regierungsrates, Djibo Bakari, gegen die Annahme der Verfassung ausgesprochen hatte, kam Diori Hamanis

Ja« - Kampagne allerdings auch die gezielte Unterstützung der alten Kolonialverwaltung zugute).

* 114 Scherk, Nikolaus: Dekolonisation und Souveränität. Die Unabhängigkeit und Abhängigkeit der

der Nachfolgestaaten Frankreichs in Schwarzafrika. Wien 1969. S. 37.

* 115 Brüne, Stefan: Die französische Afrikapolitik. Hegemonialinteressen und Entwicklungsanspruch. Nomos,

Baden-Baden, 1995. S. 47-57.

* 116 Marx, Christoph: Geschichte Afrikas. Von 1800 bis zur Gegenwart. Ferdinand Schöningh, Paderborn, 2004.

S. 257-259.

* 117 Immanuel Kant (1724-1804) war Deutscher Philosoph und Professor an der Universität seiner Heimatstadt,

Königsberg. Sein Hauptwerk war die Kritik der reinen Vernunft.

* 118 Zitiert nach Daniel Tessue: Polémique autour du problème bamiléké. In : La Nouvelle Expression von

11.07.1995. (Maréchal Lyautey (1854-1934) war ein Berühmter französischer Kolonisator.)

* 119 Albertini, Rudolf: Dekolonisation. Die Diskussion über Verwaltung und Zukunft der Kolonien 1919-1960.

Köln, Opladen 1966. S. 518.

* 120 Ansprenger, Franz: Auflösung der Kolonialreiche. München 1981. S. 249.

* 121 Ansprenger, Franz: Auflösung der Kolonialreiche. München 1981. S. 249.

* 122 UPC (Union des Populations du Cameroun) war die erste politische Masenpartei und wurde 1948 gegründet.

* 123 Ruben Um Nyobé (1913-1958) war Generalsekretär der UPC und wurde durch die französische

Kolonialarmee im September 1958 ermordet.

* 124 Faligot, Roger/ Pascal Krop: La piscine. Les services secrets francais 1944-1984. Paris 1985. S. 238.

* 125 Nach Brüne Stefan: Die näheren Umstände dieses Mordes sind nur durch einen Zufall an die Öffentlichkeit

gekommen. In einem 1985 bekannt gewordenen Bericht des Service de documentation extérieure et de contre-

espionnage (SDECE) heißt es: Notre agent, poursuit l'officier du SDECE, l'invite (Félix Moumié) le samedi

15 octobre 1958 à diner dans un restaurant de la vieille ville de Genève, le Plat d'argent. Moumié s'y rend

avec un étudiant camerounais de Clermont-Ferrand, Jean-Martin Tchapatchaet. A peine arrivé, Moumié est

demandé au téléphone. Il s'étonne, puisque personne ne sait qu'il se trouve dans ce restaurant. Mais il y va. Le

journaliste (in der Wirklichkeit der Geheimdienst Offizier) occupe l'étudiant en lui montrant quelques

documents confidentiels sur son pays, et verse discrétement un peu de thallium dans le Ricard de Moumié.

Le dirigeant camerounais revint à table en se plaignant qu'il n'avait pas trouver d'interlocuteur à l'autre bout

du fil. Moumié parle beaucoup mais ne boit pas son aperitif, qu'il laisse de coté sur la table. Notre agent répète

dans son stratagème avec le vin. L'exercice est périlleux, en raison de la présence des deux hommes.

Moumié boit enfin son vin. C'est parfait. Il ira mourir à Conakry où pas un médécin ne sera capable

de dire qu'il a été empoisonné. On accusera Sékou Touré du meurtre.

Mais, soudain, c'est la catastrophe. Alors que le repas se termine sur un café, Moumié recupère son Ricard et

le boit. C'est foutu. La dose minutieusement préparée à Mortier est maintenant double, trop forte, et Moumié

sera hospitalisé à Genève la nuit suivante.« Siehe : Faligot, Roger /Pascal Krop: La piscine. Les services

secrets francais 1944-1984. S. 240 und Held, Jean-Francis : L'affaire Moumié. Paris 1961.

* 126 Fuchs, Günter/Hans Henseke: Das französische Kolonialreich. Berlin (DDR) 1987. S. 183.

* 127 Dieser Begriff wurde in diesem Kontext von ehemaligen Staatspräsident Senegals (von 1960 bis 1980) Léopold Sédar Senghor benutzt.

* 128 Zitiert nach Brüne Stefan: De Gaulles legendärer Afrikaberater Jacques Foccart räumte in einem dem

ehemaligen amerikanischen Gabun-Botschafter, Francis Terry McNamara, am 19. Januar 1988 in Paris

gewährten Interview ein, die Schaffung kleiner Staaten mit geringer Verhandlungsmacht sei intentional«

gewesen. Siehe Mc Namara, Francis Terray: France in Black Africa. Washington D.C. 1989. S. 80.

* 129 Mc Namara, Francis Terray: France in Black Africa. Washington D.C. 1989. S. 80.

* 130 Mc Namara, Francis Terray: ibid., S. 80.

* 131 SAWABA ist ein Begriff für eine politische Partei, die 1958 gegründet war, in der Sprache Haussa und

bedeutet ungefähr Unabhängigkeit.

* 132 Djibo Bakary (1922-1998) war Gewerkschaftler und politischer Führer einer Partei, die für die sofortige

Unabhängigkeit NIGERs war. Sein geschriebenes Buch ist: Silence! On décolonise. Itinéraire«

* 133 Sékou Touré (1922-1984) war Gewerkschaftler, Generalsekretär des PDG (Parti Démocratique de Guinée)

und Präsident der République Populaire et Révolutionaire de Guinée von 1958 bis 1984.

* 134 Une sévère mise en garde du Ministre de la France d'Outre-Mer à Sékou Touré le 23 septembre 1958.

* 135 PDG: Parti Démocratique de Guinée wurde von Sékou Touré am 14. Mai 1947 gegründet.

* 136 BAG: (Bloc Africain de Guinée), gegründet von Barry Diawandou und Keita Koumandian als

Zusammenschluss einzelner Splittergruppen wie Comité d'Union de Basse Guinée, Foyer des Jeunes de Basse

Guinée, Union Forestière, Union du Mandé, Amicale Gilbert Vieillard und Union du Fouta.

* 137 Yacine Diallo war Abgeordneter in der Nationalversammlung in Paris bis 1954.

* 138 Rivière, C.: Les partis politiques guinéens avant l'indépendance. S. 77. Zu den Wahlergebnissen :

Küstenregion : PDG 76%; BAG 9%; Fouta Djallon 41% -36,8% (!); Oberguinea 80%-17%; Waldregion 65%-

29%. Vgl. auch Ansprenger, Franz: Politik im schwarzen Afrika. Köln 1961. S. 146. Die PDG erreichte in

Guinea 61,7%; der BAG 26,1%; die Sozialisten 9,8%; die Union Forrestière 2,4%: Bisher galt als politische Faustregel, dass nur die Sussu der Künstenebene und ein Teil seines eigenen Volkes, der Malinke, Sekou

Toure unterstützten, während die Fulbe des Futa-Djallon geschlossen zu seinen Gegnern standen. Jetzt ist der

feindliche Block des Futa angeschlagen. 33,8% RDA-Stimmen in Dalaba; 46,1% in Labe; 36,7% inMamou-

gegen allerdings 89,4% Stimmen im küstennahen Forecariah; 93,6% in Boffa; 84,7% in der Hauptstadt

Conakry. Sekou Toure war so klug, als zweiten Kandidat neben sich (der auch gewählt wird) den jungen

Saifoulaye DIALLO aufzustellen- selbst Sohn eines Fulbe-Aristrokraten, von seinem Vater aus polotischen

Gründen verstoßen. Nur BARRY Diawandou kann aus der RDA-Springflut sein Mandat und damit seinen

Einfluss noch einmal retten.«

* 139 Für die Gemeinden Boké, Conakry, Forécariah, Kankan, Kindia, Labé, Mamou, N'Zérékoré und Siguiri

wurde von der PDG der Status einer Vollkommune gefordert und auch erreicht. In der folgenden

Kommunalwahl 1956 erhielt die Partei in Conakry 31 Sitze (der BAG den restlichen Sitz), Sékou Touré wurde

Bürgermeister der Stadt.

* 140 Camara, S. S.: Les origines du conflit Franco-Guinéen. In : Revue francaise d'études politiques africaines 14

(1975), S. 41 : En entendant hier le général de Gaulle, franchement, j'ai été choqué. Mon amour-propre pour

la dignité de l'Afrique a été choqué. On nous dit que nous pouvons prendre l'indépendance, mais que ce sera

avec toutes ses conséquences. Eh bien, je réponds, moi que ces conséquences ne sont pas seulement africaines.

Elles peuvent etre aussi francaises.«

* 141 Ansprenger, Franz: Politik im schwarzen Afrika. Köln 1961. S. 274.

* 142 Ansprenger, Franz: Afrika. Eine politische Länderkunde. Berlin 1972. S. 115.

* 143 Ansprenger, Franz: Politik im schwarzen Afrika. Köln 1961. S. 276.

* 144 AOF (Afrique Occidentale Francaise) war eine der beiden französischen Kolonialföderationen in Afrika.

* 145 Ansprenger, Franz: Politik im schwarzen Afrika. Köln 1961. S. 281.

* 146 Zum Wahlergebnis vgl. u.a. Keesing's Archiv der Gegenwart 1958, S. 7315D.

* 147 Maier, Konrad: Das Guinea Sekou Tourés, zwischen Traditionalismus und Sowjetkommunismus. Erlangen

1990. S. 53-63.

* 148 Houphouet-Boigny in Le Monde vom 18.10.1958 ; zitiert nach Scherk, Nikolaus :Dekolonisation und

Souverenität. Die Unabhängigkeit und Abhängigkeit der Nachfolgestaaten Frankreichs in Schwarzafrika.

Wien 1969. S. 32.

* 149 Ansprenger, Franz: Politik im schwarzen Afrika. Köln 1961. S. 257.

* 150 Guinea wurde erst am 02. Januar 1960 von Frankreich anerkannt.

* 151 Obwohl sich diese bei Faligot/Krop (S. 246 ff.) zitierten Aussagen naturgemäß nicht überprüfen lassen und

im einzelnen überzogen oder sogar erpresst sein mögen, kann an einer gezielten französischen

Destabilisierungspolitik 1958-1961, für die sich Jacques Foccart anlässlich eines 1983 von Houphouet-Boigny

vermittelten Guinea-Besuchs bei Sékou Touré entschuldigt haben soll, kein Zweifel bestehen. Siehe auch van

Meter, Karl: The French Role in Africa. In: Ray, Ellen/William Schaap/Karl van Meter/Louis Wolf (Hg.):

Dirty Work. The CIA in Africa. London 1980. S. 24-35.

* 152 Diese Zitate war von General de Gaulle erläutert.

* 153 Wie schon erwähnt wurde, war Guinea (Sékou Touré) das einzige das für die sofortige« Unabhängigkeit

entschieden hat am 02.10.1958. Das ist so geblieben bis zur Übernahme der Macht (03.04.1984) von den

Militärs unter der Führung von Colonel Lansana Conté, der heute noch regiert das Land.

* 154 Dakar war die Hauptstadt des AOF (Afrique Occidentale Francaise).

* 155 L'indépendance réelle, totale, n'appartient en réalité à personne. Il n'y a pas de politique possible sans

coopération. Il n'a pas de pays, si grand et si puissant qu'il soit, qui puisse se passer des autres.« Ligot

Maurice : Les accords de coopération entre la France et les états africains et malgache d'expression francaise.

Paris 1964. S. 53.

* 156 Grosser, Alfred: La politique extérieur de la V. République. Paris 1965. S. 74.

* 157 Zitiert nach Brüne Stefan: Die französische Afrikapolitik..... und Scherk, ibid., S. 39. In textgleichen Noten machte Frankreich auch die Unabhängigkeit der Mali-Föderation, Madagaskars, der Zentralafrikanischen Republik, des Kongos und des Tschad von der Paraphierung der Kooperationsverträge abhängig. Um die formelle Gültigkeit der Abkommen sicherzustellen, wurden sie erst unterzeichnet, nachdem die neuen Staaten Souveränität und Völkerrechtspersönlichkeit erlangt hatten. Die Verträge mit der Mali-Föderation (Senegal-Sudan) wurden zwei Tage nach der Proklamation der Unabhängigkeit, die mit Kongo, Tschad, der Zentralafrikanischen Republik und Gabun am Tage der Unabhängigkeit selbst paraphiert. Die verträge mit der Elfenbeinküste, Dahomey, Niger und Obervolta traten am 24. April 1961 in Kraft- einen Monat, nachdem der Versuch, sie im Rahmen einer Communauté renovée an Frankreich zu binden, gescheitert war. Der Vertrag mit dem ehemaligen UN-Treuhandgebiet Kamerun wurde am 13.11.1960 geschlossen und nach der Vereinigung am 01.10.1961 auf die anglophonen südlichen Landesteile ausgedehnt. Die Vereinbarungen mit der Islamischen Republik Mauretanien traten erst acht Monate nach der Unabhängigkeit - die französischen Truppen verblieben ohne Rechtsgrundlage im Land - am 19. Juni 1961in Kraft.

In der Republik Togo unterzeichnete Präsident Grunitzky am 10. Juli 1963 acht Kooperationsverträge, nachdem sein Vorgänger Sylvianus Olympio in einem unveröffentlichten Notenaustausch Frankreich 1960 lediglich den Status quo bestätigt hatte.

* 158 Scherk, ibid., S. 58.

* 159 Yameogo, Maurice (1921-1993) war der erste Präsident des unabhängigen Obervolta von 1960 bis 1966. 1966 wurde er entmachtet durch einen Putsch von General Abubakar Sangoulé Lamizana.

* 160 Le Monde vom 21.04.1961.

* 161 Brüne, Stefan: Die französische Afrikapolitik. Hegemonialinteressen und Entwicklungsanspruch. Baden-Baden, 1995. S. 47- 65.

* 162 Beaumarchais, Pierre Augustin Caron de (1732-1799) war Sohn eines Uhrmachers, erlernte zunächst den Beruf seines Vaters und wurde dann Harfenlehrer der Töchter Ludwigs XV. in Versailles (Frankreich). Er war Salon-Animateur, Geschäftsmann, Richter für Jagddelikte, Häftling in Vincennes, Geheimagent, königlicher Gesandter, Vorsitzender des Verbandes der Theaterautoren. Heute ist Beaumarchais vor allem Bekannt als Autor der Erfolgskomödien Le Barbier de Séville (1775) und La folle journée ou le mariage de Figaro (verfasst und mehrfach überarbeitet 1775-78, uraufgeführt 1784). (nach Prof. Gert Pinkernell, Französische Literatur; unter: http://www.frankreich-experte.de/fr/6/lit/beaumarchais.html).

* 163 Lingnau, Hildegard: Frankreichs Sozialisten-Tiermondistische Theorie und neokoloniale Praxis: die Entwicklungspolitik der Sozialistischen Partei Frankreichs (PS)- Programmatischer Anspruch und praktischer Ausführung. Berliner Studien zur Politik in Afrika, Bd. 9. Frankfurt am Main, 1989. S. 30.

* 164 Lingnau, Hildegard: ibid., S.46. Siehe auch Woyke, Wichard: Frankreichs Außenpolitik von de Gaulle bis Mitterand. Opladen 1987, S. 26.

* 165 Lingnau, Hildegard: ibid., S. 35-42.

* 166 Quantin, Patrick: La vision gaullienne de l'Afrique noire. Permanence et adaptations. In : Politique Africaine 2, Februar 1982, 5. S. 8-18.

* 167 Charles de Gaulle: Conférence de presse du 09.09.1965 (unter: http://www.unice.fr/ILF-CNRS/politext/DeGaulle/degaulle65.html#9_9_65).

* 168 Philippi, Nina: Frankreichs Rolle im ruandischen Burgerkrieg - Eine Wende in der französischen Afrikapolitik? In: Hanns W. Maull/ Christoph Neßhöver/Michael Meimeth (Hrsg.): Die verhinderte Großmacht. Frankreichs Sicherheitspolitik nach dem Ende des Ost-West-Konflikts. Opladen 1997. S. 225.

* 169 Mitterand, Francois: Présence francaise et abandon. Paris 1957. S. 237.

* 170 Der Algerien- (Befreiungs-) Krieg dauerte von 1954 bis 1962.

* 171 Kissinger, Henry: Memoiren 1969-1973. München 1979. S. 118-418. (Nach Brüne Stefan: ibid. zitiert).

* 172 Scherk: ibid., S. 39.

* 173 Brüne, Stefan: Unter Reformdruck: die französische Afrikapolitik südlich der Sahara. In: Institut für Afrika-Kunde (Hrsg.), Afrika-Jahrbuch 1991- Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Afrika südlich der Sahara. Opladen 1992. S. 45.

* 174 Brüne, Stefan: Die französische Afrikapolitik. Hegemonialinteressen und Entwicklungsanspruch. Baden-Baden, 1995. S. 189.

* 175 Brüne, Stefan: ibid., S. 196.

* 176 Fayard/Jeune Afrique: Foccart parle. Entretiens avec Philippe Gaillard. Tomes 1 et 2. Fayard/Jeune Afrique, 1995.

* 177 Zentralafrikanische Republik am 29.03.1959 (Der damalige Président du Grand Conseil de l'Afrique Equatoriale Francaise, Barthélémy Boganda starb in einer Flugzeugkatastrophe) ; Togo am 13.01.1963 (der Präsident Sylvianus Olympio wurde dabei getötet); Kongo-Brazzaville am 15.08.1963 (wurde der Präsident Fulbert Youlou entmachtet) ; Benin am 28.10.1963 (Hubert Maga wurde entmachtet) ; Obervolta 1966 wurde Maurice Yameogo entmachtet ; Mali am 19.12.1968 wurde Modibo Keita entmachtet und Gabun, wo nach dem Tod des Präsidenten Léon M'ba übernahm die Macht Omar Bongo am 28.11.1967.

* 178 Utley, Rachel: Not to do less but to do better...« Franch military police in Africa. In: International Affairs 1/2002. S. 129-146.

* 179 Brüne, Stefan: Die französische Afrikapolitik... 1995. S. 82.

* 180 Nach Brüne Stefan: Die französische Afrikapolitik.... 1995. S. 84. Pompidou war lediglich während seiner kurzen Tätigkeit für die Bank Rothschild im Zusammenhang mit der Société des mines de fer de Mauritanie (MIFERMA) mit afrikanischen Problemen befasst gewesen.

* 181 Woyke, Richard: Frankreichs Außenpolitik von de Gaulle bis Mitterand. Opladen 1987. S. 63.

* 182 Nach Brüne Stefan: Die französische Afrikapolitik... 1995. S. 85. (Der erst 1964 veröffentlichte Rapport ist nach dem Vortsitzenden der Untersuchungskommission, Jean-Marcel Jeanneney, benannt, der als enger Vertrauter de Gaulles Frankreichs letzter Präfekt in Algerien war).

* 183 Merle, Marcel: La politique africaine dans la politique étrangère de la France. In : Lavroff, Dmitri-Georges (Hg.) : La politique africaine du Général de Gaulle (1958-1969). Acte du colloque organisé par le Centre Bordelais d'Etudes Africaines, le Centre d'Etudes d'Afrique Noire et l'Institut Charles de Gaulle, Bordeaux 19-20 Octobre 1979. Paris 1980, S. 160.

* 184 Bois, Victor du: Former French Black Africa and France. Part I: The Continuing Ties. In: West Africa Series 16 (1975) 2, S. 1-11. Part II: Toward Disengagement. In: West Africa Series 16 (1975a) 3, S. 1-12.

* 185 Brüne, Stefan: Die französische Afrikapolitik.... 1995. S. 90.

* 186 Der Kopf dieses Staatsstreichs war der Lieutenant-Colonel Seyni Kountché, Chef d'Etat Major de l'Armée. Er blieb an die Macht bis zu seinem Tod am 15. November 1987.

* 187 Arlit: eine Uranminenstadt in Niger, 1.500 Km von der Hautstadt Niamey entfernt. Die Stadt Arlit ist mit ca. 90.000 Menschen bewohnt. (unter: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/19/0,1872,2087859,00.html).

* 188 Péan, Pierre : L'Homme de l'ombre. Eléments d'enquete autour de Jacques Foccart, l'homme le plus mystérieux et le plus puissants de la Ve République. Paris 1990. S. 452.

* 189 Pierre Mendès France (1907-1982) war nur kurze Zeit -von Juni 1954 bis Februar 1955- französischer Ministerpräsident, dabei bis Januar 1955 gleichzeitig auch Außenminister seines Landes. In diesen wenigen Monaten führte er jedoch mit der Beendigung des Indochinakrieges eine entscheidende Wende in der französischen Politik herbei. Durch seine Strenge und Klarsicht wurde Pierre Mendès France zu einer legendären Figur der französischen Politik. ( unter: http://www.arte-tv.com/de/woche/244,broadcastingNum=446226,day=5,week=7,year=2005.html.)

* 190 Als eine aus dem Kolonialministerium hervorgegangene Institution war das Ministère de la Coopération (Rue Monsieur) am 28. April 1966 in ein Staatssekretariat beim Außenministerium umgewandelt worden. Der offizielle farnzösische Terminus politique de coopération (seit 1981 auch mit dem Zusatz au développement versehen) unterscheidet sich von der in der Bundesrepublik gebräuchlicheren Formulierung von der Wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Im Französischen wird sogar- Ausdruck einer gewissen Hilflosigkeit-zwischen pays coopérant (wörtlich: zusammenarbeitendes Land= Geberland) und pays coopéré (wörtlich: zusammengearbeitetes Land). Nach Brüne Stefan: Die französische Afrikapolitik... 1995. S. 91; In: Lingnau: Frankreichs Sozialisten... ibid., S. 25.

* 191 Journiac hatte nach seinem Juraexamen an der Ecole nationale de la France d'outre-mer als Beamter der Kolonialverwaltung Afrikaerfahrung gesammelt. Von 1967-1974 hatte er als Foccarts Stellvertreter Gelegenheit, die meisten afrikanischen Staatschefs persönlich kennenzulernen. Politisch war Journiac der UDR weniger verbunden als sein gaullistischer Vorgänger. In: Brüne Stefan: Die französische Afrikapolitik... 1995. S. 91.

* 192 Cohen, Samy: Les conseillers du Président. De Charles de Gaulle à Valéry Giscard d'Estaing. Paris 1980. S. 164.

* 193 Le Monde vom 23. Januar 1979. In : Brüne, Stefan : Die französische Afrikapolitik... 1995. S. 95.

* 194 Bach, La France en Afrique subsaharienne: contraintes historiques et nouveaux espaces économiques. In: Cohen, amy/Marie-Claude Smouts (Hg.): La politique extérieure de Valéry Giscard d'Estaing. Paris 1985, S. 305. Ropp, Klaus v. d.: Strukturelle Änderungen in den franko-afrikanischen Beziehungen. Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP-S 233), Ebenhausen, Oktober 1974, S. 31 und Kühne, Winrich: Die französische Afrikapolitik- Vorbild oder Problem des westlichen Engagements in Afrika? In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitschrift Das Parlament vom 04. August 1979 (B31/79), S. 6ff.

* 195 Chipman, John: Mitterands Afrikapolitik: Wiederbelebung der Dritten Kraft. In: Europa-Archiv 39 (1984) 11, S. 335-344.

* 196 In zweiten Band seiner Memoiren Le Pouvoir et la Vie (Paris 1991) weist Valéry Giscard d'Estaing die gegen ihn erhobenen Vorwürfe als grotesk« zurück. Das vom ihm 1973 entgegengenommene Geschenk Bokassas habe nach Auskunft seiner Berater einen Wert von 4.000 bis 7.000 Franc gehabt und sei nicht in seinen persönlichen Besitz übergangen. In seiner Funktion als Staatspräsident habe er zweimal- im September 1974 und im März 1975- Diamanten- und Elfenbeingeschenke Bokassas akzeptiert, die er seitdem nicht mehr gesehen habe. Obgleich rechtlich nicht dazu verpflichtet, sei es ein politischer Fehler gewesen, dass er die Geschenke nicht zurückgewiesen habe. (Nach Brüne Stefan: Die französische Afrikapolitik... 1995. S. 103.)

* 197 Bokassa (1921-1996) war Präsident der Zentralafrikanischen Republik von 1966 bis 1979. Bokassa war ein Neffe des ersten Präsidenten zentralafrikanischen Republik Barthelemy Boganda. Er hatte seinen Vorgänger (1960-1966) und Nachfolger (1979-1981) David Dacko in der Sylvesternacht 1965/66 gestürzt. Im Dezember 1977, erfolgte die Selbstkrönung Jean Bedels zum Kaiser Bokassa I. Die Selbstkrönung wurde von Giscards Frankreich finanziert. Das französische Fernsehen stelle für die Übertragung der in vielen afrikanischen Ländern als demütigend empfundenen nahezu unglaublichen Imitation der napoleonischen Kaiserkrönung des Jahres 1804« (siehe Grosser, Alfred: Frankreich und seine Außenpolitik 1944 bis heute. München/Wien 1986. S.331) beträchtliche Mittel bereit und räumte eine unbegrenzte Sendezeit ein.

* 198 Nach Brüne Stefan: Die französische Afrikapolitik...1995. S. 104. (Für einen ausgezeichneten Überblick siehe die -französischer Staatsräson verpflichtete- umfassende und detailreiche Studie eines Militärs: Bourgeois, Jacques Le: Une intervention militaire francaise en Afrique: L'opération Barracuda«. Bordeaux 1987-unveröff. Manuskript).

* 199 Samora Machel (1933-1986) war Führer der Befreiungsbewegung FRELIMO (Frente de Libertação de Moçambique) und Präsident von 1975 bis 1986.

* 200 Die Aggression gegen das unabhängige Guinea fand am 22. November 1970 statt.

* 201 Moisi, Dominique: Intervention in Foreign Policy. In: Bull, Hedley (Hg.): Intervention in World Politics. Oxford 1984. S. 67-77.

* 202 Brüne Stefan: Die französische Afrikapolitik. Hegemonialinteressen und Entwicklungsanspruch. Baden-Baden 1995. S. 91-106.

* 203 Francois Mitterand (1954).

* 204 Francois Mitterand (1981).

* 205 Ziegler, Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am Main, Athenäum, 1988. S. 27-28.

* 206 Eine Zitate von Robespierre.

* 207 Guissou, Basile: Quand les progressistes désespèrent«. Le Monde diplomatique, Oktober 1992. Er war ehemalige Außenminister Burkina Fasos. In: Le Monde diplomatique Nr. 4617 vom 12.5.1995. Seite 12-13; 673. Dokumentation, Philippe Leymarie.

* 208 Cot, Jean-Pierre: ist der Sohn eines ehemaligen Ministers der KPF nahen Volksfront, hatte drum gebeten, das Wort Entwicklung zum Begriff der Zusammenarbeit hinzuzufügen, um die neue Orientierung zu symbolisieren, die er dem Ministerium geben wollte. Hervorgehoben von Claude Wauthier in Les Quatres Présidents et l`Afrique«, Le Seuil, Paris, 1995. In: Le Monde diplomatique Nr. 4617 vom 12.5.1995. Seite 12-13; 673. Dokumentation, Philippe Leymarie.

* 209 Der ehemalige Berater zu Afrikafragen der Präsidenten de Gaulle und Pompidou, der auch von Chirac oft zu Rat gezogen wird, hat seine Memoiren im April 1995 veröffentlich: Foccart parle. Entretiens avec Philippe Gaillard«. In: Le Monde diplomatique Nr. 4617 vom 12.5.1995. Seite 12-13; 673. Dokumentation, Philippe Leymarie.

* 210 Le Monde diplomatique Nr. 4617 vom 12.5.1995. Seite 12-13; 673. Dokumentation, Philippe Leymarie.

* 211 Von Jean-Jacques Gabas.

* 212 Ziegler, Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am Main, Athenäum, 1988. S. 31-32.

* 213 Le parti socialiste et l'Afrique sud-saharienne. In: Le Mois en Afrique 16 (Juni/Juli 1981); 186-187; S. 31. (Nach Brüne Stefan: Die französische Afrikapolitik... 1995. S. 111-112).

* 214 Ziegler, Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am Main, Athenäum, 1988. S. 33-34.

* 215 Parti socialiste: Projet socialiste pour la France des années 80. Paris 1980. S. 359.

* 216 Le parti socialiste...., ibid., S. 26.

* 217 Le Pensec, Louis (Hg.): Vingt questions sur l'Afrique: des socialistes répondent. Paris 1988, S. 11.

* 218 Chipman, John: Mitterands Afrikapolitik: Wiederbelebung der Dritten Kraft. In Europa-Archiv 39 (1984) Folge 11, S. 336.

* 219 Brüne Stefan: Die französische Afrikapolitik... 1995. S. 115-117.

* 220 Brüne Stefan, ibid., S. 125.

* 221 Ziegler, Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am Main, Athenäum, 1988. S. 34.

* 222 Jean-Pierre Faye: Langages totalitaires. Critique de la raison et de l'économie narrative. Paris 1972.

* 223 Ziegler, Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am Main, Athenäum, 1988. S. 37-43.

* 224 Zitiert nach Brüne Stefan: Die französische Afrikapolitik... 1995, S. 126. (Der französische Präsident wird in den kommenden Jahren, die Bedeutung des pré-carré unterstreichend, an den franko-afrikanischen Gipfeln in Kinshasa 1982`; Bujumbura 1984`; und Lomé 1986` teilnehmen du Ruanda, Burundi, Kongo Oktober 1982`; Togo; Benin und Gabun Januar 1983`; Zaire und ZAR November 1984`; Guinea; Mali und Burkina Faso November 1986` besuchen.)

* 225 Zitiert nach Bach: La politique ...., S. 244.

* 226 Cot, Jean-Pierre: A l'épreuve du ... , S. 86. In dem mit einigen afrikanischen Staaten geschlossenen Militärabkommen war ausdrücklich, in anderen implizit vereinbart worden, daß Frankreich für den Fall interner Unruhen zugunsten der Regierung eingreifen werde.

* 227 Ziegler, Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am Main, Athenäum, 1988. S. 37.

* 228 Libération, du 21 Juin 1990. S. 16.

* 229 IWF: Internationale Währungsfonds

* 230 Tetzlaff, Rainer: Afrika zwischen Demokratisierung und Staatszerfall. Eine Bilanz nach zehn Jahren politischer Veränderungen seit dem Ende des Kalten Krieges«. Aus Politik und Zeitgeschichte 21 (1998), S. 7. Tetzfall verweist darauf, dass das Ergebnis einer Demokratisierung als Prozess zunächst durchaus offen, also noch kein Hinweis auf einen tatsächlich Erfolg sei. Erste Bedingung dafür, dass von einem solchen Prozess die Rede sein kann, stellte zu Beginn nur die Existenz von konfliktfähigen Interessengruppen« dar, deren Aktivitäten Pluralismus und Rechtsstaatlichkeit zum Ziel haben. Vor dem Hintergrund dieser Definition, erscheint die Einschätzung, dass der afrikanische Kontinent insgesamt seit Ende des Kalten Krieges von einer Demokratisierungswelle gekennzeichnet ist, durchaus als plausibel. Zitiert nach: Jakob, S./ Heinrich, K. : Die USA und Frankreich in Afrika: Interessen im Widerstreit nach Ende des Kalten Krieges. FU Berlin, SoSe. 2001. S. 18.

* 231 Tetzfall, Rainer: Afrika zwischen Demokratisierung und Staatszerfall. ...Ibid., S. 8.

* 232 Kessler, Marie-Christine: La politique étrangère de la France. Acteurs et processus. Paris 1999. S. 356.

* 233 Gaulme, Francois: La France et les pays du champ«: le tournant de La Baule. In: Marchés Tropicaux et Méditéranéens 46 (28. Dezember 1990) 2355, S. 3729.

* 234 Löhr, Johanna: Frankreichs Afrikapolitik- Kontinuität und Wandel seit 1990. Universität Trier 2003. S. 57.

* 235 Brüne, Stefan: Die französische Afrika-Politik: Ende einer Ära, in: Europa-Archiv 1994, S. 587-594.

* 236 Meimeth, Michael: Frankreich militärisches Engagement in Afrika. Aufgaben und Perspektiven. Ebenhausen 1996. S. 17.

* 237 Brüne, Stefan: Die französische Afrikapolitik.... 1995. S. 143.

* 238 Le Monde vom 5. März 1992.

* 239 Brüne, Stefan: Die französische Afrikapolitik.... 1995. S. 146.

* 240 Für eine politische Zwischenbilanz der gewaltsamen Unterdrückung kamerunischer Opposition durch das Regime des seit 1982 regierenden Präsidenten Biya siehe Hillebrand, Ernst: Ein Hauch von Freiheit. Kamerun am Beginn einer Demokratisierung? In: Der Überblick 28 (Juni 1992) 2, S. 81-85. Nach einem Frankreich lässt in Kamerun wählen` überschriebenen Bericht der taz vom 10. Oktober 1992 (S. 9) soll Jacques Foccart im Vorfeld der ersten kamerunischen Präsidentenwahlen den Versuch unternommen haben, Biyas Wahlchancen zu erhöhen. (Ziteirt nach Brüne Stefan: Die französische Afrikapolitik. ... 1995. S. 146).

* 241 Zitiert nach Subtil, Marie Pierre: Au cours de sa tournée Monsieur Balladur a préché les vertus du libéralisme économique. In: Le Monde vom 01.08.1994.

* 242 Ziegler, Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am Main, Athenäum, 1988. S. 38.

* 243 Nelson Mandela war 26 Jahre lang im Gefängnis der Apartheid-Regime Südafrikas und Präsident Südafrikas von 1994 bis 1999.

* 244 Aussage von Jules Ferry.

* 245 Fomunyoh, Christopher: Demokratisierung im frankophonen Afrika. Gegen den Wind gesegelt. In: der Überblick vom 01/2004, Seite 43.

* 246 Dr. Helmut Strizek: Afrika hat mehr zu bieten als Sand«. In: Das Parlament Nr. 10; vom 01.03.2004.

* 247 Mabe, Jacob E.: Afrika: Wege und Irrwege eines Kontinents. 19. Sinclair-Haus-Gespräch 22./23.11.2002, Schlosshotel Kronberg. Im Internet: http://www.h-quandt-stiftung.de/

* 248 Fomunyoh, Christopher: Demokratisierung im frankophonen Afrika. Gegen den Wind gesegelt. In: der überblick vom 01/2004, Seite 43.

* 249 Aussenminister Cheysson in einem Interview des Nouvel Observateur vom 4. Juli 1981; zitiert nach Yost, David: French Policy in Chad and the Libyan Challenge. In: Orbis (Winter 1983), S. 990. (Zitiert nach Brüne....1995. S. 136).

* 250 Francois Mitterand nach Ngansop, Guy Jérémy: Tchad- Vingt ans de crise. Paris 1986. S. 146.

* 251 Jean Pierre Cot: La France ne réglera pas les affaires du Tchad. Ce n'est pas notre intentionet nous n'en avons pas les moyens.« Nach Brüne....1995. S. 137.

* 252 Löhr, Johanna: Frankreichs Afrikapolitik- Kontinuität und Wandel seit 1990. Universität Trier 2003. S. 88. Hasenclever gibt an, die Verteidigungsabkommen seien unter Jospin revidiert worden, indem Zusatzklauseln über Interventionen bei inneren Unruhen gestrichen wurden. (Hasenclever 2000, S. 305). Da diese Behauptung aber nicht belegt wird und auch der Report Lamy keine entsprechenden Angaben macht, muss davon ausgegangen werden, dass die Klauseln unverändert in Kraft geblieben sind (vgl. Lamy 2000, S. 24). Marchal und Lippold sprechen 1998 davon, entsprechende Reformen würden von der sozialistischen Regierung angestrebt, anzunehmen ist also, dass es entsprechende Pläne gab, die jedoch von der sozialistischen Regierung nicht mehr umgesetzt werden konnten. (Allerdings handelt es sich hier um unveröffentlichte Teile der Verträge, deren Änderung sicher auch nicht im Gesetzblatt verkündet wird.) Vgl. Marchal 1998, S. 363; Lippold, Achim: Zwischen Neuanfang und Nostalgie. Über die schwierige Normalisierung der französischen Afrikapolitik, in: Dokumente. Zeitschrift für den deutsch-französischen Dialog, 4/1998, S. 274.

* 253 Lejal, Frédéric/Sébastien de Dianous: Les relations France-Afrique n'ont plus de repères, in: Marchés Tropicaux et Méditerranées 14.12.2001. S. 2547-2549.

* 254 Löhr, Johanna: Frankreichs Afrikapolitik- Kontinuität und Wandel seit 1990. Universität Trier 2003. S. 88.

* 255 Schraeder, Peter J: From Berlin 1884 to 1989: Foreign Assistance and French, American and Japanese Competition in Francophone Africa«, The Journal of Modern African Studies, 33, 4 (1995), 47-72.

* 256 Verschave, Francois-Xavier: La Francafrique. Le plus long scandale de la République. Paris 1998. S. 33.

* 257 258 Verschave, Francois-Xavier: La Francafrique. Le plus long scandale de la République. Paris 1998. S. 16-34.

* 259 Beitz, S.: Ruanda. Frankreichs skrupellose Afrikapolitik«. In Amnesty International, AI-Journal, (1998), im Internet unter: www.nesi.e-technik.tu-darmstadt.de/ai2047/index.html.

* 260 Prunier, Gérard: The Ruanda Crisis. History of a Genocide. New York 1995. S. 265.

* 261 Uganda steht als starke Regionalmacht, als Garant für die Eindämmung des Einflusses des sudanesischen islamistischen Regimes und spielt daher eine bedeutende Rolle für die USA.

* 262 Kühne, Winrich: Machtpoker in Afrika. Washington, Paris und die neuen« afrikanischen Führer. In: Internationale Politik, 11/1998. S. 51.

* 263 Zitiert nach: Löhr, Johanna: Frankreichs Afrikapolitik- Kontinuität und Wandel seit 1990. Universität Trier 2003. S. 91.

* 264 Siehe die Reihe Dossiers Noirs (Agir Ici, 14, passage Dubail, 75010 Paris; und Survie, 57, avenue du Maine, 75014 Paris). In : Le Monde diplomatique Nr. 4617 vom 12.5.1995, Seite 12-13, 673 Dokumentation, Philippe Leymarie (Journalist).

* 265 Der ehemalige Supergendarm des Élysée, Paul Barril, der dem früheren ruandischen Regime nahesteht, versichert in einem Interview mit dem Magazin Playboy vom März 1995, daß "die Heldenhaftigkeit der (französischen) Geheimdienste in Ruanda gegen Uganda und die RPF ein ganzes Buch füllen könnte". In : Le Monde diplomatique Nr. 4617 vom 12.5.1995, Seite 12-13, 673 Dokumentation, Philippe Leymarie (Journalist).

* 266 Siehe das Dossier zu Ruanda in Le Monde diplomatique von März 1995.

* 267 Antoine Glaser und Stephen Smith, "L'Afrique sans Africains", Stock, Paris, 1994. In : Le Monde diplomatique Nr. 4617 vom 12.5.1995, Seite 12-13, 673 Dokumentation, Philippe Leymarie (Journalist).

* 268 Nach dem Paris Match-Redakteur Raymond Cartier benannt, der in den sechziger Jahren Frankreich aufforderte, sich mehr um die inneren Angelegenheiten zu kümmern, anstatt sein Augenmerk auf die Dritte Welt zu richten. Diese Strömung ist unter der Parole "La Corrèze avant la Sombèze" in die Geschichte eingegangen, was in etwa heißt "Erst der Taunus, dann die Zulus". S. auch Pascal Bruckner, "Das Schluchzen des weißen Mannes", Berlin 1984. In : Le Monde diplomatique Nr. 4617 vom 12.5.1995, Seite 12-13, 673 Dokumentation, Philippe Leymarie (Journalist).

* 269 Zitiert nach Le Monde diplomatique Nr. 4617 vom 12.5.1995, Seite 12-13, 673 Dokumentation, Philippe Leymarie (Journalist). Siehe hierzu: Claude Julien, "Une autre politique", Le Monde diplomatique, September 1994; Michel Beaud, "Le basculement du monde" (Oktober 1994), Bernard Cassen, "Impérative transition vers une société du temps libéré" (November 1994); Roger Sue, "Faire de la vie une permanente éducation" (Dezember 1994); Christian de Brie, "Corriger par l'impôt l'inique répartition des richesses" (Januar 1995); Jean Massé, "Feu sur la protection sociale" und Jean-Claude Lamoureux, "La santé malade de l'argent" (Februar 1995); Bernard Cassen, "Contre le désert et la jachère, un monde rural solidaire" (März 1995); Christian de Brie, "En finir avec le gouvernement de l'Élysée", und Alain Bihr, "Les nouvelles frontières de la souveraineté" (April 1995).

* 270 Chirac, Jacques: Discours à l'occasion de la réception des ambassadeurs. Paris, 28.08.1999. Im Internet: http://www.elysee.fr.

* 271 Josselin, Charles: in: Marchés Tropicaux et Méditéranéens, 14.12.2001, S. 2550.

* 272 In Le Monde diplomatique vom 14.06.2002.

* 273 Chirac, Jacques: Discours à l'occasion de la réception des ambassadeurs. Paris, 29.08.2002. Im Internet: http://www.elysee.fr.

* 274 Brüne, Stefan: Die französische Afrikapolitik.... 1995... S. 7.

* 275 Bassir Pour, Afsane: Selon l'ONU, le continent va continuer de s'appauvrir au siècle prochain. In: Le Monde vom 27.09.1997. Zitiert nach Löhr, Johanna: Frankreichs Afrikapolitik- Kontinuität und Wandel seit 1990. Universität Trier 2003. S. 54.

* 276 Mitterand, Francois: Discours de Biarritz, 08.11.1994. Im Internet: http://www.france.diplomatie.fr

* 277 Nach Johanna: Frankreichs Afrikapolitik- Kontinuität und Wandel seit 1990. Universität Trier 2003. S. 55.

* 278 Chirac, Jacques: Mes priorités diplomatiques. In: Politique Internationale vom November 1997, S. 2.

* 279 Zitiert nach Löhr, Johanna Frankreichs Afrikapolitik- Kontinuität und Wandel seit 1990. Universität Trier 2003. S. 58.

* 280 Ebenda... S. 60.

* 281 Eröffnungsrede von Francois Mitterand während des Sommet Franco-Africain in Biarritz am 08.11.1994.

* 282 Zitiert nach Löhr, Johanna Frankreichs Afrikapolitik- Kontinuität und Wandel seit 1990. Universität Trier 2003. S. 61. In: Godfrain 1998. S. 12.

* 283 Lejal, Frédéric: L'ambition africaine« de la droite change la donne. In: Marchés Tropicaux et Méditérranéens vom 13.12.2002. S. 2627.

* 284 Lejal, Frédéric: Ni présence, ni indifference, nouveau crédo francais en Afrique, in: Marchés Tropicaux et Méditérranéens, vom 02.08.2002. S. 1663.

* 285 Zitiert nach Löhr, Johanna Frankreichs Afrikapolitik- Kontinuität und Wandel seit 1990. Universität Trier 2003. S. 61. In: Godfrain 1998. S. 56.

* 286 In: Drago, Daoussou: L'Essor du Mali vom 06.05.2002.

* 287 Verschave, Francois-Xavier: L'envers de la dette: criminalité politique au Congo-Brazzaville et en Angola. Marseille (Agonie) 2001.

* 288 Diaw, Malick M.: Les francais sont-ils devenus fous?`, Le soleil, Dakar vom 22. April 2002. Zitiert nach le Monde diplomatique vom 14.06.2002.

* 289 Tillinac, Dénis: Libération vom 14.08.2001

* 290 Dominique de Villepin war sieben Jahre lang Generalsekretär im Elysée-Palast.

* 291 In: Le Monde diplomatique vom 14.06.2002.

* 292 Jospin, Lionel: Allocution à la communauté francaise à Dakar, 17.12.1997. Im Internet: http://www.doc.diplomatie.fr.

* 293 Lionel Jospin (von der Parti Socialiste«) war französischer Ministerpräsident von 1995 bis 2002.

* 294 Leymarie, Philippe: in: Le Monde diplomatique vom 14.06.2004

* 295 In Libération vom 18.01.2001

* 296 Brüne, Stefan: Halbherzige Reformen: Frankreich in Westafrika. In: Ingo Kolboom/Bernd Rill (Hrsg.): Frankophonie- nationale und internationale Dimensionen. Argumente und Materialen zum Zeitgeschehen 35, Hans Seidel Stiftung, München 2002. S. 109.

* 297 Während der ersten Amtzeit Francois Mitterands startete Jean-Pierre Cot als Minister für Kooperation den ersten Versuch, die französisch-afrikanischen Beziehungen zu normalisieren, musste jedoch bald den Hut nehmen. (Zitiert nach Lemayrie, Philippe: Postkoloniale Kolonialpolitikin Afrika, Frankreichs prioritäre Solidarität. In: Le Monde diplomatique vom 14.06.2002).

* 298 In Le Figaro vom 09.02.2002 (Blair l'Africain plaide les vertus d'un nouveau partenariat).

* 299 Charasse, Michel: Rapport spécial n°. 87. 2001-2002. In: Leymarie, Philippe: Postkoloniale Kolonialpolitik in Afrika. Frankreichs prioritäre Solidarität. Le Monde diplomatique Nr. 6774 vom 14.06.2002. S. 20-21.

* 300 Lejal, Frédéric/de Dianous, Sébastien:Les relations France-Afrique n'ont pas de repères, in: Marchés Tropicaux, 57. Jahrgang, Heft-Nr. 2927, vom 14.12.2001. S. 2547-2549. Nach Brüne, Stefan: Halbherzige Reformen: Frankreich in Westafrika. In: Ingo Kolboom/Bernd Rill (Hrsg.): Frankophonie- nationale und internationale Dimensionen. Argumente und Materialen zum Zeitgeschehen 35, Hans Seidel Stiftung, München 2002. S. 109.

* 301 Nach Brüne, Stefan: Halbherzige Reformen: Frankreich in Westafrika.... S. 110. (Denn gerade in Afrika hätte Frankreich seinen Veränderungswillen zum Ausdruck bringen können: aber während Paris tausendfach Gelegenheit gehabt hätte, seinen Einfluss geltend zu machen, begnügte es sich mit schüchtern und ergebnislos vorgetragenen Hinweisen auf verletzte Prinzipien partnerschaftlicher Zusammenarbeit).

* 302 Das Coup fand im 1997 statt. Der demokratisch gewählte Präsident Pascal Lissouba wurde dadurch entmachtet.

* 303 Nach Brünes Übersetzung: (Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes).

* 304 Verschave, Francois-Xavier/ Beccaria, Laurent: Noir procès. Offence à chef d'Etat. Paris 2001. In: Brüne, Stefan: Halbherzige Reformen: Frankreich in Westafrika.... S. 110-111.

* 305 De Villepin, Dominique am 18.06.2003. Im Internet: http://www.diplomatie.gouv.fr

* 306 In: Chaigneau, Pascal: La France, ex-puissance africaine?«. Géopolitique africaine, Paris, Juli 2001.

* 307 L'Autre Afrique: Petits empires et gros profits«. Paris 08 mai 2002.

* 308 Coulibaly, Tiemoko: "Elfenbeinküste: Bürgerkrieg im Namen der Ivoirité", Le Monde diplomatique, Nov. 2002.

* 309 Ayissi, Anatole :In : Le Monde diplomatique Nr. 6956 vom 17.1.2003, Seite 18-19.

* 310 Mazrui, Ali A.: "The Lumpen Proletariat and the Lumpen Militariat: African Soldiers as a New Political Class", Political Studies, London, Vol. XXI, Nr. 1, März 1973.

* 311 Ayissi, Anatole :In : Le Monde diplomatique Nr. 6956 vom 17.1.2003, Seite 18-19.

* 312 Kandidat einer der wichtigen Oppositionspartei in der Elfenbeinküste (RDR).

* 313 Mit einem unblutigen Militärputsch am 24. Dezember 1999 stürzt der General Robert Guei den autoritären und im eigenen Land unpopulären Machthaber Henri Konan Bédié, der als Erbe Houphouet-Boignys gilt und enge Kontakte zum Elysée unterhielt.

* 314 Liberation vom 10. Februar 2000.

* 315 Leymarie, Philippe: Der französische Einfluss schwindet. In: Le Monde diplomatique vom Februar 2000. S. 19.

* 316 Nach Angaben der Zeitschrift Le Point ist die Evakuierung des Staatsoberhauptes und seiner Familie in Krisenfällen in einer Geheimklausel des Verteidigungsabkommens geregelt. Vgl. Duteil, Mireille/Fabienne Pompey: C'est Houphouet qu'on enterre. In: Le Point vom 31.12.1999. S. 69.

* 317 Duteil, Mireille/Fabienne Pompey: C'est Houphouet qu'on enterre. In: Le Point vom 31.12.1999. S. 69.

* 318 Gaulme, Francois: Intervenir en Afrique? Le dilemme franco-britannique. Paris 2001. S. 25.

* 319 Sada, Hugo: Le conflit ivoirien: enjeux régionaux et maintien de la paix. In: Politique étrangère 2/2003, S. 321-323.

* 320 Lemayrie, Philippe: L'éternel retour des militaires francais en Afrique. In: Le Monde diplomatique vom November 2002. S. 24.

* 321 De Dianous, Sébastien: Quelle Cote d'Ivoire la France a-t-elle choisie?. In: Marchés Tropicaux et Méditérranéens vom 20.12.2002. S. 2698.

* 322 Smith, Steven: Le petit Irak« de la France. In: Le Monde vom 08.05.2003.

* 323 Fall, Elimane: Cote d'Ivoire. Pour qui roule la France? In: Jeune Afrique l'Intelligent vom 20.04.2003. S. 10.

* 324 Dieses Abkommen wurde kurz nach der Unabhängigkeit der Elfenbeinküste geschlossen und hat seither unverändert Bestand. Es soll eine - bislang nie angewandte - Geheimklausel bezüglich der französischen Unterstützung bei der Aufrechterhaltung der inneren Ordnung enthalten.

* 325 UN-Resolution 1464 vom 4.2.2003.

* 326 In Le Monde vom 05.02.2003.

* 327 Duteil, Mireille/Théophile, Kouamouo: La France dans le guepier. In: Le Point vom 04.10.02. S. 48.

* 328 Die Ecomog (Ecowas Cease-Fire Monitoring Group) bestand überwiegend aus nigerianischem Militär und kam vor allem in Liberia und Sierra Leone zum Einsatz.

* 329 1990 intervenierte Paris, um den Diktator Omar Bongo an der Macht zu halten, kaum drei Monate nach der "Nationalen Konferenz".

* 330 Ivory Coast again tries a cease-fire. In: International Herald Tribune, vom 05.05.2003.

* 331 Accord de Linas-Marcoussis vom 25.01.2003. Im Internet: http:www.diplomatie.gouv.fr

* 332 Erst am 4. Februar 2003 wird in einem communiqué von einer Einmischung von außen und Angriffen auf die Integrität der Elfenbeinküste gesprochen, allerdings ohne dass Schuldige gennant werden. Vgl. Smith, Steven: Le petit Irak« de la France. In: Le Monde vom 08.05.2003.

* 333 Furcht vor dem Ausbruch neuer Kämpfe. Paris schickt mehr Truppen nach Cote d'Ivoire. In: Neue Zürcher Zeitung Online (http:www.nzz.ch)

* 334 Leymarie, Philippe: Le Monde diplomatique Nr. 6905 vom 15.11.2002, Seite 22-23.

* 335 Bayart, Jean-Francois: Gbagbo et les nouveaux nationalistes«. La seconde indépendance de la Cote d'Ivoire. Interview in: Le Nouvel Observateur vom 06.02.2003.

* 336 Vaisse, Justin: The Crisis in Cote d'Ivoire. Washington 2003. S.5.

* 337 Duteil, Mireille/ Fabienne, Pompey: C'est Houphouet qu'on enterre. In: Le Point vom 31.12.1999. S. 69.

* 338 Bauman, Moritz: Cote d'Ivoire: Zögerliche Umsetzung des Friedensvertrags von Marcoussis. In: Nord-Süd aktuell 1/2003. S. 20.

* 339 Manne Dissez und Fouad Srouji "Mbeki, Afrikas zögerlicher Schiedsrichter", Le Monde diplomatique, Oktober 2002.

* 340 Lejal, Frédéric: L'Ambition africaine« de la droite change la donne. In: Marchés tropicaux et méditérranéens vom 13.12.2002. S. 2627-2629.

* 341 Löhr, Johanna: Frankreichs Afrikapolitik- Kontinuität und Wandel seit 19990. Universität Trier, Nov.2003. S. 96-101.

* 342 "Le business français dans ses bastions africains", La Lettre du Continent 411, 14. November 2002.

* 343 Jean Paul Ngoupandé, "L'Afrique sans la France", Paris (Albin Michel) 2002; Pierre Messmer, "Les Blancs s'en vont", Paris (Albin Michel) 2000.

* 344 Amaizo, Yves Ekoué : In : Le Monde diplomatique Nr. 6956 vom 17.1.2003, Seite 18-19.

* 345 Tshiyembe, Mwayila : "État multinational et démocratie africaine. Sociologie de la renaissance politique", Paris (L'Harmattan) 2001.

* 346 Leymarie, Philippe: Le Monde diplomatique Nr. 6398 vom 16.3.2001, Seite 9.

* 347 Ziegler, Jean: Genossen an der Macht. Von sozialistischen Idealen zur Staatsräson. Frankfurt am Main: Athenäun, 1988. S. 13.

* 348 Aussage von Rubens Ricupero.

* 349 Brüne, Stefan: Die französische Afrikapolitik. .... Baden-Baden 1995. S. 232.

* 350 1960: Unabhängigkeitsjahr der meisten ex-Kolonien Frankreich in Afrika südlich der Sahara.

* 351 Löhr, Johanna: Frankreichs Afrikapolitik- Kontinuität und Wandel seit 19990. Universität Trier, Nov.2003. S. 119.

* 352 Brüne, Stefan: Die französische Afrikapolitik. .... Baden-Baden 1995. S. 233.

* 353 Ibid: .. S. 237.

* 354 Es sind Worte des kenianischen Politikwissenschaftlers Professor Ali A. Mazrui (In: Breyer, Karl: Sterbehilfe für Afrika. Paradox Entwicklungspolitik. Arndt-Verlag, Kiel, 1987. S. 33.)

* 355 Nach dem Tod des langjährigen geblibenden Machthabers und treuen Freundes Frankreichs Eyadema am 05.02.2005, hat die togolesische Armee dessen Sohn Faure Eyadema als neuer Präsident erklärt. Die Assemblée Nationale Togolaise« hat in einer Sondersitzung das Grundgesetz geändert und den Präsidenten der Assemblée Nationale« entmachtet. Dieser sollte eigentlich nach dem Gesetz das Interim 60 Tage lang übernehmen und dann neue Wahlen organisieren. Am 25. Februar 2005 hat Faure Eyadéma seine Rücktritt angekündigt zum Wohl der togolesischen Bevölkerung und der Opposition.

* 356 Unbekannt...

* 357 Zitate von Klaus Brück

* 358 Zitate von Jules Ferry

* 359 Zitate von Pierre Mendes France

* 360 Zitate von C. A. Diop

* 361 Zitate von Ahmed Sékou Touré

* 362 Zitate von A. S. Touré

* 363 Zitate von C. A. Diop

* 364 Zitate von C. A. Diop

* 365 Zitate von Jean Philippe Omotundé






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"Ceux qui rêvent de jour ont conscience de bien des choses qui échappent à ceux qui rêvent de nuit"   Edgar Allan Poe